Melchsee-Runde


Publiziert von mannvetter , 11. Juli 2017 um 15:16.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum: 3 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Westliche Melchtaler Alpen   CH-OW   CH-BE   Östliche Melchtaler Alpen   CH-NW   Titlis und Wendenstockgruppe 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 8000 m
Abstieg: 8000 m

Endlich wieder einmal eine Schönwetter-Solo-Biwaktour mit wenig Gepäck!
Anderthalb Liter Wasser (Wasser gab es ja ausreichend, da würde ich keine Not leiden), 400gr Brot, 500gr Käse, guter Schlafsack - das musste reichen. Um 5 Uhr wurde es hell, um 21.30 Uhr dunkel, die Tage waren also lang. Leider war am Ende der Form immer noch so viel Tag übrig! Da ich alleine ging, konnte ich kompromisslos mein Tempo gehen, spontane Entscheidungen treffen, Gipfel sammeln, antyzyklisch gehen, schlafen, wo ich wollte, so liebe ich es.

1. Tag
Anreise mit dem Fernbus bis Luzern, dann mit Zug bis Engelberg. 15 Uhr - jetzt standen 2200 Höhenmeter an. Laut Wetterbericht sollte es ja zunehmend aufreißen, also rechnete ich mir durchaus Chancen auf einen sonnigen Titlis-Gipfel aus. Zunächst war ich erstaunt, dass mir niemand begegnete. Es war doch Sommer, wo waren die Seilbahntouristen? Ab Trübsee dann den Panoramaweg hinauf. Die Wolkendecke hob sich zwar, ab 2500m war dann aber dennoch Schluss. So kam ich oberhalb des Laubersgrat in Nebel. 18  Uhr - so langsam wurden die Beine schwer, ich sehnte die Leiter beim Unter Rotegg herbei. Endlich das Gletscherplateau. Eine Pistenraupe flüchtete vor mir, ich profitierte von der frischen Spur.
Nunmehr ohne Rucksack war es auf der Raupenspur kein Problem bis zum Sattel zwischen Titlis und Kleintitlis. Leider war der Schnee doch ziemlich weich, der Grat hinauf zum Titlis anstrengend. Oben dann doch keine Sicht, egal. 19 Uhr, ich stieg wieder ab.
Die Nacht verbrachte ich an der Bergstation der Laubersgrat-Bahn.

2. Tag
Endlich das angekündigte Hoch. Drei Tage Sonne! Abstieg bei schönstem Morgenlicht über Laubergsgrat hinunter zum Trübsee. Ich versuchte zwar, nach Westen abzukürzen, um nicht ganz absteigen zu müssen, aber das bot sich dann doch nicht an. Am Trübsee tolle Bergspiegelungen. 6 Uhr, kein Mensch unterwegs. Das antizyklische Gehen war das Wahre! Durch grünes Gras nun hinauf, bald zeigte sich das Ochsenhorn wie ein steiler Zahn vor mir! Nur eine Stunde bis hinauf zum Jochpass. Dort den Rucksack gelassen und durchs nasse steile Gras hinauf, ein sanfter Grat in die Sonne, dann der tolle Aussichtsberg Ochsenhorn. Und zum ersten Mal der Engstlensee und der Melchsee.
Abstieg zum Jochpass, dort stand leider, dass der Klettersteig auf den Graustock wegen Steinschlag gesperrt war. Aber bis zum Schafberg würde es ja wohl gehen. Schöner steiler Grasanstieg. Dann der Einstieg. Da zog ich den Helm auf und meine Klettersteigkonstruktion an - eine verdrehte Bandschlinge mit Karabiner im Rücken als Gurt. Eine weitere Schlinge mit Exe als Karabiner. Leicht und ausreichend. Ein paar knackige Stellen, sonst unschwer, aber anregend hinauf. Ich verbrauchte ordentlich Wasser, würde heute ja aber auf jeden Fall wieder was finden.
Nach der ersten Steilstelle das Flachstück vor dem senkrechten Turm (Wintergipfel des Graustocks). Aber da wurde gebohrt, ich hörte und sah Reperaturarbeiter. Also würde es nix werden mit dem weiteren Klettersteig. Rechterhand dann erstmal der Schafberg, ein kleiner Gipfelturm mit tollem Tiefblick zum Trübsee und hinüber zum Titlis.
Was nun also? Ich wollte ja nicht zu früh am Tannensee sein. Also stieg ich hinab in die erkennbare Rinne, durch die der Abstiegsweg vom Graustock herunterkam. Und da unschwer hinauf, waren halt 300 Höhenmeter mehr. Am Gipfel ließ ich mir Zeit, überlegte, wie ich am besten absteigen sollte, entschied mich dann doch spontan für den Westgrat. Da hatte ich einen hikr-Bericht gelesen, das musste irgendwie gehen. Am Anfang auch einfach. Kletterstellen, dann viel Geröll vorsichtig hinunter. Immer wieder Steinmänner. Am Schluss verloren die sich leider. Und ganz steil hinunter bis zur Karstebene, das war etwas kitzlig.
Da nun lange noch gequert, bis ich endlich am Fikenloch war. Hier wollte ich eigentlich direkt absteigen. Aber der weitere Grat ragte majestätisch hervor, das Schwarzhorn, wie ich in der Karte erkannte. Das sollte ich doch mal probieren, das sah doch machbar aus. Also ganz ohne Gepäck. Immer am Grat, ein paar Ausweichungen links. Dann kitzlige steilstellen durch Gras und Stein. Schließlich eine senkrechte Stelle, die mir zu heiß war. Ich wollte schon umkehren, probierte dann aber doch nach links zu queren, holte weit aus, da ging eine Rinne wieder zum Grat. Und dann der letzte Aufschwung, der war nicht mehr schwer. Also noch ein beeindruckender Gipfel, ganz ungeplant!
Hochkonzentrierter Abstieg, dann Lazy-time am Fikenloch. Dort weggeschlafen, die Schuhe getrocknet, dann noch ein Brot und dann langsamer Abstieg durch das schöne grüne Tälchen bis zur Tannalp.
Dort eine feine Rast mit Eis und Rivella, dann Abstieg zum Tannensee und sanfter Aufstieg zum Balmeregghorn. Rechts sah man schon den Talistock, den würde ich heute schon noch machen. Und wieder und immer alleine, obwohl das doch eine sehr überlaufene Gegend war.
Das kleine Joch unterhalb des Talistock war perfekt zum Schlafen, hier biwakierte ich bei schönstem Abendlicht.

3. Tag
Um 5 Uhr Dämmerung, da ging ich gleich los. In der Nacht war der Schlafsack nass gewesen, morgens nun wieder trocken, das verstand doch kein Mensch!
Gleich steiler Aufstieg, eine Weile am Grat hoch bis zu einem flachen Stück, da hätte man auch übernachten können. Nun sanft nach links gequert bis zum Grat zwischen Läuber und Rothorn. Da den Rucksack gelassen und in 10 Minuten hoch zum Läuber.
War das ein Genuss! Die Sonne ging gerade auf, ich war gut in der Zeit, ausreichend in Form, und nun die Berner Runde direkt vor mir. Links das Finsteraarhorn, rechts lugte der Eiger wie eine Papp-Attrappe hervor, so schmal war er.
Das waren nun die schönsten Minuten des ganzen Urlaubs - dieser Grat zwischen Läuber und Rothorn. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne und jedem Morgen sowieso.
Rothorn, Glogghüs und Hochstollen sind ausreichend auf hikr beschrieben. Der Weg gut markiert und gesichert, das war an diesem Morgen ein Hochgenuss. Dann der lange Grat hinüber bis zum Haupt. Edelweiß am Chli Haupt, tiefer Abstieg, dann aber elegantes Entlanghangeln an den Seilschlaufen, so macht Klettern Spaß. Am Haupt nun schon Abschiedsgefühle, schließlich rückte der Melchsee schon in die Ferne und erst recht in den Rücken.
Ich suchte vorsichtig den Nordabstieg, den es ja geben sollte. Fand glücklich auch eine zarte Spur. Viele waren hier nicht gegangen. Einige kleine Steinmänner. Dann doch ein Seil, juchhu! Es ging steil die Flanke hinunter, ein langes Seil zum Ablassen, dann am Fuß des Gipfelfelsens lange hinunter, das ging leicht. Und endlich Schatten!
In Serpentinen das Geröll hinunter, weiter unten verloren sich die Spuren. Steilstes Gras, sehr unangenehm, und unten abwechselnd Gras und Blockgeröll. Da musste ich lange queren. Endlich an der Nordseite angekommen, auf dem Grat zum Schnidengrätli, diesen Geröllberg überschritten, dann an der Innenbachalm ein Glas Milch gekauft und Wasser nachgetankt.
Nun noch diverse kleine Berge bis endlich beim Wandelen der Arnigrat begann. Hier hatte ich zum ersten Mal davon gehört. Mittlerweile war ein Gewitter im Anzug, das würde mich aber wohl doch noch verschonen.
Beim Astelhorn, das wohl gerne als "Arnigrat P. 2028" bezeichnet wird, gabelt sich der Grat. Wo lang? Die westliche Gratrippe genommen, das ist der "offizielle" Weg, dann Abstieg in einen Taltrog und doch hinüber und hinauf zur östlichen Gratrippe. Dort noch das Hohmad bestiegen, jetzt noch schnell 1100 Höhenmeter Abstieg bis Melchtal, dort im Tal biwakiert.

4. Tag
Die Höhenmeter lagen mir schon in den Beinen, aber für 1500 Meter Anstieg bis zum Widderfeld war schon noch Kraft übrig. Über einige Almen, immer ausreichend Wasser gefunden, bis zum Bocki-Rotsand. Auf dem Widderfeld Stock wunderschönes 360°-Panorama, dann langer Abstieg bis nach Engelberg. Noch die Benediktiner-Abtei bewundert, dann über Luzern zurück.

Tourengänger: mannvetter


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Kommentare (2)


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nprace hat gesagt:
Gesendet am 12. Juli 2017 um 14:43
Sehr coole Abenteuer auf eigene Faust durchgeführt. Biwitouren haben sind schon sehr sehr cool.
Aber sag Mal, du hast nicht nur Brot und Käse für 4 Tage gegessen?!

mannvetter hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. Juli 2017 um 16:13
...4 Müsliriegel waren auch noch dabei. Aber mehr nicht.


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