Chaostour zur Watzespitze(3533m)-kurz vor dem Gipfel gescheitert
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Als Neuling im alpinen Gelände braucht es manchmal schon einen Schutzengel,um aus einem selbstverursachten Debakel wieder heil herauszukommen.
Die Watze stand gar nicht auf dem Plan.Mein Spezi Wolfgang hatte mich zu einer Besteigung der Verpeilspitze überredet.In der Literatur war die Rede vom Schwierigkeitsgrad I-II,das schien für mich machbar zu sein.Eine Gletscherbegehung kam dabei auch nicht vor,daher hatte ich auf den Pickel verzichtet.Die Steigeisen hatte ich aber eingepackt,weil in diesen Höhen immer mit Schneefeldern zu rechnen ist.
So starteten wir am Morgen in Plangeroß in Richtung Kaunergrathütte.Nach Überwindung der ersten Geländestufe öffnet sich das Plangeroßtal mit der von dieser Seite grandios aussehenden Watzespitze.Dieser formschöne Berg müsste eigentlich ein begehrtes Ziel für erfahrene Bergsteiger sein,aber das ist nicht der Fall.Der Aufstieg über den "Eisweg" ist oft heikel und der Ostgrat fordert Kletterei bis IV,das ist nicht jedermanns Sache.Das wusste ich schon länger und hatte daher auch nie einen Versuch geplant.Wolfgang,der schon etliche Viertausender bezwungen hatte schielte natürlich immer wieder hinauf.
Da kam uns ein Einheimischer entgegen,ein etwas seltsamer,unfreundlich wirkender Typ.Wolfgang fragte ihn trotzdem,welche Tour er gemacht hätte.Unwirsch sagte er,dass er auf der Watze gewesen sei.Natürlich wollte Wolfgang etwas über die Schwierigkeiten wissen,der Typ meinte nur kurz"beste Verhältnisse am Eisweg,Seil,Pickel brauchts nicht" und verschwand.Nun war mein Spezi nicht mehr zu halten.Natürlich weigerte ich mich,so etwas ohne Pickel zu versuchen,aber Wolfgang gab mir einfach seinen mit der Bemerkung"wenn der das ohne schafft,dann brauche ich auch keinen,und die Einheimischen wissen immer Bescheid".Ob der dubiose Mann uns für blöd verkauft hat und eventuell gar nicht oben war oder ob er technisch so gut war,dass ihn die Watze überhaupt nicht gefordert hat,war nicht zu klären.
An der Gletscherzunge wurden die Steigeisen angeschnallt und Wolfgang stürmte los.Der harte Firn steilte sich rasch auf und zwang zum Einsatz der Frontzacken.Diese Technik mag ich bis heute nicht,daher kommen manche Ziele für mich auch nicht in Frage.Nachdem die Neigung 45° überschritt und kein Ende in Sicht war,wurde es mir mulmig und ich trat vorsichtig den Rückzug an.Wolfgang,der nur auf Frontzacken und zwei Skistöcken als Stütze unterwegs war,wurde stocksauer,ich allerdings auch.Der Blick nach unten und meine Physikkenntnisse machten mir bewusst,dass hier ein Fehler der letzte wäre...Es dauerte eine Weile,bis die ca.40m Höhendifferenz unter kräftigem Einsatz des Pickels wieder abgeklettert waren.Nach einigem verbalen Geplänkel stellte ich fest,dass auf der linken Seite des Gletschers die Hangneigung nur ca.30° betrug und startete einen neuen Versuch.Es ging erstaunlich gut zwischen riesigen Spalten hindurch,der Gletscher war hier aper und daher ungefährlich.Später fanden wir sogar eine Spur,die durch ein kurzes sehr steiles Firnfeld leitete.Wir erreichten die obere flache Gletscherterrasse und die ca.50° steile Schneerinne,welche zur Scharte auf dem Grat hinaufführte.Diese Steilheit übersteigt meine Möglichkeiten,aber hier gab es tiefe Tritte im Schnee,richtige
"Töpfe",in denen man wie auf einer Treppe steigen konnte.So erreichten wir den Grat auf 3420m.Aber jetzt?
Das Felsgelände sah abschreckend aus,rötliche wulstige Gesteinsformationen,wo ich keine Route erkennen konnte,dasGanze auch noch furchtbar ausgesetzt.Ich versuchte es auf der Westseite,im T5-Gelände ging es sehr unangenehm höher.Wir erreichten noch den Fuss des grossen Gendarms,dann war Schluss.
Eine Umgehung des Gendarms schien nicht möglich und die Übersteigung traute sich auch Wolfgang nicht zu(obwohl er beim Klettern mutiger war als ich und so manchen IIIer gepackt hat)(heute weiss ich,dass man den Gendarm hätte überklettern müssen,angeblich nicht schlimmer als II+)
Der Gipfel war schon zum Greifen nahe,vielleicht noch 40-50Hm,aber für uns unerreichbar.Also vorsichtiger Abstieg im äusserst ausgesetzten IIer Gelände.Während wir langsam uns der Scharte näherten,seilte sich direkt neben uns eine Gruppe von 6 Personen ab.An der Scharte am steilen Schneefeld vermisste Wolfgang dann doch seinen Pickel und fragte die Gruppe,ob man ihm einen solchen für diese Passage leihen könnte.Natürlich wurde das abgelehnt(begreiflich,wenn in einer Seilschaft einer mangels Pickel den Halt verliert wird es ernst für alle...)Wolfgang machte daraufhin noch ein paar laute,böse Bemerkungen"fehlende Solidarität etc."und raste mit den Skistöcken wie ein Irrer den Hang hinunter und weiter über den ganzen Gletscher bis zu dessen Ende ohne sich noch einmal umzudrehen...
Ich stieg vorsichtig den Hang hinunter und folgte anschließend genau der Seilschaft in der Spur,um die Spaltengefahr zu minimieren,die ja bekanntlich am Nachmittag zunimmt.Ohne kritische Situationen wurde der Gletscher überschritten,anschliessend holte ich auf dem Weg zur Kaunergrathütte Wolfgang wieder ein.Nach einem ordentlichen Streit und Flüssigkeitsaufnahme in der Hütte wurde abgestiegen,die letzten 400Hm mit Stirnlampe.Als Konsequenz dieses für mich sehr stressigen Tages habe ich die gemeinsamen sportlichen Aktivitäten mit Wolfgang auf Tennis und leichte Berge reduziert.
Fazit: Die Watze ist ein toller Berg
(durchaus mit einem Viertausender vergleichbar),aber nur für Könner.Der Eisweg wird inzwischen wegen der Klimaerwärmung im Sommer nicht mehr begangen,weil der Schnee in der Rinne zur Scharte oben nicht mehr vorhanden ist,der glatte steile Fels dort ist für die meisten Bergsteiger nicht zu schaffen.Außerdem hat sich der Gletscher stark verändert und die Steinschlaggefahr hat drastisch zugenommen.Also bleibt nur noch der schwierige Kletteraufstieg über den Ostgrat(jenseits meiner Möglichkeiten ),daher werde ich dieses Gipfelkreuz nicht erreichen.
Die Watze stand gar nicht auf dem Plan.Mein Spezi Wolfgang hatte mich zu einer Besteigung der Verpeilspitze überredet.In der Literatur war die Rede vom Schwierigkeitsgrad I-II,das schien für mich machbar zu sein.Eine Gletscherbegehung kam dabei auch nicht vor,daher hatte ich auf den Pickel verzichtet.Die Steigeisen hatte ich aber eingepackt,weil in diesen Höhen immer mit Schneefeldern zu rechnen ist.
So starteten wir am Morgen in Plangeroß in Richtung Kaunergrathütte.Nach Überwindung der ersten Geländestufe öffnet sich das Plangeroßtal mit der von dieser Seite grandios aussehenden Watzespitze.Dieser formschöne Berg müsste eigentlich ein begehrtes Ziel für erfahrene Bergsteiger sein,aber das ist nicht der Fall.Der Aufstieg über den "Eisweg" ist oft heikel und der Ostgrat fordert Kletterei bis IV,das ist nicht jedermanns Sache.Das wusste ich schon länger und hatte daher auch nie einen Versuch geplant.Wolfgang,der schon etliche Viertausender bezwungen hatte schielte natürlich immer wieder hinauf.
Da kam uns ein Einheimischer entgegen,ein etwas seltsamer,unfreundlich wirkender Typ.Wolfgang fragte ihn trotzdem,welche Tour er gemacht hätte.Unwirsch sagte er,dass er auf der Watze gewesen sei.Natürlich wollte Wolfgang etwas über die Schwierigkeiten wissen,der Typ meinte nur kurz"beste Verhältnisse am Eisweg,Seil,Pickel brauchts nicht" und verschwand.Nun war mein Spezi nicht mehr zu halten.Natürlich weigerte ich mich,so etwas ohne Pickel zu versuchen,aber Wolfgang gab mir einfach seinen mit der Bemerkung"wenn der das ohne schafft,dann brauche ich auch keinen,und die Einheimischen wissen immer Bescheid".Ob der dubiose Mann uns für blöd verkauft hat und eventuell gar nicht oben war oder ob er technisch so gut war,dass ihn die Watze überhaupt nicht gefordert hat,war nicht zu klären.
An der Gletscherzunge wurden die Steigeisen angeschnallt und Wolfgang stürmte los.Der harte Firn steilte sich rasch auf und zwang zum Einsatz der Frontzacken.Diese Technik mag ich bis heute nicht,daher kommen manche Ziele für mich auch nicht in Frage.Nachdem die Neigung 45° überschritt und kein Ende in Sicht war,wurde es mir mulmig und ich trat vorsichtig den Rückzug an.Wolfgang,der nur auf Frontzacken und zwei Skistöcken als Stütze unterwegs war,wurde stocksauer,ich allerdings auch.Der Blick nach unten und meine Physikkenntnisse machten mir bewusst,dass hier ein Fehler der letzte wäre...Es dauerte eine Weile,bis die ca.40m Höhendifferenz unter kräftigem Einsatz des Pickels wieder abgeklettert waren.Nach einigem verbalen Geplänkel stellte ich fest,dass auf der linken Seite des Gletschers die Hangneigung nur ca.30° betrug und startete einen neuen Versuch.Es ging erstaunlich gut zwischen riesigen Spalten hindurch,der Gletscher war hier aper und daher ungefährlich.Später fanden wir sogar eine Spur,die durch ein kurzes sehr steiles Firnfeld leitete.Wir erreichten die obere flache Gletscherterrasse und die ca.50° steile Schneerinne,welche zur Scharte auf dem Grat hinaufführte.Diese Steilheit übersteigt meine Möglichkeiten,aber hier gab es tiefe Tritte im Schnee,richtige
"Töpfe",in denen man wie auf einer Treppe steigen konnte.So erreichten wir den Grat auf 3420m.Aber jetzt?
Das Felsgelände sah abschreckend aus,rötliche wulstige Gesteinsformationen,wo ich keine Route erkennen konnte,dasGanze auch noch furchtbar ausgesetzt.Ich versuchte es auf der Westseite,im T5-Gelände ging es sehr unangenehm höher.Wir erreichten noch den Fuss des grossen Gendarms,dann war Schluss.
Eine Umgehung des Gendarms schien nicht möglich und die Übersteigung traute sich auch Wolfgang nicht zu(obwohl er beim Klettern mutiger war als ich und so manchen IIIer gepackt hat)(heute weiss ich,dass man den Gendarm hätte überklettern müssen,angeblich nicht schlimmer als II+)
Der Gipfel war schon zum Greifen nahe,vielleicht noch 40-50Hm,aber für uns unerreichbar.Also vorsichtiger Abstieg im äusserst ausgesetzten IIer Gelände.Während wir langsam uns der Scharte näherten,seilte sich direkt neben uns eine Gruppe von 6 Personen ab.An der Scharte am steilen Schneefeld vermisste Wolfgang dann doch seinen Pickel und fragte die Gruppe,ob man ihm einen solchen für diese Passage leihen könnte.Natürlich wurde das abgelehnt(begreiflich,wenn in einer Seilschaft einer mangels Pickel den Halt verliert wird es ernst für alle...)Wolfgang machte daraufhin noch ein paar laute,böse Bemerkungen"fehlende Solidarität etc."und raste mit den Skistöcken wie ein Irrer den Hang hinunter und weiter über den ganzen Gletscher bis zu dessen Ende ohne sich noch einmal umzudrehen...
Ich stieg vorsichtig den Hang hinunter und folgte anschließend genau der Seilschaft in der Spur,um die Spaltengefahr zu minimieren,die ja bekanntlich am Nachmittag zunimmt.Ohne kritische Situationen wurde der Gletscher überschritten,anschliessend holte ich auf dem Weg zur Kaunergrathütte Wolfgang wieder ein.Nach einem ordentlichen Streit und Flüssigkeitsaufnahme in der Hütte wurde abgestiegen,die letzten 400Hm mit Stirnlampe.Als Konsequenz dieses für mich sehr stressigen Tages habe ich die gemeinsamen sportlichen Aktivitäten mit Wolfgang auf Tennis und leichte Berge reduziert.
Fazit: Die Watze ist ein toller Berg
(durchaus mit einem Viertausender vergleichbar),aber nur für Könner.Der Eisweg wird inzwischen wegen der Klimaerwärmung im Sommer nicht mehr begangen,weil der Schnee in der Rinne zur Scharte oben nicht mehr vorhanden ist,der glatte steile Fels dort ist für die meisten Bergsteiger nicht zu schaffen.Außerdem hat sich der Gletscher stark verändert und die Steinschlaggefahr hat drastisch zugenommen.Also bleibt nur noch der schwierige Kletteraufstieg über den Ostgrat(jenseits meiner Möglichkeiten ),daher werde ich dieses Gipfelkreuz nicht erreichen.
Tourengänger:
trainman

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