Asienreise 1979 - Nepal


Publiziert von rhenus , 9. Februar 2024 um 11:59.

Region: Welt » Nepal
Tour Datum:30 April 1979
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: NEP   I   IND 
Zeitbedarf: 10 Tage

Heute zieht es viele junge Leute nach der Ausbildung und vor dem "Ernst des Lebens" mit dem Rucksack in die weite Welt. Südamerika und Patagonien aber auch Asien sind derzeit beliebte Reiseziele. Auch in den 70er Jahren bereiste unsere Generation den asiatischen Kontinent. Noch früher, nämlich im Jahre 1939 reisten etwa die beiden abenteuerlustigen Schweizer Reiseschriftstellerinnen und Fotografinnen Annemarie Schwarzenbach und Ella Maillart mit dem Auto via Persien (Iran) und Afghanistan nach Indien. Auch ich begab mich im Jahre 1979 nach Asien und fuhr während 3 Monaten auf dem Landweg von Kathmandu entlang dem legendären "Hippie Trail" via Indien, Pakistan, Afghanistan, Iran und die Türkei zurück in die Schweiz. Grenzerfahrung, Ausbruch und Selbstentfaltung waren Beweggründe der jungen Generation aus dem Westen, eine solche Reise zu tun. Ich schloss mich der Reiseagentur "Encounter Overland" an. Dies war ein britisches, durchaus seriöses "Expeditions-Unternehmen", welches vom heute in Nepal lebenden Engländer und CEO Anthony Lindsay (Tony) Jones gegründet wurde, von 1968 bis 2001 tätig war und neben der Asienreise auch mehrmonatige, kontinentale Reisen durch ganz Afrika und Südamerika anbot. Während frühere Expeditionen in die hohen Gebirge der Welt nur für hervorragende Alpinisten zugänglich waren und mit der ganzen Logistik auch sehr viel kosteten, nicht zu reden von den frühen Expeditionen zu den 8000-ern, ermöglichten Unternehmen wie "Encounter Overland" das recht gefahrlose Bereisen fremder Länder für breite Bevölkerungsschichten bei geringen Kosten. So kostete meine rund 3-monatige Asienreise Kathmandu - London rund ca. CHF 1'900.- (all inklusive, exkl. Hinflug nach Kathmandu). 

Zielpublikum von "Encounter Overland" waren jüngere Leute im Alter von 18 bis 35 Jahren. "Encounter Overland" war gemäss eigener Werbung ein "transkontinentales Expeditionsunternehmen, das sich auf fahrzeugbasierte Überland-Expeditionen für Abenteuerreisende spezialisiert hat." (Website: www.encounteroverland.info, siehe hier). Etwas abenteuerlich wurde unsere Asienreise in der Tat, indem wir in Afghanistan auf der sog. Zentralroute von Kathmandu zu den Buddha-Statuen von Bamiyan (zerstört im Jahre 2001 durch die Taliban) in einen Hinterhalt der Mudschaheddin gelangten und nach einer heftigen Schiesserei mit einem zerfetzten Pneu, aber glücklicherweise ohne Verletzungen, davonkamen. Ende 1979 marschierten nämlich die Russen mit einer grossen Armee in diesen gebeutelten Vielvölkerstaat am Hindukusch ein. Es bildeten sich schon im Vorfeld bewaffnete Widerstandsgruppen gegen die damalige von den Russen gestützte kommunistische Regierung und es waren schon vor dem offiziellen Einmarsch rund 3'000 verdeckte russische Geheimdienstleute und militärische Ausbildner im Land. Nicht immer gingen die "Encounter Overland" Expeditionen so glimpflich aus wie unsere. So verloren einst bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Asienreise 5 Teilnehmer gar ihr Leben. 

Neben dem erwähnten Vorfall in Afghanistan haben wir viel Eindrückliches erlebt wie die Zwillingsstädte Patan und Kathmandu sowie die zweitgrösste Stadt Pokhara des damaligen Königreichs Nepal; in Indien neben der quirligen Millionenmetropole Dehli die Lagunenstadt Srinagar im Kaschmir oder den Goldenen Tempel der Sikhs in Amritsar; in Nordpakistan die Städte Lahore und Islamabad und die Fahrt über den legendären Khyber-Pass; in Afghanistan neben der Hauptstadt Kabul die Stadt Kandahar und die im Süden gelegene Wüste von Rigestan; im Iran die altpersische Residenzstadt Persepolis und das grossartige Isfahan; in der Türkei den biblischen Berg Ararat, Kappadokien und Istanbul. Auch wenn das eigentliche Bergsteigen in unserer Reise und in den von uns besuchten grossen Gebirgszügen (Himalaya, Hindukusch, Grosser Ararat) nicht im Vordergrund stand, stossen die Impressionen meines gekürzten Reiseberichts auf Hikr vielleicht auf Interesse, etwa da unter der aktuellen Schreckens-Herrschaft der Taliban gefahrloses Reisen in die Berge Afghanistans vermutlich für viele Jahre kaum mehr möglich ist. Ich besitze von der Reise ein recht detailliertes Tagebuch. Mit der Niederschrift auf der Hikr-Website kann ich die Reise gewissermassen ein zweites Mal erleben. Die erhaltenen Farbfotos sind bedauerlicherweise meist von schlechter Qualität und auch die Negative sind leider unauffindbar. Im Zeitalter der Virtuellen Realität hat das Selber-Erleben vor Ort eine ganz andere Qualität.

Anreise nach Nepal mit Hindernissen
Ich startete meine Reise mit dem Nachtzug von Zürich nach Rom, besuchte dort die wichtigsten Stätten der "Ewigen Stadt" (Petersdom und Colosseum) und flog dann weiter nach New Dehli. Doch mit dem Weiterflug von Dehli nach Kathmandu mit der "Nepal Royal Airlines" klappte es vorerst nicht. Auf der Passagierliste war mein Name nämlich falsch geschrieben, anstelle eines "l" stand dort ein "z" und stimmte somit nicht mit dem Nachnamen auf meinem Pass überein. So tat ich mich mit Heidi Bächtold aus Uster und drei Franzosen zusammen, deren Gepäck in Kopenhagen verloren gegangen war, während einige stolze Inder mit ihren Köfferchen zum Flugzeug spazierten und die für uns reservierten Plätze einnahmen. Beim unfreiwilligen Zwischenhalt in Dehli erfuhr ich von Heidi, dass sie in der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit beim damaligen SATA-Programm für Nepal in Patan, der Zwillingsstadt von Kathmandu, arbeitet. Nordöstlich von Kathmandu hat die Schweiz (DEZA) in jenen Jahren nämlich eine Käserei und Landwirtschaftsbetriebe aufgebaut und sich mit Helvetas auch massgeblich beim Bau von unzähligen Hängebrücken in Nepal engagiert. Schliesslich klappte es. Mit einer DC 9 der Royal Nepal Airlines erreichten wir am 30.4.1979 nach einem nicht ganz zweistündigen, aussichtsreichen Flug über das ausgetrocknete Nordindien und das fruchtbare nepalesische Tiefland (Terai) Nepals Hauptstadt Kathmandu. Es eröffnete sich für mich ein neues, faszinierendes Land, welches ich im Jahre 2022 im Rahmen eines Trekkings zum Mera Peak 43 Jahre später erneut besuchen durfte, siehe hier.

Reisegruppe bereits abgereist - ungeplanter Aufenthalt in Nepal
Vom Flughafen in Kathmandu fuhr ich mit den Franzosen mit einem Taxi zum Kathmandu Guest House im Touristenviertel Thamel. Obwohl die Stadt damals mit rund 200'000 Einwohnern rund 7 mal weniger Einwohner hatte als die heutige Millionenstadt, war der Verkehr und das schrille Gehupe und das andauernde Geklingel der Rikschas und Velofahrer schon damals chaotisch. Im Gegensatz zu heute waren jedoch nur wenige Töffs anzutreffen, dafür tummelten sich ganze Heerscharen von Velos und Rikschas auf den überfüllten und dreckigen Strassen. Das im Jahre 1968 eröffnete und noch heute bestehende "Kathmandu Guest House" war eine gute Adresse mit einem schönen Garten. Aber wo war meine Reisegruppe von Encounter Overland?

Nach dem Bezug eines einfachen Zimmers kreuzte Jeff auf, Fahrer des Trucks vom 15. Mai. Er klärte mich auf, dass mein Truck bereits am Vortag in Richtung Dehli aufgebrochen sei, da das Nepal-Visum für den Lastwagen vorzeitig ablaufe. Er offerierte mir ein Flugticket von Kathmandu zurück nach Dehli, wo ich mich der Reisegruppe anschliessen könne. Erstaunt nahm ich diese Neuigkeit zur Kenntnis und nahm die Chance wahr, Nepals Hauptstadt und Pokhara etwas näher kennen zu lernen. Ein Trekking lag allerdings nicht drin, denn ich rechnete nicht damit und war auch nicht entsprechend ausgerüstet.

Kathmandu und Patan. Fest Rato Machhendranath
Am Nachmittag des 1. Mai wagte ich mich mit Alain, einem der Franzosen, in das Gedränge von Nepals Hauptstadt. Es war mir alles fremd: Sprache, Religion, Kultur und Leute. Damals wie heute leben Hindus und Buddhisten in Nepal in tiefer Götterverbundenheit friedlich mit- und nebeneinander. Doch insbesondere diese Religionen waren und sind mir bis heute immer noch fremd. Das dürfte wohl Jedem so ergehen, der nicht in diesen Gesellschaften aufgewachsen und sozialisiert worden ist. Die Armut war überall stark spürbar und auch Drogen waren damals ein grosses Problem. Anderntags besuchte ich mit den Franzosen die historische Stadt Lalitpur (ehemals Patan). Patan liegt südlich des Flusses Bagmati und bildet mit Kathmandu eine Doppelstadt. Baulich gingen beide Städte schon damals nahtlos ineinander über. Hier bummelten wir durch den Durbar Square, der harmonischer wirkt als sein Pendant in Kathmandu. Hauptattraktion war der ehemalige, prunkvolle Königspalast mit seinen Innenhöfen. Weitere wichtige Gebäude des Platzes, die wir besuchten, sind der Kumbeshavar-Tempel aus dem Jahre 1392, der "Goldene Tempel" im Süden sowie der Rato-Machhendranath-Tempel, wo einer buddhistischen Gottheit gehuldigt wird. Die Hindus verehren ihn als eine der vielen Erscheinungsformen Shivas, einer der Hauptgötter des Hinduismus.

Am 3. Mai begab ich mich erneut nach Patan. An diesem Tag wurde zufälligerweise das grosse Fest "Rato Machhendranath" gefeiert. Der Rato Machhendranath gilt als ein Gott des Regens und als Schutzpatron des Kathmandu-Tales. Alle Läden und Büros waren an diesem hohen Festtag geschlossen. Die Frauen hatten ihre schönsten Kleider angezogen und vor allen Tempeln flatterten die dreieckigen Flaggen von Nepal. Endlich, um 5 Uhr Nachmittags, begann der grosse, farbenfrohe und eindrückliche Umzug mit Trommeln, Pferden mit eleganten Kutschen und reich dekorierten Elefanten. Polizisten kamen und jagten alle Leute von den Treppen der Pagoden herunter. Auf der kleineren Pagode durften wir Weisse schliesslich Platz nehmen und den Umzug bestaunen. Der Aufmarsch von Polizisten und Militärs zum Schutze des damaligen Königs Birendra (1945 bis 2001) war eindrücklich. Birendra war von 1972 bis zum gewaltsamen Massenmord der Königsfamilie von 2001 der sehr beliebte König von Nepal. Der mutmassliche Täter, Sohn und Kronprinz Dipendra (1971 - 2001), starb drei Tage später an den Folgen seines vermutlich selbst zugefügten Kopfschusses. 

Am Festumzug nahm auch die lebende Kindsgöttin "Kumari" von Kathmandu teil, die nur selten ihren Palast verlassen darf. Die Kumari ist ein Mädchen, das als Inkarnation der Göttin Taleju angebetet wird. Taleju war die wichtigste Göttin der nepalesischen Könige und ist ebenfalls Schutzgöttin des Kathmandu-Tales. Kumari kann nur ein Newar-Mädchen werden. Die Newar sind die Ureinwohner des Kathmandutals. Etwa je die Hälfte der Newar sind Buddhisten oder Hinduisten. Fünf Priester des Newar-Stamms wählen jeweils das etwa 3- bis 4-jährige Mädchen aus der Kaste der Gold- und Silberschmiede aus. Das Kind muss 32 Anforderungen genügen. Diese reichen von der Form ihrer Zähne und dem Klang der Stimme bis zur Form ihrer Füsse. Das Mädchen darf nie einen Tropfen Blut verloren haben, deshalb kann es auch nur bis zum Eintreten der ersten Regelblutung Kumari bleiben. Sobald das Mädchen den ersten Tropfen Blut verliert - mit ihm entweicht die Seele der Göttin aus ihr - ist ihr Leben als Kumari vorbei. Nach Jahren "göttlichen Daseins" ist das normale Leben oft schwierig und sie wird vielleicht nie einen Ehemann finden. Denn der Aberglaube, dass die Männer einer Kumari früh sterben, ist noch fest in den Köpfen der Nepalesen verwurzelt. Die Identität und der Name der damaligen Kumari von Kathmandu wurde öffentlich nicht bekannt gegeben und ist auch auf Chat GPT nicht eruierbar.  

Am Abend nach dem Festumzug ging ich ins Restaurant KCS in Kathmandu ein Yak-Steak essen. Das Fleisch schmeckte gar nicht schlecht, war aber in der Mitte noch rau. Jedenfalls hatte ich am folgenden Tag sehr starken Durchfall und blieb ans Haus gefesselt. Seit diesem Tag habe ich mir geschworen, nie wieder Yak-Fleisch zu essen!

Dhulikel
Am Samstag 5. Mai - Samstag ist für die Nepali ein Feiertag - unternahm ich mit dem zufällig angetroffenen Vorarlberger Herbert Nägele einen Ausflug nach Dhulikel etwa 25 km südöstlich von Nepal. Wir begaben uns früh am Morgen zum regionalen Busbahnhof und staunten über die dortigen Busse in miserablem Zustand ohne Scheiben und voller Dreck. So war es nicht verwunderlich, dass der Motor unseres Busses trotz fünfminütigem Betätigen des Anlassers einfach nicht starten wollte. Als nach heftigem Disput von 2 Chauffeuren und dem Öffnen der Motorhaube das Innere unseres Busses mit Dieselrauch eingehüllt wurde, verliessen alle Passagiere fluchtartig das Fahrzeug und wir wechselten zu einem anderen Bus. Mit lautem Hupen bahnte sich dieser einen Weg hinaus aus der Stadt. Dhulikel war damals im Gegensatz zu heute baulich noch deutlich getrennt von Kathmandu. Es waren im terrassierten Umland in der beginnenden Verstädterung jedoch zahlreiche Backsteinbauten im Bau. Die typisch roten Backsteine wurden in primitiven Brennereien gebrannt. Zahlreiche Leute sassen am Strassenrand, andere wuschen im nahen Fluss ihr Gemüse, wieder andere trugen mit einem Tragbalken oder einem Tragband um die Stirn Früchte und Brennholz nach Kathmandu. Die Erde war stark ausgetrocknet und verdorrt, der Monsun in wenigen Wochen würde jedoch alles wieder grün machen.

Auf der Fahrt nach Dhulikel passierten wir auch Bhaktapur östlich von Kathmandu, die dritte und kleinste Königsstadt nach Kathmandu und Patan im Kathmandu-Tal. Diese ehemalige Königsstadt hat auch eine eigene Kinds-Göttin (Kumari) und zählt ebenfalls zum Unesco-Weltkulturerbe mit einer grossen Fülle von Sehenswürdigkeiten. Ich besichtigte diese heute mit Kathmandu zusammengebaute alte Stadt leider nicht, welche nach dem verheerenden Erdbeben von 25. April 2015 sehr grosse Schäden erlitt.

In Dhulikel stiegen wir aus und waren sofort von bettelnden Kindern umringt. Es war schon heiss, als wir zur  Wanderung nach Kavre Nitya aufbrachen und auf dem Weg dahin einen kleinen Hindu-Tempel besuchten, erkennbar am Dreizack. Auf unserem Weg, der in den Lehmboden eingegraben war, schleppten Frauen und Männer schwere Lasten auf ihrem Rücken. Wir kamen an einem Haus vorbei, wo drei Kinder an Webstühlen arbeiteten. Interessant war auch eine Baustelle, wo gerade die Decke betoniert wurde. Ich zählte rund 60 Personen die daran arbeiteten. Die Männer mischten den Beton von Hand, die Frauen und Kinder reichten den Beton in flachen Schalen von Hand zu Hand weiter zum Eingabeort, wo Männer den Beton einbrachten und von Hand verdichteten. Alle hier angetroffenen Menschen waren trotz ihrer oft spürbaren Armut überaus freundlich und zufrieden. Zurück bei der Bushaltestelle kam nach langem Warten ein Bus vorbei; einen Fahrplan gab es nicht. Nach etwa 2 km stoppte der Bus und hielt für uns ohne ersichtlichen Grund während etwa einer Stunde. Ab und zu hielten wir vor einer Barriere aus Bambus, wo wir nur gegen eine Maut durchgelassen wurden. Obschon es schliesslich stockdunkel wurde, fuhr der alte Bus ohne Licht auf der keineswegs breiten Strasse.

Pokhara
Am Sonntag 6. Mai - der Durchfall plagte mich nun definitiv nicht mehr -  begab ich mich ins Immigration Office, da mein 7-tägiges Visum ablief. Ein uniformierter Beamter sass hinter einem ungeordneten Haufen von Pässen und anderen Papieren. Noch Chaotischer sah es allerdings auf der Bank aus, wo die Angestellten hinter grossen Bergen von Papiergeld sassen. Ich erstand mir nun ein Busbillet für die Fahrt ins 200km weit entfernte Pokhara, das ich tags darauf besuchte. Mit einem Minibus fuhr ich zusammen mit den Franzosen über die kurvenreiche und holprige Strasse, teilweise einem Bachbett gleichend, und erreichte nach 7 Stunden Fahrt Pokhara Town. Obwohl Pokhara damals etwa 45'000 Einwohner aufwies (im Jahre 2020 ca. 310'000 Einwohner und zweitgrösste Stadt Nepals), war nur in Pokhara Town so etwas wie ein Ortskern auszumachen. Am Phewa See bezogen wir die "Phewa Logde", wo ich unter einem Moskitonetz sehr gut schlief. Mit Alain fuhr ich am Abend mit einem Boot auf den idyllischen, jedoch total verdreckten See hinaus, wo Baden trotz der Hitze gar nicht angezeigt war. Immer wieder wurden wir von Kindern angegangen, die uns billige Drogen (Hasch und Opium) verkaufen wollten - "very cheap, very good". In der Tat sahen wir in Pokhara viele europäische Drogensüchtige und herumvagabundierende Hippies.

Den Franzosen sollte es in Pokhara nicht allzu sehr gefallen, denn sie reisten bald wieder nach Benares (Indien) ab. Ich bestieg über einen Wanderweg den Aussichtshügel Sarangkot nördlich des Phewa Sees, von wo man einen herrlichen Blick zum heiligen Berg Machapuchare, zum Annapurnamassiv und zum Dhaulagiri im Westen hat (700hm). Anschliessend besuchte ich noch eines der vier Tibetanischen Flüchtlings-Camps in Pokhara. Nach dem von den Chinesen blutig niedergeschlagenen Tibetaufstand im Jahre 1959 folgten 80'000 Tibeter ihrem Dalai Lama ins Exil. Heute leben rund 20'000 Tibeter in Nepal. Die tibetische Diaspora umfasst weltweit rund 150'000 Menschen, auch die Schweizer Tibeter-Kolonie mit 8'000 Mitgliedern ist beträchtlich. In Nepal wohnen die Tibeter in Camps, halten einige Yaks und leben hauptsächlich von der Teppichknüpferei, die ich in Pokhara auch besichtigte. Die Exil-Tibeter hofften, bald nach Tibet zurückkehren zu können, was bekanntlich nicht der Fall ist. In Pokhara hatte sich eine Art "Klein-Tibet" entwickelt. Allerdings empfinden sich die fleissigen Exil-Tibeter in Nepal auch heute noch als Menschen zweiter Klasse. Am Mittwoch 9. Mai fuhr ich mit einem grossen Bus zurück nach Kathmandu. Er stoppte an unzähligen Orten, viele Einheimische stiegen zu, manche mit Ziegen oder Hühnern an der Hand. Im Guest House in Kathmandu gab mir Allen 2 Ersatzteile für den Lastwagen mit auf den Weg. Um 7 Uhr abends hob mein Flugzeug der Royal Nepal Airlines in Kathmandu ab und ich erreichte nach einem unruhigen Flug durch ein Gewitter New Dehli. Mit einem Taxi fuhr ich zum Tourist Camp nahe beim Dehli Gate (Eingang zum "Red Fort"), wo ich tatsächlich meine 17-köpfige Reisegruppe von Encounter Overland vorfand. Die meisten waren Australier oder Neuseeländer, ich war der einzige Teilnehmer deutscher Sprache.  

Übersicht und Links
Asienreise 1979 - Indien, siehe hier
Asienreise 1979 - Pakistan, siehe hier
Asienreise 1979 - Afghanistan, siehe hier
Asienreise 1979 - Iran, siehe hier
Asienreise 1979 - Türkei und Heimreise, siehe hier

Tourengänger: rhenus


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