Gesamtüberschreitung der südlichen und westlichen Melchtaler-Gipfel
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Bei meiner Wanderung am letzten Sonntag ist mir die Schönheit der Melchsee-Frutt wieder bewusst und eine schon länger geplante Gratwanderung vor Augen geführt worden: die Überschreitung der südlichen Melchtaler Rothorn – Glogghüs – Hochstollen. Doch vom Barglen ist mir auch der formschöne Arnigrat aufgefallen, den ich schon länger nicht mehr überschritten hatte. Wieso also nicht beide Touren kombinieren?
Beim Studium des Fahrplans ist mir klar geworden, dass es zeitlich eng werden würde. Die erste Gondel bringt mich kurz nach halb neun auf die Melchsee-Frutt (1902m). Nun habe ich etwas weniger als zehn Stunden Zeit, um das letzte Postauto in Flüeli-Ranft zu erreichen. Ein zügiges Tempo ist also angesagt.
Am malerischen Melchsee entlang erreiche ich die Talstation der Seilbahn Erzegg. Unter deren Seilen führt mich ein Pfad durch die herbstbraunen Wiesen auf ca. 2020m. Hier biege ich nach rechts ab und steige bald in direkter Linie weglos hoch zum Melchseestock (2227m).
Auf dem Südgrat steige ich auf einem schwach erkennbaren Pfad ab zu Pt 2154 und laufe weglos wieder hoch zum Wanderweg. Auf diesem erreiche ich bald darauf den nächsten Gipfel: das Balmeregghorn (2255m). Hier eröffnet sich das atemberaubende Panorama mit den schneebedeckten Berner Viertausender. Diese werden mich nun eine Zeit lang begleiten.
Kurz vor zehn Uhr beginne ich die blau-weiss markierte Gratwanderung zum Hochstollen. Den Tälistock (2297m) nehme ich dabei auch gleich mit. Dieser ist über den Westgrat schnell und leicht erreichbar. Bei Pt 2448 sind offene Augen gefragt, sonst folgt man den „falschen“ blau-weiss Markierungen zum Läuber (Abstieg nach Planplatten). Die „richtigen“ Zeichen lotsen über die erste schwierige Schlüsselstelle hoch zum Rothorn (2525.6m).
Der folgende Abstieg zur Metzgerchälen (2395m) ist steil, die Schlüsselstelle am Ende über die Steinplatten ist mit Seilen gesichert. Diese machen allerdings nicht mehr den besten Eindruck: Ein Bohrhaken ist schon herausgerissen (zum Glück der unterste), bei einem Seil ist der Mantel durchgescheuert. Es folgt ein genüsslicher Aufstieg zum Gipfelkreuz des Glogghüs (2534m).
Nach einem kurzen Abstieg folgt der flachere Gratrücken des Fulenberges. Dort bleibe ich allerdings auf dem zertrampelten Kuhpfad in der Südflanke und entdecke erst nach etwa 200m ober mir einen Wegweiser. Der Wanderweg scheint gemäss diesem weiter oben zu verlaufen, also steige ich die Flanke hoch, immer leicht westwärts traversierend, um auf diesen zu gelangen. Allerdings erreiche ich den Grat, ohne dem Wanderweg zu begegnen. Doch dies ist kein Problem, ich folge einfach dem Grat und stosse so beim Sattel Wit Ris (2321m) wieder auf den Bergweg. Auf diesem erreiche ich Punkt Mittag den Hochstollen (2480.7m).
Auf dem Gipfel geniesse ich bei herrlichem Wetter und traumhafter Aussicht eine wohlverdiente Mittagspause. Doch die Zeit drängt, bis Flüeli-Ranft ist es noch ein weiter Weg. Den Abstieg hinunter bringe ich schnell hinter mich, der kurze Gegenanstieg zum Grashügel Abgschütz (2263m) ebenfalls. Es folgt die Besteigung des Haupt.
Ein gut erkennbarer Pfad leitet über den schönen Grasrücken zum Chli Haupt/Murmelkopf (2256m). Diesmal lasse ich diesen Gipfel nicht aus. Es folgt der steiler Abstieg zum Kamin, in diesem leistet die Kette gut Dienste. Über der folgenden Felsplatte fehlt die Kette, die Bohrhaken sind noch vorhanden. Statt in der Hälfte aus der Rinne auszusteigen und nach rechts über die Platten zu queren, bleibe ich bis unter den Aufschwung in dieser. Erst unter den Felsen quere ich wieder rüber zum markierten Bergweg, was Dank den dünnen Grasbändern keine grösseren Probleme macht. Nach dem Aufstieg über die Grasflanke folgt die nächste Schlüsselstelle: eine kurze aber sehr ausgesetzte Gratkraxelei, welche nun im Abstieg gemeistert werden muss. Doch nach dieser ist das Gröbste vorbei und das Brünigshaupt (2313m) bald erreicht.
Nach einer kurzen Gipfelpause wartet der Abstieg auf mich, in diesem erweisen sich die Ketten als sehr nützlich. Das steile Gelände ist äusserst rutschig und die Felsplatten alles andere als griffig. Insgesamt ist die Überschreitung des Haupts in dieser Richtung um einiges anspruchsvoller, da so fast alle Schlüsselstellen im Abstieg begangen werden müssen. Unter der imposanten Westwand quere ich im Geröllfeld zum Schnidengrätli (2114m). Dieses Schiefergebilde sieht brüchig und instabil aus, der Grat selber ist aber fast ein Meter breiter und führt rüber zum Rufichrüz. Von hier folgt ein schneller Abstieg zur Bachegg (1862m).
Zwar habe ich bis hierhin erst die Hälfte meiner Wasserreserven verbraucht, aber der folgende Abschnitt wird sich noch in die Länge ziehen. Die Hälfte der Strecke liegt hinter mir, aber es warten noch fast 800 Höhenmeter Aufstieg und vor allem gegen 2000 Höhenmeter Abstieg auf mich. So beschliesse ich einen kurzen Abstecher zur Alp Innenbach (1822m) zu machen, um dort meine Wasserflaschen wieder zu füllen.
Wieder voll bepackt mache ich mich an den schweisstreibenden Aufstieg über die steile Grasflanke den nächsten Gratgipfel. Immer dem Südgrat entlang erreiche ich so das Bocki (2073m). Es folgt ein rasanter Abstieg über den Nordostgrat und ein leider nicht so rasanter Wiederaufstieg zum nächsten Gipfelziel. Die fast zweihundert Höhenmeter zum Heitlistock (2146m) verlangen nochmals einiges ab.
Auf dem folgenden flachen Abstieg über den Grat Richtung Norden kann ich mich zwar wieder etwas erholen, doch ist diese Erholung beim Aufstieg zur Wandelen (2060m) rasch verpufft. Auf dem Gipfel gönne ich mir eine etwas längere Pause, doch die Uhr tickt unaufhörlich. Es ist kurz nach vier Uhr, als ich mich wieder auf den Weg mache.
Die Überschreitung des Arnigrates ist nun Genuss pur. Zwar ein stetiges Auf und Ab, doch die Höhendifferenz ist nun nicht mehr so gross. Das Astelhorn (2084m) ist bald überquert, ebenso der namenlose Pt 2029. Nun geht es tendenziell nur noch abwärts, das letzte Gipfelkreuz beim Hohmad (1934m) ist bald erreicht. Es folgt noch ein flacherer Abschnitt zum Höch Dossen, bevor es definitiv nur noch runter geht.
Für die folgenden 1100 Höhenmeter Abstieg verbleiben mir noch gut eine Stunde. Das wird eng, fast im Laufschritt steige ich ab. Diese Art von Abstieg ist nicht gerade mein Hobby, schon gar nicht für meine Knie. Zu Beginn ist der Weg in einem hervorragenden Zustand, gerade frisch unterhalten. Doch dies ändert sich schon bald nach Pt 1658 (Dössli). Weglos muss über die Kuhweide zur Alp Ober Büelen (1380m) abgestiegen werden. Auch auf dem folgenden Teil ist die Wegfindung schwierig, die Markierungen spärlich. Das anfänglich einladende Holzgatter kurz vor dem Überqueren der Fahrstrasse ist übrigens aus gutem Grund mit Stacheldraht fest verschlossen. Anscheinend gibt es dort eine andere Wegführung, diese ist für mich allerdings nicht ersichtlich. Ich überwinde den Stacheldraht, muss dann aber über eine etwa fünf Meter hohe Felswand zur Fahrstrasse abklettern (II). Weiter geht es über die Kuhweide zur Alp Unter Büelen (1163m), auch hier meist ohne ersichtlichen Weg querfeldein. Der folgende matschige Kuhpfad verdient erst wieder im Wald Richtung Barfeld (940m) seine Markierungen als Bergweg. Auf den letzten Metern erhöhe ich nochmals das Tempo und kürze wo immer möglich ab.
Nur wenige Minuten vor halb sieben erreiche ich den Dorfplatz von Flüeli (728m). Ich kann mich nur kurz am Dorfbrunnen erfrischen, schon fährt das Postauto vor.
Fazit: Eine schöne und abwechlungsreiche Grattour. Aber wegen dem engen ÖV-Zeitfenster ist die Tour etwas gar hektisch. Der lange Abstieg am Ende müsste nicht sein, mein Knie nahmen es mir zum Glück nicht allzu übel.

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