Basaltprismen, Teufelskeller, Kelten: Der Mount St. Gangolf


Publiziert von Nik Brückner , 5. Juni 2020 um 12:15. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Rhön
Tour Datum:24 Mai 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 1:30
Aufstieg: 180 m
Abstieg: 180 m
Strecke:4,1km
Unterkunftmöglichkeiten:Im Schweinfurter Haus kann man übernachten.

Der Mount St. Gangolf ist der Gangolfsberg in der Rhön. Er liegt bei Oberelsbach im Landkreis - Achtung - Rhön-Grabfeld. Yep, der heißt wirklich so. Grabfeld...  Der Berg ist vor allem durch seine Basaltprismenwände bekannt. Und auf dem Gipfel befinden sich die Reste einer keltischen Fliehburg.

Es gibt einen Naturlehrpfad! Und irgendwie sind die Waldelfe und ich in letzter Zeit Fans von Naturlehrpfaden geworden. Dieser hier führt rund um und über den Gangolfsberg, und berührt dabei eine Basaltprismenwand, die Höhle Teufelskeller, Blockschuttwälder, die Reste einer keltisch-merowingischen Anlage, die Ruinen einer frühmittelalterlichen Gangolfskapelle, und einen alten Basaltsteinbruch.



"Kollaps" von The Hirsch Effekt lief im Auto, als wir vom Schwarzen Moor zum Gangolfsberg hinüberfuhren, meine Eltern dicht auf unseren Fersen. Ausgangspunkt ist das Schweinfurter Haus (580m). Dort sowie ein wenig oberhalb im Wald sind Wanderparkplätze. Der Start des Naturlehrpfads ist nicht zu verfehlen. Es geht im Wald leicht bergan, man quert in spitzem Winkel einen breiten Weg, und steigt zum ersten Highlight des Rundtöürls hinauf: zur Basaltprismenwand.

Die Basaltprismenwand am Gangolfsberg ist eine der besterhaltenen Basaltprismenwände der Rhön. Sie besteht aus übereinander liegenden, sechseckigen Basaltsäulen von 30 bis 40 Zentimetern Durchmesser, die an einen Holzstapel erinnern. Denn die normalerweise senkrecht angeordneten Basaltsäulen liegen an dieser Stelle seit der zweiten Hebung der Rhön im ausgehenden Tertiär waagerecht.

Basaltsäulen entstehen bei Abkühlung von Lava. Die Lava zieht sich während des Abkühlungsprozesses zusammen und zerspringt, bei langsamer Abkühlung bilden sich die Basaltsäulen. Die meisten dieser Säulen sind sechseckig, es finden sich aber auch fünfeckige und siebeneckige.


Am Wandfuß befindet sich eine Tafel, die über diese Zusammenhänge informiert. Weiter geht's nun auf einem ganz besonderen Weg: Er besteht aus Basaltprismen.

Ein kurzer Linksabzweig, den man gleich wieder hinaufsteigen muss, bringt uns hinunter zur Basalthöhle Teufelskeller.

Der Teufelskeller ist eine kleine Höhle (5m × 3m x 1,5m) am Fuß des Gangolfsbergs, die durch den Abbruch eines großen Brockens von der dahinterliegenden steilen Felswand entstanden ist. Früher deutete man sie als Gasblase im Magma, das konnte aber nicht bestätigt werden. Die Höhle kann gefahrlos befahren werden, das Gelände dient heute aber eher Kletterern als Bouldergebiet.

Es gibt ein paar schöne Sagen zum Teufelskeller!

Vor dem Einzug des Christentums, als die Rhön noch wild und heidnisch war, da war der Teufel Herr dieses Gebiets. Dann aber zog der heilige Kilian ins Land, predigte das Christentum, und viele Menschen ließen sich taufen. Selbstverständlich ärgerte sich der Teufel darüber ganz schrecklich. Als die Menschen sogar damit begannen, im Tal eine Kirche zu bauen, geriet er darob dermaßen in Zorn, dass er des Nachts alle Steine, die zum Kirchenbau vorgesehen waren, auf den Gangolfsberg schleppte, und sie dort zu einer düsteren Grotte zusammenfügte. Doch die Menschen überlisteten den Teufel! Als sie bemerkten, dass ihre Steine des Nachts verschwanden, schlugen sie auf jeden Baustein ein Kreuz, so dass der  Teufel die Finger davon lassen musste. Die Steine jedoch, die er zuvor auf den Berg hinauf getragen hatte, bildeten die Teufelskirche.

Später zog sich der Teufel in seine düstere Höhle zurück und trieb sein Unwesen mit ahnungslosen Bauern, Beerensuchern und Waldarbeitern, die den Wald am Gangolfsberg betraten. Er bot ihnen Gold, um sie vom rechten Wege abzubringen. Eines Tages jedoch vertraute sich ein mutiger Mann dem Pfarrer an, und berichtete diesem von seiner Begegnung mit dem Teufel. Noch am gleichen Tage zogen die Männer des Dorfes zusammen mit dem Pfarrer auf den Gangolfsberg hinauf, um den Teufel mit Gebeten und Weihwasser endgültig aus seinem Schlupfwinkel zu vertreiben. Als sie am Teufelskeller anlangten, stank es dort bestialisch nach Schwefel, und das Fluchen des Teufels drang heraus. Als aber der Pfarrer das Weihwasser versprühte, fuhr der Teufel mit lautem Gezeter aus der Höhle, verschwand aus dem Wald, und ward seither nicht mehr gesehen.


Hei! Wilde Zeiten waren das früher. Wir stiegen über die Basaltsäulen wieder hinauf, und folgten dem Lehrpfad nun hinauf auf das Gipfelplateau, dessen Südende man über steile Serpentinen erreicht. Dort berichtet eine weitere Infotafel gleich vom nächsten Highlight: den Resten einer keltischen Fliehburg.

Auf dem Gipfelplateau befinden sich die zu einem Ringwall zusammengestürzten Reste einer Mauer aus keltischer bis merowingischer Zeit. Es wird vermutet, dass die Anlage von keltischer Zeit bis ins Frühmittelalter als Flucht- und Schutzburg benutzt wurde.

Die Anlage ist mit 6000 m² eine der größten Anlagen der Gegend. Die ältesten Funde datieren aus der Hallstattzeit (700-450 v. Chr.). Ein Kerbschnittgürtel aus dem 4./5. Jahrhundert n. Chr. dürfte eine spätere Nutzung der Anlage in der Zeit der Völkerwanderung belegen.

Man geht davon aus, dass es sich hier nicht um eine ständig bewohnte Anlage, ein Oppidum handelte, sondern lediglich um eine Fluchtburg, die in unruhigen Zeiten zum Schutz der Bevölkerung diente.

Funde aus merowingischer Zeit belegen eine zweite Bauphase. Damals wurde die Anlage auf ihren südlichen Teil reduziert, indem man eine Quermauer einzog. Davor verlief zusätzlich ein Graben. Das dazugehörige Zangentor im östlichen Teil dieser Mauer ist heute noch nachzuweisen. Der nördliche Teil wurde damit zu einer Art Vorburg umfunktioniert. Noch später, im Jahr 1059, wird eine Werinfriedesburg urkundlich erwähnt, im Grenzbereich zwischen Fladungen und dem Sonderbach. Sie wird heute auf dem Gangolfsberg vermutet.


Die ursprüngliche Ringanlage hatte eine Ausdehnung von bis zu 150 Metern Breite und 400 Metern Länge. Im südlichen, östlichen und nördlichen Teil ist der verstürzte Wall noch deutlich zu erkennen. Auch die merowingische Quermauer ist noch bis zu einem Meter Höhe erhalten. Durch sie verläuft der heutige Naturlehrpfad.

Gebäudereste innerhalb des umfriedeten Bereichs sind nicht nachweisbar, vermutlich waren die Gebäude aus Holz. Allerdings brachten Grabungen zahlreiche Funde wie Fibeln, Kämme und Beile aus der Völkerwanderungszeit und Pfeil- und Schaftspitzen sowie Kettengehänge aus der Merowingerzeit zutage.


Wandert man über den Berg, gelangt man auch an die Ruinen einer Gangolfskapelle, die sich im Bereich der keltischen Anlage befinden.

Im nördlichen Bereich des Gipfelplateaus befindet sich die Ruine einer Kapelle aus dem 8. Jahrhundert. Diese dem Heiligen Gangolf geweihte Kapelle gab dem Berg später seinen Namen. Der Bau ist urkundlich kaum fassbar, wird aber ins 8./9. Jahrhundert verortet. Möglicherweise diente sie im frühen Mittelalter als Burgkapelle. Vermutlich wurde sie während des Bauernkriegs 1525 zerstört.

Nördlich der Ruine erreicht man einen Sattel. Der Naturlehrpfad wendet sich hier nach links, und umrundet in der Folge den Gipfel des Gangolfsbergs, zurück auf dessen Südseite. Hier stößt man auf den Aufstiegsweg, den man wenige Schritte weiter unten nach rechts verlässt. Die Route quert hier im Hang hinüber zu einem ehemaligen Basaltsteinbruch, wo noch einmal schöne, sechseckige Säulen zu sehen sind. Dann geht es eine Basalttreppe hinunter, und unten nach links, zurück zum Parkplatz.


Fazit:

Sehr interessantes, kurzes Ründl im herrlichen Rhöner Bergwald. Können's nur empfehlen! Mehr Infos, auch einen Flyer, gibt es hier.



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