Bristen Südgrat
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In Alpinwanderkreisen hat der Bristen einen gewissen Nimbus: Er ist Knietöter und Traumziel zugleich. Im Gipfelbuch berichten viele erfolgreiche Gipfelaspiranten von der Befriedigung, ihr lang ersehntes Ziel endlich erreicht zu haben. In der Tat ist der Wächter im Reusstal ein grosser Brocken, mindestens 1900 Höhenmeter müssen überwunden werden und weite Strecken im T4 mit Stellen im unteren T5 erfordern Durchhaltevermögen.
Ihre Leidensfähigkeit beweisen praktisch alle BristenaspirantInnen auf einer einzigen Route, dem Nordostgrat, wie die Einträge auf hikr bestätigen. Dies ist erstaunlich, da über den markanten Südgrat eine schöne Klettertour führt, die mit zugänglichen Schwierigkeiten und moderater Länge ein attraktives Ziel für etwas Geübtere bietet. Das Gestein ist zwar über weite Stecken brüchig und wenig abgeklettert, zwischendurch sorgen aber immer wieder schöne Kletterstellen für Vergnügen.
Spannender, einsamer Klettergrat auf den Wächter des Reusstal
Da der Südgrat in der Pörtlilücke fusst, gibt es zwei Zustiege bzw. Stützpunkte für die Tour: im Osten die Etzlihütte, im Westen die Treschhütte. Da auf der Treschütte weniger Rummel herrscht und der Zustieg kürzer und schattiger (kühler!) ist, fälllt der Entscheid auf die Ostseite. In gut zwei Stunden ist man von Gurtnellen im wunderschönen Fellital, die Bewirtung auf der tiefstgelegenen SAC-Hütte war sehr persönlich und herzlich, das Essen hervorragend.
So steht auch um 4:30 ein reichhaltiges Frühstück für uns alleine bereit und die Hüttencrew lässt es sich nicht nehmen, persönlich den Kaffee zu servieren - Chapeau und Merci!
Die ersten 1000 Höhenmeter zur Pörtlilücke sind dann zwar Fleissarbeit, der Aufstieg besticht aber durch ein wunderschönes Tal und das optische Highlight des (Pörtli-)Ruchen. Von der Lücke gehts dann nordwärts über Platten und Schutt auf einer Wegspur (T3) zum "Zwächten" ca. 2815m, ein idealer Skigpifel von der Etzlihütte, aber ohne Kote und Name auf der Landkarte.
Hier, nach 1350 Höhenmeter und gut zweieinhalb Stunden ab Hütte geht die Kraxelei zum Bristen los:
Erst auf dem Grat bzw. leicht südlich davon in exponiertem T5-Gelände bis kurz vor den Vereinigungspunkt (ca. 2820 m) mit dem Grat, der vom Steinstock hinaufzieht (Auf der LK 1:25'000 beim "c" von Zwächten). Der Eckpunkt selbst kann in der Nordflanke auf Bändern (T5 II) etwas exponiert umgangen werden, man erreicht die Südliche Chlüserlücke, ca. 2815 m.
Der auf der Karte als Zwächten P. 2853 bezeichnete Zacken muss nicht erklettert werden (wird dieser nun als "Pörtlizwächten" oder als "Lückenstock" bezeichnet, wer weiss genaueres?) . Es kann nun rechts (östlich) in brüchigem Gelände auf Bändern in die Nördliche Pörtlilücke (ca. 2820 m) gequert werden.
Nun steht man vor der Schlüsselstelle der Tour, dem gut 60 Meter hohen "Chluserwändli". Dieses kann an verschiedenen Stellen erklettert werden, wir entschliessen uns für eine Linie im steileren Mittelteil, oben leicht rechts (östlich) haltend. Dort treffen wir auf Stellen im dritten Grad und ein Gemisch aus Gras, Erde und manchmal etwas losen Platten. Nicht wirklich übel, aber eben auch keine Plaisirkletterei; es kann mit Schlingen gesichert werden.
[Edit: 2020 wurde das Chluserwändli mit Markierungen und Bohrhaken etwas östlich von unserer Linie ausgerüstet, es ist also kein mobiles Sicherungsmaterial mehr nötig]
Darauf steigt man etwas ab, umgeht einen zerrissenen Turm bei P. 2898 offensichtlich links (westlich) und gelangt auf ein längeres, flaches Gratstück. Hier kraxeln wir nun wirklich im Genussbereich, fester Aargranit im I. Grad mit Stellen II. Auch der folgende Aufschwung zum Vorgipfel P. 3034 ist nett, nur wechselt das Gestein in diesem Bereich wieder zum plattig verwitterten, brüchigem Erstfeldergneis.
Man steigt wiederum etwas ab, wir hielten uns etwas in der Ostflanke bis vor die (vermeintlich) letzte Erhebung mit rötlichem Gestein (alles um T5, II). Oben erkennen wir, dass wir zwar abermals auf einem Vorgipfel stehen, nur ist der höchste Punkt am Bristen nun eindeutig in Reichweite und über ein etwas losen Schlussgrat schnell erreicht, 10:45. Insgesamt brauchten wir ab Hütte fünfeinhalb Stunden, inkl. Pausen.
Wir geniessen den legendären Tiefblick ganz für uns, wahrscheinlich liessen sich die meisten Aspiranten von der unsicheren Wetterprognose abschrecken. So ganz wolkenlos ist es denn auch nicht... nach über einer Stunde Gipfelrast müssen wir dann auch in den sauren Apfel des 2300 hm-Abstieg beissen: Über den zur Genüge beschriebenen Nordostgrat kommt keine Langeweile auf, denn zuweilen braucht es doch etwas Aufmerksamkeit, die durchgehende Wegspur nicht zu verpassen. Allerdings sind fast immer mehrere Routen gangbar. Insgesamt T4 mit wenigen Stellen knapp T5 I.
Nach einem Bad im Bristensee werden wir im Abstieg nochmals gehörig geduscht, und wenn ich die Karte genauer studiert hätte, hätten wir uns auch den Umweg über Breitlaui sparen können - weiss jemand, ob die Bahn dort wirklich keine Touristen mehr transportiert? Gefahren ist sie noch, jedoch bekamen wir die Auskunft, man könne nicht zusteigen...? Tourabschluss bei Speis und Trank im fast ausgestorbenen Bristen Dorf.
Fazit: interessante und einsame Route auf den Bristen, eine anregende Mischung zwischen schwieriger Alpinwanderung, leichter Kletterei und Hochtour. Wermutstropfen sind das oft unzuverlässige Gestein und der elend lange Abstieg... als Tagestour eine seeehr lange Unternehmung, wennschon am ehesten noch mit Bike ab/bis Hinter Etzliboden.
Material: Helm, falls gesichert wird reicht ein 20 m Seil, ein paar Schlingen und evtl. kleinere Friend, ggf. Ersatzknie
Zeitbedarf: Treschütte bis zur Pörtlilücke gut zwei Stunden (ab Etzlihütte 1 Stunde; die auf der Webseite empfohlene Variante via Steingrätli sieht nicht empfehlenswert aus!)
Südgrat 2 bis 4 Stunden, Abstieg 3-4 Stunden, total 7-10 Stunden.
Ihre Leidensfähigkeit beweisen praktisch alle BristenaspirantInnen auf einer einzigen Route, dem Nordostgrat, wie die Einträge auf hikr bestätigen. Dies ist erstaunlich, da über den markanten Südgrat eine schöne Klettertour führt, die mit zugänglichen Schwierigkeiten und moderater Länge ein attraktives Ziel für etwas Geübtere bietet. Das Gestein ist zwar über weite Stecken brüchig und wenig abgeklettert, zwischendurch sorgen aber immer wieder schöne Kletterstellen für Vergnügen.
Spannender, einsamer Klettergrat auf den Wächter des Reusstal
Da der Südgrat in der Pörtlilücke fusst, gibt es zwei Zustiege bzw. Stützpunkte für die Tour: im Osten die Etzlihütte, im Westen die Treschhütte. Da auf der Treschütte weniger Rummel herrscht und der Zustieg kürzer und schattiger (kühler!) ist, fälllt der Entscheid auf die Ostseite. In gut zwei Stunden ist man von Gurtnellen im wunderschönen Fellital, die Bewirtung auf der tiefstgelegenen SAC-Hütte war sehr persönlich und herzlich, das Essen hervorragend.
So steht auch um 4:30 ein reichhaltiges Frühstück für uns alleine bereit und die Hüttencrew lässt es sich nicht nehmen, persönlich den Kaffee zu servieren - Chapeau und Merci!
Die ersten 1000 Höhenmeter zur Pörtlilücke sind dann zwar Fleissarbeit, der Aufstieg besticht aber durch ein wunderschönes Tal und das optische Highlight des (Pörtli-)Ruchen. Von der Lücke gehts dann nordwärts über Platten und Schutt auf einer Wegspur (T3) zum "Zwächten" ca. 2815m, ein idealer Skigpifel von der Etzlihütte, aber ohne Kote und Name auf der Landkarte.
Hier, nach 1350 Höhenmeter und gut zweieinhalb Stunden ab Hütte geht die Kraxelei zum Bristen los:
Erst auf dem Grat bzw. leicht südlich davon in exponiertem T5-Gelände bis kurz vor den Vereinigungspunkt (ca. 2820 m) mit dem Grat, der vom Steinstock hinaufzieht (Auf der LK 1:25'000 beim "c" von Zwächten). Der Eckpunkt selbst kann in der Nordflanke auf Bändern (T5 II) etwas exponiert umgangen werden, man erreicht die Südliche Chlüserlücke, ca. 2815 m.
Der auf der Karte als Zwächten P. 2853 bezeichnete Zacken muss nicht erklettert werden (wird dieser nun als "Pörtlizwächten" oder als "Lückenstock" bezeichnet, wer weiss genaueres?) . Es kann nun rechts (östlich) in brüchigem Gelände auf Bändern in die Nördliche Pörtlilücke (ca. 2820 m) gequert werden.
Nun steht man vor der Schlüsselstelle der Tour, dem gut 60 Meter hohen "Chluserwändli". Dieses kann an verschiedenen Stellen erklettert werden, wir entschliessen uns für eine Linie im steileren Mittelteil, oben leicht rechts (östlich) haltend. Dort treffen wir auf Stellen im dritten Grad und ein Gemisch aus Gras, Erde und manchmal etwas losen Platten. Nicht wirklich übel, aber eben auch keine Plaisirkletterei; es kann mit Schlingen gesichert werden.
[Edit: 2020 wurde das Chluserwändli mit Markierungen und Bohrhaken etwas östlich von unserer Linie ausgerüstet, es ist also kein mobiles Sicherungsmaterial mehr nötig]
Darauf steigt man etwas ab, umgeht einen zerrissenen Turm bei P. 2898 offensichtlich links (westlich) und gelangt auf ein längeres, flaches Gratstück. Hier kraxeln wir nun wirklich im Genussbereich, fester Aargranit im I. Grad mit Stellen II. Auch der folgende Aufschwung zum Vorgipfel P. 3034 ist nett, nur wechselt das Gestein in diesem Bereich wieder zum plattig verwitterten, brüchigem Erstfeldergneis.
Man steigt wiederum etwas ab, wir hielten uns etwas in der Ostflanke bis vor die (vermeintlich) letzte Erhebung mit rötlichem Gestein (alles um T5, II). Oben erkennen wir, dass wir zwar abermals auf einem Vorgipfel stehen, nur ist der höchste Punkt am Bristen nun eindeutig in Reichweite und über ein etwas losen Schlussgrat schnell erreicht, 10:45. Insgesamt brauchten wir ab Hütte fünfeinhalb Stunden, inkl. Pausen.
Wir geniessen den legendären Tiefblick ganz für uns, wahrscheinlich liessen sich die meisten Aspiranten von der unsicheren Wetterprognose abschrecken. So ganz wolkenlos ist es denn auch nicht... nach über einer Stunde Gipfelrast müssen wir dann auch in den sauren Apfel des 2300 hm-Abstieg beissen: Über den zur Genüge beschriebenen Nordostgrat kommt keine Langeweile auf, denn zuweilen braucht es doch etwas Aufmerksamkeit, die durchgehende Wegspur nicht zu verpassen. Allerdings sind fast immer mehrere Routen gangbar. Insgesamt T4 mit wenigen Stellen knapp T5 I.
Nach einem Bad im Bristensee werden wir im Abstieg nochmals gehörig geduscht, und wenn ich die Karte genauer studiert hätte, hätten wir uns auch den Umweg über Breitlaui sparen können - weiss jemand, ob die Bahn dort wirklich keine Touristen mehr transportiert? Gefahren ist sie noch, jedoch bekamen wir die Auskunft, man könne nicht zusteigen...? Tourabschluss bei Speis und Trank im fast ausgestorbenen Bristen Dorf.
Fazit: interessante und einsame Route auf den Bristen, eine anregende Mischung zwischen schwieriger Alpinwanderung, leichter Kletterei und Hochtour. Wermutstropfen sind das oft unzuverlässige Gestein und der elend lange Abstieg... als Tagestour eine seeehr lange Unternehmung, wennschon am ehesten noch mit Bike ab/bis Hinter Etzliboden.
Material: Helm, falls gesichert wird reicht ein 20 m Seil, ein paar Schlingen und evtl. kleinere Friend, ggf. Ersatzknie
Zeitbedarf: Treschütte bis zur Pörtlilücke gut zwei Stunden (ab Etzlihütte 1 Stunde; die auf der Webseite empfohlene Variante via Steingrätli sieht nicht empfehlenswert aus!)
Südgrat 2 bis 4 Stunden, Abstieg 3-4 Stunden, total 7-10 Stunden.
Tourengänger:
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