Krönten 3108m


Publiziert von Bombo , 5. August 2013 um 00:06.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:21 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1570 m
Abstieg: 2050 m
Strecke:siehe GPS-Datei
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Kröntenhütte SAC
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Arnisee bzw. Talstation LSB Intschi
Unterkunftmöglichkeiten:Kröntenhütte SAC oder Leutschachhütte SAC
Kartennummer:LK 1:25'000, Bl 1191 "Engelberg" & Bl 1211 "Meiental"

Krönten-Weekend Teil 2


Ausgeschlafen sind wir definitiv nicht, ebenso spüren wir auch noch die Beine vom Vortag. Die perfekten Aussichten auf den heutigen Gipfeltag lassen jedoch den "Chnorz" in den Hintergrund rücken und schon bald stehen wir als erste Seilschaft um 04.40 Uhr draussen in der warmen Nacht vor der Türe der Kröntenhütte SAC 1903m. Auch wenn man beim Routenstudium tagszuvor beinahe nicht an einen "einfachen" Aufstieg richtung Graw Stock 2456m glaubt, es ist tatsächlich so: der Aufstieg führt von der Hütte bestens blau-weiss-markiert meistens östlich des Nordost-Grates wenige Meter unterhalb zum Gipfel - alleine schon diese Etappe ist auf jeden Fall eine Reise wert.

Beim Gletscherbeginn des Glatt Firn westlich von P. 2570 rüsten wir uns mit Steigeisen und Seil aus - das Seil wäre bei der aktuellen Situation eigentlich nicht nötig. Gemächlich aber stetig steigen wir hoch Richtung Kröntenlücke 2824m und pausieren dann östlich von dieser auf dem obersten Punkt beim Einstieg in den gerölligen Aufstieg. Wieder mit Gummisohlen an den Füssen geht es nun in einfachem Gehgelände hoch zum Krönten-Westgrat. Dieser lässt sich problemlos bis zum Einstieg in den Schlussaufstieg direkt beim Gipfelturm ohne Seilsicherung begehen.

Für den wenige Meter hohen Schlussaufstieg zum Gipfel gibt es zwei (gesicherte) Varianten (mit Ausnahme der Krönten-Überschreitung): Entweder durch den sehr engen Kamin (II-III) hoch (Bodymass-Index-Test, 1 Bohrhaken) oder dann von Norden her ein wenig ausgesetzter, meiner Meinung nach aber einfacher (II, 2 Bohrhaken). Wir wählen letztere und stehen als erste Seilschaft des heutigen Tages wenige Minuten später zusammen auf dem Gipfel des Krönten 3108m. Was für ein erhabenes Glücksgefühl! Lena braucht noch ein paar Sekunden, um sich über den soeben erreichten Gipfel zu freuen - für sie ist es der erste 3000er und ebenso der erste am Seil erkletterte Gipfel, das braucht Überwindung und kostet Kraft - von Herzen grosse Gratulation von meiner Seite!

Wir lassen uns viel Zeit für diesen Gipfelgenuss - windstill, sonnig und absolut ruhig ist es. Fantastisch und traumhaft sogleich. Irgendwann hören wir dann die nachfolgenden Seilschaften, welche sich teilweise gerade in Scharen nähern. Zeit für den Abstieg zum Materialdepot, welches wir dank eingerichteter Abseilstelle problemlos erreichtn. Interessant, wie die einen nun ihr Materialdepot direkt auf unseren Rucksäcken machen oder wie andere das Seilhandling zelebrieren. Sehr spannend, wenn der Klaus-Rüdiger unten hinaufschreit "Sichert Ihr mich?" und oben der Werner hinunterruft "Kommen". Klaus-Rüdiger mit Schlappseil in der Hand dann wiederum "Seil einziehen" und der Werner ganz fidel "Kommen" schreit. Die weiteren Texte von Klaus-Rüdiger würden in einem Comic-Heft in Form von Zeichen in der Sprechblase festgehalten werden, während vermutlich die typische Handbewegung von Werner derjenigen eines kreisenden Fingers am Kopf entsprechen. Wir haben also definitiv unseren Spass und ziehen es nun aber vor, noch vor der grossen Meute den Abstieg ins Leitschachtal anzutreten. 

Hierfür steigen wir hinunter zur Kröntenlücke 2824m und nützen dabei das toll zu cruisende Schneefeld, welches uns diesen Abstieg erleichtert. Richtig rasant ist dann aber die Etappe hinunter auf dem Sassfirn - die Schneequalität hätte nicht besser sein können. Im Nu vernichten wir die Höhe und erreichen bald den Beginn des Fussaufstieges hoch zum Sasspass 2669m. Diesen bewältigen wir ohne Steigeisen, ein bisschen Trittsicherheit schadet hierfür sicher nicht (und sonst problemlos mit Steigeisen machbar). Erschöpft gelangen wir zum Übergang und geniessen nochmals eine Pause, bevor wir uns auf die wohl längste Schnee-Rutschbahn, fast 500 Meter in perfekter Schneequalität, aufmachen (achtung: GPS-Track zeigt hier eine Störung bzw. Abweichung, Original wäre eine direkte Linie vom Pass bis knapp 2200m). Ich möchte nicht daran denken, wenn man diesen Abstieg alles im Geröll unter die Füsse nehmen muss. 

Den kleinen Umweg hoch zur Leutschachhütte SAC 2208m nehmen wir gerne in Kauf, schliesslich haben wir Hunger und freuen uns auf eine magenfüllende Rösti. Die Schlussetappe auf dem rot-weiss-markierten Wanderweg von der Hütte hinunter entlang dem Leitschachbach geht dann erstaunlicherweise wieder ring, dennoch sind wir froh und glücklich, dass wir beim Arnisee 1368m angelangt unsere Füsse in das kühle Nass eintauchen können. Damit schliesst sich der Kreis wieder und ein unvergessliches, fantastisches Gipfel-Weekend hat Geschichte geschrieben.


Fazit: 

Nachdem wir nun beide Zustiegsvarianten zum Krönten (via Krönten- und via Leutschachhütte) sahen, würde ich persönlich auf jeden Fall wieder unsere Variante (Aufstieg via Kröntenhütte) wählen. Der kontinuierliche und sehr schön angelegte Aufstiegsweg via Graw Stock, kombiniert mit dem Gletscheraufstieg auf dem Glatt Firn und natürlich die (leider sehr kurze) Gipfelkletterei lassen den Krönten 3108m sicherlich gerne ein weiteres Mal besuchen. 


Zeit in Bewegung: 6h 15min
Gesamtzeit: 10h 30min


Tour mit Lena.

Tourengänger: Bombo, Schusli


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Kommentare (3)


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أجنبي hat gesagt: Schöne Rundtour...
Gesendet am 5. August 2013 um 00:42
...habt ihr da gewählt. Und schöne Fotos haste mitgebracht! Sollte ich ein drittes Mal den Krönten besteigen, wäre das definitiv eine lohnende Variante.
Auch wir konnten *letzthin am Gipfel reichlich Zirkus/Kino/Theater erleben. Immerhin von unten, denn wir waren die ersten auf dem Gipfel und konnten gerade noch abseilen, bevor die 10er-Gruppen eintrafen. Da "sicherten" sich Leute, in dem sie sich auf abenteuerliche Weise zu zweit an Reepschnüren mit ein paar Metern Abstand festbanden! Danach stürzten sich alle quasi zeitgleich auf die Gipfelkletterei...

Felix hat gesagt:
Gesendet am 6. August 2013 um 20:34
das macht mich echt "gluschtig" - weiss zwar (noch) nicht, ob ich alle Passagen (Schlusskletterei) meistere ...

gratuliere euch herzlich, beste Grüsse

Felix

Bombo hat gesagt:
Gesendet am 7. August 2013 um 09:04
Ciao Felix

Wenn Du im Nachstieg gehen kannst, dann sollten diese letzten Meter kein Problem darstellen. Für mich persönlich hätte diese Schlussetappe gerne noch länger sein dürfen, macht wirklich Spass dort oben.

Beste Grüsse und wenn's dann soweit ist schon heute viel Vergnügen und Erfolg!

Bombo


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