Gurkentour in den Felsen von Orvin
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Etwas planloses Herumgekraxel in einer Steilwand...
Beim Herumstöbern in der Landeskarte ist mir die große Felswand nördlich von Orvin aufgefallen. Schön südseitig, also schätzungsweise wieder schneefrei und nicht zu nass. Die Berichte, vor allem 1, 2, 3 und 4 von Felix / Rhabarber / kopfsalat gefallen mir. Und man kann mit dem Bus bis fast an den Einstieg fahren. Also bastele ich mir kurzentschlossen eine Route zusammen, was aber nur mit einigen Fragezeichen gelingt, denn das Buch, das in allen Berichten erwähnt wird, habe ich nicht. Behelfsweise nutze ich noch die opentopomap.org und einige Zustiegsskizzen von der Website des SAC. Der Rest wird sich eben vor Ort ergeben...
Von der Bushaltestelle Sous les Roches (700 m) gehe ich nur ein paar Meter ansteigend an der Straße entlang bis zu dem Gebäude auf ca. 722 m. Nach kurzer Erkundung entdecke ich einen Trampelpfad, der direkt östlich des Hauses die Böschung hochzieht.
Dort kommt auch schon das erste Highlight. Der Wald ist komplett mit frisch gefällten Bäumen und Geäst verhauen. Das fängt ja klasse an! Ich wurstele mich schräg linkshaltend aufwärts bis an den Rand des Geröllfeldes, das auf der Landeskarte eingezeichnet ist und steige fast weglos am der östlichen Begrenzung aufwärts und aus dem Bereich mit dem gefällten Zeug heraus. Spätestens am oberen Ende (ca. 810 m) des Geröllfeldes bin ich wieder auf dem Pfad, der rot-weiß markiert ist. Dort gibt es einige wenige Kraxelmeter (knapp I) in einem links-rechts-Schwenk, bevor der Pfad im Zickzack (simpel, T2) immer östlich des (oberen) Gerölls weiter ansteigt. In dem Bereich sind die Markierungen vorübergehend ziemlich deutlich.
Wenig unterhalb der großen Felswand endet der Zickzack und ich halte nun östlich querend die Höhe (ca. 900 m). An einer Stelle zieht ein Fixseil nach links (Westen) in den Felsgürtel herein. Ich ignoriere es. Das Wandbuch, das in einem Bericht an dieser Stelle erwähnt wird, ist nicht mehr vor Ort. Ein paar Meter weiter befindet sich eine einigermaßen markante Felskerbe mit ein paar Eisenklammern und blau-weißen Markierungen. Diesen Steig möchte ich später von oben kommend für den Abstieg benutzen. Deshalb quere ich erstmal noch länger nach Osten, wobei einige wenige Schweizerkreuz-Markierungen an Bäumen zu finden sind. Der Pfad wird immer mal wieder undeutlich und etwas abschüssig (T3), aber der Verlauf ist relativ klar. Nach vielleicht 200 Streckenmetern ab der Kerbe entdecke ich im Rückblick schräg über mir das Schweizerkreuz in der Felswand. Es ist wirklich leicht zu übersehen und ziemlich weit oben.
Kurz darauf gibt es (scheinbar) zwei Gabelungen hintereinander. Bei der ersten geht eine Spur rechts absteigend weg. ich ignoriere sie. Bei der zweiten (Steinmann) beginnt links ein schrofiger Aufstieg, der mit roten Klecksen markiert ist. Das sieht kraxelig aus und interessiert mich. Entlang der Kleckse steige ich über Felsstüfchen ( T3+) bis an die eigentliche Wand heran und dann noch einige Meter nach links (Westen) bis an einen Sporn mit mehreren Standhaken. Ich kraxele um den Sporn (I, T4) und finde trotz Suchens keine weiteren Markierungen mehr. Ein möglicher Weiterweg ginge durch einen Trichter aufwärts, aber dort kommt ständig Steinschlag herunter, sodass ich die Finger davon lasse. Überhaupt scheint es in dem gesamten Gebiet zwischen den eigentlich recht kompakt wirkenden Felsen immer wieder Stellen mit wirklich großer Steinschlaggefahr zu geben, weswegen ich den Helm nicht im Rucksack gelassen habe.
Etwas unzufrieden kraxele ich um den T4-Sporn zurück, gehe dann aber nicht wieder runter bis zum Querweg, sondern wandere möglichst dicht unter den Felsen weiter. So gewinne ich etwas an Höhe und kann schließlich über eine schrofige Rampe (T3+) zu einem Aussichtspunkt mit Feuerstelle und vielen Haken hochsteigen, an dem anscheinend genau jene Kletterrouten enden, zu deren Einstieg die roten Punkte geführt haben. Ich orientiere mich und stelle fest, dass ich mich am Place de la Sentinelle (ca. 930 m) befinde. Der Tiefblick wäre möglicherweise sehenswert, aber effiktiv sehe ich unterhalb bloß Nebel.
Oberhalb befinden sich kompakte, steile Wände. Irgendwo muss auch der Petit Cervin sein, der einer Quelle zufolge mit T5 zu besteigen soll. Nur wo genau?
In einer SAC-Skizze ist ein Kletterer-Abstieg um T4 eingezeichnet, der in der Nähe meines Standorts herunterkommen soll. Tatsächlich gibt es ein paar Fixseile in der Steilwand, aber die haben mit T4 nichts mehr zu tun (eher T6 / III). Aber vielleicht bin ich einfach nur am falschen Ort?
Wie weiter? Der Petit Cervin interessiert mich und außerdem möchte ich nach oben. Dazu muss ich eben noch mehr nach Osten. Also die Schrofenrampe wieder runter. Gegenüber geht es gleich wieder hoch, aber an einem ausgesetzen Eck (einzelne rote Markierung) nicht mehr weiter. Also kehre ich um, steige bis zu dem Querweg ab und gelange so auf jenen Pfad, der als einziger in der Landeskarte eingezeichnet ist . Er wird exakt in einer Kehre (ca. 870 m) betreten, vor Ort ist diese Stelle jedoch so schlecht markiert, dass ich erstmal ab- und nicht aufsteige, mich über den Höhenverlust wundere und recht bald den Fehler bemerke.
Also drehe ich um und gehe um die Spitzkehre herum. Fast schon enttäuschend einfach (max. T3) gewinne ich nun zügig an Höhe. Doof ist, dass die Wand zunehmend im Nebel verschwindet. Wie soll ich so den Petit Cervin finden? Und überhaupt - wo und wie "von Osten" kommt man als Alpinwanderer rauf? Ich beschließe, genau noch einen Versuch zu wagen, und zwar quasi "von oben". Dazu verlasse ich den rot-weiß markierten Pfad auf ca. 970 m und quere mehr oder weniger weglos im Wald nach Westen. Oberhalb der Kletterwände muss ich einsehen, dass der Versuch zwecklos ist. Es gibt nichtmal eine scharfe Abbruchkante, stattdessen wird es "nach unten" hin bloß immer steiler und gefährlicher. Außer Bäume und Nebel ist rein gar nix zu erkennen, das eine Orientierung möglich macht. Also Schluss und hoch bis zu dem trassierten Weg (ca. 1040 m), der in der Landeskarte verzeichnet ist.
Dort, wo der breite Weg endet (Wendeschleife, 1030 m), soll jener Pfad beginnen, welcher letztlich wieder bei den Eisenklammern herauskommt. Tatsächlich gibt es gleich bei der Wendeschleife einladende blau-weiße Markierungen. Ich folge ihnen kurz - doch halt - die queren ja bloß, ohne Höhe zu verlieren. Also zurück und auf sehr undeutlichen Spuren etwa in Fallinie unter der Wendeschleife absteigen. Ab und zu hilft mal ein Steinmann. Etwas später bin ich mir bezüglich der Orientierung dermaßen unsicher, dass ich schon ans Umkehren denke (nur noch gut eine Stunde Tageslicht...), als ich im Rückblick doch noch eine blau-weiße Markierung entdecke.
Die Grundrichtung ist (nach den ersten 20 Höhenmetern unter der Wendeschleife) immer Südwest! Einmal sehe ich einen Steinmann und gehe deshalb mehr nach Osten, wo sich auch eine gelbe Markierung findet. Doch halt - das wird wohl der Pfad #7 sein, an dem schon einer Vorgänger im Abstieg umgekehrt ist. Mir ist das in der Situation ebenfalls zu vage. Also ein Stück zurück und mehr durch die Laubrinnen (oberes T3) mit westlicher Tendenz runter. Vereinzelt und meistens im Rückblick gibt es blau-weiße Markierungen. Schließlich kommt man in eine Art Trichter, der nach unten steiler wird und mit der Eisenklammernpassage (paar Meter T4) endet.
Nun habe ich zwei Möglichkeiten - entweder wie zu Beginn der Tour runter oder nochmals queren und den Pfad aus der Landeskarte absteigen. Ich entscheide mich für letzteres, weil ich mir den Verhau ersparen möchte. Also folge ich nochmals dem "Schweizerkreuz" bis zur ersten Gabelung. Ach so - dort gibt es ja noch die Wegspur, die "nach unten" zieht. Eine prima Abkürzung? Denkste! Ich gelange in einen Trichter, in dem sich die Spuren verlieren und der nach unten hin steiler und steiler wird. So geht es nicht. Also wieder hoch und brav außen rum gehen bis in die Kehre, die ich vonhin übersehen hatte. Nun wie in der Landeskarte exakt verzeichnet absteigen. Das ist ein recht angenehmer Abstieg, deutlich gespurt, rot-weiß markiert und ganz gut zu gehen (trotzdem gelegentlich abschüssig, max. T3). So gelange ich ganz in die Nähe des Ausgangspunkts bei der Bushaltestelle Sous les Roches.
Weil die Busfahrzeiten nicht gut zu den Zügen passen, die ich nehmen möchte, habe ich eine Fahrkarte ab Frinvillier-Taubenloch (555 m) gekauft. Ist ja nicht weit. Aber hmm - ich habe nur noch 30 Minuten. Und "nicht weit" bedeutet 3,1 km Luftlinie. Aussichtslos? Keinesfalls! Ich wetze los und habe Glück, dass der Wanderweg fast eben und sehr direkt verläuft. Eine Minute vor der Abfahrt bin ich am Bahnsteig und der Zug hat zwei Minuten Verspätung. Also alles ganz lässig.
Im Endeffekt habe ich den Pfaden schon irgendwie folgen können. Aber ich hatte den Eindruck, dass die Markierungen immer genau dort schlecht sind, wo man sie am ehesten benötigt. Vielleicht habe ich aber auch nur nen schlechten Tag erwischt.
Schwierigkeiten & Gehzeiten
Sous les Roches - Pfad an der Schutthalde hoch (#4 unterer Teil ?) - Felskerbe auf ca. 900 m: Passage T3+, meist leichter; 50 min - Achtung - Einstieg derzeit (Nov. 2024) verhauen!
Felskerbe - Schweizerkreuz-Querung (#6 ?) - Erkundung bei roten Punkten - Schrofen - Place de la Sentinelle: um T3, stellenweise leicht darüber; 50 min
Place de la Sentinelle - absteigend zum Pfad in der Landeskarte (#8 oberer Teil ?) - bis kurz vors Plateau: erst T3+, dann T3-; 40 min
Querung über der Abbruchkante zur Wendeschleife auf ca. 1030 m): T3+; 30 min - sinnlos
Wendeschleife - Felskerbe (#4 oberer Teil ?): meist T3+, wegen der schwierigen Orientierung gebe ich lieber mal T4-; 30 min
Felskerbe - Schweizerkreuz-Querung (#6 ?) - Pfad in der Landeskarte (#8 unterer Teil ?) runter: meist unteres T3; 30 min
Sous les Rochers - Frinvillier-Taubenloch: T1; 29 min (langsamer wärs entspannter...)
Fazit
Naja! Zwischendurch hat mich das endlose, langweilige Gequere so genervt, dass es mich fast schon um die CHF 100 für den Zug gewurmt hat. Rückblickend war es dann nicht ganz so schlecht. Die Wegsuche, die Gestochere im Laub, die Steinschlaggefahr - all dies wäre geschenkt, wenn die Tour wenigstens ein echtes Highlight hätte - einen Gipfel, eine Höhle, eine Kuriosität wie ein Felstor, einen wirklich klasse Aussichtspunkt, eine super markante Linienführung. ABER das hat gefehlt. Deshalb klar ein unterdurchschnittlicher Eintrag in meinem Tourenbuch.
Beim Herumstöbern in der Landeskarte ist mir die große Felswand nördlich von Orvin aufgefallen. Schön südseitig, also schätzungsweise wieder schneefrei und nicht zu nass. Die Berichte, vor allem 1, 2, 3 und 4 von Felix / Rhabarber / kopfsalat gefallen mir. Und man kann mit dem Bus bis fast an den Einstieg fahren. Also bastele ich mir kurzentschlossen eine Route zusammen, was aber nur mit einigen Fragezeichen gelingt, denn das Buch, das in allen Berichten erwähnt wird, habe ich nicht. Behelfsweise nutze ich noch die opentopomap.org und einige Zustiegsskizzen von der Website des SAC. Der Rest wird sich eben vor Ort ergeben...
Von der Bushaltestelle Sous les Roches (700 m) gehe ich nur ein paar Meter ansteigend an der Straße entlang bis zu dem Gebäude auf ca. 722 m. Nach kurzer Erkundung entdecke ich einen Trampelpfad, der direkt östlich des Hauses die Böschung hochzieht.
Dort kommt auch schon das erste Highlight. Der Wald ist komplett mit frisch gefällten Bäumen und Geäst verhauen. Das fängt ja klasse an! Ich wurstele mich schräg linkshaltend aufwärts bis an den Rand des Geröllfeldes, das auf der Landeskarte eingezeichnet ist und steige fast weglos am der östlichen Begrenzung aufwärts und aus dem Bereich mit dem gefällten Zeug heraus. Spätestens am oberen Ende (ca. 810 m) des Geröllfeldes bin ich wieder auf dem Pfad, der rot-weiß markiert ist. Dort gibt es einige wenige Kraxelmeter (knapp I) in einem links-rechts-Schwenk, bevor der Pfad im Zickzack (simpel, T2) immer östlich des (oberen) Gerölls weiter ansteigt. In dem Bereich sind die Markierungen vorübergehend ziemlich deutlich.
Wenig unterhalb der großen Felswand endet der Zickzack und ich halte nun östlich querend die Höhe (ca. 900 m). An einer Stelle zieht ein Fixseil nach links (Westen) in den Felsgürtel herein. Ich ignoriere es. Das Wandbuch, das in einem Bericht an dieser Stelle erwähnt wird, ist nicht mehr vor Ort. Ein paar Meter weiter befindet sich eine einigermaßen markante Felskerbe mit ein paar Eisenklammern und blau-weißen Markierungen. Diesen Steig möchte ich später von oben kommend für den Abstieg benutzen. Deshalb quere ich erstmal noch länger nach Osten, wobei einige wenige Schweizerkreuz-Markierungen an Bäumen zu finden sind. Der Pfad wird immer mal wieder undeutlich und etwas abschüssig (T3), aber der Verlauf ist relativ klar. Nach vielleicht 200 Streckenmetern ab der Kerbe entdecke ich im Rückblick schräg über mir das Schweizerkreuz in der Felswand. Es ist wirklich leicht zu übersehen und ziemlich weit oben.
Kurz darauf gibt es (scheinbar) zwei Gabelungen hintereinander. Bei der ersten geht eine Spur rechts absteigend weg. ich ignoriere sie. Bei der zweiten (Steinmann) beginnt links ein schrofiger Aufstieg, der mit roten Klecksen markiert ist. Das sieht kraxelig aus und interessiert mich. Entlang der Kleckse steige ich über Felsstüfchen ( T3+) bis an die eigentliche Wand heran und dann noch einige Meter nach links (Westen) bis an einen Sporn mit mehreren Standhaken. Ich kraxele um den Sporn (I, T4) und finde trotz Suchens keine weiteren Markierungen mehr. Ein möglicher Weiterweg ginge durch einen Trichter aufwärts, aber dort kommt ständig Steinschlag herunter, sodass ich die Finger davon lasse. Überhaupt scheint es in dem gesamten Gebiet zwischen den eigentlich recht kompakt wirkenden Felsen immer wieder Stellen mit wirklich großer Steinschlaggefahr zu geben, weswegen ich den Helm nicht im Rucksack gelassen habe.
Etwas unzufrieden kraxele ich um den T4-Sporn zurück, gehe dann aber nicht wieder runter bis zum Querweg, sondern wandere möglichst dicht unter den Felsen weiter. So gewinne ich etwas an Höhe und kann schließlich über eine schrofige Rampe (T3+) zu einem Aussichtspunkt mit Feuerstelle und vielen Haken hochsteigen, an dem anscheinend genau jene Kletterrouten enden, zu deren Einstieg die roten Punkte geführt haben. Ich orientiere mich und stelle fest, dass ich mich am Place de la Sentinelle (ca. 930 m) befinde. Der Tiefblick wäre möglicherweise sehenswert, aber effiktiv sehe ich unterhalb bloß Nebel.
Oberhalb befinden sich kompakte, steile Wände. Irgendwo muss auch der Petit Cervin sein, der einer Quelle zufolge mit T5 zu besteigen soll. Nur wo genau?
In einer SAC-Skizze ist ein Kletterer-Abstieg um T4 eingezeichnet, der in der Nähe meines Standorts herunterkommen soll. Tatsächlich gibt es ein paar Fixseile in der Steilwand, aber die haben mit T4 nichts mehr zu tun (eher T6 / III). Aber vielleicht bin ich einfach nur am falschen Ort?
Wie weiter? Der Petit Cervin interessiert mich und außerdem möchte ich nach oben. Dazu muss ich eben noch mehr nach Osten. Also die Schrofenrampe wieder runter. Gegenüber geht es gleich wieder hoch, aber an einem ausgesetzen Eck (einzelne rote Markierung) nicht mehr weiter. Also kehre ich um, steige bis zu dem Querweg ab und gelange so auf jenen Pfad, der als einziger in der Landeskarte eingezeichnet ist . Er wird exakt in einer Kehre (ca. 870 m) betreten, vor Ort ist diese Stelle jedoch so schlecht markiert, dass ich erstmal ab- und nicht aufsteige, mich über den Höhenverlust wundere und recht bald den Fehler bemerke.
Also drehe ich um und gehe um die Spitzkehre herum. Fast schon enttäuschend einfach (max. T3) gewinne ich nun zügig an Höhe. Doof ist, dass die Wand zunehmend im Nebel verschwindet. Wie soll ich so den Petit Cervin finden? Und überhaupt - wo und wie "von Osten" kommt man als Alpinwanderer rauf? Ich beschließe, genau noch einen Versuch zu wagen, und zwar quasi "von oben". Dazu verlasse ich den rot-weiß markierten Pfad auf ca. 970 m und quere mehr oder weniger weglos im Wald nach Westen. Oberhalb der Kletterwände muss ich einsehen, dass der Versuch zwecklos ist. Es gibt nichtmal eine scharfe Abbruchkante, stattdessen wird es "nach unten" hin bloß immer steiler und gefährlicher. Außer Bäume und Nebel ist rein gar nix zu erkennen, das eine Orientierung möglich macht. Also Schluss und hoch bis zu dem trassierten Weg (ca. 1040 m), der in der Landeskarte verzeichnet ist.
Dort, wo der breite Weg endet (Wendeschleife, 1030 m), soll jener Pfad beginnen, welcher letztlich wieder bei den Eisenklammern herauskommt. Tatsächlich gibt es gleich bei der Wendeschleife einladende blau-weiße Markierungen. Ich folge ihnen kurz - doch halt - die queren ja bloß, ohne Höhe zu verlieren. Also zurück und auf sehr undeutlichen Spuren etwa in Fallinie unter der Wendeschleife absteigen. Ab und zu hilft mal ein Steinmann. Etwas später bin ich mir bezüglich der Orientierung dermaßen unsicher, dass ich schon ans Umkehren denke (nur noch gut eine Stunde Tageslicht...), als ich im Rückblick doch noch eine blau-weiße Markierung entdecke.
Die Grundrichtung ist (nach den ersten 20 Höhenmetern unter der Wendeschleife) immer Südwest! Einmal sehe ich einen Steinmann und gehe deshalb mehr nach Osten, wo sich auch eine gelbe Markierung findet. Doch halt - das wird wohl der Pfad #7 sein, an dem schon einer Vorgänger im Abstieg umgekehrt ist. Mir ist das in der Situation ebenfalls zu vage. Also ein Stück zurück und mehr durch die Laubrinnen (oberes T3) mit westlicher Tendenz runter. Vereinzelt und meistens im Rückblick gibt es blau-weiße Markierungen. Schließlich kommt man in eine Art Trichter, der nach unten steiler wird und mit der Eisenklammernpassage (paar Meter T4) endet.
Nun habe ich zwei Möglichkeiten - entweder wie zu Beginn der Tour runter oder nochmals queren und den Pfad aus der Landeskarte absteigen. Ich entscheide mich für letzteres, weil ich mir den Verhau ersparen möchte. Also folge ich nochmals dem "Schweizerkreuz" bis zur ersten Gabelung. Ach so - dort gibt es ja noch die Wegspur, die "nach unten" zieht. Eine prima Abkürzung? Denkste! Ich gelange in einen Trichter, in dem sich die Spuren verlieren und der nach unten hin steiler und steiler wird. So geht es nicht. Also wieder hoch und brav außen rum gehen bis in die Kehre, die ich vonhin übersehen hatte. Nun wie in der Landeskarte exakt verzeichnet absteigen. Das ist ein recht angenehmer Abstieg, deutlich gespurt, rot-weiß markiert und ganz gut zu gehen (trotzdem gelegentlich abschüssig, max. T3). So gelange ich ganz in die Nähe des Ausgangspunkts bei der Bushaltestelle Sous les Roches.
Weil die Busfahrzeiten nicht gut zu den Zügen passen, die ich nehmen möchte, habe ich eine Fahrkarte ab Frinvillier-Taubenloch (555 m) gekauft. Ist ja nicht weit. Aber hmm - ich habe nur noch 30 Minuten. Und "nicht weit" bedeutet 3,1 km Luftlinie. Aussichtslos? Keinesfalls! Ich wetze los und habe Glück, dass der Wanderweg fast eben und sehr direkt verläuft. Eine Minute vor der Abfahrt bin ich am Bahnsteig und der Zug hat zwei Minuten Verspätung. Also alles ganz lässig.
Im Endeffekt habe ich den Pfaden schon irgendwie folgen können. Aber ich hatte den Eindruck, dass die Markierungen immer genau dort schlecht sind, wo man sie am ehesten benötigt. Vielleicht habe ich aber auch nur nen schlechten Tag erwischt.
Schwierigkeiten & Gehzeiten
Sous les Roches - Pfad an der Schutthalde hoch (#4 unterer Teil ?) - Felskerbe auf ca. 900 m: Passage T3+, meist leichter; 50 min - Achtung - Einstieg derzeit (Nov. 2024) verhauen!
Felskerbe - Schweizerkreuz-Querung (#6 ?) - Erkundung bei roten Punkten - Schrofen - Place de la Sentinelle: um T3, stellenweise leicht darüber; 50 min
Place de la Sentinelle - absteigend zum Pfad in der Landeskarte (#8 oberer Teil ?) - bis kurz vors Plateau: erst T3+, dann T3-; 40 min
Querung über der Abbruchkante zur Wendeschleife auf ca. 1030 m): T3+; 30 min - sinnlos
Wendeschleife - Felskerbe (#4 oberer Teil ?): meist T3+, wegen der schwierigen Orientierung gebe ich lieber mal T4-; 30 min
Felskerbe - Schweizerkreuz-Querung (#6 ?) - Pfad in der Landeskarte (#8 unterer Teil ?) runter: meist unteres T3; 30 min
Sous les Rochers - Frinvillier-Taubenloch: T1; 29 min (langsamer wärs entspannter...)
Fazit
Naja! Zwischendurch hat mich das endlose, langweilige Gequere so genervt, dass es mich fast schon um die CHF 100 für den Zug gewurmt hat. Rückblickend war es dann nicht ganz so schlecht. Die Wegsuche, die Gestochere im Laub, die Steinschlaggefahr - all dies wäre geschenkt, wenn die Tour wenigstens ein echtes Highlight hätte - einen Gipfel, eine Höhle, eine Kuriosität wie ein Felstor, einen wirklich klasse Aussichtspunkt, eine super markante Linienführung. ABER das hat gefehlt. Deshalb klar ein unterdurchschnittlicher Eintrag in meinem Tourenbuch.
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