San Vittore - Prepianto: Höhenmeter trainieren im Misox

Angesichts des schlechten Wetters auf der Alpennordseite drängte sich wieder einmal ein Ausflug in den sonnigeren Süden auf. Ich entschied mich für das unterste Misox, dessen Flanken vom Nordföhn recht gut geschützt sind. Von San Vittore nach Prepianto gibt es nicht nur Bergwege, sondern auch ein Strässchen, das von Bikern geschätzt wird.

Im Hinblick auf die kommende Sommersaison habe ich vorab viele Höhenmeter trainieren wollen, auf Bergpfaden, die etwas anspruchsvoller sind. Solche Pfade findet man auf der Alpensüdseite zuhauf. Ich wurde denn auch oberhalb San Vittore nicht enttäuscht.

San Vittore macht, obwohl zum Kanton Graubünden gehörend, einen durchwegs südländischen Eindruck. Der alte Dorfkern ist eng zusammengebaut und schmiegt sich an den sonnigen Südhang. Oberhalb des Dorfes gibt es einige Weinberge. San Vittore ist die tiefstgelegene Gemeinde des Kantons Graubünden. Früher gab es in der Ebene der Moesa Schwerindustrie (Stahlwerk Valmoesa), die Mesolcina-Bahn, einen kleinen Flugplatz. Die Schwerindustrie gibt es nicht mehr, auch die Schmalspurbahn ist verschwunden (das Trassee ist noch gut sichtbar). Der Flugplatz wird vorab für das Segelfliegen benützt. Seit die Autobahn A 13 ganz im Süden von Roveredo in einen Tunnel verlegt wurde, haben die Dörfer im untersten Misox an Lebensqualität und Ruhe gewonnen. Eine starke Bautätigkeit im Gewerbe- und Wohnsektor ist unübersehbar, so auch in San Vittore. Die Nähe zu Bellinzona macht diese Gemeinde zu einem bevorzugten Wohnort. 

Der Bergweg nach Prepianto, der oben noch weiterginge zur Capanna Brogoldone, zum Piz de Molinera und zum Pizzo di Claro, beginnt mitten im Dorf und ist gut ausgeschildert. Es geht mit der Steigung gleich los, zuerst durch einen Weinberg, danach durch einen Eichenwald, der weiter oben von einem Kastanienwald abgelöst wird. Bei Bregnon auf 985 m erreicht man ein erstes Maiensäss. Der Bergweg, der nordwestlich weiter hoch führen würde, war bei meinem Besuch wegen massiver Holzerarbeiten nicht passierbar (auf der Landeskarte nicht als gesperrt markiert!). Ich musste deshalb ostwärts einen grösseren Umweg machen. Auch weiter oben beim eigentlichen Dörfchen (mit Kirche) Prepianto war alles wegen umfangreicher Holzerabeiten gesperrt. Das Kirchlein war nicht erreichbar. Ich ging deshalb auf der westlichen Seite von Prepianto an einigen recht schön renovierten Häusern vorbei zur Wegkreuzung auf rund 1490 m, wo der Bergweg zur Capanna Brogoldone abzweigt. Danach nahm ich mein Picknick beim Rastplatz beim Feuerlöschweiher ein, der smaragdgrün in der Sonne funkelte.

Für den Rückweg nahm ich, um die Holzerarbeiten zu umgehen, zuerst das Strässchen. Bei Belen nahm ich dann den alternativen westseitigen Abstieg via Bragossina bis zur Wegkreuzung bei Dro Alt. Hier zweigt ein recht anspruchsvoller Quer-Höhenweg nach Ost ab, der mit "Scala Longa" bezeichnet ist. Lange Treppen gibt es hier, zudem auch wegen des vielen Laubs sehr rutschige schräge Granitplatten - Ausrutschen verboten, sonst landet man unsanft viel weiter unten...

Zuletzt geht es quer durch das Dorf zur Kirche, die gut sichtbar über dem Dorf steht.