Nicht ganz solo am Muot da la Pischa (3026 m)


Publiziert von rkroebl , 9. September 2012 um 15:51.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum: 8 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1045 m
Abstieg: 1045 m
Strecke:Parkplatz Diavolezza-Bahn - Val da Fain bis P. 2172 - P. 2769 - kurz vor Furocla Pischa - P. 2929 - Gipfel Muot da la Pischa - Direktabstieg zu P. 2769 via Lej da Prüna und Abstieg ins Val da Fain zur Diavolezza-Bahn (13,3 Km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV oder PW zur Talstation der Diavolezza-Bahn
Kartennummer:2521 St. Moritz Bernina / Ausschnitt map.geo.admin.ch / GPS etrex 30

Traumtag im Oberengadin. Da waren schon ein paar Leute unterwegs, aber zum Glück und wie fast immer, blieben sie auf den ausgetrampelten Pfaden. Trotzdem wurde aus meiner für den Genuss von Einsamkeit geplanten Soloüberschreitung des Muot da la Pischa nichts, denn der Berg war von Steinwild belagert!

Am westlichen Ende des Parkplatzes der Diavolezza-Bahn, quert man die Berninapassstrasse und marschiert auf einem kleinen Pfad talabwärts zur ersten Brücke, die einem über die Ova da la Bernina hinein ins Val da Fain einlässt. Nach einigen Minuten auf einem angenehmen Schottersträsschen zweigt bei P. 2172 nach links der wrw-signalisierte Bergwanderweg in Richtung Fuorcla Pischa ab. Ab da stehen erst mal die meisten Höhenmeter des Tages auf dem Programm. Im Zickzack geht das Weglein hinauf, bis es von der letzten Vegetation verlassen wird. Ein kleiner Anstieg durch felsiges Gelände (es ist mit Seilen und Geländern vollkommen überflüssigerweise gesichert - schade ums Geld!) bringt einen bei P. 2769 auf eine steinhügelige Plattform, die einer Mondlandschaft gleicht. Hier ist das Tagesziel schon zu sehen - aber nur, wenn man ganz genau hinschaut - man amüsiere sich deswegen bei den Fotos!

Der gut markierte Weg geht weiter durch diese eindrückliche Gegend, bis man die Fuorcla Pischa erreicht. Schon kurz davor verlasse ich den Weg und steige nach rechts auf einen ersten der Hügel, die das Staccato von Erhebungen hinüber zum die Gegend überragenden Piz Languard ausmachen. Zwischenziel ist hier P. 2929 wo man ausgezeichnet und bei prächtiger Aussicht Mittagsrast machen kann. Ich verköstige mich mit Brot, Käse und Salami, während ich den Weiterweg mit dem Feldstecher unter die Lupe nehme. Bis zum Gipfel des Muot da la Pischa waren keine Schwierigkeiten zu erwarten. Alles - wenn auch steiles und etwas zerklüftetes - Gehgelände. Das hat sich später auch bestätigt.

Frisch gestärkt also los, aufs Ziel zu. Kurz bevor ich den Endanstieg unter die Füsse nehmen will, taucht eine Überraschung auf. Ein Steinbock steht im Geröll und blickt etwas gelangweilt über seine linke Schulter zu mir herüber.  Begeistert beginne ich zu fotografieren.  Nach nur wenigen Augenblicken wird mir klar: der ist da nicht allein unterwegs. Links und rechts, ober- und unterhalb meiner geplanten Aufstiegsroute sehe ich  schätzungsweise drei Dutzend dieser wunderbaren Tiere. Böcke, Geissen und Jungtiere in ihren verschiedenen Untergruppen. Während sich einige der alten Säcke zur Mittagssiesta hingelegt haben, springen jüngere Exemplare gekonnt im Aufstieg herum. Alles, was ich zu tun brauche, ist ganz langsam, ohne hastige Bewegungen meinen geplanten Weg zu gehen. Die Tiere weichen erst weg, wenn ich eine magische 10-Meter-Grenze tangiere. Dann verschieben sie sich um ein paar Meter weiter weg und schauen mich vorwurfsvoll an. Nur eine Geiss kannte keine Angst - sie stand erst Pose für eine schöne Aufnahme und kam dann auf mich zugerannt um danach Steine stiebend an mir vorbei nach unten zu flüchten. Sie waren überall. Das Erste, das ich beim erreichen des Gipfelplateaus 'meines' Berges zu sehen kriegte, waren ein Steinmann und ein Steinbock. Beide männlich. Der lebendige war aber sauer, pfiff mich genervt laut an und galloppierte die linke Flanke hinab. Nur eine halbe Stunde vorher hatte ich die Aufstiegsroute genauestens mit dem Feldstecher betrachtet und kein einziges Tier gesehen. Was für eine freudige Überraschung, da doch nicht solo gewesen zu sein!

Vom einsamen Gipfel hat man eine gute Sicht auf den nicht einsamen des Piz Languard und auf die Ameisenstrasse von Wanderern, die von der Georgy-Hütte hinauf zum Triangulationspunkt am Gipfel steigen.  Die hatten garantiert keine Tuchfühlung mit Steinwild da oben. Für den Abstieg machte ich es mir einfach und nahm die östliche Falllinie hinunter, erst in Richtung des tiefblau unter mir leuchtenden Lej da Prüna, um dann leicht rechts haltend wieder in die Mondlandschaft westlich der beiden Teile des Lej da la Pischa zu gelangen. Von dort blieb nur noch der lange, aber einfache Abstieg auf der Aufstiegsroute.

Das ich dabei bestens gelaunt Liedlein pfiff, dürfte niemanden verwundern. Was für ein Tag!

Tourengänger: rkroebl


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Geodaten
 12862.gpx Muot da la Pischa

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Kommentare (10)


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Gelöschter Kommentar

rkroebl hat gesagt: RE:Toller Bericht
Gesendet am 11. September 2012 um 19:42
Herzlichen Dank für den Feedback!

LG Ray

dulac hat gesagt:
Gesendet am 12. September 2012 um 22:10
Dem Kompliment zu den exzellenten Fotos kann ich mich nur anschliessen!

Den Aufstieg zur Fuorcla Pischa kenne ich aus eigener Erfahrung - wirklich schweissreibend, schön wenn man ihn geschafft hat!

Haben die Steinböcke hier noch nicht mitbekommen, dass die Jagdsaison begonnen hat (entspr. Deinem Bericht vom Vortag) oder werden sie hier nicht gejagt?
Vielleicht damit für den "Steinbockweg" noch genügend Exemplare übrig bleiben ?

LG Wolfgang

rkroebl hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. September 2012 um 01:38
Vielen Dank für die netten Worte!

Ehrlich gesagt, ich kann mir das auch nicht erklären, wie das ist mit dem Steinwild da. Soweit ich weiss, dürfen dieses Jahr in GR nur etwa 250 Steinböcke geschossen werden. Ob da auch noch Schutzzonen einzuhalten sind - und wo die sind - ist mir nicht bekannt. Werde einen Bekannten fragen, wenn der wieder mal zuhause ist und nicht - wie jetzt fast permanent - auf der Jagd im Calanda. ;-)

LG Ray

hakuna hat gesagt: tolle Tourenbeschreibung und herrliche Bilder !
Gesendet am 30. Juni 2013 um 19:50
Möchte die Tour demnächst auch machen und bin beim Planen auf die Seite gestosse. Was mich irritiert: in meinem Bruckmann Führer ist die Tour mit T2+/T3 ausgeschrieben, warum hast Du ihr eine 4- verpasst? (auch in anderen Berichten ist sie mit T4 gekennzeichnet)
LG, Hilde

rkroebl hat gesagt: RE:tolle Tourenbeschreibung und herrliche Bilder !
Gesendet am 30. Juni 2013 um 20:05
Hallo Hilde!

Das liegt an den relativ knackigen und vorallem weglosen Aufstiegen zum P.2929 und dem Gipfel des Muot da la Pischa. Von dort ist der Abstieg auch querfeldein. Ohne diese Punkte sähe ich sie als T3, wobei das 'anspruchsvoll' dann für den Aufstieg aus dem Val da Fain stehen würde. Bei heisser Witterung ist der echt ein Krampf! :-)

Viel Vergnügen, die Gegend ist wunderbar.

LG, Ray

hakuna hat gesagt: RE:tolle Tourenbeschreibung und herrliche Bilder !
Gesendet am 1. Juli 2013 um 17:15
Danke Ray! Die Gegend ist in der Tat wunderbar, war letztes Jahr auf dem Piz Languard und möchte dieses Jahr mit einer Freundin eine mehrtägige Tour dort machen. Anstrengend und steil geht schon, aber wenn die Stelle an der Fuorcla sehr ausgesetzt ist, würden wir das auslassen :-)

LG, Hilde

rkroebl hat gesagt: RE:tolle Tourenbeschreibung und herrliche Bilder !
Gesendet am 1. Juli 2013 um 19:30
Gerne! Da hat's nix ausgesetztes auf der Tour, so wie ich sie gegangen bin, ausser vielleicht ein paar Meter, gleich kurz vor P.2769. Ich hab das zufälligerweise fotografiert, es ist die 6. Foto vom Bericht. Wirklich nicht der Rede wert, das schafft Ihr locker! ;-)

LG, Ray

hakuna hat gesagt: RE:tolle Tourenbeschreibung und herrliche Bilder !
Gesendet am 5. August 2013 um 22:08
Wir habens geschafft und nicht bereut - es war wirklich nicht der Rede wert. Wunderschöne Bergtage im geliebten Engadin liegen hinter uns, wir kommen wieder :-)

LG, Hilde

rkroebl hat gesagt: RE:tolle Tourenbeschreibung und herrliche Bilder !
Gesendet am 6. August 2013 um 06:10
Wie schön! Ich in gerade am packen, bald bin ich auch im Engadin. ;-)

LG, Ray


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