Hübsche Kraxelei auf den Bännlifels


Publiziert von Bergmax , 26. April 2022 um 22:07.

Region: Welt » Schweiz » Basel Land
Tour Datum:22 April 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BL   CH-SO 
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 270 m
Abstieg: 400 m
Strecke:Grindel SO - Wahlenstr. - Bännlifels Gipfelkreuz - Baflue - Bachmatt - Wahlen bei Laufen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus 114 von Laufen nach Grindel Unterdorf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus 114 ab Wahlen Oberdorf nach Laufen
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Eine Ruine, die mehr ein Gipfelchen ist...

Es ist schon fast so eine Art Kunst für mich, im Mittelgebirge einigermaßen freistehende Gipfel und Gipfelchen zu suchen und zu erklimmen, die nicht unter T4, also nur mit Kraxelei zu haben sind. Gestern erst bin ich auf einen prima "Kandidaten" gestoßen - den Bännlifels unweit von Laufen, von dem es ein faszierendes Bild auf Wikipedia gibt, aber auch eine Handvoll Berichte hier (ein besonderes Danke an Sputnik und an Lactuca sativa L.). Und heute schon gehe ich hin und bin glücklich - das Gipfelchen lohnt sich.

Eigentlich habe ich vor, in Wahlen zu starten, aber im Postbus entschließe ich mich spontan, weiter bis Grindel zu fahren und so ein wenig abzukürzen. Dort bemerke ich, dass mein Kartenaausschnitt nicht weit genug nach Süden geht und weiß nicht recht, wie ich "elegant" zum "Einstieg" in das Bännlifels-Massiv komme. Egal - ich trotte einfach das Fahrsträßchen hinunter bis an die Kantonsgrenze, wo der Baflueweg in ein kleines Tälchen südlich des Bännlifels' abzweigt (ca. 490 m). Dort gehe ich nicht auf dem Fahrweg taleinwärts, sondern nehme den ansteigenden Pfad, in Richtung der Grathöhe führt. Dieser Weg ist bald in allen Regenbogenfarben markiert, ohne dass ich jedoch die Bedeutung dieser Markierungen richtig verstehe. Ich wandere einfach aufwärts - stellenweise etwas steil und rutschig, aber unproblematisch - bis zur Grathöhe, die zwischen P. 589 und dem Bännlifels P. 632 erreicht wird.

Zuerst mache ich einen kurzen Abstecher nach Westen bis zum höchsten Punkt in diesem Bereich (noch östlich von P. 589, knapp 600  m), von dem man einen sehr hübschen Blick zu dem großen Gipfelkreuz auf dem Bännlifels P. 632 hat. Nichts wie hin!

Der Aufstieg folgt total logisch dem Westgrat und hat einige sehr schöne, angenehm zu kraxelnde Passagen im echten, ehrlichen I. Klettergrad. Ich habe mit T5 gerechnet und empfinde das Gelände insgesamt  als etwas einfacher. Die Freude, ganz oben zu stehen, ist groß, umso mehr, da es neben der tollen Aussicht auch noch ein prima gepflegtes Gipfelbuch gibt, demzufolge der Bännlifels (632 m) erstaunlich selten aufgesucht wird. Von einer "Ruine", wie in der Landeskarte zu lesen, ist nichts mehr zu sehen.

Um weiter nach Osten zu gelangen, steige ich wieder ab, bis ich den Felsen mit dem Gipfelkreuz nördlich umqueren kann. Nicht zu früh queren - es gibt ein Felsband, das im Rückblick aber uneinladend aussieht. Nur gute 10 Höhenmeter tiefer am Fuß der Felsen verläuft ein relativ unproblematischer Pfad. Neugierig steige ich gleich bei der nächsten Scharte wieder auf den Grat. Dort gibt es auch Spuren, die zum Gipfelkreuz führen (also von Osten), aber dabei muss ein niedriger, aber steiler Felsriegel überwunden werden, den ich schon eher in Richtung Kletterei III schätzen würde. Auch in östlicher Richtung ist der Grat recht scharf. Ich kraxele einige Meter, aber es gibt kaum Wegspuren und ich kann den Weiterweg nicht recht einschätzen, also lasse ich es lieber und steige zurück in die Scharte und benutze vorübergehend wieder den Pfad, welcher die Felsen nördlich umgeht.

Bald gibt es eine Gelegenheit, den Grat eine Scharte weiter östlich zu betreten. Das mache ich natürlich und gehe dort zunächst (ohne Kraxelei) etwas nach Westen, wo man von einer nach Süden vorgeschobenen Kanzel eine gute Aussicht zurück zum Gipfelkreuz hat. Wieder zurück in der Gratscharte begutachte ich den Grataufschwung östlich und schätze ihn als gut machbar ein. Das bestätigt sich - man kann geschickt eine Rinne nutzen und muss nur wenig klettern (I). Nach einem horizontale Gratstück stehe ich plötzlich vor einem senkrechten Felsaufschwung - klar, dass es dort für mich nicht hochgeht. Diesen Turm umgehe ich aber nicht nördlich, sondern südlich auf einem einladenden Felsband mit Wegspuren. Plötzlich stehe ich vor einer Art Wurmloch für sehr groß geratene Würmer. Ich gehe hinein und lande nicht etwa in längst vergangenen Zeiten, sondern an einer Verzweigung. Die Höhle setzt sich fort und hinten scheint Licht hinein - also weiter.  Leider habe ich eine Sackgasse erwischt, denn das Lichtloch ist einfach zu klein. Also wieder zurück bis zur Verzweigung und ab dort außen herum

Sofort ist die nächste Scharte hinter dem steilen Turm erreicht. Dieser sieht auch von Osten aus anspruchsvoll (nicht unter III) aus. Ich vermute, dass der Gipfel der in der Karte verzeichnete P. 653 "Baflue" ist. Nun verändert sich der Charakter des Grates. Dioe Felsen werden weniger und niedriger, die Bäume dichter und höher. Ich komme an einem auffällgen Mauerrest vorbei. Danach geht es nochmal hoch zu einem nur leicht felsigen Minigipfel (der aber vielleicht höher ist als alle Türme weiter westlich?). Im Abstieg gibt es lustigerweie nochmal eine kurze Kraxelstelle (knapp I).

Allmählich halte ich nach einer Gelegenheit Ausschau, den Grat nach Norden zu verlassen. Dazu besteige ich eine kleine Felskanzel und sehe in Fallinie unter mir den Bauernhof Bachmatt. Westlich der Felskanzel kann ich weglos, aber ohne Felskontakt absteigen. Auf ca. 570 m folge ich dem Fahrweg kurz nach Westen, bis er endet und ein deulticher Pfad zu den Fahrwegen südwestlich von Bachmatt leitet. Nun kann ich ganz gemütlich via Bachmatt (wo man mehr oddr weniger durch den Kuhstall gehen muss) nach Wahlen wandern und mit dem Bus weiter nach Laufen fahren.

Die Orientierung am Grat habe ich als relativ unkritsich empfunden, aber ich vermute, dass die Beschreibung trotzdem irgendwie unanschaulich ist. Deshalb stelle ich eine Skizze zur Verfügung.

Die Schlüsselstellen der Tour schätze ich mit T4 / I ein. Ansonsten in Gratnähe durchgehend T3.
Wer alle Türme überschreiten möchte, muss deutlich schwieriger klettern (III?).

Fazit - es gibt sie doch, die T4-Türmchen im Jura...

Tourengänger: Bergmax


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