Signina - Piz Fess und Co.


Publiziert von 3614adrian , 30. Juli 2024 um 09:05.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Safiental
Tour Datum:29 Juli 2024
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Signina   CH-GR 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 2560 m
Abstieg: 2560 m
Kartennummer:21km

Vom Haus der Schwiegereltern sieht man beim Blick nach Südwesten über den Dorfkern unweigerlich auf das Schlüechtli und das Signina-Gebirge. Statt des Piz Fess, bildet aber das Oberhorn die markante Erhebung links des Schlüechtli.
Tatsächlich war ich erst einmal vor ca. zwei Jahrzehnten mit den Skiern auf dem Schlüechtli mit der Nordabfahrt nach Versam.  Noch nie war ich auf dem Piz Fess, dem ich nun endlich eimal einen Besuch abstatten möchte. Auf der Karte lockt eine Rundtour übers Dutjer Horn und den Piz Riein. Die Angaben aus dem SAC-Führer, von 1996 sind aber alles andere als verlockend. "von Umgehungsmanövern aufgrund absturzgefährdeten Gratabschnitten" ist die Rede. Auch der Nordgrat des Piz Riein ab der Lücke wird als "heikel" beschrieben, "wobei man auf der linken Seite eher weniger Felsstürze fürchten muss." (BG+, nicht empfehlenswert)
Der Weiterweg zum Piz Fess sollte dann keine Probleme mehr machen. Etwas unsicher bin ich mir noch mit der Besteigung des Bösen Fess, wobei dieser von HBT hier schön beschrieben ist. Nach einem Abstecher aufs Oberhorn möchte ich über den Nolla und das Schlüchtli zum Ausgangsort gelangen.

Dutjer Horn
Um 06.00 starte ich in bei der Abzweigung des Wanderweges in Turisch. Nach einer Bachquerung (der Weiterweg auf der anderen Seite braucht etwas Spürsinn) gelange ich nach Ober Dutjen. Ab hier teils weglos zur Dutjer Alp, wo ich von Rindern und der Sonne begrüsst werde. Auf nun ausgeprägterem Weg steige ich durch prächtige Blumenwiesen aufs Dutjer Horn, den Umweg über den Cauma durch hohes Gestrüpp erspare ich mir.

Piz Riein (T6)
Vom Dutjer Horn erblicke ich erstmals den weiteren Gratabschnitt. Bis zum Piz Miezgi und auch weiter zum Fil kann ohne nennenswerte Schwierigkeiten dem Grat gefolgt werden. Nun wird es immer felsiger und das Gestein wie erwartet brüchig. Der Weiterweg zum Tällistock sieht etwas unübersichtlich aus, mit ganz kleinen Abweichungen kann ich aber alles mit der nötigen Vorsicht dem brüchigen Grat folgen. Kurzer Abstieg in die Lücke vor dem Piz Riein. Ich versuche anfänglich alles der Gratkante zu folgen. Der Grat wird aber bald sehr brüchig und steil, so dass ich links durch eine Geröllrunse (einfach aber im rutschigen Schiefer) eine kleine Einsattelung erreiche. Ab hier durch die NE-Flanke über gestufteres Gelände zurück auf den Grat. Bis auf den Gipfel wieder alles dem Grat ezntlang zum Nordgipfel P. 2752. In abwechlungsreicher Kraxelei weiter zum Hauptgipfel P. 2762.
Dies ging nun viel besser, als die SAC-Beschreibung befürchten liess. Aufgrund der brüchigen Felsqualität werte ich die Tour dennoch als T6.

Piz Fess (Chli Fess und Böser Fess)
Ohne Schwierigkeiten gelange ich heute als erster auf den Chli Fess. Der Blick zum Bösen Fess mit ein paar Nebelschwaden sieht eindrücklich aus.
Ich klettere entlang den Fixseilen frei ab. Dort, wo nach der Querung die senkrechte Stufe folgt, teste ich das Fixseil und bin für die ca. 3 Meter hohe Stufe froh, mich daran halten zu können (alternativ hätte ich eine Reepschnur dabei gehabt). Nachher wieder einfacher bis in die Scharte. Von hier den Steinmännchen folgend den Bösen Fess rechts umgehen. Sobald es möglich erscheint, steige ich direkt der Kante nach zum Gipfel hoch -  einfacher wäre es noch weiter auszuholen und durch die SW-Flanke hochzusteigen.
Schönes Gipfelbuch von 2006.
Im Abstieg folge dich den Trittspuren und Steinmännchen zurück in die Scharte. Der Wiederaufstieg entlang den Fixseilen gelingt freikletternd, wobei diese eine Stufe nicht ganz ohne ist.
Hilfreiche Beschreibung von HBT hier.

Oberhorn
Im Abstieg möchte ich mir das Oberhorn  nicht entgehen lassen. Ich peile den SW-Grat an. Den Vorgipfel umgehe ich links und klettere dann über den Grat, wobei kurz vor dem Gipfel ein Spalt im Grat kommt, welcher nicht ganz einfach zu überklettern ist. Im Abstieg nehme die deutlich einfachere Route entlang Wegspuren durch die Westflanke.

Nolla und Schlüechtli
Etwas oberhalb der Tällihütte quere ich den Tällibach, wo eine perfekte natürliche Dusche bereitstehen würde (Duschmittel auch vorhanden). Statt zu Duschen, fülle ich gut 0.5l Wasser nach. Unschwierig erreiche ich den Sattel P. 2260 und entlang des blumigen Grates den Nolla. Vom Gefühl meine ich schon fast auf dem Schlüechtli zu sein. Der Blick nach Vorne lehrt mich aber eines Besseren und so mache ich keine lange Pause, denn am Nachmittag ist noch ein Badiausflug an den Crestasee geplant. Der wiesige Grat bis zum Schlüechtli ist ganz hübsch, zieht sich mit vielen Auf und Abs aber in die Länge.
Für den Abstieg vom Schlüechtli wähle ich den Nordgrat Richtung Lägerbüel. Die Wegspuren durch hohes Gestrüpp verliere(n) (s)ich immer wieder und so kämpfe ich mich oft durch mühsame Alpenrosen. Kurz vor den Brüner Alp erreiche ich, zuletzt durch dichten Wald, den Wanderweg, wo mich zwei Wanderer etwas verduzt anschauen. Angenehmer und auch schneller, wäre der Umweg übers Tenner Chrüz gewesen.

Mit einigen Abkürzungen via Lärcha erreiche ich die Alpstrasse, welche nach Bäramatt führt. Hier beginnt eine schöner Pfad runter ins Turischtobel, wo der Carrerabach überquert wird. Erneut braucht es etwas Aufmerksamkeit um den Weiterweg gegenüber zu finden. Mit etwa 130 Hm Gegensteigung erreiche ich Turisch und kurz danach den Ausgangspunkt.


06.00 Start in Turisch
07.25 Dutjer Horn
08.38 Nordgipfel Piz Riein
09.10 Piz Fess (Chli Fess)
09.30 Böser Fess
10.05 Oberhorn
10.45 Nolla
11.10 Schlüechtli
12.17 Turisch



Tourengänger: 3614adrian


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

Musteila hat gesagt: Böser Fess, gar nicht so bös!
Gesendet am 2. September 2024 um 09:42
Super Beitrag, waren letzten Samstag auch auf der gleichen Route unterwegs. Die Felsqualität am Péz Riein Nordgrat ist wirklich sehr brüchig, wie auch an einigen Stellen vor dem Tällistock. Da wird man am bösen Fess verwöhnt, alles viel stabiler. Dank dem Fixseil vom kleinen Fess in Scharte wird die ZS-Stelle um einiges entschärft.

3614adrian hat gesagt: RE:Böser Fess, gar nicht so bös!
Gesendet am 2. September 2024 um 13:45
Danke!
Freut mich, dass es noch andere Bruchpiloten gibt!
Klar es ist brüchig, der Routenbeschrieb vom SAC tönt aber etwas arg abschreckend. Bruchgelände ist man sich in Graubünden ja gewohnt.
Habt ihr die ganze Runde gemacht?

Ja, das Fixseil hilft. Für die eine Stelle im Abstieg hätte ich sonst die mitgetragene Reepschnur gebraucht.

Gruss
Adrian

Musteila hat gesagt: RE:Böser Fess, gar nicht so bös!
Gesendet am 2. September 2024 um 17:50
Ja da hast du recht, und deshalb T6 auch die passende Bewertung!

Anstatt Abstieg über Nollen sind wir nach Tenna auf den Bus - sonst genau gleich.


Kommentar hinzufügen»