Projekt "Fortifikation-Hauenstein-Tour" - Teil 1A


Publiziert von kopfsalat , 15. April 2010 um 12:28. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Basel Land
Tour Datum:13 April 2010
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO   CH-BL 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 720 m
Abstieg: 680 m
Strecke:Mineralquelle Lostorf - Dottenberg - Wisen - Bad Ramsach - Buckten
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Bus von Olten bis Mineralquelle Lostorf mit Umsteigen in Obergösgen Schulhaus
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Buckten
Unterkunftmöglichkeiten:Gasthof Löwen in Wisen, Bad Ramsach
Kartennummer:1088 Hauenstein


                                     Moskau – Peking – Zeglingen


...das verheisst ein Richtungsschild in Wisen (SO) an der Strassenkreuzung bei der Kirche, gegenüber liegt vorsorglicherweise das Gasthaus Löwen, um sich zu stärken!
 
Wir trafen uns auf Gleis 17, übrigens das Gleis 13 findet sich auch in Basel, aber es ist nicht ein öffentlich zugängliches...das Gewusel auf der Passarelle braucht hier nicht nochmals ausführlich geschildert zu werden – hingegen war der Perron gäh-nend leer, nach sieben Uhr, um genau zu sein 7.20. Die S 3 macht in Basel eine Spitzkehre, sie verbindet Olten mit Porrentruy im Stundentakt. Die zusteigenden Fahrgäste können teilweise nach ihren ausgeübten Berufen erkannt werden, sei es an den Schuhen, an den Hosen und Jacken und was aus diesen herausragt oder womit die Kluft in Kontakt gekommen ist....das morgendliche Zeitungsgeraschel stör-te heute nicht, aber die Menge der herumliegenden schon. Die Sonne dringt noch nicht durch, es ist etwas trübe, das Thermometer zuhause zeigte 7 Grad – Mütze und Handschuhe ruhten im Mittelteil der Rucksäcke.

Wir fuhren nach Olten, stiegen in den Bus nach Obergösgen, baten den Chauffeur uns die Weiterfahrt nach Lostorf (erneut vorsorglich) zu garantieren, denn die Bus-haltestellen liegen ein paar Gehminuten auseinander, sodass das Umsteigen sogar noch mit ein paar Schritten ab“geleistet“ werden musste. Die Linie 17 brachte uns im Kleinbus zur Wendestelle an der Mineralquelle Lostorf, die dem Unternehmen Mine-ralquelle Eptingen AG angehört – auf der Homepage von Lostorf liest sich dazu folgendes: Die Lostorfer Heilquellen entdeckte man vor rund 550 Jahren wieder. Die Heilkraft des Wassers war den alten Römern schon bekannt. Es scheint jedoch, dass man erst viel später wieder auf die Quellen gestossen ist. So weiss Franziskus Haffner in sei-nem im Jahre 1666 erschienen "solothurnischen Schauplatz" zu berichten, dass im Jahre 1412 der "Gesundbrunnen von Lostorf" gefun-den worden sei. Bohrungen bis in eine Tiefe von 580 m haben zwei arthesische Quellen erschlossen, die schwefel- und gipshaltiges Wasser mit einer Temperatur von 28 Grad und einer Ergiebigkeit von 2000 Minutenlitern an die Oberfläche schiessen und entsprechend gefasst werden mussten. Das Hotel und das Thermalbad sind zur Zeit geschlossen

Zuerst stiegen wir hinauf zum Schloss Wartenfels, das zur Zeit einer umfassende Renovation unterzogen wird und für seinen französischen Garten weitherum bekannt sein soll. Wir hofften auf Alpensicht und begnügten uns mit der gezeichneten hinter Glas, die hier angebracht ist. Wir nahmen den Steilanstieg auf den Dottenberg in Angriff, langsam und bedächtig, ich spürte, dass die Tessinerrunden schon eine Weile zurücklagen, doch mit jedem Höhenmeter kam die „Leistung“ zurück. Schon nach kurzer Zeit deutete Dani auf Mauernteile auf der Krete hin: die Fortifikation Hauenstein bzw. das was nach beinahe 100 Jahren davon übrig geblieben ist. Deswegen waren wir heute unterwegs – wir wollten eintauchen in eine militärhistorische Begehung und etwas verborgene Schweizer Geschichte lebendig machen. Wir malten uns aus, unter welchen widrigen Verhältnissen hier Wache geschoben wurde, alles musste wahrscheinlich zu Fuss auf die Krete gebracht werden, es wird kaum Strassen oder Wege gegeben haben, zumindesten sind heute keine mehr sichtbar. Was bei Regen oder Schnee, insbesondere noch sehr kalten Wintern in den Jahren 1914 – 18 hier erlebt wurde? Der Festungskranz schützte Olten, der Bahnkilometer Null steht ja auf Gleis 12. Gemächlich  steigen wir hinan bis auf Pt. 938 – hier liegt der Triangulationspunkt „am Boden“, aus Beton gefertigt! Ganz in der Nähe auch dieses imposante Steinmännli (siehe Pic dazu im Set). Am Ende des Gratweges, der auf die Sunnenweid trifft, rasten wir und erhalten Einblick in die Urzeit, als Olten noch an der Ur-Donau lag....ein Tafel erhellt diesen Umstand....welche Zeithorizonte, unvorstellbar!

Der nach wie vor eher kühle Morgen und die wenig erbauliche Sicht liessen uns bald weiterwandern, wir stiegen über einen idiotisch angebrachten Elektro-Zaun (im Dienst), der über den WW gespannt und kaum zu erkennen war! Folgten den WW-Markierungen, hielten uns daran und gelangten an Dolinen vorbei, dessen Entstehung mir Dani ausführlich näher brachte. Wir umrundeten den Flueberg bzw. die Wisner Flue, der einen markanten Punkt in der Juralandschaft abgibt: je nach Sichtweise kann darin durchaus auch ein Schiffsbug oder ein U-Boot in der Form erkannt werden, dies besonders aus dem Dorf Wisen, wo wir pünktlich um 12 Uhr eintrafen. Auch diese Wanderung werden wir zusätzlich bei TuT einfügen: der Gasthof Wisen überzeugte uns, „cozyness“ durchs Holzinterieur und ein reichhaltiges Mittagessen waren die Prämissen, die wir vorfanden, das P-/L-Verhältnis stimmte durchwegs, und der 2er-Arneis im Glas mundete hervorragend. Mit angeschlagenen „Bäuchen“ widmeten wir uns zuerst einer leicht ansteigenden Strasse, um dann in einer Diretissima wieder einer Fortifikationslinie zu folgen. Hätte ich Dani nicht zur Seite gehabt, hätte ich angenommen, der Graben, den wir da hochstiegen, wäre eine Wasserrinne gewesen...nein, das war ein Schützengraben. Die Fragen drängten sich förmlich auf....ja, war denn hier früher kein Wald?

Die kleine Lichtung oberhalb des Forenhofes war ein einziger Bärlauchteppich, in dessen Nordwestecke ein Bunker im Erdreich lag, den Dani dann inspizierte. Wir folgten dem unteren Weg, genau auf der 800-m-Höhenlinie entlang um den Wisenberg, fanden den Anschlusspfad im knöcheltiefen Laub, wurden Zeuge wie ein Reh behendend durchs Unterholz schoss und stiessen auf den Grenzstein 201, der hier die Kan-tonsgrenze zwischen Solothurn und Baselland markierte: oberhalb des Punkt 815 beim Geisshörnli. Hier stiessen wir auf mehrere hintereinanderliegenden Linien der Fortifikation, dessen Zustand mich erstaunte....die Bauten sahen aus, als wären sie gestern errichtet worden, aber auch das Gegenteil trafen wir an. Der Bärlauch stach uns in die Nase und ich stolperte unsäglich über eine Wurzel im tiefen Laub! Plötzlich stiess die Sonne durch, flutete uns an und der Tag erhielt eine Nuance, es ist Frühling...

Beim Pt. 820 oberhalb von Bad Ramsach erneut imposante Reste der Fortifikation Hauenstein – breite Gräben, gut sichtbare Unterstände, gut erhaltenes Mauerwerk. Ein paar Minuten später standen wir vor dem nicht gerade baulich einladenden Bad Ramsach, doch der PP belehrte uns eines andern. Im beinahe belegten Restaurant wurde uns ein Hinweis gemacht, der uns in Staunen versetzte: von hier aus erblickt man die Sissacherflue in völlig ungewohnter Perspektive, sodass wir uns  fast die Haare rauften – allein dieser Anblick bestärkte uns, dass das  Baselbiet durchaus ein weites, weiteres  Betätigungsfeld für gemeinsame Touren sein möge.  Entlang eines Weidezauns aus Sträuchern (dessen Ursprung laut Bundesinventar hier schon zu Zeiten des Mittelalters habe bestehen müssen), gelangten wir auf den Verbindungsweg nach Buckten, an der Linie Olten – Sissach, zum Läufelfinger, das wie so viele Regionallinien immer wieder knapp an der Aufgabe vorbeikommt...noch (siehe dazu Petition des VCS, auf die Zaza aufmerksam gemacht hat). Am Bahnhof immerhin doch einige Bahnkunden – jung und älter. 

In den von der Sonne durchfluteten Abteilen finden wir uns zurück in die globale Welt – verschiedenste Dialekte dringen an unser Ohr und etwas Afrika auch!
 

Tourengänger: Henrik , kopfsalat


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Geodaten
 2243.xol FH-1A

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