Ifen und Gottesackerplateau


Publiziert von schimi , 31. August 2011 um 10:40.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:20 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 2 Tage

Für dieses Wochenende soll es mal was Entspanntes sein. Wir haben uns den Ifen und das Gottesackerplateau ausgesucht. Die beiden Touren versprechen uns Interessantes aus den Bereichen Geologie und Landschaft.

Freitag, 19.8.2011
Direkt vor der angekündigten Gewitterfront fahren wir am Freitagnachmittag mit unserem Töff von Ludwigsburg ins Kleinwalsertal. Es ist dermaßen heiß und schwül, dass wir entscheiden, nicht mit den Lederhosen zu fahren. Zwar ist es mit normalen Hosen auf die Dauer unbequemer, aber ein verhinderter Hitzschlag ist auch ein Wert an sich.

Wie so üblich bei diesen Wetterlagen kommen wir aber nicht über die Schwäbische Alb, ohne durch eine fette Regenwolke zu brausen. In Richtung Oberschwaben wird das Wetter aber wieder besser und wir kommen gut voran bei immer weiter auflockernderer Bewölkung. Schon einige Kilometer vor den Bergen sehen wir eine große und ausgesprochen schöne Gewitterwolke mit einer vollkommen platten Oberkante über unserem Zielgebiet. Die schon gut ausgebildete Ambossform ist aus der Ferne bestens zu betrachten und vom kräftigen Wind ist das gesamte Gebilde im oberen Bereich ordentlich nach Osten versetzt. Wir denken uns, dass da sicher noch was von oben kommen wird.

Wir kommen in Riezlern an und checken in unsere Pension ein. Derweil schauen wir zum Ifen unserem Wandergebiet für dieses Wochenende und staunen über das genau darüber liegende Gewitterungetüm. Vor dem Essen recht es noch für einen kleinen Spaziergang, der durch einsetzenden Platzregen und einen kurzen Sprint beendet wird. Wir sitzen nun aber schön im Freien unter einer riesigen Markise direkt am Haus und freuen uns auf ein gutes Essen

Das jetzt niedergehende Gewitter ist heftig, wie wir nur selten eines erlebt haben. Der mit Hagel versetzte Regen ist so gewaltig, dass man selbst unter der Markise nicht trocken bleibt. Der Wirt hat alle Hände voll zu tun, mit einem Besenstil die Seen aus der Markise zu leeren. Die Bedienung versucht, den Restaurantbetrieb einigermaßen am laufen zu halten, was ihr nur schwer gelingt, da die Gäste nicht nur um ihre Frisuren sondern auch um ihre Essen besorgt sind.

Wir können das Schauspiel gut verfolgen, sitzen wir doch im Trockenen, da wir direkt am Haus von einem Vordach geschützt sind. Nach 20 Minuten ist der Spuk vorbei und wir können das abziehende Gewitter im Abendlicht bestaunen. Es ist angenehm kühl geworden.


Samstag, 20.8.2011:
Am Morgen starten wir von der Auenhütte zu unserer Ifentour. Die erste Stunde sind wir noch ganz alleine, da wir nicht die Seilbahn sondern den Weg zur Bergstation benutzen. Nach der Bergstation der Seilbahn ändert sich das aber auf extremste Weise. Noch nie begannen wir eine Bergtour mit so viel Gesellschaft wie am Ifen.

Von der Bergstation geht es erst etwas steiler, später dann flacher in Richtung Ifen. Der Besucherstrom teilt sich auf etwa halber Strecke zum Hahnenköpfle in zwei etwa gleich starke Fraktionen. Wir gehören zu den "Linksabbiegern" die Ifenaspirenten. Ab der Abzweigung wird der Weg etwas rauer (jetzt T3); es geht ein Stück parallel zum anderen Weg, dann links ab über das Geröllvorfeld des Berges und darin auch wieder steiler bergauf. Am Ende der Geröllpassage kommen einige Felspassagen, die gut versichert sind, und schnell erreicht man das flache Gipfelplateau des Ifen, welches komplett von Wiese überzogen ist. Ab dort nur noch einfaches Gehgelände, das mäßig ansteigend zum Gipfel führt.

Oben angekommen ist man nicht alleine; aber es hat natürlich auch Platz auf der Liegewiese beim Gipfelkreuz. Wenn man nicht direkt in Griffweite des Kreuzes sitzen will, kann man den Massen auch ausweichen. Der Blick vom Ifen ist rundum lohnend. Nach Norden staunt man über die Gottesackerwände und von dort oben kann man auch deutlich sehen, was man von unten nicht erahnt. Die Gipfel in der nördlichen Umgebung haben häufig die gleiche Form wie der Ifen selbst. Allen voran der Didamskopf in nordöstlicher Richtung. Bei guter Sicht kann man den Bodensee sehen, bei uns sieht man heute nur einen Dunstsee. Nach Süden lockt der nahe Widderstein, und der ist auch in der Tat einen Besuch Wert.

Nach Vesper und dem tollen Sightseeing steigen wir ab in Richtung Schwarzwasserhütte. Zuerst wieder über den geneigten Wiesenhang, dann in einer Rechtskurve und steiler werdend erreichen wir die einzige Möglichkeit ohne Kletterei den Berg zu verlassen.

In der steilen Passage ist alles bestens mit Tritten und Seilen versichert. So kommt jeder mit anständigen Schuhen auch wieder von dem Berg herunter. Die Hitze fordert ihren Tribut und so kehren wir auf der Ifertsguntenalpe ein. Sehr nett dort, mit einem Hund, der dauernd das Stöckchen bringen möchte und leckeren  Sachen zum Essen. Zur Schwarzwasserhütte ist es von dort nur eine dreiviertel Stunde. Ein weiteres Getränk auf der Terrasse geht aber auch dort immer.

Der weitere Abstieg ist dann einfach. Die Sektion Schwaben hat den Weg dort hinunter bestens ausgebaut. Wäre das erste Stück nicht relativ steil, könnte man es auch in einem Kurpark vermuten. Vorbei geht es noch an einem schönen Hochmoor und einen kleinen Wasserfall, bevor man links an der Melköde vorbei kommt. War immer noch was fürs leibliche Wohl benötigt, kann auch dort gerettet werden.

Der Rest ist fast eben und in einer knappen Stunde ist man wieder an der Auenhütte, die übrigens seit diesem Sommer neue Wirtsleute hat. An eine Wiederherstellung des Hotels und eine Wiederinbetriebnahme des Übernachtungsgeschäftes ist geplant.

Ein guter Platz!


Sonntag, 21.8.2011:
Die Sonne scheint wieder vom ungetrübten Himmel. Da wir heute noch die Fahrt nach Hause antreten müssen, entscheiden wir uns, auch mal einen auf "faul" zu machen; wir nehmen die nostalgische 2er-Gondelbahn von der Auenhütte zur Ifenhütte. Die Bergfahrt ist ausgesprochen gemütlich. Wir waren schon ewig nicht mehr in so einer netten alten und langsamen Bahn.

Den Beginn des Weges kennen wir ja schon, und so gehen wir los, ohne viel Zeit zu verlieren. Wo wir gestern noch links ab in Richtung Ifen gingen, geht es heute geradeaus zum Hahnenköpfle. Nach ca. 1,5 Stunden sind wir dort angekommen, und der kleine Abstecher von 10 Minuten der von der Bergstation Ifenbahn zum Hahnenköpfle ausmacht lohnt auf jeden Fall. Die kleine Anhöhe bietet einen schönen Blick auf die Ifenwand und den Gottesacker, den wir uns heute anschauen möchten.

Nach einer kurzen Pause gehen wir wieder hinunter zur Bergstation der Ifenbahn, von wo aus der Weg über den Gottesacker startet. (Die Bergstation ist im Sommer geschlossen; es gibt aber einen Getränkeautomaten und eine offene Toilette). Zu Beginn des Weges ist es besonders "karstig" auf dem Gottesacker. Wir sind beeindruckt von der seltsam anmutenden Landschaft. Der Weg ist hier absolut frei von Grün. Wir turnen mit Freude über die kleinen und großen Löcher im Kalk und sind beeindruckt von den teils riesigen Spalten die sich hier auftun. Erst nach ca. 30 Minuten kommen wir in Bereiche, wo kleine bewachsene Hügel mit Stein pur abwechseln.

Die Warnungen den Gottesacker nur bei guten Sichtverhältnissen zu durchwandern erscheint uns in anbetracht der Weite, die wir hier antreffen und die Gleichartigkeit der vielen kleinen Hügel in jedem Falle angebracht. Ich scheuche zufällig eine große Gruppe von Gämsen auf, als ich über einen Gipfel eines solchen Hügels steige. Weder die Tiere noch wir haben uns gegenseitig bemerkt. So haben wir das Glück und können die Tiere einmal auch aus nächster Nähe betrachten.

Der Weg über den Gottesacker ist leicht, jedoch sollte man stets bei der Sache sein, um nicht in ein Loch zu treten. Der Weg ins Tal ist mit einer Verletzung am Bein weit und mühsam. Bei der verfallenen Gottesackeralpe haben wir das Plateau etwa zur Hälte durchwandert. Hier biegen wir rechts ab, und beginnen den Abstieg ist Tal. Die Route führt von der Alpe durch eine Einkerbung im Gelände, die an Tiefe nach und nach zunimmt. Bisweilen wandert man förmlich durch eine Felsspalte von einigen Metern Höhe. Mit jedem Meter nach unten gibt es auch mehr Pflanzenbewuchs und wir freuen uns schon auf die ersten Bäume und endlich wieder etwas Schatten. Aber das soll noch eine ganze Weile dauern.

Es geht nun bestimmt schon eine Stunde bergab und die Landschaft erinnert uns nicht im Geringsten an das Allgäu. Wir reden über Sardinien, wir reden über Korsika, Es könnte auch eine Wanderung auf dem Balkan sein; aber nicht das Allgäu! Endlich Nadelwald in Sicht! Wir sind ausgetrocknet und ganz schön müde, obwohl es doch eigentlich nicht so weit war. Aber die Steinturnerei ist einfach anstrengender als ein schöner Erdwanderweg. Und die Sonne hat uns den Rest gegeben an diesem so heißen Tag.

An der Waldgrenze stoßen wir auf eine kleine Jagdhütte und eine prähistorische Fundstelle. Es ist eine große überhängende Felswand, die von steinzeitlichen Jägern und Sammlern als Nachtlager schon vor vielen Tausend Jahren genutzt wurde. In Versuchen hat man festgestellt, dass man trotz Regen mit einem Feuer in entsprechender Entfernung zur Felswand ein angenehm warmes und trockenes Örtchen dort hatte.

Wir gehen weiter talwärts und sind überrascht, dass der Weg weiter unten immer noch nicht die übliche Form annimmt. An anderen Orten wären wir längst auf einem geschotterten Fahrweg gelandet, nicht aber hier. Der Weg bleibt mühselig. Keine Chance die letzten Meter auf breitem Weg ins Tal zu wackeln. Erst ganz weit unten wird der Weg breit und wenige Minuten später sind wir im Tal. Nach weiteren fünf Minuten auf dem Weg zurück zur Auenhütte kommen wir am Hotel Küren vorbei. Hier machen wir eine ausgiebige Rast, bevor wir die letzten 20 Minuten antreten. Die Küche und die Bedienung dort sind übrigen sehr gut.

Der restliche Weg zur Auenhütte ist schnell erzählt. Nein es geht nicht geradeaus durch den Wald. Es kommt noch eine beträchtliche und steile Steigung. Mit Suppe, Eiskaffee und einem Liter Getränk im Bauch muss man sich dafür Zeit lassen zumal es immer noch 30 Grad heiß ist. Dafür geht es die letzten fünf Minuten zur Auenhütte bergab. Dort packen wir unsere sieben Sachen auf unser Töff und fahren nach Hause.

Tourengänger: schimi


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