Zwölferspitze (2594 m) - ab durch die Nordwand!


Publiziert von 83_Stefan , 15. September 2012 um 18:37.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 9 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über die B 198 ins Lechtal; zwischen Häselgehr und Elbigenalp abzweigen und über kleine Sträßchen via Unter- und Obergriesau zum Beginn der Versorgungsstraße der Griesbachalm. Kostenfreie Parkgelegenheiten an der Brücke über den Griesbach.
Unterkunftmöglichkeiten:Griesbachalm (1475 m, privat; nur Einkehr).
Kartennummer:AV- Karte 2/2 - Allgäuer Alpen Ost; AV-Karte 3/3 - Lechtaler Alpen Parseierspitze (Randbereich).

An der formschönen Leiterspitze zweigt vom Hauptkamm der Lechtaler Alpen ein Zweigkamm ab, der in nordwestliche Richtung zieht und an den Ruitelspitzen endet. Mit Ausnahme dieses mittels eines AV-Wegs erschlossenen Doppelgipfels ist es in dieser Ecke bis heute sehr ruhig geblieben - zum Glück! Ein dominanter Berg in diesem Kamm ist die schöne Zwölferspitze, die relativ selten Besuch erhält und wenn, dann fast ausschließlich im Winter. Da mag es auf den ersten Blick verwundern, dass von Süden ein markierter Steig auf den Gipfel führt; dieser ist allerdings in den gängigen Karten nicht verzeichnet, weil es sich nicht um einen offiziellen AV-Weg handelt. Wer aber die Wildheit dieses schroffen Bergs so richtig erleben möchte, steigt weglos von Norden auf. Den Bergsteiger erwartet hier eine landschaftlich herausragende Bike & Hike-Tour mit Einkehrmöglichkeit.

Start in Griesau am Beginn des Fahrwegs zur Griesbachalm. Der geteerte Weg verläuft in westlicher Richtung relativ steil ansteigend durch dichten Wald. Schließlich wird das Sträßchen auf breitem Schotterweg scharf nach links verlassen; der Weg führt in östlicher Richtung durch den Wald und erreicht - hoch über dem Griesbach - das Hochtal, an dessen Ende die Griesbachalm liegt. In südlicher Richtung, weit über dem zunächst noch tief eingeschnittenen Bach, geht's nur noch schwach ansteigend dahin, bis der hintere Talboden erreicht ist. Ein Seitenbach wird gequert und in Kehren geht es - wieder deutlich steiler - hinauf zur Griesbachalm. Hier Radldepot.

Jetzt geht's hoch ins Dreisattelkar. An der Alm beginnt eine frisch markierte (warum?!?) Steigspur, die durch die Latschen zu einer Schuttzunge führt; immer den roten Markierungspunkten folgend geht's aufwärts, bis der schmale Steig den Schuttstreifen nach rechts ins Latschendickicht verlässt. Er quert durch die Latschenzone hinüber zu einer Rinne; dort befindet sich ein mit roten Pfeilen bezeichneter Verzweigungspunkt. Die frisch markierte Spur wird verlassen und man folgt der Rinne an ihrem linken Rand - uralten Markierungszeichen folgend - bergauf. Später zieht die Spur auf den begrenzenden Rücken hinauf, quert eine kurze Latschenzone und erreicht den oberen Karboden.

Linker Hand zieht ein Schuttstrom direkt in Gipfelfalllinie weit in die Nordwand empor - dort geht's hinauf! Es sieht grausam aus und der Anblick täuscht nicht: Der Anstieg im immer steiler werdenden Schutt ist ein hartes Stück Arbeit. Zwei Schritte vor, eineinhalb Schritte zurück... große Blöcke rauschen bis ins Kar hinunter - kein Anstieg für Ästheten! Der Schuttstrom verzweigt sich in mehrere Schuttrinnen; vermutlich ist es am günstigsten, der am nächsten zum Gipfel gelegenen, großen, linken Rinne zu folgen. Wir haben uns zu weit rechts gehalten und sind über schuttbedeckte Felsstufen (bis I+) und steile Schrofen in den steilsten Teil der Wand geraten. Nach langem Kampf wird endlich der Grat erreicht.

Auf dem breiten, harmlosen Grat geht's gipfelwärts. Bald stößt man auf die frisch markierte Route, die von Madau heraufkommt (ich frage mich nur, ob jedermann einfach die Berge nach Gutdünken anpinseln darf, wenn es seinem Geschäft zuträglich ist?!?). Zuletzt am Grat wieder etwas steiler und ausgesetzter den roten Punkten folgend zum Gipfel, den ein schönes Kreuz (mit Buch) ziert. Die Zwölferspitze erweist sich als sagenhaft schöner Ausichtsberg mit Panorama weit über die umliegende Bergwelt hinweg.

Der Rückweg verläuft wieder auf dem Grat zurück; jedoch steigt man nicht wieder in die Nordwand hinunter sondern bleibt auf dem breiten Grat, der sich bald eng zusammenschnürt und an Ausgesetztheit gewinnt. Über brüchige Felsstufen hinab. Der Abstieg zu einer schmalen Scharte, die auf der anderen Seite von einer Felsplatte begrenzt wird, bildet die Schlüsselstelle (III, ausgesetzt und sehr brüchig; im Abstieg unangenehm). Weiter am Grat bis zu einer schmalen Scharte, nach der sich der Grat zu einer letzten Zwischenerhebung vor der Dreisattelscharte aufschwingt. Hier gibt es eine günstige Gelegenheit, den Grat zu verlassen: Ein steiler Schrofenrücken leitet zu einer Schuttzunge hinunter, auf der es dann sehr flott bergab ins Dreisattelkar geht, wo die Anstiegsroute wieder erreicht wird. Auf ihr zurück zur Griesbachalm. Die deponierten Fahrräder erweisen sich ein Mal mehr als großer Gewinn, auch wenn bei der Abfahrt die zahlreichen Wanderer eine besonders vorsichtige Abfahrt erfordern.

Schwierigkeiten:
Radltour zur Griesbachalm: L (zu Fuß T1; breiter, aber teilweise recht exponierter Fahrweg).
Anstieg zur Zwölferspitze durch Nordwand: T5, I+ (sehr anstrengend; bei Anstieg über die linke Schuttrinne vermutlich deutlich einfacher, aber mindestens ebenso anstrengend).
Abstieg über Westgrat und Nordwand: T6, III (eine kurze, knackige IIIer-Schlüsselstelle in brüchigem Fels am Westgrat).

Fazit:
Landschaftlich eine top 5*-Unternehmung, die im Sommer allerdings ihren Tribut an Schweißtropfen fordert - nur für Berg-Masochisten geeignet! Am besten macht man die Tour früh in der Saison, wenn noch ein Anstieg über Schneefelder möglich ist. Der Westgrat ist im unteren Bereich durchaus ernst, kann aber an einigen Stellen nach Norden ins Dreisattelkar verlassen werden. Wer einen markierten Anstieg sucht, benutze den Steig von Madau!

Mit auf Tour: Uwe.

Anmerkung:
ADI war im Winter auf der Zwölferspitze. Hier sein Bericht.

Kategorien: Lechtaler Alpen, bike and hike, 5*-Tour, 2500er, T6.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (2)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 17. September 2012 um 11:11
*****Tour für echte Masochisten.....keine Frage!

VLG vom ADI ;-)

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. September 2012 um 12:07
Danke! Grüße zurück!


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