Helsenhorn 3272m, NE-Flanke oder doch eher Nebelhorn?


Publiziert von danski , 25. März 2014 um 22:35.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:20 März 2014
Ski Schwierigkeit: SS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Strecke:Heiligkreuz - Chriegalptal - Ostcouloir - Ostflanke - Gipfel; Abfahrt dito
Unterkunftmöglichkeiten:Pension Albrun in Binn

Helsenhorn NE reloaded! Nach einem ersten Versuch vor gut einem Monat, den wir aufgrund der starken Winde und der damit verbundenen heiklen Lawinensituation abbrechen mussten, schienen die Perspektiven aus "Üsserschwiizer"-Sicht nun optimal zu sein. Dachten wir jedenfalls...

Ins Binntal zu kommen, heisst sich von der "Restschweiz" zumindest gefühlsmässig zu trennen. Nur schon die Tatsache, dass auf der Binnerseite des roh in den Fels gehauenen Tunnels eine "Porte" den Zugang regelt, kann auf verschiedene Weisen interpretiert werden. Versucht man hier konkret physisch die Masseneinwanderungsinitiative fernab diplomatischer Winkelzüge in Brüssel umzusetzen oder soll diese Porte doch eher die Abwanderung in die "Restschweiz" verhindern? Wie auch immer, uns gewährte sie Zutritt. Von Heiligkreuz starteten wir ins Chriegalptal, das anfänglich noch sehr zahm und friedlich daherkam. Bei der kurzen Schlucht von Hubul kündigt sich einen Änderung des Charakters an, denn genau hier machte sich der Südwind ein erstes Mal etwas unangenehm bemerkbar. Nach dem Engnis findet der ambitionierte Skitourist mit seinen Augen mühelos sein Ziel. 1400m höher setzt sich der Gipfel des Helsenhorns, 3272m, mit seiner eindrücklichen NE-Flanke vor stahlblauem Himmel ins Szene. Hm, das wird ein Leckerbissen dachten wir uns. Die Steilstufe am Bärgji präsentierte sich wie bereits vor einem Monat als erstes Hindernis. Eigentlich käme man hier recht gut mit den Skis hoch, aber der Wind hat die Schwierigkeitsstufe um einiges erhöht. Jedes Schneekorn wurde hier bestimmt 1000-mal durch den Windtumbler gejagt, bevor es sich zu Zement transformiert niederschlug... Naja, viel mehr konnten wir wohl nicht mehr erwarten von der Schneequalität. Nach dem dem Bärgji pfiff uns ein permanenter Südwind um die Kapuzen, der uns erahnen liess, wie sich ein Tinitus anhören könnte. Also auch nix mit der vielbesungenen Bergruhe. Immerhin besitzt die Landschaft hier einen ziemlich rauhen Charme, der durch den Wind und seine nicht sehr erbaulichen Auswirkungen auf die Schneeoberfläche noch gesteigert wurde. Anstatt direkt durch die NE-Flanke aufzusteigen, entschieden wir uns dann doch für die Route durch das Ostcouloir, was auch schon die "wood gang" hier http://www.hikr.org/tour/post32724.html erfolgreich geschafft hatte. Endlich hatten wir die hartgepresste Traverse bis unter den Auslauf des Canale della Gerla geschafft, da brauten sich erste Quellwolken am Gipfel des Helsenhorns zusammen. Bald darauf verschwand dieser im stürmischen Nebel. Vermochte die Sonne am Morgen den Schnee noch oberflächlich zu tauen, gefror dieser nun wieder mit dem Aufzug der Wolken, die sich nun defnitiv vor die Sonne schoben. Pickelhart präsentierte sich das Couloir, was unseren weiteren Aufstieg zwar beschleunigte, aber keinen überbordenden Enthusiasmus für die Abfahrt evozierte. Das Ende des recht konstanten Couloirs erlebten wir im dicksten Nebel. Eine kurze Lagebesprechung war angebracht. Ich forcierte immer noch den Gipfelgang, da ich dank Couloir und einer Fotografie unsere Position recht genau lokalisieren konnte. Hoch bis zu einem Felsriegel, diesen rechts umgehen, dann in der Falllinie hoch zu einem weiteren markanten Felsband, nach diesem etwas nach rechts hinausqueren und wieder in der Fallinie direkt zu Gipfel. So der Plan... Dank dem Nebel, der Gery hinter mir teilweise komplett verschluckte, kam man genau nichts von der doch recht eindrücklichen Exposition mit. Die Steilheit erreicht hier an einigen Stellen 45°+, die sich dank gutem Trittschnee und nun weniger Wind recht komfortabel anfühlten. Und dann Punktlandung! Nach 6 Stunden erreichten wir den Gipfel. Die Sonne zeigte sich immer wieder für Augenblicke und für den gleichen Zeitraum war auch das Aletschhorn sichtbar. Doch das wars dann auch schon punkto Aussicht vom eigentlich prominenten Gipfel. Wir fanden keine weiteren Gründe, um länger zu verweilen...

Solange die Augen etwas fanden, um sich zu orientieren, liess es sich gut fahren auf dem Presspulver, doch diese Phase liess sich an wenigen Kurven messen. Dann tauchten wir in die dicke Nebelsuppe. Stellt Skifahren, bzw. Snowboarden für uns in solchem exponierten Steilgelände eigentlich kein Problem dar, war keiner von uns fähig, weitere turns zu fahren. Ohne Kontraste und Anhaltspunkte spielten die Sinne verrückt. So rutschen wir jeweils präzise unserer Aufstiegsspur folgend von Felsband zu Felsband, wo wir wieder etwas mehr Orientierung fanden. Den Einstieg ins Ostcouloir erreichten wir dank unseren Aufstiegsspuren mühelos, doch nun zeigte sich der Schnee dafür von seiner eisigen und ruppigen Seite. Es war alles andere als ein grosses Vergnügen, das Couloir mit hartem Kanteneinsatz zu bewältigen. Skiing is not always fun... Der Nebel hatte uns zwar mittlerweile wieder ausgespuckt, doch die Schneequalität besserte sich nicht. Im Chriegalptal wird anscheinend Krieg gegen den Schnee geführt und die eingesetzte Massenvernichtungswaffe heisst Wind... Wir holperten über alle erdenklichen Erscheinungsformen von windgeprägten Schnee bevor wir endlich in die Sulzregionen vordrangen. Ein paar schöne Schwünge lagen noch drin. Nicht ganz unfroh über das Ende der Abfahrt waren wir bei der Ankunft in Heiligkreuz. Bei einem deftigen "Alpenfladen", reichlich Rivella und warmer Frühlingssonne auf dem historischen Dorfplatz von Ernen, liessen sich die negativen Aspekte schnell vergessen.

Trotz den eher garstigen Bedingungen wird mir die Tour bestimmt in nicht allzu schlechter Erinnerung bleiben. Es war, gerade auch wegen den Bedingungen, eindrücklich und gegen etwas mehr "Challenge" ist eigentlich auch nichts einzuwenden!


Tourengänger: danski


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Kommentare (3)


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Francesco hat gesagt:
Gesendet am 26. März 2014 um 15:07
.Bravo, compliment !!

danski hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. März 2014 um 18:02
grazie mille! :) la prossima volta con polvere e sole!!!

3614adrian hat gesagt: Kein Sonntagsspaziergang!
Gesendet am 26. März 2014 um 21:31
Auch uns hat der 20.3.2014 kein Abfahrtsgenuss beschert!
Wenigstens musstet ihr nicht mit Steigeisen absteigen.
Vgl hier www.hikr.org/tour/post77890.html

Lg Adrian


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