Punta Mottiscia (Hillehorn Süd) via Bonacossa-Couloir


Publiziert von Zaza , 11. Februar 2011 um 07:54.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 9 Februar 2011
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT6 - Anspruchsvolle alpine Schneeschuhtour
Ski Schwierigkeit: S-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Kartennummer:1290, 1289

Wie es der Zufall so will, hat Lorenz nicht nur heute ebenfalls frei, sondern er hat sich auch das gleiche Gipfelziel ausgesucht. Passt ja bestens, so ergibt sich dank dem Lorenzmobil auch eine praktische Anreise nach Heiligkreuz im Binntal. Lästig ist einzig, dass ich seit ein paar Tagen mit einer Erkältung ringe. Das ist nicht gerade hilfreich, aber andererseits zeigt es, dass es nichts Ernstes sein kann (sonst wäre ich nicht weit gekommen).

Wir starten also kurz nach 8 in Heiligkreuz, Lorenz ist mit Ski unterwegs, ich mit den Schneeschuhen. Pickel und Steigeisen haben wir beide ebenfalls dabei. Auf dem Sommerweg steigen wir dank einer guten Spur via Gibelmatte recht zügig auf zum Chummibort mit seinem kleinen Stausee. Von hier an sind die Spuren meist verblasen, aber teilweise noch erahnbar. Wir gehen taleinwärts bis ans Ende des Chummibortes und biegen dann rechts ab in das grosse Ostcouloir. Das Ding ist 800 hm lang (im unteren Teil eher ein Hang als ein Couloir) und wird nach oben immer steiler. Gegen den Ausstieg hin sind es etwa 45 Grad und der Schnee ist in diesem oberen Abschnitt pickelhart. Wir erreichen den Hillegrat auf etwa 2930 m und steigen nun kurz Richung Hillehorn auf, bis wir auf etwa 3000 m nach links queren (ausgesetzt, oberhalb eines Gletscherabbruchs), um den oberen Teil des Hillegletschers zu erreichen. Das Hillehorn sieht ziemlich bös aus, der N-Grat ist heftig verwächtet und wenn man ihn im Sommer kennengelernt hat, dann lässt man im Winter eher die Finger davon. Stattdessen erreichen wir über den kurzen Ostgrat die Punta Mottiscia im Grenzgrat Schweiz - Italien. Müde und abgekämpft sind wir, aber die Aussicht ist spektakulär, insbesondere zur winterlich einsamen Alpe Veglia.

Während ich keine Lust mehr auf Experimente habe und über die Aufstiegsroute absteige, probiert Lorenz noch kurz die Route gemäss Skitourenkarte aus, denn er weiss, dass der obere Teil des Ostcouloirs mit derart hartem Schnee kaum fahrbar ist. Demnach fährt er vom Hillejoch durch ein Couloir ab Richtung Steinugletscher, bis er wegen heftiger Vereisung die Übung abbrechen muss: Diese Route ist im Moment nicht machbar.

Den oberen Teil des Ostcouloirs steigen wir also beide mit Pickel und Steigeisen ab, Bauch zum Hang. Dann wird's etwas flacher, so dass man mit dem Rücken zum Hang absteigen kann. Weiter unten kommen die Schneeschuhe wieder zum Einsatz, aber der Schnee ist hier ziemlich mühsam, kleinräumig wechselt sich pulvriger Schnee mit harten Stellen ab. Die Ebene des Chummiborts ist dann wegen der Hitze anstrengend. Dann versuche ich noch, auf der orografisch rechten Seite des Baches nach Heiligkreiz abzusteigen, was sich als recht mühsam erweist (schwierig zu finden). Da macht es Lorenz besser, der über den Normalweg abfährt...auch etwas mühsam wegen einiger aperer Stellen.

Alles in allem eine sehr interessante Route, die sich auch als anspruchsvoller Zustieg von/nach Alpe Veglia ausgestalten liesse. Vielen Dank an Ricardo Vairetti, der diese Route ausgeheckt und auf c2c dokumentiert hat!

Hinweis:
Eine nachträgliche Rekognoszierung ergab, dass auch bei vereistem Gully ein oder zwei Möglichkeiten bestehen, um vom Mättital oder vom Steinutal aus den Hillegletscher zu erreichen:
a) unterhalb der vereisten Stelle zieht ein steiles Couloir zum Nordgrat des Hillehorns (verläuft etwa dort, wo auf der Karte die Worte "...horn" stehen), es dürfte begehbar sein
b) Vom Mättital her den östlichen Arm des Steinugletschers ersteigen, bis zu einem auffälligen Couloir, das links ohne Felsstufen zum NW-Eck des Hillegletschers hinauf führt (auf der LK nicht gut zu erkennen, im Gelände nicht zu verfehlen)

Tourengänger: Zaza


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Kommentare (6)


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Henrik hat gesagt: Da gibt es zur Zeit
Gesendet am 11. Februar 2011 um 14:07
Rekonvaleszente und Ermattete, dann gibt's Schnudernasen und Erkältete und zuletzt noch die Ruhelosen oder Unverwüstlichen!




Zaza hat gesagt: RE:Da gibt es zur Zeit
Gesendet am 11. Februar 2011 um 14:52
Im Nachhinein muss ich eingestehen, dass diese Unternehmung für die Gesundung nicht allzu hilfreich war...aber schön war's trotzdem!

eugen hat gesagt: Interessante Sache
Gesendet am 12. Februar 2011 um 07:48
und eine verwegene Leistung, die Ihr da erbracht habt. Das Hillehorn hat sich meinen Annäherungsversuchen bisher auch entzogen. Ich bin jeweils mit Skis vom Berisal hochgestiegen.
Gruss aus Naters

Zaza hat gesagt: RE:Interessante Sache
Gesendet am 12. Februar 2011 um 18:44
das "richtige" Hillehorn möchte ich im Winter echt nicht versuchen, das sieht grimmig aus. Im Sommer hingegen ist der Gipfelgrat einigermassen gut machbar (wenn auch nicht ganz so "leicht" wie es die Literatur angibt), aber dann ist dummerweise der Zugang zum Hillegletscher schwieriger als im Winter...

Gruess us dr Üsserschwyz

BaumannEdu hat gesagt: Erkältung
Gesendet am 12. Februar 2011 um 10:47
Bemessung einer Erkältung: 150m.
Uebliche 1900m minus erkältungsbedingte 1750m gleich 150m.

Zaza hat gesagt: RE:Erkältung
Gesendet am 12. Februar 2011 um 18:46
also auf dem Hillegletscher ging es gar nicht mehr leichtfüssig voran...eher so im Stil wie Napoleons Armee auf dem Rückzug aus Russland ;-)


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