Säntis (2502 m) - heute auf Abwegen erreicht
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Der heutige Tag stand im Zeichen der Fußballweltmeisterschaft. Das Spiel Deutschland – Argentinien wollte ich natürlich auf jeden Fall sehen. Bei dem Ergebnis von 4:0 wäre es ja auch wirklich ein Jammer gewesen, wenn ich dies verpasst hätte.
Früher als sonst ging es daher heute in die Berge. Um 6.30 Uhr starteten wir bei schon fast schwülen Verhältnissen an der Schwägalp (1360 m). Die ersten 50 Minuten ging es mit 2 Zwischenabstiegen an verschiedenen Alphütten vorbei zum Beginn der Alpinen Bergweges etwas westlich des Schwizeralpli. Höhe hat man bis hierhin noch keine gewonnen. Das ändert sich dann aber beim steilen Aufstieg zum Felsband mit den Nasenlöchern, wo der anspruchsvollere Teil des Bergweges beginnt. Querungen und Eisenstifte verhelfen dazu, die Felsabsätze zu überwinden. Weiter geht es in einem Kar, über dem das Öhrli steil in den Himmel ragt. Der Neuschnee der vorletzten Woche war weggetaut und es war trocken. So erreichten wir ohne Probleme die Hintere Öhrligrueb und von dort den Höch-Nideri-Sattel (2121 m). Außer uns war bis hierin lediglich noch ein anderer Tourengeher zu sehen. Wir glaubten unseren Augen nicht zu trauen, als wir weit oberhalb der Baumgrenze eine Hirschkuh erblickten, die aber das Weite suchte. Mit Steinwild haben wir gerechnet, aber mit Rotwild in dieser Höhe nicht.
Nun ging es hinauf zur Höch Nideri (2246 m). Hätten wir gewusst, was uns noch erwartet, hätten wir uns an die Fersen des anderen Tourengehers geheftet. Über Rasen und Karrenfelder geht es weglos und ohne Markierungen zum östlichen Ende des Hüenerbergs, von wo man die Strecke bis zum Hüenerbergsattel einigermaßen überblicken kann. Die Überschreitung des Hüenerbergs wird im SAC-Führer mit EB eingestuft. Auf Hikr reicht die Palette der Bewertungen von T4 bis T5/II. Erst geht es noch auf einem breiteren Rasengrat dahin, bis dann ein schmaler, felsiger Abschnitt kommt, der nach Norden hin recht steil abfällt. Eine weitere, etwas ausgesetzte Stelle folgte, wo es von Vorteil gewesen wäre, wenn wir den Tourengeher, der schon fast am Hüenerberg war, bei seiner Routenwahl hätten beobachten können. Wir wollten die etwas luftige Stelle südseitig umgehen, wobei wir uns jedoch in recht unwegsames Gelände hineinmanövrierten. Es wurde zunehmend heikler, bis wir uns dann über eine wenige Zentimeter breite Rasennaht zwischen plattigem Fels auf ein Schotterfeld in Sicherheit bringen konnten. Die Bewertung T5 bezieht sich auf den Abstecher über den Hüenerberg.
Wieder zum Grat aufzusteigen war uns dann zu mühsam. So „fuhren“ wir auf dem Schotter bis zur noch schneebedeckten Karrenlandschaft der Rossegg ab. Ab hier waren wir dann noch gut 45 Minuten auf gut trittigem Schnee und dem Blau Schnee unterwegs, und das am 3. Juli (!), bis wir den Blau Schnee-Sattel erreichten. Interessant ist, dass der Blauschnee am Ausstieg größer ist als 1950. Der Ausstieg zum Girensattel, der erst seit 1986 existiert (sh. Link), wird aufgrund der enormen Schneemengen noch nicht begangen. Die „Himmelsleiter“ brachte uns dann zügig zum Gipfeltunnel. Mit Stau, wie schon vorgekommen, hatten wir heute auf der Leiter zum Glück nicht zu kämpfen. Auf der Route über die Tierwis hätten wir wohl mehr als 6 Personen getroffen.
Der Touristenrummel hielt sich oben noch in Grenzen. Wie jedes Mal, wenn wir oben sind, kehrten wir auf der Sonnenterrasse des Berggasthauses „Alter Säntis“ ein, wo wir zahlreiche Gleitschirmflieger rund um den Säntis und den Altmann beobachten konnten. Die Fernsicht war aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit dagegen sehr begrenzt.
Vom unterwegs beobachteten Gratbegeher, der sich zu uns gesellte, konnten wir dann auch erfahren, dass wir besser auf dem Grat geblieben wären. Ein Grund, die Tour wieder einmal zu wiederholen. Den Weg zur Schwägalp haben wir mit der Seilbahn zurückgelegt.
Fazit: Auch wenn ich die Zahl der Besteigungen mittlerweile nicht mehr zählen kann, der Säntis ist immer wieder einen Besuch wert. Mit dem anschließenden Sieg des deutschen Teams war der heutige Tag eine "runde Sache".
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