Piz Linard (Überschreitung NE/S)


Publiziert von pusteblume , 24. April 2011 um 21:15.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum:23 April 2011
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Piz Linard-Gruppe   CH-GR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 2000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:SBB bis Lavin, zu Fuss in ca. 2h zur Chamanna Maragun
Zufahrt zum Ankunftspunkt:SBB
Unterkunftmöglichkeiten:Chamanna Maragun
Kartennummer:1198 (Silvretta)

Unzählige Berichte auf hikr.org habe ich gelesen, schon ist die Seite neben dem SAC Führer zu einer Standardreferenz geworden für alle möglichen und unmöglichen Touren in den Schweizer Alpen. Zeit, allen aktiven Mitglieder von hikr.org meinen herzlichen Dank auszusprechen für diese vor allem extrem vielfältige Tourensammlung. Schon länger wollte ich ebenfalls etwas beisteuern, jetzt habe ich mich endlich dazu durchgerungen.
 
Ein Geheimtipp ist der Piz Linard natürlich nicht gerade. Die imposante Pyramide hat schon viele angelockt, selbst die beständige Warnung vor dem maroden Gestein kann nicht abschrecken. Ich selbst habe den Aufstieg über den Nordostgrat gewählt, den ich im vergangenen Winter bereits zweimal aus der Ferne bewundern konnte (siehe erstes Foto - der NE Grat verläuft über die zentrale Rippe zwischen der helleren Ostflanke und der dunklen Nordflanke). Auch hier war ein ausführlicher Bericht bei der Planung hilfreich.  Von NE gesehen, etwa vom Piz Buin, erscheint der Piz Linard ziemlich unzugänglich, aus der Nähe erweist sich der Grat allerdings eher als eine Art überdimensionale Treppe. Über 1200m führt sie mit fast konstanter Steigung zum Gipfel, mit entsprechend eindrucksvollen Tiefblicken ins Tal. Hat man sich mit dem extrem brüchigen Gestein einmal abgefunden, ergibt das ganze in Kombination mit einem Nachmittag an der idyllisch gelegenen Chamanna Maragun und dem Abstieg über die firnbedeckte Südflanke eine schöne Tour in einsamer Umgebung.
 
Anfahrt am Karfreitag nach Lavin, am Nachmittag gemütlicher Aufstieg zur Chamanna Maragun. Der Bach im Tal schlängelt sich reizvoll durch über Schwemmland, und immer hat man den imposanten Talabschluss aus Verstanclahorn und Torwache im Blick. Im unteren Talbereich zahlreiche Murmeltiere, die Ostern wohl auch lieber ungestört verbracht hätten. Die Hütte ist unbewartet, aber freundlich ausgestattet. Im Winter wird sie praktisch nicht besucht, aber um Ostern hatte der Frühling im Val Lavinouz längst begonnen.
 
Zugang zum Linard Nordostgrat: Über Firn ins Val Muntanellas. Am oberen Ende der ausgeprägten Rinne des Baches (auf ca. 2400m) ermöglichte ein schmales Firnband den Übergang auf den Grat. Diesen Weg hatte den Spuren zufolge vor mir bereits eine Gämse gewählt. Ob die Variante im Sommer sinnvoll zu gehen ist kann ich nicht beurteilen, doch genau an der Stelle wo man den Grat erreicht findet sich ein kleiner Steinmann. Alternativ kann man schon früher auf den unten noch wenig ausgeprägten Grat wechseln und über steiles Gras und Schrofen aufsteigen. Ich habe mich nach einer Erkundung des Geländes am Nachmittag vorher für das Band entschieden, da diese Route auch morgends im Dunkeln problemlos zu finden war. Früh starten wollte ich vor allem, um beim Abstieg in der Südflanke noch gute Firnbedingungen nutzen zu können (Start an der Hütte um 4:45Uhr).
 
Nordostgrat: Man bleibt immer auf dem Grat oder östlich davon. (In die Nordwand wird ohnehin kaum jemand freiwillig ausweichen.) Die Kletterschwierikeit ist konstant I-II, einzelne Stellen III, welche man in der Ostflanke umgehen kann. Allerdings ist das Gelände extrem brüchig, ausgesetzt und kaum sinnvoll abzusichern, und für die Flanke gilt das noch mehr als für den Grat. Im Frühjahr lag in der Flanke noch viel Schnee, der Grat selbst war dagegen überwiegend frei. Ab und zu verraten einem Steinmänner dass man sich in die richtige Richtung bewegt. Nach etwa 2/3 der Route folgt ein kurzes flaches Gratstück, ab da hat man das Ziel im Blick. Von der Hütte zum Gipfel 3h.
 
Abstieg über die Südflanke (WS): Bis auf eine Rinne im unteren Teil Firn. Um die Jahreszeit sollte man die Flanke frühzeitig verlassen - etliche Nassschneelawinen, auch aus dem Firnfeld im mittleren Wandteil, hatte der Berg als deutliche Warnung in den Tagen zuvor schon herabgeschickt. Ich bin um 8Uhr am Gipfel gestartet, da war der Schnee nach einer klaren Nacht noch gefroren. 

Tourengänger: pusteblume


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Kommentare (4)


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whannes hat gesagt: Gratuliere!
Gesendet am 25. April 2011 um 07:47
Gratuliere zur Tour, ist sehr schön nicht wahr? Die Südflanke habe ich als unschwierig, aber relativ steil in Erinnerung, lässt sich da bei Schnee gut absteigen? Ich denke ja nicht, dass gespurt war, oder doch?

pusteblume hat gesagt: RE:Gratuliere!
Gesendet am 25. April 2011 um 23:30
In der Tat eine schöne Tour, vielen Dank nochmal für deinen Bericht ... habe auch weitere deiner Touren zur Wiederholung auf der Wunschliste.
Spuren habe ich in der Südflanke keine gesehen, obwohl laut Hüttenbuch Cna. Linard vor ein paar Tagen jemand oben war. Bei festem Schnee war der Abstieg mit Steigeisen+Pickel gut zu machen, Steilheit oben vielleicht 45Grad.

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 25. April 2011 um 18:33
Auch von mir herzliche Gratulation zur Solo-Überschreitung. Hoffe bald mehr von solchen interessanten Touren zu lesen.


pusteblume hat gesagt:
Gesendet am 25. April 2011 um 23:15
> bald mehr von solchen interessanten Touren
... das hoffe ich auch. Und hoffentlich nicht nur Solo-Touren, ich bin für Unternehmungen verschiedenster Art zu begeistern.


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