Bristen (3073m) via NO-Grat


Publiziert von أجنبي , 13. August 2012 um 23:36.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:12 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2300 m
Strecke:Bristen – Hagglisbergwald – Bristenstäfeli – Zigerblätz – Blacki – Alt Stafel – Bristensee – Lauchergrat – Rot Bristen – P. 2946 – Bristen – retour auf gleicher Route
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV bis Bristen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV ab Bristen
Unterkunftmöglichkeiten:Biwak am Bristensee
Kartennummer:LK 1:25.000: 1212 Amsteg

Meinen neulichen *Misserfolg am Gipfelgrat der Chli Windgällen habe ich mittlerweile einigermassen verkraftet und mir mit erfolgreichen T5-Touren auf den *Ruchälplistock und den *Gitschen mein angekratztes Selbstvertrauen wieder gestärkt. Als ich neulich auf der anderen Seite des Maderanertals unterwegs war und diese Aussicht auf den Bristen hatte, war klar: die nächstbeste Gelegenheit muss ich nutzen.

Nun war es soweit: Endlich ein schönes Wochenende und eine trockene Nacht in Sicht. Für Samstagnacht wurde zudem eine grosse Anzahl Sternschnuppen prophezeit, was den Drang nach einer Biwak-Nacht am Bristensee verstärkte. Als ich meiner Freundin meine Idee mitteilte, zögerte sie mit ihrer Zustimmung keine Sekunde. Da die Meteorologen dann auch noch die Wahrscheinlichkeit von Gewittern für diese Nacht beinahe auf Null reduzierten, stand dem Unterfangen nichts mehr im Weg.

In Bristen führte der Weg zunächst eine Wiese hoch zu einem Kreuz. Danach ging's mehr oder weniger eben weiter an wilden Gärten und einem Waldrand entlang in den Wald. Der Pfad dort ist schmal und spärlich markiert, jedoch gut zu finden. Im Hagglisbergwald besteht die Möglichkeit, einem etwas breiteren, sanft ansteigenden Weg zu folgen oder die steilen Abkürzungen zu wählen. Aufgrund unseres Gepäcks wählten wir die sanftere Variante.

Trotz der angenehmen Kühle im Wald schwitzten wir schon heftig, als wir beim Bristenstäfeli ankamen. Fortan war fertig mit Schatten und so waren wir der Abendsonne ausgeliefert. Auf dem landschaftlich schönen Weg via Zigerblätz zur Alp Blacki verköstigten wir uns an den vielen süssen Heidelbeeren. Nach der schön gelegenen Alp beschleunigte die lockende Nähe des Bristensees unser Tempo zusätzlich, während unentwegt Schweiss zu Boden tropfte. Nach zweieinhalb Stunden (der Wegweiser in Bristen veranschlagt satte 4.5h!) erreichten wir die Bristenseehütte.

Anfangs verlief die Suche nach einem geeigneten Biwakplatz etwas harzig. Schliesslich wurden wir etwas oberhalb des Sees aber fündig, sprangen ins nicht allzu kühle Nass und bereiteten uns ein Süppchen zu. Exakt mit den letzten Sonnenstrahlen waren wir mit dem Nachtessen zu Ende. Unser Biwakplatz war traumhaft: freier Blick auf die Windgällen, Ruchen und Schärhorn, die sich unten im Bristensee spiegelten.

Vor dem Einschlafen starrten wir in den Himmel, um Sternschnuppen zu beobachten. Tatsächlich sahen wir einige davon. Eine davon war so gross, dass wir darob zusammenzuckten. Irgendwann fielen uns die Augen zu. Die Nacht wurde dunkler – und kälter. Wirklich gut schlief ich erst in den Morgenstunden, also ziemlich genau dann, als der Mond den Himmel erleuchtete und bald darauf der Wecker klingelte. Mit zitternden Händen kochte ich uns einen arabischen Kaffee zum Frühstück. Um 6.45 brachen wir auf zum Gipfelsturm.


Den Einstieg zum Nordostgrat kann man eigentlich nicht verfehlen: An einem Fels markiert ein riesiger Pfeil – von weit her sichtbar – die richtige Stelle. Der Grat beginnt recht einfach und ist einigermassen breit. Immer wieder führen Pfade in die Flanken. Letztere sind ziemlich brüchig und schuttig, die Pfade daher eher unangenehm. Als heikel empfanden wir diese Flanken-Ausflüge aber nirgends, nahmen uns aber vor, im Abstieg möglichst auf dem Grat zu bleiben (funktioniert nämlich meistens und ist definitiv die bessere Option).

Kurz vor halb neun Uhr standen wir vor dem Gendarm (P. 2946), den ich Zuhause als meine potentielle Schlüsselstelle eruierte. Freunde empfahlen mir, ihn besser zu überschreiten, als in der Ostflanke zu umgehen. Hm... Nun gut, ich gab mir einen Ruck und folgte meiner Freundin auf den Felsturm. Wirklich super fühlte ich mich dabei nicht, aber es ging recht gut: der Fels hält und Griffe hat's genügend.

Oben dann die Überraschung: der Abstieg in die Scharte war weit weniger steil, als ich erwartet hatte und technisch simpler als der Aufstieg. Vom Gendarm ging's wiederum kraxlig weiter auf dem nun nach rechts und links etwas steiler abfallenden Grat. Während Flanken-Ausflüge im unteren Gratteil an vielen Stellen möglich und gespurt sind, zwingt einem das Gelände gegen den Gipfel den Grat als einzige Variante auf.

Um 8.45 Uhr, also zwei Stunden nach Abmarsch beim Bristensee, standen wir bereits auf dem Gipfel. Wunderbar...! Seit Jahren schaue ich an diesen Berg hoch. Ich erinnere mich, dass ich als Kind bei der Fahrt durch's Urnerland immer meinte, der Bristen sei der Gotthard bzw. beim Bristen ende das Reusstal und der Gotthardtunnel beginne dort. Seit ein, zwei Jahren verspürte ich einen starken Drang, diesen Gipfel mal zu besteigen.

Item. Seit der Gendarm-Überschreitung blies uns ein starker, kalter Westwind um die Ohren. Auf dem Gipfel waren wir alleine und konnten es uns an einem windgeschützten Ort bequem machen. Während wir unser zweites Frühstück des Tages (diesmal mit Gipfelei) einnahmen, genossen wir das wunderbare Panorama und den Tiefblick ins 2500 Meter tiefer gelegene Reusstal. Während man im Westen bis zum Weisshorn sehen konnte, versperrten Wolken alles, was im Süden hinter der Piz Medel-Gruppe lag.

Als wir genug ausgekühlt waren, brachen wir auf. Mittlerweile waren fünf weitere BergsteigerInnen auf dem Gipfel angekommen, zwei davon hatten den Nordwestgrat gemacht. Im Abstieg begegneten wir nochmals ein paar Leuten. Der Ansturm auf den Bristen hielt sich insgesamt arg in Grenzen. Wie wir es uns vorgenommen hatten, blieben wir im Abstieg so oft wie möglich auf dem Grat. Ausflüge in die Flanken mussten wir nur selten machen. Der Gang über den Grat hat – wie so oft – den Vorteil, dass man auf besseres, festeres Gestein trifft und letzten Endes bereitet einem die Kletterei dort einfach mehr Spass. Während mir im Aufstieg bei der Überschreitung des Gendarms noch leicht mulmig zu Mute war, genoss ich diese Passage im Abstieg sehr.

Im Abstieg vom Lauchergrat zum Bristenseeli wählten wir die etwas steilere Variante, die durch's Felsband hinunter (statt darüber entlang) führt. Der Vorteil: Unten konnte man noch etwas auf einem Schneefeld abrutschen. Für den Abstieg benötigten wir beinahe gleich viel Zeit wie für den Aufstieg, nämlich knapp zwei Stunden.

Am Bristensee entsorgten wir unseren Schweiss erneut im See und räumten unseren Biwakplatz auf. Den langen Abstieg ins Tal unterbrachen wir mit einem Zwischenhalt beim Blacki und einer kurzen Heidelbeeren-Sammlerei. Eine Tortur blieb's trotzdem. Immerhin war diese einigermassen schnell vorbei, d.h. wir erreichten Bristen trotz bzw. inkl. der Pausen nach zweieinhalb Stunden Abstieg.


Tourengänger: أجنبي


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