Bännlifels 631,7m und Chienberg 768,6m


Publiziert von Sputnik Pro , 10. Oktober 2011 um 16:05.

Region: Welt » Schweiz » Solothurn
Tour Datum: 9 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO   CH-BL 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 550 m
Abstieg: 530 m
Strecke:8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Basel mit dem Zug nach Laufen. Von Laufen mit dem Postauto nach Wahlen.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von Basel mit der S-Bahn nach Zwingen. Von Zwingen mit dem Postauto nach Büsserach.
Unterkunftmöglichkeiten:Keine, Hotels in Laufen.
Kartennummer:LKS 1:25000 Passwang (Nr. 1087)

VIEL GESCHICHTE UND EINE NEU ENTDECKTE T6-ROUTE VOR DEN TOREN BASELS.

Das Wetter erlaubte diesen Sonntag keine grösseren Touren in den Alpen, zudem sollten dort grössere Neuschneemengen gefallen sein und ich hatte keine Lust auf eine Schneeschuhtour schon im Oktober. Also war es wieder einmal an der Zeit die nähere Region zu besuchen und eine mir noch unbekannte Tour im Basler Jura zu finden. Nach den Kartenstudium fand ich eine spannende Tour bei der ich drei mittelalterliche Ruinen, eine Römische Villa, eine prähistorisch bewohnte Höhle (welche ich aber nicht fand) und zwei Gipfel besuchen konnte. Da ich zudem in Laufen noch Zeit hatte bis mein Bus zum Ausgangsort Wahlen fuhr, konnte ich das interessante, 4900 Jahre alte Dolmengrab am Rande der Altstadt besichtigen.

Die Route:

1. Römische Villa Wahlen:

Schwierigkeit T1. Man folgt vom Dorfkern Wahlen der Strasse in Richtung Grindel bis P.432m. Dort biegt man auf den Wanderweg ab und folgt ihm, an einem Wassereservoir vorbei, bis zu einem kleinen Häuschen auf der linken Strassenseite. Nun geht man rechts in den Wald und folgt einem schmalen Weglein welches nach kaum 100m zur Römischen Villa führt. Diese ist allerdings nur noch an Gräben überwucherten Erdwällen erkennbar. Sie lag ursprünglich an der Römischen Heerstrasse "Val Terbi". Der Name des Ortes Wahlen kommt zudem von der Römischen Siedlung Vallum welche unterhalb der  Römischen Villa lag.

2. Ruine Neuenstein:

Schwierigkeit T2. Man folgt dem breiten Wanderweg weiter bis man südlich der Weggabelung P.506m einen kleinen Bach überquert. Wenige Meter danach wendet man sich nach links wo ein Zickzackweglein auf den Fels hochführt auf dem man wenige Mauerreste der Ruine Neuenstein findet. Die Burg der Herren von Neuenstein wurde Mitte des 13.Jahrhunderts erbaut. 1411 wurde sie allerdings zerstört und 1438 neu aufgebaut. Ende des 15.Jahrhunderts wurde sie schliesslich aufgegeben.

3. Ruine Bännlifels / Bännli Westgrat:

Schwierigkeiten: Unterer Westgrat T6 / Fels II, Oberer Westgrat T5 / Fels I. Von der Ruine Bännlifels steigt man über Wegspuren nach Osten ab und überquert den Wahlenbach über eine Holzbrücke wo man die Kantonsstrasse betritt. Man folgt der Strasse etwa 50m bis man über einen gerodeten Hang zum Grat aufsteigen kann. Man umgeht einige Felsblöcke und erreicht so den ersten Steilaufschwung. Die Felswand kann man über ein etwa 7m hohes Couloir (T5-6) überwinden. Anschliessend erreicht man in wenigen Schritten die zweite Felswand welche wieder ein etwa 7m hohes Couloir aufweist und die Schlüsselstelle (T6) darstellt. Die Kletterei ist etwa II- mit einem Schritt II+. Oberhalb vom Couloir steigt man über steiles, wenig haltendes Gras nach links Oben zum Grat auf (T5). Nun trifft man auf schwache Wegspuren die südseitig um einen Fels führen über den man den Grat wieder erklettert (T4-5; Fels I). Ein weiterer Aufschwung wird zunächst wiederum rechts umgangen, dann südseitig erklettert (T4-5; Fels I) und der darauffolgende Fels wird dann rechts südseitig Umgangen. Einige Felsen (T4) leiten nun zum Gratgipfel P.589m. Nun folgt man dem fast flachen Grat (T3) bis er wieder felsiger wird und deutliche Wegspuren aufweist, von Süden wäre hier ein einfacherer Zustieg durch steilen Wald möglich. Der felsige Grat weist einige Aufschwünge auf welche gutgriffig erklettern (T4-5) lassen. Zuletzt leiten luftige Felsen (T5) auf den Gipfel Bännlifels mit dem grossen Gipfelkreuz. Auf dem Bännlifels. Im Frühmittelalter stand hier ein Wachturm von dem allerdigs keine Reste mehr zu erkennen sind.

4. Chienberg:

Schwierigkeiten: Abstieg Bännlifels T5; Chienberg selbst T3. Man geht vom Bännligrat den Grat (T5) zurück bis man nach Süden absteigen kann. Die Südwand vom Bännlifels wird durch viel Unterwuchs südlich umgangen (T4) und man gelangt so im Wiederaufstieg in die Lücke östlich des Gipfels. Nun folgt man meist absteigend unterhalb der  Felsen der Baflue ostwärts. Zuerst muss man sich durch steiles, extremes Dickicht kämpfen (T4), danach folgt man einem teilweise überwachsenen Wildwechselweglein bis man auf das Ende eines Forstweges südöstlich der Baflue gelangt. Mit mehreren Verzweigungen Kehren erreicht man über Forstwege die Nordseite des Chienberges wo man dank Holzschlag ziemlich einfach auf den obersten Ostgrat und über ihn auf den Gipfel aufsteigen kann (T3).

5. Bättlerchuchi:

Schwierigkeiten: Abstieg Chienberg T3; Zustieg Höhle T1. Über den Ostgrat und die Ostflanke des Chienberges gelangt man oberhalb Stürmen auf den Wanderweg. Im unteren Teil der Flanke findet man allerdings viel mühsames Unterholz im Wald. Über den Wanderweg erreicht man die Passwangstrasse der man nach Süden folgt. Beim Ortsschild Büsserach findet man eine Einbuchtung in der Wand von der ich meinte es sei die Bättlerchuchi-Höhle. Diese befindet sich allerdings einige Meter weiter unterhalb derselben Felswald. Ich besuchte sie über neun Jahre später (diese Fotos sind dem Bericht angehängt).

6. Schloss Thierstein.

Schwierigkeit T1. Von der Bättlerchuchi folgt man der Kantonsstrasse in Richtung Büsserach bis man nach links abbiegen kann. Der einfache Weg zur Burg hinauf ist nun ausgeschildert. Das gut erhaltene Schloss ist leider nicht öffentlich zugänglich. Die Burg wurde um 1100 gegründet, um 1190 und 1295 erweitert. Nachdem die Grafen von Thierstein 1522 ausgestorben waren, übernahm Solothurn die Burg.

Genaue Route: Wahlen bei Laufen - P.432m - Römische Villa Wahlen - In der Bläji - P.506m - Ruine Neuenstein - Brücke Wahlenbach - Bännli Westgrat über P.589m - Ruine Bännlifels - Querung südlich Baflue - Chienberg Nordflanke - Chienberg - Chienberg Westgrat / Westflanke - Stürmen - P.426m - Bättlerchuchi - P.426m - Ziegelhütte - Schloss Thierstein - Ziegelhütte - Büsserach.

Tour im Alleingang.

Anmerkungen:

a)
Am 29.12.2020 war ich ein zweites Mal auf dem Stürmenchopf, Bännlifels und Chienberg. Die Fotos zu dieser Tour sind diesem Bericht hinzugefügt.

b)
Am 16.4.2021 war ich mit meiner Nichte Lova ein drittes Mal auf dem Bännlifels. Für die 13-jährige Sportlerin wars ihre erste Kraxeltour und sie hat es schon perfekt gemacht. Bergsteigen liegt wohl in den Genen der Familie :-)

Tourengänger: Sputnik


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Kommentare (9)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 10. Oktober 2011 um 16:56
Hallo, Sputnik!

Abenteuerliche T6 Tour, wie man sie selten sieht!
Klasse!

VLG aus München, Gunter

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 11. Oktober 2011 um 06:45
Hi Gunter,

War selbst überrascht dass es eine T6 Tour war. Ich hatte mir die Tour nach der 1:25000 Karte zusammengesetellt und da sieht man ja bejammtlich nicht ob ein felsiger Grat T4, T5, T6 oder noch schwieriger ist. So ganz nach dem Motto: Probieren geht über studieren...

LG, Andi

Felix hat gesagt: unglaublich ..
Gesendet am 10. Oktober 2011 um 17:13
was du auch noch in der nächsten Umgebung entdeckst - und erst noch abenteuerlich begehst!

lg Felix

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 11. Oktober 2011 um 06:48
Salü Felix,

Da gibt es noch unzählige Ziele in Baselland welche ich noch besuchen möchte. Auf der Schulkarte Baselland hat alle Burgen und Höhlen gut sichtbar eingezeichnet, damit werde ich noch öfters die HIKR-Gemeinde überrschan können.

LG, Andi

kopfsalat hat gesagt: dem erstbesteiger
Gesendet am 11. Oktober 2011 um 09:53
ha!

da schreibt man ganz unbedarft einen eintrag zur bafluh als zukünftiges projekt und zack ist sputnik auch schon oben ... ;-)))

besten dank fürs rekognoszieren.

CarpeDiem hat gesagt:
Gesendet am 11. Oktober 2011 um 10:12
Interessant zu sehen, dass solche Touren praktisch vor der Haustüre stehen....

LG, Anne-Catherine

Alpenner hat gesagt: Die Bännlifels
Gesendet am 22. Februar 2021 um 10:30
ist die einzige Ruine, bei der ich in meinem Projekt "jede Ruine im TNW Gebiet abklappern" bisher kapitulieren musste. Ich habe Sie nicht mal sehen können, vermute aber dass ich keine 50 Meter Luftlinie darunter stand. Der Versuch war zugegebenermassen nicht gut vorbereitet, bin einfach mal nach Gutdünken angestiegen bis ich kapitulieren musste..

Jetzt ist in der elektronischen admin.ch Karte auf einmal ein Weg (von Süden) bis kurz vor der Ruine verzeichnet... ein eingezeichneter Weg im Jura kann doch höchstens T2/T3 sein?

Eine alte Wahlerin hat mir mal gesagt es gebe auch einen gesichterten Pfad von Norden? Weiss jemand was davon?

Sputnik Pro hat gesagt: Routen zum Bännlifels
Gesendet am 22. Februar 2021 um 15:58
Salü,

Von N und S ist der Grat gleich einfach erreichbar und nicht schwierig. Erst der Grat selbst ist etwas heikler im obersten Stück. Doch der Fels ist meist fest und einen Weg vorhanden. Hier die Möglichkeiten:

1) Weg von Süden auf den Grat:
Kenne ich nicht, aber er ist nach meiner Einschätzung nicht mehr als T2-3.

2) Weg von Norden auf den Grat:
Habe ich kürzlich begangen, ist nicht schwieriger als T2 mit Pfadspuren (Siehe Karte bei diesem Bericht)

3) Ganzer Grat von untern (Strasse):
Ganz klar T6, habe ich vor einigen Jahren gemacht

4) Grat zum Gipfel Bännlifels:
Etwa T5, (im obersten Teil) mit luftigen, einfachen Kletterstellen (bis I-II).

Gruss und viel Erfolg!

Andi

Alpenner hat gesagt: RE:Routen zum Bännlifels
Gesendet am 22. Februar 2021 um 19:48
Super vielen Dank, ich kam (von Norden) nicht mal auf den Grat habe aber wohl eine blöde Stelle erwischt (zu direkt) und habe dann entnervt die Ruine Neuenstein und den Stürmenkopf gemacht, ich versuche mich jetzt genau an deiner Route.

PS:Kopfsalat hat mal etwas von einer zweiten Ruine geschrieben 500 Meter westlich, weisst du etwas davon?

Beste Grüsse
Lutz


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