Bristen - der Schicksalsberg (Versuch), Krönten und Fellilücke


Publiziert von niklas , 19. Februar 2011 um 22:23. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:10 Juni 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-GR 
Zeitbedarf: 6 Tage
Aufstieg: 5839 m
Abstieg: 5384 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:per Bahn bis Erstfeld, per Bus über Amsteg nach Bristen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:per Bahn ab Oberalppass zurück
Unterkunftmöglichkeiten:Zelten am Bristensee \ Gasthaus zum Schäflil, Intschi \ 2 x Leutschachhütte \ Treschhütte
Kartennummer:Maderanertal, Gotthard

Es sollte der erste ensthafte Versuch sein, einen 3000er zu bezwingen. Vorbereitet waren wir auf 4 Gipfel.

Am 1. Tag erfolgte die Anreise mit der SBB nach Erstfeld, dann mit dem Postauto über Amsteg nach Bristen, wo wir dank des frühmorgentlichen Aufbruchs daheim bereits um 15 Uhr den Aufstieg beginne konnten. Dort verloren wir etwa eine Stunde, weil wir den richtigen Weg Richtung Bristenstäfeli nicht sofort fanden.Navigieren am Ortsausgang stellte sich mal wieder als große Herausforderung dar. Nachdem wir den Weg gefunden hatten, ging es zunächst erstmal recht zügig voran. Bis etwa Blacki war es schon sehr warm, so dass wir uns über Trinkwasserbrunnen auf dem Bristenstäfeli und Blacki freuten.  Ab Blacki gab es zu dieser Jahreszeit noch viele Schneefelder, unter denen der Weg zuweilen schlecht zu erkennen war, so dass wir uns wieder ein wenig verliefen und erst nach 4,5 Stunden am Bristensee ankamen. Ab 2000 Meter gab es eine geschlossene Schneedecke mit eine Mächtigkeit von bis zu 2 Metern, der Bristensee war noch vollständig zugefroren. Statt in der Hütte zu übernachten, entschlossen wir uns, mein Zelt auszuprobieren. Dies erwies sich auch im nächtlichen Sturm und Regen als erstaunlich standfest und wasserdicht.

Am 2. Tag machten wir uns über das Geröllfeld (zu der Jahreszeit Schneefeld) an den Aufstieg auf den Bristen. Die Wolken hatten sich abgeregnet und uns erwartete schöner Sonnenschein. Da wir erst spät aufbrachen war der Schnee schon recht weich und wir sanken bei jedem Schritt etwa 20 cm tief ein, was den Aufstieg mühsam machte. Der Einstieg in den Nordostgrat ist mit einem großen weißen Pfeil auf der Felsflanke markiert, welcher im Schnee nur schwer zu erkennen ist. Der Grat war anfangs schneefrei und der Pfad teil gut erkennbar. Nach kurzer Zeit war aber immer häufiger ein Schneefirst, zum Teil mit Wechte, zu überqueren. Dieser erwies sich als recht weich und abrutschgefährdet. Nach der Überquerung einiger dieser recht heiklen Stellen entschieden wir uns noch vor dem Rot Bristen und etwa 3 Studen nach dem Aufbruch vom Bristensee zur Umkehr. Nach etwa 6 Studen Abstieg erreichten wir Amsteg. Das Hotel des Ortes  hatte leider geschlossen, so dass wir mit dem Postauto ins Gasthaus nach Intschi fuhren. In Intschi gibt es gegenüber des Gasthauses einen kleinen Verkaufsraum, wo Verpflegung eingakuft werden kann. Öffnungszeiten sind von ca. 8 bis 11 Uhr, Nachmittags ist geschlossen!

Am 3. Tag nahmen wir die Seilbahn von Intschi zum Arnisee. Der Regen begleitete uns im wenig steilen und landschaftlich sehr angenehmen Aufstieg zu Leutschachhütte beständig, so dass wir nass und erschöpft ankamen. Auch im Leutschachtal gab es ab 2000 Meter Schneefelder. Die Leutschachhütte hatte erst vor wenigen Tagen die Saison eröffnet, so dass wir die ersten Saisongäste waren. Die Hüttenwarte Adi und Claudia waren sehr zuvorkommend und bereiteten ein ausgezeichnetes Essen, so dass sich unsere Laune schnell besserte. WIr übernachteten im alten Teil der Hütte, da der Erweiterungsbau erst am folgenden Wochenende eröffnet werden sollte. Die Schlafmöglichkeiten waren in der Länge eher auf den durchschnittlichen Mitteleuropäer angepasst, also ca. 1,90 kurz. Das hüttenübliche kalte Wasser zeigte eine der Jahreszeit angepasste Temperatur. Da nur der Aufenthaltsraum geheizt war, war dies am Abend unser bevorzugter Platz.

Am 4. Tag zogen wir gegen 7:30 in leicht nebligem Wetter, aber nur bei leichtem Nieselregen los. Der Aufstieg zum Sasspass war angesichts der geschlossenen Schneedecke mühsam, wieder sank man 20-30 cm im Schnee, in wenigen Fällen auch mal überraschend bis zur Hüfte in einen Hohlraum ein. Der Weg sollte dort noch markiert sein, allerdings unter der Schneedecke. Die Ankunft auf dem Pass sorgte bereits für ein erstes euphorisches Gefühl. Wir erhaschten einen kurzen Blick auf den Sassfirn und die vermutete Position der Kröntenlücke, bevor die Sicht unter 50 Meter sank. In Sichtweite zur Steilwand bleibend mühten wir uns durch den weichen Schnee des Sassfirns. Der Kröntenwestgrat ist ab dem Einstieg, der Kröntenlücke, im Vergleich zum Bristengrat recht breit und so trotz Wächten gut zu überqueren. Nach ca. 5 Studen kamen wir an den Gipfeltürmen an. Da wir uns das Gipfelkreuz nicht entgehen lassen wollten, hatten wir Kletterausrüstung dabei. Die Türme sind ca. 10 Meter hoch. Am südlichen, höheren Gipfelturm sind zwei Borhaken angebracht: einer auf einem Drittel, welcher bereits auf dem Stand erreicht werden kann und dafür sorgt, dass man nicht die gesamte Bergflanke bis auf den Sassfirn abstürzen kann. Dann noch der Umlenkpunkt oben auf dem Gipfelturm. Der Aufstieg kann bei schlanker Figur durch den Riss erfolgen und erscheint dann recht einfach. Wer etwas mehr Umfang mitbringt, zum Beispiel wie wir durch Winterkleidung, muss eine leicht überhängende Außenwand wählen. Als wir oben auf dem Kröntengipfel angekommen waren, war die Freude groß: unser erster 3000er! Das Gipfelbuch fanden wir leider nicht: es soll am Fuße des Steinmandlis versteckt sein, eröffnete uns Adi bei der Rückkehr auf die Hütte. Die Sicht auf dem Gipfel war teils durch Wolken versperrt. Angesichts des einsetzenden Schneeschauers hielten wir uns nur eine halbe Stunde auf dem Gipfel auf. Der Abstieg war weitgehend unspektakulär, obwohl der weiche Schnee uns wieder aufhielt. Auf dem Gletscher konnte kam bei Aufreißen der Wolkendecke ziellose Fußspuren erkennnen - hoffentlich hatte angesichts der schlechten Sicht niemand Probleme bekommen! Am Sasspass setzte sehr kalter Regen ein, so dass wir nach 3,5 h Abstieg fast ein wenig unterkühlt auf der Leutschachhütte ankamen.

Da uns die Gletscherüberquerung in Richtung Schlossberg angesichts der schlechten Sicht zu heikel vorkam, wanderten wir am 5. Tag ins Tal, füllten unsere Vorräte in Gurtnellen-Wiler (in einem Kiosk an der Gotthardstraße, nachmittags geöffnet) wieder auf und gingen weiter zur Treschhütte. Die Treschhütte hat derzeit keinen festen Hüttenwart, so dass SAC-Mitglieder sich derzeit wochenweise mit der Bewartung abwechseln. Uns empfing ein sehr nettes pensioniertes Ehepaar mit einer sehr leckeren Mahlzeit. Auch auf dieser Hütte waren wir die ersten und einzigen Saisongäste und konnten uns im Schlafbereich ordentlich ausbreiten. Netterweise durften wir unsere durch den Regen und Schnee inzwischen völlig durchnässten Stiefel über Nacht am Herdfeuer trocknen. Fließend Wasser für Gäste gibt es dort übrigens nur im Freien, so dass man sich das Zähneputzen bei Regen 2x überlegt.

Am 6. Tag nutzten wir die frühe Stunde zum Aufbruch. Anfangs ist der Weg ein üblicher Trampelpfad. Später wird Aufstieg zu Fellilücke ist im Geröllfeld eine gute Balancierübung, da die Steine sehr groß sind. Wie gewohnt erwartete uns ab 2000 m weicher Schnee und dichter Nebel, so dass wir im Aufstieg Mühe hatten, uns nicht zu verlieren. Mangels Karte war der Abstieg Richtung Oberalppass bei der schlechten Sicht nochmal aufregend, wir kamen aber an der richtigen Stelle raus und machten uns alsbald mit der SBB auf den Heimweg.

Tourengänger: niklas, Magos


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