Überschreitung Ampferstein, Marchreisenspitze und Hochtennspitze über Lustigen Bergler Steig


Publiziert von Simon_B , 20. August 2024 um 21:21.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:20 August 2024
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 800 m
Strecke:8,5 Kilometer

Eigentlich wollte ich die Tour über die Kalkkögel schon vor zwei Jahren in meiner Alleine-Auszeit machen, aber damals machte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Heute passte es hingegen perfekt, so dass ich bei Sonnenschein und mäßigem Wind gegen 09:15 Uhr von der Birgitzköpfl-Bergstation starten konnte.

Birgitzköpflhaus - Ampferstein T4, K2-, I-
Zuerst ging es mit leichtem Höhenverlust zum Halsl-Sattel. Hier führte der Steig recht steil, aber noch einfach die Gras-Schrofenflanke in Richtung Ampferstein hinauf. Der anspruchsvolle Teil begann mit einer kurzen ungesicherten Kletterstelle. Ab hier hieß es nun für die nächsten Stunden im fast immer ausgesetztem und oft absturzgefährdetem Gelände die Konzentration hoch halten und die Nerven behalten! Ein kurzer Abstieg in eine Rinne war mit Textilseilen versehen, wohl, damit man sich im gerölligen, aber wenigstens nicht ausgesetztem Gelände festhalten konnte. Problem hier: Beim Nutzen eines der Seile riss dieses direkt.  Die erste luftige Bänderquerung war noch nicht mit Drahtseil gesichert. Die darauf folgenden Klettersteigpassagen waren alle eher moderat und mit vertrauenswürdigen Seilen gesichert. Zwischen den gesicherten Passagen gab es aber während der gesamten Tour viel ausgesetztes ungesichertes Gelände. Gegen 11:15 Uhr erreichte ich schließlich den ersten Gipfel des Tages, den 2556m hohen Ampferstein. Hier trank ich die ersten Schlucke der Gipfelcola und warf mir einen Schokoriegel ein, während ich die tolle Aussicht genoss.

Ampferstein - Marchreisenspitze T4, K2, I
Vom Ampferstein ging es nun auf vorerst etwas einfacherem Pfad hinab in die Senke zwischen Ampferstein und Marchreisenspitze. Der Weiterweg zum eigentlichen Gipfelaufbau der Marchreisenspitze war durch weitere luftige Querungen, kurzen schmalen und ausgesetzten Gratstücken  und der vielleicht anspuchsvollsten Klettersteigpassage des Weges gekennzeichnet. Die gesicherte Passage durch einen Kamin ist nicht lang und auch nicht sehr luftig, aber hier musste ich schon mal ordentlich treten und zupacken! Nach einer weiteren ungesicherten Querung in die Südseite der Marchreisenspitze ging es nun mit Drahtseilen gesichert durch eine düstere Rinne, gesicherten Querungen und Schrofen und zuletzt wieder ungesichert, aber immer noch exponiert im leichten Kletter und Gehgelände zum Gipfel der Marchreisenspitze, welchen ich gegen 12:00 Uhr erreichte. Hier rastete ich nun länger und genoss bei toller Aussicht meine Brotzeit - übrigens wie fast immer während der gesamten Tour fast alleine!

Marchreisenspitze - Malgrubenscharte T4, K1, I-
Ich folgte nun dem Pfad bergab in der Hoffnung, das Gelände würde nun etwas entspannter werden - wurde es aber eher nicht. Das schmale Weglein schlängelte sich weiter meist im Absturzgelände die Flanke hinab. Ein oder zwei kurze Kraxelstellen über Schrofen empfand ich als sehr unangenehm. Bei der Querung hinüber zur Malgrubenscharte halfen an einigen ausgesetzten Stellen nochmal Drahtseile, an anderen ausgesetzten Stellen hingegen auch wieder nicht (vermutlich lassen die grasigen Schrofenhänge eine sichere Fixierung von Seilen gar nicht zu...). Wohlbehalten erreichte ich schließlich die Malgrubenscharte, wo ich mein KS-Set in den Rucksack packte.

Malgrubenscharte - Hochtennspitze T3+
Nach einer weiteren eher weniger ausgesetzten Querung zweigte der Weg zur Hochtennspitze an einem Wegweiser rechts bergauf ab. Über einen gut gehbaren Pfad erreichte ich gegen 13:45 Uhr die Hochtennspitze.

Hochtennspitze - Hoadl T4
Nach kurzer Gipferast folgte ich dem Wegweiser in Richtung Hoadl. Gleich zu Anfang leistete ich mir einen Verhauer und folgte einem Pfad zu einem Vorsprung. Eigentlich hätte ich kurz nach dem Wegweiser den Markierungen folgend eine zerfurchte Schuttrinne hinab steigen müssen. Diese Rinne lies sich sehr unangenehm gehen - ich vermute aufgrund der letzten Unwetter sind diese Furchen entstanden und haben an einigen Stellen den Weg weggespült. Hier war wirklich nochmal Vorsicht angesagt, denn das Gelände war immer noch sehr steil! Auch der danach folgende Wegabschnitt führte nochmal ausgesetzt und teilweise sehr schmal zwischen Felsköpfchen und Türmchen hinab zum Hochtennboden. Erst hier wurde es schlagartig gemütlicher und über einfache Wanderpfade und zuletzt über einen Fahrweg kurz nochmal bergauf erreichte ich gegen 14:45 Uhr die Bergstation der Hoadlbahn. Hier ließ ich die Tour bei Kaiserschmarren, Radler und Capuccino ausklingen, bevor ich gegen 16:00 Uhr mit der Bahn zurück zum Parkplatz fuhr.

Fazit:
Diese Runde wird oft als eher leichter Klettersteig geführt  (oder gar nicht als richtiger Klettersteig - vielleicht, weil die obligatorische Seilbrücke fehlt...), was für die Klettersteigpassagen auch zutreffen mag. Der wirkliche Anspruch liegt meiner Ansicht nach in den langen exponierten nicht gesicherten Passagen. Hier ist wirklich Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefragt! Die Tour sollte auf keinen Fall bei Nässe begangen werden. Evtl. könnte der Abstieg von der Hochtennspitze zum Hoadl durch die Unwetter der letzten Tage anspruchsvoller geworden sein, als vorher! Ein Grund, warum ich hier auf Hikr.org auch neue Tourenberichte von bereits oft beschriebenen Touren sehr schätze! Die dynamischen Bedingungen im Hochgebirge führen schließlich auch zu permanenten Veränderungen auf vielen Routen - eine Aktualität, welche ein gedrucktes Buch nicht leisten kann!
Alles in Allem eine sehr lohnende Tagestour für Geübte, bei der man drei wirklich beeindruckende Gipfel besteigen kann und stundenlanges Panorama garantiert ist (wenn das Wetter passt). Übrigens war auf der gesamten Tour auch recht wenig Begängnis, was ich hier so nicht erwartet hätte.

Tourengänger: Simon_B


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