Uri Rotstock (2928m) - Schlieren (2830m)


Publiziert von Bergamotte , 30. August 2012 um 20:40.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:29 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1940 m
Abstieg: 2235 m
Kartennummer:1191 Engelberg

Seit längerem wälze ich den Plan, Uri Rotstock und Schlieren im Doppelpack zu begehen. Doch die Sache kommt mir suspekt vor. So weist der Rotstock auf Hikr bis heute 61 Einträge auf, der benachbarte Schlieren bis letztes Jahr gar keinen. Zugegeben, den meisten Wanderern reichen die mindestens 1450Hm auf den Wandergipfel der Zentralschweiz. Und das Panorama verändert sich 1km nordwärts auch nicht grundlegend. Trotzdem, vergleichbare Gipfel werden weit häufiger bestiegen. Und auf Hikr tummeln sich Berggänger, die ständig auf der Suche nach neuen, einsamen Perlen sind. Ob es an technischen Schwierigkeiten liegt? 2011 bricht Alpinist mit seiner NS-Überschreitung endlich den Bann. Er erwähnt ausgesetzte III-Stellen am NO-Grat des Schlieren, weshalb ich diese Variante nach längerer Überlegung verwerfe. Als Route verbleibt somit nur die Querung vom Rotstock (und gleich retour), welche offenbar gut machbar ist.

Angesichts des happigen Tagesprogramms lass ich mich ausnahmsweise bequem zur Musenalp (1486m) hochgondeln. Zügig und ohne Pausen steig ich in 2:50 via Chlitaler Firn zum Uri Rotstock (2928m) hoch. An diesem Mittwoch bei nahezu perfekten Bedingungen verirren sich nur zwei weitere Gruppen auf die formschöne Pyramide. Das Panorama, welches ich zum ersten Mal sehe, gehört zum Besten, was ich in den Voralpen bisher erleben durfte.

Nervös angesichts der bevorstehenden Querung pausiere ich nicht allzu lange. Zunächst versuche ich direkt über den Grat in die Schlierenlücke abszusteigen. Nach 35Hm muss ich bereits abbrechen, ein III-Abschwung versperrt mir den Weg, auch eine Umgehung wäre nicht minder anspruchsvoll. Also steige ich wieder hoch und folge nun den zahlreichen blauen Strichen. Die waren mir bereits vorhin aufgefallen, doch hielt ich sie zunächst für eine Alternativroute auf den Chlitaler Firn. In der Tat führt die Markierung aber zielsicher durch die Nordflanke des Rotstocks. Ohne Markierung hätte ich den Versuch wohl bald abgebrochen, denn das Gelände ist steil und äusserst brüchig (T5 / I). Erst die Markierung verleiht mir die nötige Sicherheit. Sie ist intelligent und in angenehmer Häufigkeit gesetzt, auch wenn sie im Abstieg teilweise gesucht werden muss. Nach circa 2/3 der Höhenmeter endet das rötliche Gestein. Man holt nun leicht gegen Westen aus und durchschreitet spektakulär ein Felstor. Der restliche Abstieg präsentiert sich deutlicher einfacher und nicht mehr ausgesetzt (T3).

Man gelangt nun in einen kleinen Sattel, welcher noch nicht die Schlierenlücke (2707m) ist. Diese erreicht man erst durch einen kurzen Abstecher nach rechts (Osten) und einfache Abkletterei. Auch hier gilt: Immer der blauen Markierung folgen! Diese führt mich nun in eine Rinne, welche einfach und genussreich erklettert wird. Die verbleibenden Höhenmeter erreichen maximal T4 und man kann die Linie getrost selber wählen. Ein bisschen stolz erreich ich das Steinmannli auf dem Schlieren (2830m). Das Gipfelbuch - obschon 42-jährig - weist zahlreiche Einträge von Einheimischen auf. Der auf Hikr entstandene Eindruck von Exklusivität ist also nicht unbedingt zutreffend. Die meisten Begehungen finden als NS-Überschreitung nach Alpinist statt. Ein Eintrag lässt vermuten, dass von Westen auch direkt in die Lücke aufgestiegen werden kann. Weiss hier jemand Genaueres?

Nun folgt die Rückkehr auf den Rotstock über die gleiche Route. Die ganze Anspannung ist nun verflogen und ich kann die ganze Strecke geniessen. Im Aufstieg bietet selbst die brüchige Rotstock-Flanke Kraxelvergnügen pur, zudem ist die Markierung in diese Richtung viel besser sichtbar. Auf dem Uri Rotstock freu ich mich über den Erfolg und lass die Szenerie auf mich wirken.

Den langen Abstieg via Sassigrat bringe ich zunächst rasch hinter mich. Die Suche nach dem höhenneutralen Weg zum Sassigrat (sprich kein Abstieg zur Biwaldalp) kostet aber unnötig Nerven. Schlussendlich steig ich durch eine rutschige Rinne bis auf den Grat unterhalb des Chli Schlieren auf (T5), was natürlich keine Höhenmeter gespart, aber viel Kraft gekostet hat. Kein Wunder werd ich durch eine  Bauernfamilie beim Wildheuen ungläubig gemustert. Über den leicht ausgetzten Grat steig ich 150Hm zum Sassigrat (1868m) ab, eine T4. Nach kurzer Stärkung auf der Musenalp (1486m) verzichte ich aufs Bähnli und erreich in 15 Minuten den Parkplatz bei P. 1192.

Fazit: Die Passage vom Uri Rotstock zum Schlieren (und zurück) ist bei trockenen Verhältnissen für erfahrene Alpinwanderer gut machbar. Das Tragen eines Helms empfiehlt sich, die Rotstock Nordflanke ist steinschlägig. Ein allfälliges nächstes Mal würde ich jedoch die Schlieren-Überschreitung probieren, sie wird häufiger durchgeführt als erwartet.


Zeiten
2:50  Uri Rotstock
2:10  Schlieren (und retour)
2:45  Musenalp

Tourengänger: Bergamotte


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Kommentare (2)


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Bambula hat gesagt:
Gesendet am 31. August 2012 um 10:47
Gratuliere zur Tour. Den Aufstieg in die Lücke zwischen Schlieren und Rotstock von Westen habe ich im 2007 mal probiert. Nicht mehr weit unter der Lücke habe ich den Versuch abgebrochen. Neuschnee hat mich ausgebremst. Aber auch bei besseren Bedingungen ist der Aufstieg wohl eine ernste Angelegenheit und ziemlich sicher im Bereich T6 anzusiedeln. Gruss

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. August 2012 um 14:57
Danke, gut zu wissen. Vielleicht haben wir Glück und ein anderer Hikr probiert die Variante nochmals.


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