Asienreise 1979 - Iran
Wie viele andere junge Menschen unternahm auch ich nach abgeschlossener Ausbildung eine dreimonatige Reise in die Welt. Ich ging mit dem britischen Expeditionsunternehmen "Encounter Overland" (siehe hier) in Asien auf dem Landweg von Kathmandu nach London. Meine Motivation war es, aus Neugier und im Sinne der Völkerverständigung andere Länder und Kulturen kennenzulernen. Denn ich glaube, dass der Kontakt mit fremden Menschen, Religionen, Sprachen und Kulturen - ohne diese unkritisch zu verklären - zur Bildung und zum "guten Leben" gehört. Natürlich spielte auch der Wunsch nach Ausbruch aus dem bisherigen Leben mit, der Wunsch nach "authentischen Erlebnissen" und etwas Abenteuer, sofern diese nicht allzu unsicher sind ("Collect moments, not things", wie es im Chargon in den heutigen sozialen Medien heisst). Authentisch, aber mit unsicherem Ausgang war die Schiesserei in Afghanistan, die wir keineswegs gesucht hatten (siehe hier). Nach diesem Vorkommnis hofften wir, dass es im anschliessend besuchten Iran ruhiger zu und hergehe. Dieser Wunsch erfüllte sich nur teilweise, denn neben einem Verkehrsunfall wurde unsere Gruppe auch im Iran ohne ersichtlichen Grund verhaftet und in militärischen Gewahrsam gebracht. Im Januar 1979, wenige Monate vor unserer Reise, begann nämlich im Iran die "Islamische Revolution", die das alte Regime von Schah Mohammad Reza Pahlavi (1919 - 1980) hinwegfegte und mit der Rückkehr des Revolutionsführers Ajatollah Rudollah Khomeini (1902 - 1989) grosse Umwälzungen mit sich brachte.
Über die aktuellen Vorgänge im Iran waren wir im Vor-Internet-Zeitalter nur teilweise im Bild. Wir informierten uns vor Ort oder in internationalen Tageszeitungen, sofern diese überhaupt verfügbar waren. Zudem gab die Zentrale von "Encounter Overland" in London einen internen Newsletter heraus ("Enflash", siehe hier), wo über den Stand der jeweiligen Expeditionen in Asien, Afrika und Südamerika berichtet wurde mit Reisetipps für kommende Expeditionen. Dabei wurden die Reisegruppen und deren "Expedition Leaders" mit aktuellen Zeitungsartikeln über besondere Ereignisse wie Aufstände, Terroranschläge und über unsichere Regionen auf den Reiserouten informiert. Zum Verständnis seien die damaligen revolutionären Vorgänge im Iran, die ganz wesentlich bis in die heutige Zeit im Nahen Osten hineinwirken, kurz skizziert.
Islamische Revolution von 1979
In diesen Tagen ist nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg die Spannung im Nahen Osten zwischen den beiden Erzfeinden Iran und Israel nach der massiven iranischen Attacke vom 14. April 2024 mit über 300 Raketen und Kampfdrohnen stark angestiegen. Ein grosser Waffengang scheint in Zukunft nicht ausgeschlossen, insbesondere da Iran in wenigen Monaten zu einer Atommacht avancieren könnte. Das ölreiche Land, dessen Rohstoffe rund 30% der Wirtschaftsleistung ausmachen, wird seit der islamischen Revolution von 1979 von einer kleinen, diktatorischen Elite unter dem derzeitigen Revolutionsführer Ayatollah Ali Khamenei beherrscht.
Es ist eine weitere unglaubliche Zahl, die aufhorchen lässt: Im Jahre 2023 wurden in der Islamischen Republik Iran gemäss IHR (Iran Human Rights) 834 Exekutionen vorgenommen, 471 davon wegen Drogendelikten. Die Islamische Republik Iran missachtet systematisch die Rechte ihrer Bürger. Frauen, "Ungläubige" sowie Angehörige ethnischer, religiöser, sexueller und politischer Minderheiten sind im Iran vielfacher Diskriminierungen ausgesetzt. Immer wieder kommt es zu willkürlichen Festnahmen, Verurteilungen ohne faire Gerichtsprozesse sowie zu Misshandlungen und Hinrichtungen von Andersdenkenden. Was die heutige Situation der Frauen im Iran anbelangt, dürfte derjenigen im Jahre 1979 ziemlich vergleichbar sein (siehe den Beitrag "Die Betrogenen" von Alice Schwarzer in "Emma 5/1979, S. 12 - 19", welche den Iran wie wir im Frühling 1979 besuchte und darüber berichtete. Das Eidg. Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) rät daher derzeit aufgrund der volatilen Lage im Nahen Osten und des Risikos von Anschlägen, gewaltsamen Zusammenstössen und der schwierigen Wirtschaftslage von touristischen und anderen nicht dringenden Reisen in den Iran ab. Für ausländische Reisende bestand schon damals und auch heute wieder ein erhebliches Risiko, ohne erkennbaren Grund festgenommen, verhört und inhaftiert zu werden, es können lange Haftstrafen drohen.
Auslöser dieser anhaltend prekären Lage ist die Islamische Revolution von 1979, die bis in unsere Tage hineinwirkt. Wegen der Nähe des letzten Schahs Mohammad Reza Pahlavi (1919 - 1980) zur USA und der wirtschaftlich schlechten Lage der Bevölkerung kam es in den 1970-er Jahren zu grossen, gewalttätigen Demonstrationen gegen das Schah-Regime. Befeuert durch konservative Geistliche führte dies 1979 zum Sturz der Monarchie. Schah Pavlavi flüchtete am 16. Januar 1979 mit seiner Familie ins Exil. Am 1. Feburar 1979 kehrte der Revolutionsführer Rudollah Khomeini (1902 - 1989) aus dem französischen Exil nach Teheran zurück, wo er von einer jubelnden Menschenmenge begrüsst wurde. Nach Strassenkämpfen zwischen islamistischen Revolutionären und schahtreuen Teilen der Armee wurde am 1. April 1979 die Monarchie durch die neue Staatsform der Islamischen Republik ersetzt. Im Rahmen einer Schnelljustiz wurden mehrere schahtreue Politiker und Generäle hingerichtet. Seit den grossen politischen Umwälzungen im Jahre 1979 ist das Portrait des Revolutionsführers Khomeini allgegenwärtig auf den Strassen und Plätzen Irans. Mit der Geiselnahme von Teheran am 4. November 1979 in der US-Botschaft kamen die iranisch-amerikanischen Beziehungen völlig zum Erliegen. Seit 1980 vertritt die Schweiz als Schutzmacht die US-amerikanischen Interessen im Iran.
Verhaftung statt Durchquerung der Wüste Dascht-e Lut
Nachdem wir am 11. Juni 1979 die afghanisch-iranische Grenze bei Islam Quala westlich von Herat passiert hatten, tankten wir in der iranischen Siedlung Taybad 200 Liter spottbilligen Diesel für CHF 5.-. Wir campierten die Nacht in steppenhaftem, hügeligem Gelände etwas südlich davon. Am nächsten Tag fuhren wir auf einem Feldweg weiter durch einige Dörfer mit engen Strassen. Wir planten die Wüste Dascht-e Lut von Osten nach Westen in Richtung Kerman weglos zu durchqueren. Die Wüste Lut liegt im iranischen Hochland, ist die grösste Wüste Irans und eine der heissesten Orte der Erde (maximal gemessene Temperatur 78.2 °C). Neben 400m hohen Sanddünen können in dieser Wüste auch sog. Yardangs beobachtet werden, das sind durch Wind und Sand erodierte Kalksteinfelsen.
Wir begegneten auf unserem Weg riesigen Herden mit weissen Schafen und schwarzen Geissen, ab und zu kamen uns Motorräder entgegen. Nachdem wir eine wunderschöne Oase passiert hatten, hielten neben uns plötzlich zwei Motorräder und stoppten uns. Einer der Motorradfahrer war ein bewaffneter Soldat, der andere ein Zivilist, der aber auch ein Sturmgewehr umgehängt hatte. "Das fängt ja gut an", dachte ich mir. Da fiel ihnen wegen der dunklen Hautfarbe besonders John Willis auf, ein Ureinwohner (Maori) aus Neuseeland. Sie befahlen uns, zum nächsten Dorf zu fahren, wo uns ein weiterer Soldat zum lokalen Militärposten in Bamrud lotste. Dort wurden wir etwa 5 Stunden bis um 18 Uhr festgehalten. Es kamen immer mehr Soldaten. Wie in Behsud in Afghanistan herrschte ein grosses Chaos, und es wurde uns zusehends mulmig zumute. Niemand sprach englisch, bis der ranghöchste Offizier uns die Erlaubnis erteilte, nach Birdschand zu fahren, jedoch nur mit militärischer Begleitung. So stiegen zwei mit Pistolen bewaffnete Soldaten in unseren Truck ein. Mit einem Zwischenstopp in der Siedlung Qayen erreichten wir nach einer langen Fahrt über holprige Schotterstrassen um halb drei Uhr in der Nacht die Stadt Birdschand. In einer bewachten und umzäunten Kaserne hiess es: "Aussteigen!" Unser "Expedition Leader" Allen Townsing wurde in einen Raum geführt, wo er mitten in der Nacht ein langes Telefongespräch mit dem lokalen Kommandanten führte. Er kam mit der guten Nachricht heraus, dass es ihm gelungen sei, dem Kommandanten klarzumachen, dass wir friedliche Touristen seien. Wir wurden die Nacht unter militärischer Kontrolle in einem grossen Raum einquartiert. Nach wenigen Stunden Schlaf wurden wir um 6 Uhr bereits wieder geweckt. Der am frühen Morgen nun anwesende ranghohe Militärkommandant des Distrikts Birdschand schaute sich unsere Reisepässe an und gab uns endlich die Erlaubnis zur Weiterfahrt. Er beschied uns jedoch, die Hauptstrassen zu benutzen und untersagte uns, die Wüste Lut nach Kerman zu durchqueren. Wir mussten stattdessen die Wüste südlich umfahren.
Erleichtert nahmen wir nach diesem Vorkommnis, nachdem wir in der westlich geprägten Stadt Birdschand Lebensmittel eingekauft und Geld gewechselt hatten, die komfortabel ausgebaute Strasse südwärts in Richtung von Zahedan in Angriff. Die Landschaft war zuerst steppenhaft und wurde allmählich wüstenähnlich, gleichzeitig nahmen die Temperaturen zu. Etwa 100 km nach Birdschand wurde die bis dahin asphaltierte Strasse zur Naturstrasse mit vielen Schlaglöchern. Wir kamen am östlichen Rand der Wüste Lut an grossen Salzpfannen aus verdunstetem Meerwasser vorbei. Das so gewonnene Salz war jedoch nicht sehr sauber und musste für den Gebrauch zuerst gereinigt werden. Das Wüstensalz Lut ist ein reines, unjodiertes Natursalz und wird auch noch heute dementsprechend vermarktet. Die Nacht verbrachten wir etwas abseits der Strasse in der Nähe der Stadt Sefidabeh unter einem wunderschönen Sternenhimmel. Bereits früh waren wir am folgenden Tag auf den Beinen, um die Morgenstunden mit erträglichen Temperaturen zu nutzen. Nach etwa zwei Stunden Fahrt war die Strasse wieder asphaltiert und wir erreichten die Grenzstadt Zahedan an der iranisch-pakistanischen Grenze, wo man Belutschisch spricht. Ich empfand die Grossstadt Zahedan mit heute über 600'000 Einwohnern als wenig interessant und liess mich von einem Barbier rasieren. Zu meinem Erstaunen sahen wir nirgends ein Portrait des Revolutionsführers Ajatollah Khomeini. Als ich die Locals darauf ansprach, wollte mir keiner recht darüber Auskunft geben. Vermutlich hing das damit zusammen, dass wir uns in Zahedan bei der Volksgruppe der Belutschen aufhielten, die seit vielen Jahren einen unabhängigen Staat Belutschistan im Grenzgebiet Pakistan-Afghanistan-Iran anstreben.
Mit 49° C (im Schatten) glühend heiss im südlichen Teil der Wüste Dascht-e Lut
Von Zahedan hielten wir nun westwärts durch die wüstenähnliche Landschaft. Die Temperaturen stiegen auf kaum erträgliche 45°C im Schatten. In Nosratabad gingen wir ins Camp der englischen Baufirma, die dort gerade die Hauptstrasse baute. Wir nahmen eine Dusche und sprangen in den Swimmingpool. Anschliessend verspeisten wir in den klimatisierten Räumen der Bauarbeiter ein feines Nachtessen, spielten bis spät in die Nacht Darts und nutzten die gut dotierte Bar für den einen oder anderen Drink. Spätabends erhielten wir unerwarteten Besuch von der lokalen Polizei. Ausgerüstet mit Stutzer-Gewehren und anderen altertümlichen Waffen machten die Kerle auf uns einen erschreckenden Eindruck. Am 15. Juni fuhren wir nach einer kurzen, guten Nacht frühmorgens zuerst über eine schlecht befahrbare Naturstrasse durch eine Schlucht mit kahlen, verschieden farbigen Bergen. Im südlichen Teil der Wüste Lut wurde die Strasse wieder besser, dafür wurde es nun glühend heiss.
Oasenstadt Bam
Um halb 12 Uhr erreichten wir die Oase Bam mit damals rund 60'000 Einwohnern, wo wir am Strassenrand Lunch hatten. Trotz des mörderischen Klimas wuchsen hier Dattelpalmen und Zitrusfüchte, deren Bewässerung durch Qanats erfolgt. Wir massen im Schatten eine Temperatur von 49°C. Eine solche Temperatur hatte ich bisher ausser in einer Sauna wohl noch nie erlebt. Westlich von uns ragten die schneebedeckten Berge des Kuhrud-Gebirges in die Höhe, mit dem Kuh-el Jebal Barez (3753m) und dem Kuh-e Hazaran (4483m) als höchste Gipfel. Welch ein Gegensatz: Linkerhand der Fahrrichtung die Schneeberge und kaum 50 km östlich davon eine solche Hitze! Angesichts dieser hohen Temperaturen waren wir nachträglich nicht unglücklich, dass wir die Wüste Lut nicht wie geplant weglos durchquert hatten. Bei einer Panne unseres Trucks weitab der Zivilisation hätte dies ungemütlich werden können.
In der glühenden Hitze nahmen wir uns leider keine Zeit, die Stadt Bam näher zu erkunden. Denn Bam und seine 2'000 Jahre alte Zitadelle, Arg-e Bam auf persisch und ein UNESCO-Weltkulturerbe, sind die grössten Lehmziegelbauten der Welt. Seit Jahrtausenden werden die sonnengetrockneten Lehmziegel mit den hier vorhandenen Materialien hergestellt: Mit Lehm, Wasser und Stroh. Im Jahre 1979 waren die 1953 und 1975 teilweise renovierten Bauten noch weitgehend intakt, wurden jedoch im schweren Erdbeben om 16.12.2003 nahezu vollständig zerstört. Es gab in Bam (97'000 Einwohner im Jahre 2003) rund 26'000 Tote. Viele Menschen wurden durch die herabfallenden, schweren Lehmdecken im Schlaf überrascht und begraben. Das Beben war das bis dahin Schwerwiegendste in der Geschichte des Iran. Der Wiederaufbau, bei dem viel mehr auf erdbebensichere Bauweise und die Einhaltung der Bauvorschriften geachtet wurde, verlief sehr schleppend. Aufgrund der traumatischen Erfahrung des Erdbebens kam es insbesondere bei den betroffenen Männern zu einem markanten Anstieg des Drogenkonsums, da Bam an einer Handelsstrasse zu einem der damals grössten Mohnanbaugebiete der Welt in Afghanistan liegt und Opium billig und einfach zu beschaffen war.
Fata Morgana
Von der Oase Bam folgten wir nordwärts entlang von etlichen hohen, aus Ziegelsteinen gemauerten Türmen. Diese alten Türme dienten einst den Karawanen zur Orientierung. Stieg man auf einen solchen Turm hinauf, so sah man gerade bis zum nächsten Turm. In der flimmernden Hitze meinten wir, am Horizont Wasser zu sehen. Es handelte sich aber nur um Luftspiegelungen, da der Brechungsindex der heissen Luft am Wüstengrund geringer ist als jener der höheren, kälteren Luftschichten. Etwa 50 km nach Bam zweigten wir ostwärts ab. Wir nahmen nicht die Strasse nordwärts zur grossen, historisch bedeutenden Stadt Kerman, sondern fuhren westwärts, am 3753m hohen Kuh-e Jebal Barez vorbei. Wir passierten die Stadt Dschiroft, überfuhren den 2940m hohen Pass bei Sahebabad und kamen zur Kleinstadt Darb-e Behesht, die unweit des Viertausenders Kuh-e Hazaran liegt. In der Lokalität Hoseynabad rund 55 km östlich der Stadt Sirdschan campierten wir schliesslich etwas abseits der Strasse. Diesen Tag legten wir 517 km zurück, so viel wie noch nie auf unserer Reise. Die Nacht war infolge der Höhe von ca. 2200m recht angenehm, nur mit den nachtaktiven Skorpionen und den herumspazierenden grossen Spinnen konnten wir uns nicht so recht anfreunden und so schliefen wir alle in unseren Zelten.
Auch am nächsten Tag waren wir bereits um 5 Uhr auf den Beinen und fuhren um 6 Uhr los. Dieter, der deutsche Alleingänger, den wir bereits im Camp der englischen Strassenbaufirma in Nosratabad angetroffen hatten, folgte uns mit seinem Landrover. Wir passierten bald die Stadt Sirdschan 1740m, die mit der Eisenbahn erschlossen ist und die aufgrund ihrer Lage ein logistischer Knotenpunkt für die Verteilung und Weiterverarbeitung von Gütern aus den Hafenstädten an der südlichen Küste Irans am persischen Golf darstellt. Das Land war fruchtbar und die Strasse war zunächst gut, dann wurde sie schlecht und holprig. Wir überquerten einen kleinen 2200m hohen Pass, wo es wie im Wilden Westen aussah. Nach der steilen Abfahrt kamen wir zu einer grossen, ausgetrockeneten Ebene. Darin lag in einer Oase die Stadt Neyriz, wo wir zu Mittag assen. Es ging einen weiteren kleinen Pass hinauf. Nördlich von uns erstreckte sich nun der Bakhtegan Lake, ein ausgetrockneter grosser Salzsee, der etwas grösser als der Bodensee ist. Neyriz lag früher am Bakhtegan Lake, aufgrund der Schrumpfung des Sees lag die Stadt nun südöstlich davon. Vor der Stadt Shiraz führte uns die Strasse einem weiteren Salzsee entlang, dem Maharloo Lake. Um hier das Salz zu auszubeuten, wurden mit Dämmen grosse rechteckige Flächen trockengelegt. Dann wurde das Salz mit grossen Maschinen gewonnen und gereinigt. Am Marharloo See kann man zur richtigen Jahreszeit je nach Wasserstand ein Farbenspiel beobachten, das wir bei unserer Durchfahrt jedoch nicht sehen konnten. Der See färbt sich dann nämlich durch Rotalgen, die sich von den Salzen ernähren, von Rosa über Orange bis Rot. Da wir Persepolis noch vor Sonnenuntergang erreichen wollten, durchfuhren wir die Stadt Shiraz ohne anzuhalten. Am Samstagabend des 16. Juni 1979 erreichten wir schliesslich die alte persische Residenzstadt Persepolis.
Persepolis - einstige Residenzstadt der Perser Grosskönige und Unesco-Weltkulturerbe
Das Perserreich war im 5. JH v. Chr. die grösste Territorialmacht der Erde. Die etwa 520 v. Chr. gegründete "Stadt der Perser" ist ein Glanzlicht der altpersischen Kultur und noch heute ein Identifikationsort vieler Iraner. Auf einer riesigen, 15 ha grossen Felsterrasse (300 x 500m) am Fusse des Bergs "Kuh-e Mehr" lag sie vor uns da im milden Abendlicht, die einstige Hauptstadt über das immense Reich der Perser, welches von der Türkei bis zum heutigen Pakistan reichte. Die ehemalige Palaststadt diente der Repräsentation des Perserkönigs und machte einen gewaltigen Eindruck auf mich. Über eine symmetrische Doppeltreppe überwanden wir 12m Höhe bis zum Niveau der Stadtanlage. Durch das "Tor aller Länder" (auch Tor des Xerxes genannt) betraten einmal im Jahr die Abordnungen der 28 unterworfenen Völker den Palastbezirk. In einer Prozession brachten sie dem Herrscher ihre Gaben dar. Die riesigen Skulpturen, die Kapitelle mit Löwen, Stieren oder Drachenköpfen, die in Steinplatten eingemeisselten lebensgrossen Figuren gaben einen unvergesslichen Einblick in die einstige Pracht der Stadt. Mit Animationen und virtueller Realität versucht man heute aufgrund der noch vorhandenen Relikte, dem ursprünglichen Erscheinungsbild nahe zu kommen. Denn nach 200-jährigem Bestand wurde die Palaststadt der Perser Grosskönige (der Grosskönig ist ein König der Könige) von den Truppen Alexander des Grossen um 330 v. Chr. bereits wieder geplündert und in Brand gesteckt. Noch heute sieht man Spuren des Brandes in der Ruinenstadt, welche im Jahre 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben wurde.
Die Nacht campierten wir nur etwa 200m von Persepolis entfernt unweit der Zelte, die anlässlich der 2500-Jahr-Feier der Iranischen Monarchie im Jahr 1971 vom damaligen Schah Reza Pahlavi errichtet wurden. Am Sonntagmorgen wollte ich nochmals den Hauch der Geschichte spüren. So stieg ich hinauf zu den Resten der vor 2500 Jahren errichteten Residenzstadt: Zur Eingangshalle mit den grossen Löwen, zum Adapana-Palast mit den wunderschönen Reliefs, zur Tatschara mit der Abbildung von König Xerxes I., zur Halle der Hundert Säulen, wo Alexander der Grosse wütete. Dann wanderte ich hinauf zu einem Felsengrab, wo ich die Ruinenstadt gut überblicken konnte. Wieder zurück setzte ich mich in den Schatten einer Säule des Adapana-Palasts. Da kam ein gut gekleideter Mann vorbei, der sich als Archäologe und Restaurator von Persepolis ausgab. Da er in Florenz studiert hatte, sprach er ein ausgezeichnetes Italienisch und so kamen wir ins Gespräch. Vor Beginn der Revolution Ende Januar 1979, so erzählte er mir, wurde Persepolis täglich von etwa 2'000 bis 3'000 Personen besucht. Nun waren wir aufgrund der unsicheren Lage die einzigen Besucher. Er gratulierte uns zum Mut, dass wir trotz den Turbulenzen der Islamischen Revolution nach Iran gekommen waren. Er wollte von mir auch wissen, was ich von der Revolution halte. Ich antwortete nur ausweichend und erzählte ihm von unserer Reiseroute und unserer Verhaftung in Birdschand. Seither sei aber alles gut gegangen. Und wenn man nicht Amerikaner sei, werde man von der Bevölkerung freundlich empfangen und es sei alles "very good".
Wie schon oft fragte ich mich auch diesmal beim Besuch dieser grossartigen untergegangenen Kulturstätte, was wohl von unserer Zivilisation des 20. und 21. JH in einem einem Jahrtausend übrig bleiben wird? Die Autobahnen sind dann möglicherweise verfallen und von dichter Vegetation überwuchert, der vergrabene Atommüll dürfte weiter strahlen, die ehemaligen Millionenstädte sind vielleicht nur noch unförmige Schutthaufen von Beton, Stahl und Glas? Der Gegenwart verhaftet, wissen wir nicht, was nach uns kommen wird. Doch die Geschichte lehrt uns neben Bescheidenheit, dass die meisten Kulturen nach ihrer Blüte auch ihren Niedergang kannten.
Dann ging unsere Reise weiter, vorerst allerdings nur wenige Kilometer weit, zu den Felsengräbern bei Naqsch-e Rostam. In eine etwa 60m hohe Felsstufe waren vier riesige Gräber von altpersischen Grosskönigen eingehauen. Daneben stand der 12m hohe, mysteriöse "Würfel des Zarathustras". Wie bereits die Schweizer Reiseschriftstellerin Annemarie Schwarzenbach berichtete, wuden die königlichen Grabkammern von Wächtern durchgehend und auch in der Nacht bewacht (Annemarie Schwarzenbach, Winter in Vorderasien, 1933/1934, 2. Auflage 2008). Über die steppenähnliche Hochebene, wo Schaf- und Ziegenherden umherziehender Nomaden mit ihren schwarzen Zelten aus Ziegenhäuten karge Nahrung fanden, erreichten wir zum Lunch eine schon halb verfallene Karawanserei mit Wachtürmen an den Ecken. Gegen Abend kamen wir zu einem grünen, etwa 200m breiten Tal, in welchem sich ein Fluss eingefressen hatte. Drüben, eingehauen in den Felsen, glänzte in der Abendsonne das Städtchen Yazd-e Khast (Jasd-e Chast) oder Izadchast. Ich setzte mich auf einen Stein unterhalb der beiden von Menschenhand geschaffenen Höhlen. Als die Sonne am Untergehen war, kamen zwei Männer auf Eseln dahergeritten, schlängelten sich durch die vielen Felsen und zauberten eine idyllische Szenerie.
Am andern Tag fuhren wir in der gelben Morgensonne über die karge Hochebene weiter, die nun öfters von grünen Bereichen abgelöst wurde. Plötzlich vernahmen wir ein lautes Hupen. Unser Truck stoppte brüsk. Zu unserem Erstaunen kreuzten wir mit einer entgegenkommenden Encounter Overland Expedition, welche die Asienreise in Gegenrichtung ausführte. Es war der rote Truck mit Expeditionsleiter Martin Crabb und dem Hilfsfahrer Peter Leeners (Kennzeichen GNM 152F), und es gab ein grosses Hallihallo. Wir assen miteinander und tauschten unsere Erfahrungen und Tipps aus. Infolge der iranischen Revolution kam es auch zu Konflikten zwischen dem Iran und der Türkei. Die Türkei als Mitgliedstaat der NATO lavierte zwischen den USA und dem Iran, worauf der Iran die Ausfuhr fossiler Brennstoffe nach der Türkei untersagte. Die Fahrer der entgegenkommenden Expedition empfahlen uns daher, genügend Diesel für die Durchquerung der ganzen Türkei mitzuführen. Zudem warnten sie uns vor Kleinkriminalität wie Entreiss-Diebstählen. Unsere wichtigste Botschaft für Afghanistan war, unbedingt auf der Hauptstrasse Herat - Kandahar - Kabul zu bleiben. Neben 5 Deutschen waren auch 7 Schweizer im andern Truck, sodass ich mich wieder mal auf Schweizerdeutsch unterhalten konnte. Nach diesem längeren Zwischenstop erreichten wir am 18. Juni 1979 das Youth Hostel an der Kasra Street in Isfahan.
Isfahan - die Hälfte der Welt
Hinter einem schönen Platz mit vielen Bäumen stand die ausgebrannte Jugendherberge, die während der iranischen Revolution durch Feuerbomben zerstört wurde. Immerhin waren die Toiletten noch einigermassen brauchbar, und auch ein Wasseranschluss war vorhanden. Mit Tibor, Terry und dem deutschen Entwicklungshelfer Dieter, der mit seinem Landrover ebenfalls in der zerstörten Jugendherberge abstieg, fuhren wir mit einem Taxi auf den Hauptplatz von Isfahan, der jetzt nicht mehr Meidan-e Schah sondern Meidan-e Khomeini (oder Meidan-e Imam, d.h. Imam-Platz) hiess. Überall in der heutigen Millionenstadt Isfahan hingen grosse Portraits des Gründers der "Islamischen Revolution". Wie in Persepolis trafen wir in Isfahan wegen der prekären Sicherheitslage ausser einer Familie aus Strassburg keine anderen Touristen an. Immer wieder wurden wir nach unserer Herkunft ausgefragt. Wenig erfreut war unser Amerikaner Tibor über den Slogan "Yankee go home", der überall in der Stadt zu lesen war. Als Schweizer, Australier oder Neuseeländer hingegen war man noch einigermassen geduldet, wurde allerdings oft mit finsteren Blicken bestraft. So hielt ich in meinem Tagebuch eine furchteinflössende Begegnung mit einer Demonstration fest, wo etwa 60 junge Burschen, verschleierte Frauen und viele Männer schreiend und faustend mit erregten Mienen neben uns vorbei marschierten. Glücklicherweise schienen sie uns nicht zu bemerken, und ein Polizist schob uns auf Seite. Unser Hilfs-Fahrer, der Engländer John Cadney, formulierte es im "Enflash, July 1979" wie folgt: "Die Menschen in Isfahan sind im Allgemeinen freundlich, obwohl sich meine Meinung über die Iraner alle 5 Minuten ändert - manche Städte sind aggressiv, andere sehr angenehm."
Die grandiose Kulturstadt Isfahan (persisch: die Hälfte der Welt) wäre eigentlich Irans bedeutendstes Touristenziel. Die ehemalige Hauptstadt des safawidischen Imperiums (1501 - 1722) liegt am Rand von Zentral-Iran auf über 1500m in einer Fluss-Oase im ehemals fruchtbaren Tal des Flusses Zayandeh Rud am nordöstlichen Rand des Zagros-Gebirges. Um 1980 hatte die Stadt gemäss Wikipedia 767'000 Einwohner, heute leben über 2 Millionen in der drittgrössten Stadt Irans, wo sich heute u.a. auch Anlagen zur Anreicherung von Uran befinden.Vor allem in der Zeit der Safawiden-Dynastie entstand im 16./17. JH das historische Stadtbild, das durch Paläste, eine Vielzahl Minarette und die blauen Kuppeln der Moscheen geprägt ist. Herausragend sind die Prachtanlagen des Meidan-e Imam (Imam-Platz) sowie die 33-Bogen-Brücke (Si-o-se Pol) über den Fluss Zayandeh Rud.
Am Dienstag den 19. Juni besichtigten wir die unvergleichlich schönen Weltkulturerbe-Stätten von Isfahan. Der Meidan-e Khomeini oder Imam-Platz (auch Naqsch-e Dschahad Platz) ist über 560m lang und 160m beit. Er hat einen Teich in der Mitte, viele farbige Blumen und schattige Bäume und Alleen an dessen Rändern. Er wird begrenzt von der Königsmoschee (Masjed-e Sahah oder ab 1979 Masjed-e Khomeini), der Scheich-Lamfollah-Moschee (Masjed-e Sheikh) und dem Palast von Ali Qapu (Kak-e Ali Qapu). Die Königsmoschee, mit dessen Bau im Jahre 1611 begonnen wurde, ist von ausserordentlicher Schönheit und war wohl die schönste Moschee, die ich bis anhin gesehen hatte. Das dortige Denkmal von Schah Reza Pavlavi wurde im Frühjahr 1979 abgerissen. Im nahe gelegenen, orientalischen Basar (Bazar-e Bozorg), wo nicht viele Käufer unterwegs waren und die Ladenbesitzer gemütlich vor ihren Waren lagen, speisten wir vorzüglich und besuchten dann die Freitagsmoschee mit ihren Spitzbögen.
Am andern Tag fuhren wir zur wunderschönen historischen Pol-e Chadschu Brücke (erbaut 1650), die über den Fluss Zayandeh Rud (persisch: "lebensspendender Fluss"), führt. Von dort spazierten wir unter schattigen Bäumen flussaufwärts zur Si-o-se Pol Brücke (33-Bogen Brücke, erbaut 1632). Das Wasser floss langsam unter den Bögen der Brücken hindurch. Viele Kinder badeten im Fluss, der im Zagros-Gebirge entspringt, dann die Provinz Isfahan durchfliesst und nach rund 400km im Gawchuni-Sumpfgebiet mündet, einem saisonalen Salzsee, wo er verdunstet. Der Fluss hat damals in meiner Erinnerung die alte Kulturstadt Isfahan recht eigentlich beseelt. Der Zayandeh Rud war früher nämlich der wasserreichste Fluss in Zentralsien und einer der wenigen, die ganzjährig Wasser führten. Im Stadtgebiet von Isfahan, wo er mit beidseitigen Parkanlagen begleitet wird, wurde der Fluss gestaut, sodass er sich auf die mehrfache Breite ausdehnte. Doch heute kehrt das Wasser nur zwei Mal im Jahr für kurze Zeit zurück, wenn die Schleusen der Dämme am Oberlauf geöffnet werden. Die restliche Zeit ist das Flussbett trocken, denn seit den 2000-er Jahren ist der Fluss aufgrund von Übernutzung des Oberflächen- und Grundwassers und sinkender Niederschlagsmengen einen Grossteil des Jahres ausgetrocknet. Für die Bevölkerung von Isfahan bedeutet dies dasselbe, wie wenn in Basel oder Köln der Rhein ohne Wasser wäre. Der Autor Christian Weisflog sieht denn auch im akuten Wassermangel grosser Teile des Landes eine der grössten inneren Herausforderungen des heutigen Irans (siehe: Wenn Wasser zur Illusion wird, NZZ vom 18. Juni 2018).
Verkehrsunfall auf der Fahrt zur iranisch-türkischen Grenze bei Bazargan
Am 20. Juni verliessen wir Isfahan und fuhren bei starkem Verkehr in Richtung von Teheran. Ich begleitete Dieter als Beifahrer auf seinem Landrover, der in Afghanistan in der Entwicklungshilfe gearbeitet hatte und von dem ich viel Interessantes aus erster Hand erfuhr. Unweit des Dorfs Ribat-i-Turk (Robat Tork), auf über 1800m in einer kargen Hochebene gelegen, verliessen wir die Hauptstrasse und erreichten eine alte, verlassene Karawanserei, wo wir nächtigten. Karawansereien gab es alle 30 bis 40 km, das entsprach etwa der Tagesetappe einer Kamelkarawane. Wunderbar leuchteten die Berge im Hintergrund in der untergehenden Sonne in ihren Braun- und Grüntönen.
Nachdem uns Lance am Folgetag unsanft aus den Schlafsäcken geholt hatte, waren wir schon um 6 Uhr wieder "on the road" für die etwa 600 km lange Tagesetappe. Sie führte uns über die Stadt Saveh, die Hauptstadt Teheran, Quavzin und Takestan nach Soltaniye. In der Umgebung von Teheran wurde die Landschaft allmählich grüner und freundlicher. In Soltan Abad, einem Vorort von Teheran in der Nähe des internationalen Flughafens, stoppten wir, damit Ian und ich für Dinner und Breakfast einkaufen konnten. Die Millionenstadt Teheran besichtigten wir angesichts der unsicheren politischen Lage nicht. Die Strassen im Iran waren recht gut und meist asphaltiert. Ortschaften und Wegweiser waren jedoch nur persisch angeschrieben, sodass die Orientierung ohne GPS im oft unübersichtlichen Schilderwald für unsere Fahrer nicht einfach war. Im Ort Soltaniye rund 20 km südlich der Stadt Zandschan, übernachteten wir nach langer Fahrt bei einbrechender Dunkelheit neben einem Haus eines Lehrers aus Zandschan. Da das Gebiet unsicher war, stellten wir eine Nachtwache auf.
Nach der angenehm kühlen Nacht folgte erneut eine lange Fahrt von rund 550 km von Zandschan via Täbris nach Bazargan an der iranisch-türkischen Grenze. Die Menschen sahen nun immer mehr den Türken ähnlich. Die Landschaft wurde stets abwechslungsreicher und grüner. Vermehrt sahen wir neben den vielen Schafherden auch braunschwarze Kühe weiden. Über hügeliges, dann wieder flaches Gelände, über Schluchten und kleinere Bergzüge fuhren wir westwärts vorbei an der heutigen Millionenstadt Täbris. Abends um 6 Uhr wurden wir in einen Verkehrsunfall verwickelt. In einer leichten Rechtskurve kam uns ein VW-Käfer entgegen. Ein Cabriolet versuchte von hinten den VW-Käfer zu überholen. Da der Überholweg zu lange war, drängte das Cabriolet den VW zur Seite. Dabei touchierte das Cabriolet den linken Radkranz unseres Trucks. Es gab einen fürchterlichen Krach, und der abgedrängte Cabriolet kollidierte ein zweites Mal mit dem VW-Käfer. Während der Radkranz unseres Lastwagens nur einige Kratzer abbekam, waren die Karrosserien der beiden andern Fahrzeuge erheblich beschädigt. Um den VW-Käfer wieder fahrtüchtig zu machen, bogen die beiden Fahrer dessen vorderen und hinteren Kotflügel von Hand wieder zurecht. Als unser "Expedition Leader" zwecks Unfallaufnahme Formulare und Schreibzeug holen wollte, steckte der Cabriolet-Fahrer dem Lenker des VW's ein Bündel Geldnoten in die Hand. Dann verdufteten beide ohne uns weiter zu beachten. Nach dem glimpflich ausgegangenen Vorkommnis wurde das Land immer gebirgiger. Um 8 Uhr abends erreichten wir schliesslich den Grenzort Bazargan, wo wir die Zelte um unseren Truck und den Landrover von Dieter aufstellten. Im Hintergrund, rund 30 km nördlich von uns, ragte der mächtige und verschneite, über 5100m hohe Grosse Ararat in den Himmel. Es regnete leicht und wir litten unter den sehr vielen Mücken.
Am 23. Juni 1979 überquerten wir die iranisch-türkische Grenze bei Bazargan/Gürbulak. Dieser nördlichste der 3 Grenzübergänge zwischen dem Iran und der Türkei ist der wichtigste und gilt als einer der meist-frequentierten der Welt. Da Diesel in der Türkei infolge des damaligen Bruchs der Türkei mit dem Iran nur schwer aufzutreiben war, füllten wir gemäss Empfehlung den grossen Tank unseres Trucks und nahmen zusätzlich 2 Fässer mit Diesel sowie auch Motorenöl mit. Den iranischen Zoll passierten wir ohne Probleme, aber beim türkischen Zoll bei Gürbulak nahmen sie es genauer. Nach der minutiösen Kontrolle unserer Impfausweise wurden wir zu einem gross gewachsenen, freundlichen Arzt geführt, der alle unsere Bärte und Schnäuze mit einem Spray "desinfizierte". Auf einer asphaltierten Strasse fuhren wir nun nach Ostanatolien. Der Grosse Ararat, mit 5137m Höhe der höchste türkische Berg, den ich gerne bestiegen hätte, war die ganze Zeit gut zu sehen. Allerdings war der Gipfel mit Wolken verhangen. Über die bekannte Handelsstadt Dogubayazit und die Provinzhauptstadt Agri erreichten wir über eine gute Naturstrasse Eleskirt, wo wir in einem Wäldchen campierten.
Übersicht und Links
Asienreise 1979 - Nepal, siehe hier
Asienreise 1979 - Indien, siehe hier
Asienreise 1979 - Pakistan, siehe hier
Asienreise 1979 - Afghanistan, siehe hier
Asienreise 1979 - Türkei und Heimreise, siehe hier
Über die aktuellen Vorgänge im Iran waren wir im Vor-Internet-Zeitalter nur teilweise im Bild. Wir informierten uns vor Ort oder in internationalen Tageszeitungen, sofern diese überhaupt verfügbar waren. Zudem gab die Zentrale von "Encounter Overland" in London einen internen Newsletter heraus ("Enflash", siehe hier), wo über den Stand der jeweiligen Expeditionen in Asien, Afrika und Südamerika berichtet wurde mit Reisetipps für kommende Expeditionen. Dabei wurden die Reisegruppen und deren "Expedition Leaders" mit aktuellen Zeitungsartikeln über besondere Ereignisse wie Aufstände, Terroranschläge und über unsichere Regionen auf den Reiserouten informiert. Zum Verständnis seien die damaligen revolutionären Vorgänge im Iran, die ganz wesentlich bis in die heutige Zeit im Nahen Osten hineinwirken, kurz skizziert.
Islamische Revolution von 1979
In diesen Tagen ist nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg die Spannung im Nahen Osten zwischen den beiden Erzfeinden Iran und Israel nach der massiven iranischen Attacke vom 14. April 2024 mit über 300 Raketen und Kampfdrohnen stark angestiegen. Ein grosser Waffengang scheint in Zukunft nicht ausgeschlossen, insbesondere da Iran in wenigen Monaten zu einer Atommacht avancieren könnte. Das ölreiche Land, dessen Rohstoffe rund 30% der Wirtschaftsleistung ausmachen, wird seit der islamischen Revolution von 1979 von einer kleinen, diktatorischen Elite unter dem derzeitigen Revolutionsführer Ayatollah Ali Khamenei beherrscht.
Es ist eine weitere unglaubliche Zahl, die aufhorchen lässt: Im Jahre 2023 wurden in der Islamischen Republik Iran gemäss IHR (Iran Human Rights) 834 Exekutionen vorgenommen, 471 davon wegen Drogendelikten. Die Islamische Republik Iran missachtet systematisch die Rechte ihrer Bürger. Frauen, "Ungläubige" sowie Angehörige ethnischer, religiöser, sexueller und politischer Minderheiten sind im Iran vielfacher Diskriminierungen ausgesetzt. Immer wieder kommt es zu willkürlichen Festnahmen, Verurteilungen ohne faire Gerichtsprozesse sowie zu Misshandlungen und Hinrichtungen von Andersdenkenden. Was die heutige Situation der Frauen im Iran anbelangt, dürfte derjenigen im Jahre 1979 ziemlich vergleichbar sein (siehe den Beitrag "Die Betrogenen" von Alice Schwarzer in "Emma 5/1979, S. 12 - 19", welche den Iran wie wir im Frühling 1979 besuchte und darüber berichtete. Das Eidg. Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) rät daher derzeit aufgrund der volatilen Lage im Nahen Osten und des Risikos von Anschlägen, gewaltsamen Zusammenstössen und der schwierigen Wirtschaftslage von touristischen und anderen nicht dringenden Reisen in den Iran ab. Für ausländische Reisende bestand schon damals und auch heute wieder ein erhebliches Risiko, ohne erkennbaren Grund festgenommen, verhört und inhaftiert zu werden, es können lange Haftstrafen drohen.
Auslöser dieser anhaltend prekären Lage ist die Islamische Revolution von 1979, die bis in unsere Tage hineinwirkt. Wegen der Nähe des letzten Schahs Mohammad Reza Pahlavi (1919 - 1980) zur USA und der wirtschaftlich schlechten Lage der Bevölkerung kam es in den 1970-er Jahren zu grossen, gewalttätigen Demonstrationen gegen das Schah-Regime. Befeuert durch konservative Geistliche führte dies 1979 zum Sturz der Monarchie. Schah Pavlavi flüchtete am 16. Januar 1979 mit seiner Familie ins Exil. Am 1. Feburar 1979 kehrte der Revolutionsführer Rudollah Khomeini (1902 - 1989) aus dem französischen Exil nach Teheran zurück, wo er von einer jubelnden Menschenmenge begrüsst wurde. Nach Strassenkämpfen zwischen islamistischen Revolutionären und schahtreuen Teilen der Armee wurde am 1. April 1979 die Monarchie durch die neue Staatsform der Islamischen Republik ersetzt. Im Rahmen einer Schnelljustiz wurden mehrere schahtreue Politiker und Generäle hingerichtet. Seit den grossen politischen Umwälzungen im Jahre 1979 ist das Portrait des Revolutionsführers Khomeini allgegenwärtig auf den Strassen und Plätzen Irans. Mit der Geiselnahme von Teheran am 4. November 1979 in der US-Botschaft kamen die iranisch-amerikanischen Beziehungen völlig zum Erliegen. Seit 1980 vertritt die Schweiz als Schutzmacht die US-amerikanischen Interessen im Iran.
Verhaftung statt Durchquerung der Wüste Dascht-e Lut
Nachdem wir am 11. Juni 1979 die afghanisch-iranische Grenze bei Islam Quala westlich von Herat passiert hatten, tankten wir in der iranischen Siedlung Taybad 200 Liter spottbilligen Diesel für CHF 5.-. Wir campierten die Nacht in steppenhaftem, hügeligem Gelände etwas südlich davon. Am nächsten Tag fuhren wir auf einem Feldweg weiter durch einige Dörfer mit engen Strassen. Wir planten die Wüste Dascht-e Lut von Osten nach Westen in Richtung Kerman weglos zu durchqueren. Die Wüste Lut liegt im iranischen Hochland, ist die grösste Wüste Irans und eine der heissesten Orte der Erde (maximal gemessene Temperatur 78.2 °C). Neben 400m hohen Sanddünen können in dieser Wüste auch sog. Yardangs beobachtet werden, das sind durch Wind und Sand erodierte Kalksteinfelsen.
Wir begegneten auf unserem Weg riesigen Herden mit weissen Schafen und schwarzen Geissen, ab und zu kamen uns Motorräder entgegen. Nachdem wir eine wunderschöne Oase passiert hatten, hielten neben uns plötzlich zwei Motorräder und stoppten uns. Einer der Motorradfahrer war ein bewaffneter Soldat, der andere ein Zivilist, der aber auch ein Sturmgewehr umgehängt hatte. "Das fängt ja gut an", dachte ich mir. Da fiel ihnen wegen der dunklen Hautfarbe besonders John Willis auf, ein Ureinwohner (Maori) aus Neuseeland. Sie befahlen uns, zum nächsten Dorf zu fahren, wo uns ein weiterer Soldat zum lokalen Militärposten in Bamrud lotste. Dort wurden wir etwa 5 Stunden bis um 18 Uhr festgehalten. Es kamen immer mehr Soldaten. Wie in Behsud in Afghanistan herrschte ein grosses Chaos, und es wurde uns zusehends mulmig zumute. Niemand sprach englisch, bis der ranghöchste Offizier uns die Erlaubnis erteilte, nach Birdschand zu fahren, jedoch nur mit militärischer Begleitung. So stiegen zwei mit Pistolen bewaffnete Soldaten in unseren Truck ein. Mit einem Zwischenstopp in der Siedlung Qayen erreichten wir nach einer langen Fahrt über holprige Schotterstrassen um halb drei Uhr in der Nacht die Stadt Birdschand. In einer bewachten und umzäunten Kaserne hiess es: "Aussteigen!" Unser "Expedition Leader" Allen Townsing wurde in einen Raum geführt, wo er mitten in der Nacht ein langes Telefongespräch mit dem lokalen Kommandanten führte. Er kam mit der guten Nachricht heraus, dass es ihm gelungen sei, dem Kommandanten klarzumachen, dass wir friedliche Touristen seien. Wir wurden die Nacht unter militärischer Kontrolle in einem grossen Raum einquartiert. Nach wenigen Stunden Schlaf wurden wir um 6 Uhr bereits wieder geweckt. Der am frühen Morgen nun anwesende ranghohe Militärkommandant des Distrikts Birdschand schaute sich unsere Reisepässe an und gab uns endlich die Erlaubnis zur Weiterfahrt. Er beschied uns jedoch, die Hauptstrassen zu benutzen und untersagte uns, die Wüste Lut nach Kerman zu durchqueren. Wir mussten stattdessen die Wüste südlich umfahren.
Erleichtert nahmen wir nach diesem Vorkommnis, nachdem wir in der westlich geprägten Stadt Birdschand Lebensmittel eingekauft und Geld gewechselt hatten, die komfortabel ausgebaute Strasse südwärts in Richtung von Zahedan in Angriff. Die Landschaft war zuerst steppenhaft und wurde allmählich wüstenähnlich, gleichzeitig nahmen die Temperaturen zu. Etwa 100 km nach Birdschand wurde die bis dahin asphaltierte Strasse zur Naturstrasse mit vielen Schlaglöchern. Wir kamen am östlichen Rand der Wüste Lut an grossen Salzpfannen aus verdunstetem Meerwasser vorbei. Das so gewonnene Salz war jedoch nicht sehr sauber und musste für den Gebrauch zuerst gereinigt werden. Das Wüstensalz Lut ist ein reines, unjodiertes Natursalz und wird auch noch heute dementsprechend vermarktet. Die Nacht verbrachten wir etwas abseits der Strasse in der Nähe der Stadt Sefidabeh unter einem wunderschönen Sternenhimmel. Bereits früh waren wir am folgenden Tag auf den Beinen, um die Morgenstunden mit erträglichen Temperaturen zu nutzen. Nach etwa zwei Stunden Fahrt war die Strasse wieder asphaltiert und wir erreichten die Grenzstadt Zahedan an der iranisch-pakistanischen Grenze, wo man Belutschisch spricht. Ich empfand die Grossstadt Zahedan mit heute über 600'000 Einwohnern als wenig interessant und liess mich von einem Barbier rasieren. Zu meinem Erstaunen sahen wir nirgends ein Portrait des Revolutionsführers Ajatollah Khomeini. Als ich die Locals darauf ansprach, wollte mir keiner recht darüber Auskunft geben. Vermutlich hing das damit zusammen, dass wir uns in Zahedan bei der Volksgruppe der Belutschen aufhielten, die seit vielen Jahren einen unabhängigen Staat Belutschistan im Grenzgebiet Pakistan-Afghanistan-Iran anstreben.
Mit 49° C (im Schatten) glühend heiss im südlichen Teil der Wüste Dascht-e Lut
Von Zahedan hielten wir nun westwärts durch die wüstenähnliche Landschaft. Die Temperaturen stiegen auf kaum erträgliche 45°C im Schatten. In Nosratabad gingen wir ins Camp der englischen Baufirma, die dort gerade die Hauptstrasse baute. Wir nahmen eine Dusche und sprangen in den Swimmingpool. Anschliessend verspeisten wir in den klimatisierten Räumen der Bauarbeiter ein feines Nachtessen, spielten bis spät in die Nacht Darts und nutzten die gut dotierte Bar für den einen oder anderen Drink. Spätabends erhielten wir unerwarteten Besuch von der lokalen Polizei. Ausgerüstet mit Stutzer-Gewehren und anderen altertümlichen Waffen machten die Kerle auf uns einen erschreckenden Eindruck. Am 15. Juni fuhren wir nach einer kurzen, guten Nacht frühmorgens zuerst über eine schlecht befahrbare Naturstrasse durch eine Schlucht mit kahlen, verschieden farbigen Bergen. Im südlichen Teil der Wüste Lut wurde die Strasse wieder besser, dafür wurde es nun glühend heiss.
Oasenstadt Bam
Um halb 12 Uhr erreichten wir die Oase Bam mit damals rund 60'000 Einwohnern, wo wir am Strassenrand Lunch hatten. Trotz des mörderischen Klimas wuchsen hier Dattelpalmen und Zitrusfüchte, deren Bewässerung durch Qanats erfolgt. Wir massen im Schatten eine Temperatur von 49°C. Eine solche Temperatur hatte ich bisher ausser in einer Sauna wohl noch nie erlebt. Westlich von uns ragten die schneebedeckten Berge des Kuhrud-Gebirges in die Höhe, mit dem Kuh-el Jebal Barez (3753m) und dem Kuh-e Hazaran (4483m) als höchste Gipfel. Welch ein Gegensatz: Linkerhand der Fahrrichtung die Schneeberge und kaum 50 km östlich davon eine solche Hitze! Angesichts dieser hohen Temperaturen waren wir nachträglich nicht unglücklich, dass wir die Wüste Lut nicht wie geplant weglos durchquert hatten. Bei einer Panne unseres Trucks weitab der Zivilisation hätte dies ungemütlich werden können.
In der glühenden Hitze nahmen wir uns leider keine Zeit, die Stadt Bam näher zu erkunden. Denn Bam und seine 2'000 Jahre alte Zitadelle, Arg-e Bam auf persisch und ein UNESCO-Weltkulturerbe, sind die grössten Lehmziegelbauten der Welt. Seit Jahrtausenden werden die sonnengetrockneten Lehmziegel mit den hier vorhandenen Materialien hergestellt: Mit Lehm, Wasser und Stroh. Im Jahre 1979 waren die 1953 und 1975 teilweise renovierten Bauten noch weitgehend intakt, wurden jedoch im schweren Erdbeben om 16.12.2003 nahezu vollständig zerstört. Es gab in Bam (97'000 Einwohner im Jahre 2003) rund 26'000 Tote. Viele Menschen wurden durch die herabfallenden, schweren Lehmdecken im Schlaf überrascht und begraben. Das Beben war das bis dahin Schwerwiegendste in der Geschichte des Iran. Der Wiederaufbau, bei dem viel mehr auf erdbebensichere Bauweise und die Einhaltung der Bauvorschriften geachtet wurde, verlief sehr schleppend. Aufgrund der traumatischen Erfahrung des Erdbebens kam es insbesondere bei den betroffenen Männern zu einem markanten Anstieg des Drogenkonsums, da Bam an einer Handelsstrasse zu einem der damals grössten Mohnanbaugebiete der Welt in Afghanistan liegt und Opium billig und einfach zu beschaffen war.
Fata Morgana
Von der Oase Bam folgten wir nordwärts entlang von etlichen hohen, aus Ziegelsteinen gemauerten Türmen. Diese alten Türme dienten einst den Karawanen zur Orientierung. Stieg man auf einen solchen Turm hinauf, so sah man gerade bis zum nächsten Turm. In der flimmernden Hitze meinten wir, am Horizont Wasser zu sehen. Es handelte sich aber nur um Luftspiegelungen, da der Brechungsindex der heissen Luft am Wüstengrund geringer ist als jener der höheren, kälteren Luftschichten. Etwa 50 km nach Bam zweigten wir ostwärts ab. Wir nahmen nicht die Strasse nordwärts zur grossen, historisch bedeutenden Stadt Kerman, sondern fuhren westwärts, am 3753m hohen Kuh-e Jebal Barez vorbei. Wir passierten die Stadt Dschiroft, überfuhren den 2940m hohen Pass bei Sahebabad und kamen zur Kleinstadt Darb-e Behesht, die unweit des Viertausenders Kuh-e Hazaran liegt. In der Lokalität Hoseynabad rund 55 km östlich der Stadt Sirdschan campierten wir schliesslich etwas abseits der Strasse. Diesen Tag legten wir 517 km zurück, so viel wie noch nie auf unserer Reise. Die Nacht war infolge der Höhe von ca. 2200m recht angenehm, nur mit den nachtaktiven Skorpionen und den herumspazierenden grossen Spinnen konnten wir uns nicht so recht anfreunden und so schliefen wir alle in unseren Zelten.
Auch am nächsten Tag waren wir bereits um 5 Uhr auf den Beinen und fuhren um 6 Uhr los. Dieter, der deutsche Alleingänger, den wir bereits im Camp der englischen Strassenbaufirma in Nosratabad angetroffen hatten, folgte uns mit seinem Landrover. Wir passierten bald die Stadt Sirdschan 1740m, die mit der Eisenbahn erschlossen ist und die aufgrund ihrer Lage ein logistischer Knotenpunkt für die Verteilung und Weiterverarbeitung von Gütern aus den Hafenstädten an der südlichen Küste Irans am persischen Golf darstellt. Das Land war fruchtbar und die Strasse war zunächst gut, dann wurde sie schlecht und holprig. Wir überquerten einen kleinen 2200m hohen Pass, wo es wie im Wilden Westen aussah. Nach der steilen Abfahrt kamen wir zu einer grossen, ausgetrockeneten Ebene. Darin lag in einer Oase die Stadt Neyriz, wo wir zu Mittag assen. Es ging einen weiteren kleinen Pass hinauf. Nördlich von uns erstreckte sich nun der Bakhtegan Lake, ein ausgetrockneter grosser Salzsee, der etwas grösser als der Bodensee ist. Neyriz lag früher am Bakhtegan Lake, aufgrund der Schrumpfung des Sees lag die Stadt nun südöstlich davon. Vor der Stadt Shiraz führte uns die Strasse einem weiteren Salzsee entlang, dem Maharloo Lake. Um hier das Salz zu auszubeuten, wurden mit Dämmen grosse rechteckige Flächen trockengelegt. Dann wurde das Salz mit grossen Maschinen gewonnen und gereinigt. Am Marharloo See kann man zur richtigen Jahreszeit je nach Wasserstand ein Farbenspiel beobachten, das wir bei unserer Durchfahrt jedoch nicht sehen konnten. Der See färbt sich dann nämlich durch Rotalgen, die sich von den Salzen ernähren, von Rosa über Orange bis Rot. Da wir Persepolis noch vor Sonnenuntergang erreichen wollten, durchfuhren wir die Stadt Shiraz ohne anzuhalten. Am Samstagabend des 16. Juni 1979 erreichten wir schliesslich die alte persische Residenzstadt Persepolis.
Persepolis - einstige Residenzstadt der Perser Grosskönige und Unesco-Weltkulturerbe
Das Perserreich war im 5. JH v. Chr. die grösste Territorialmacht der Erde. Die etwa 520 v. Chr. gegründete "Stadt der Perser" ist ein Glanzlicht der altpersischen Kultur und noch heute ein Identifikationsort vieler Iraner. Auf einer riesigen, 15 ha grossen Felsterrasse (300 x 500m) am Fusse des Bergs "Kuh-e Mehr" lag sie vor uns da im milden Abendlicht, die einstige Hauptstadt über das immense Reich der Perser, welches von der Türkei bis zum heutigen Pakistan reichte. Die ehemalige Palaststadt diente der Repräsentation des Perserkönigs und machte einen gewaltigen Eindruck auf mich. Über eine symmetrische Doppeltreppe überwanden wir 12m Höhe bis zum Niveau der Stadtanlage. Durch das "Tor aller Länder" (auch Tor des Xerxes genannt) betraten einmal im Jahr die Abordnungen der 28 unterworfenen Völker den Palastbezirk. In einer Prozession brachten sie dem Herrscher ihre Gaben dar. Die riesigen Skulpturen, die Kapitelle mit Löwen, Stieren oder Drachenköpfen, die in Steinplatten eingemeisselten lebensgrossen Figuren gaben einen unvergesslichen Einblick in die einstige Pracht der Stadt. Mit Animationen und virtueller Realität versucht man heute aufgrund der noch vorhandenen Relikte, dem ursprünglichen Erscheinungsbild nahe zu kommen. Denn nach 200-jährigem Bestand wurde die Palaststadt der Perser Grosskönige (der Grosskönig ist ein König der Könige) von den Truppen Alexander des Grossen um 330 v. Chr. bereits wieder geplündert und in Brand gesteckt. Noch heute sieht man Spuren des Brandes in der Ruinenstadt, welche im Jahre 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben wurde.
Die Nacht campierten wir nur etwa 200m von Persepolis entfernt unweit der Zelte, die anlässlich der 2500-Jahr-Feier der Iranischen Monarchie im Jahr 1971 vom damaligen Schah Reza Pahlavi errichtet wurden. Am Sonntagmorgen wollte ich nochmals den Hauch der Geschichte spüren. So stieg ich hinauf zu den Resten der vor 2500 Jahren errichteten Residenzstadt: Zur Eingangshalle mit den grossen Löwen, zum Adapana-Palast mit den wunderschönen Reliefs, zur Tatschara mit der Abbildung von König Xerxes I., zur Halle der Hundert Säulen, wo Alexander der Grosse wütete. Dann wanderte ich hinauf zu einem Felsengrab, wo ich die Ruinenstadt gut überblicken konnte. Wieder zurück setzte ich mich in den Schatten einer Säule des Adapana-Palasts. Da kam ein gut gekleideter Mann vorbei, der sich als Archäologe und Restaurator von Persepolis ausgab. Da er in Florenz studiert hatte, sprach er ein ausgezeichnetes Italienisch und so kamen wir ins Gespräch. Vor Beginn der Revolution Ende Januar 1979, so erzählte er mir, wurde Persepolis täglich von etwa 2'000 bis 3'000 Personen besucht. Nun waren wir aufgrund der unsicheren Lage die einzigen Besucher. Er gratulierte uns zum Mut, dass wir trotz den Turbulenzen der Islamischen Revolution nach Iran gekommen waren. Er wollte von mir auch wissen, was ich von der Revolution halte. Ich antwortete nur ausweichend und erzählte ihm von unserer Reiseroute und unserer Verhaftung in Birdschand. Seither sei aber alles gut gegangen. Und wenn man nicht Amerikaner sei, werde man von der Bevölkerung freundlich empfangen und es sei alles "very good".
Wie schon oft fragte ich mich auch diesmal beim Besuch dieser grossartigen untergegangenen Kulturstätte, was wohl von unserer Zivilisation des 20. und 21. JH in einem einem Jahrtausend übrig bleiben wird? Die Autobahnen sind dann möglicherweise verfallen und von dichter Vegetation überwuchert, der vergrabene Atommüll dürfte weiter strahlen, die ehemaligen Millionenstädte sind vielleicht nur noch unförmige Schutthaufen von Beton, Stahl und Glas? Der Gegenwart verhaftet, wissen wir nicht, was nach uns kommen wird. Doch die Geschichte lehrt uns neben Bescheidenheit, dass die meisten Kulturen nach ihrer Blüte auch ihren Niedergang kannten.
Dann ging unsere Reise weiter, vorerst allerdings nur wenige Kilometer weit, zu den Felsengräbern bei Naqsch-e Rostam. In eine etwa 60m hohe Felsstufe waren vier riesige Gräber von altpersischen Grosskönigen eingehauen. Daneben stand der 12m hohe, mysteriöse "Würfel des Zarathustras". Wie bereits die Schweizer Reiseschriftstellerin Annemarie Schwarzenbach berichtete, wuden die königlichen Grabkammern von Wächtern durchgehend und auch in der Nacht bewacht (Annemarie Schwarzenbach, Winter in Vorderasien, 1933/1934, 2. Auflage 2008). Über die steppenähnliche Hochebene, wo Schaf- und Ziegenherden umherziehender Nomaden mit ihren schwarzen Zelten aus Ziegenhäuten karge Nahrung fanden, erreichten wir zum Lunch eine schon halb verfallene Karawanserei mit Wachtürmen an den Ecken. Gegen Abend kamen wir zu einem grünen, etwa 200m breiten Tal, in welchem sich ein Fluss eingefressen hatte. Drüben, eingehauen in den Felsen, glänzte in der Abendsonne das Städtchen Yazd-e Khast (Jasd-e Chast) oder Izadchast. Ich setzte mich auf einen Stein unterhalb der beiden von Menschenhand geschaffenen Höhlen. Als die Sonne am Untergehen war, kamen zwei Männer auf Eseln dahergeritten, schlängelten sich durch die vielen Felsen und zauberten eine idyllische Szenerie.
Am andern Tag fuhren wir in der gelben Morgensonne über die karge Hochebene weiter, die nun öfters von grünen Bereichen abgelöst wurde. Plötzlich vernahmen wir ein lautes Hupen. Unser Truck stoppte brüsk. Zu unserem Erstaunen kreuzten wir mit einer entgegenkommenden Encounter Overland Expedition, welche die Asienreise in Gegenrichtung ausführte. Es war der rote Truck mit Expeditionsleiter Martin Crabb und dem Hilfsfahrer Peter Leeners (Kennzeichen GNM 152F), und es gab ein grosses Hallihallo. Wir assen miteinander und tauschten unsere Erfahrungen und Tipps aus. Infolge der iranischen Revolution kam es auch zu Konflikten zwischen dem Iran und der Türkei. Die Türkei als Mitgliedstaat der NATO lavierte zwischen den USA und dem Iran, worauf der Iran die Ausfuhr fossiler Brennstoffe nach der Türkei untersagte. Die Fahrer der entgegenkommenden Expedition empfahlen uns daher, genügend Diesel für die Durchquerung der ganzen Türkei mitzuführen. Zudem warnten sie uns vor Kleinkriminalität wie Entreiss-Diebstählen. Unsere wichtigste Botschaft für Afghanistan war, unbedingt auf der Hauptstrasse Herat - Kandahar - Kabul zu bleiben. Neben 5 Deutschen waren auch 7 Schweizer im andern Truck, sodass ich mich wieder mal auf Schweizerdeutsch unterhalten konnte. Nach diesem längeren Zwischenstop erreichten wir am 18. Juni 1979 das Youth Hostel an der Kasra Street in Isfahan.
Isfahan - die Hälfte der Welt
Hinter einem schönen Platz mit vielen Bäumen stand die ausgebrannte Jugendherberge, die während der iranischen Revolution durch Feuerbomben zerstört wurde. Immerhin waren die Toiletten noch einigermassen brauchbar, und auch ein Wasseranschluss war vorhanden. Mit Tibor, Terry und dem deutschen Entwicklungshelfer Dieter, der mit seinem Landrover ebenfalls in der zerstörten Jugendherberge abstieg, fuhren wir mit einem Taxi auf den Hauptplatz von Isfahan, der jetzt nicht mehr Meidan-e Schah sondern Meidan-e Khomeini (oder Meidan-e Imam, d.h. Imam-Platz) hiess. Überall in der heutigen Millionenstadt Isfahan hingen grosse Portraits des Gründers der "Islamischen Revolution". Wie in Persepolis trafen wir in Isfahan wegen der prekären Sicherheitslage ausser einer Familie aus Strassburg keine anderen Touristen an. Immer wieder wurden wir nach unserer Herkunft ausgefragt. Wenig erfreut war unser Amerikaner Tibor über den Slogan "Yankee go home", der überall in der Stadt zu lesen war. Als Schweizer, Australier oder Neuseeländer hingegen war man noch einigermassen geduldet, wurde allerdings oft mit finsteren Blicken bestraft. So hielt ich in meinem Tagebuch eine furchteinflössende Begegnung mit einer Demonstration fest, wo etwa 60 junge Burschen, verschleierte Frauen und viele Männer schreiend und faustend mit erregten Mienen neben uns vorbei marschierten. Glücklicherweise schienen sie uns nicht zu bemerken, und ein Polizist schob uns auf Seite. Unser Hilfs-Fahrer, der Engländer John Cadney, formulierte es im "Enflash, July 1979" wie folgt: "Die Menschen in Isfahan sind im Allgemeinen freundlich, obwohl sich meine Meinung über die Iraner alle 5 Minuten ändert - manche Städte sind aggressiv, andere sehr angenehm."
Die grandiose Kulturstadt Isfahan (persisch: die Hälfte der Welt) wäre eigentlich Irans bedeutendstes Touristenziel. Die ehemalige Hauptstadt des safawidischen Imperiums (1501 - 1722) liegt am Rand von Zentral-Iran auf über 1500m in einer Fluss-Oase im ehemals fruchtbaren Tal des Flusses Zayandeh Rud am nordöstlichen Rand des Zagros-Gebirges. Um 1980 hatte die Stadt gemäss Wikipedia 767'000 Einwohner, heute leben über 2 Millionen in der drittgrössten Stadt Irans, wo sich heute u.a. auch Anlagen zur Anreicherung von Uran befinden.Vor allem in der Zeit der Safawiden-Dynastie entstand im 16./17. JH das historische Stadtbild, das durch Paläste, eine Vielzahl Minarette und die blauen Kuppeln der Moscheen geprägt ist. Herausragend sind die Prachtanlagen des Meidan-e Imam (Imam-Platz) sowie die 33-Bogen-Brücke (Si-o-se Pol) über den Fluss Zayandeh Rud.
Am Dienstag den 19. Juni besichtigten wir die unvergleichlich schönen Weltkulturerbe-Stätten von Isfahan. Der Meidan-e Khomeini oder Imam-Platz (auch Naqsch-e Dschahad Platz) ist über 560m lang und 160m beit. Er hat einen Teich in der Mitte, viele farbige Blumen und schattige Bäume und Alleen an dessen Rändern. Er wird begrenzt von der Königsmoschee (Masjed-e Sahah oder ab 1979 Masjed-e Khomeini), der Scheich-Lamfollah-Moschee (Masjed-e Sheikh) und dem Palast von Ali Qapu (Kak-e Ali Qapu). Die Königsmoschee, mit dessen Bau im Jahre 1611 begonnen wurde, ist von ausserordentlicher Schönheit und war wohl die schönste Moschee, die ich bis anhin gesehen hatte. Das dortige Denkmal von Schah Reza Pavlavi wurde im Frühjahr 1979 abgerissen. Im nahe gelegenen, orientalischen Basar (Bazar-e Bozorg), wo nicht viele Käufer unterwegs waren und die Ladenbesitzer gemütlich vor ihren Waren lagen, speisten wir vorzüglich und besuchten dann die Freitagsmoschee mit ihren Spitzbögen.
Am andern Tag fuhren wir zur wunderschönen historischen Pol-e Chadschu Brücke (erbaut 1650), die über den Fluss Zayandeh Rud (persisch: "lebensspendender Fluss"), führt. Von dort spazierten wir unter schattigen Bäumen flussaufwärts zur Si-o-se Pol Brücke (33-Bogen Brücke, erbaut 1632). Das Wasser floss langsam unter den Bögen der Brücken hindurch. Viele Kinder badeten im Fluss, der im Zagros-Gebirge entspringt, dann die Provinz Isfahan durchfliesst und nach rund 400km im Gawchuni-Sumpfgebiet mündet, einem saisonalen Salzsee, wo er verdunstet. Der Fluss hat damals in meiner Erinnerung die alte Kulturstadt Isfahan recht eigentlich beseelt. Der Zayandeh Rud war früher nämlich der wasserreichste Fluss in Zentralsien und einer der wenigen, die ganzjährig Wasser führten. Im Stadtgebiet von Isfahan, wo er mit beidseitigen Parkanlagen begleitet wird, wurde der Fluss gestaut, sodass er sich auf die mehrfache Breite ausdehnte. Doch heute kehrt das Wasser nur zwei Mal im Jahr für kurze Zeit zurück, wenn die Schleusen der Dämme am Oberlauf geöffnet werden. Die restliche Zeit ist das Flussbett trocken, denn seit den 2000-er Jahren ist der Fluss aufgrund von Übernutzung des Oberflächen- und Grundwassers und sinkender Niederschlagsmengen einen Grossteil des Jahres ausgetrocknet. Für die Bevölkerung von Isfahan bedeutet dies dasselbe, wie wenn in Basel oder Köln der Rhein ohne Wasser wäre. Der Autor Christian Weisflog sieht denn auch im akuten Wassermangel grosser Teile des Landes eine der grössten inneren Herausforderungen des heutigen Irans (siehe: Wenn Wasser zur Illusion wird, NZZ vom 18. Juni 2018).
Verkehrsunfall auf der Fahrt zur iranisch-türkischen Grenze bei Bazargan
Am 20. Juni verliessen wir Isfahan und fuhren bei starkem Verkehr in Richtung von Teheran. Ich begleitete Dieter als Beifahrer auf seinem Landrover, der in Afghanistan in der Entwicklungshilfe gearbeitet hatte und von dem ich viel Interessantes aus erster Hand erfuhr. Unweit des Dorfs Ribat-i-Turk (Robat Tork), auf über 1800m in einer kargen Hochebene gelegen, verliessen wir die Hauptstrasse und erreichten eine alte, verlassene Karawanserei, wo wir nächtigten. Karawansereien gab es alle 30 bis 40 km, das entsprach etwa der Tagesetappe einer Kamelkarawane. Wunderbar leuchteten die Berge im Hintergrund in der untergehenden Sonne in ihren Braun- und Grüntönen.
Nachdem uns Lance am Folgetag unsanft aus den Schlafsäcken geholt hatte, waren wir schon um 6 Uhr wieder "on the road" für die etwa 600 km lange Tagesetappe. Sie führte uns über die Stadt Saveh, die Hauptstadt Teheran, Quavzin und Takestan nach Soltaniye. In der Umgebung von Teheran wurde die Landschaft allmählich grüner und freundlicher. In Soltan Abad, einem Vorort von Teheran in der Nähe des internationalen Flughafens, stoppten wir, damit Ian und ich für Dinner und Breakfast einkaufen konnten. Die Millionenstadt Teheran besichtigten wir angesichts der unsicheren politischen Lage nicht. Die Strassen im Iran waren recht gut und meist asphaltiert. Ortschaften und Wegweiser waren jedoch nur persisch angeschrieben, sodass die Orientierung ohne GPS im oft unübersichtlichen Schilderwald für unsere Fahrer nicht einfach war. Im Ort Soltaniye rund 20 km südlich der Stadt Zandschan, übernachteten wir nach langer Fahrt bei einbrechender Dunkelheit neben einem Haus eines Lehrers aus Zandschan. Da das Gebiet unsicher war, stellten wir eine Nachtwache auf.
Nach der angenehm kühlen Nacht folgte erneut eine lange Fahrt von rund 550 km von Zandschan via Täbris nach Bazargan an der iranisch-türkischen Grenze. Die Menschen sahen nun immer mehr den Türken ähnlich. Die Landschaft wurde stets abwechslungsreicher und grüner. Vermehrt sahen wir neben den vielen Schafherden auch braunschwarze Kühe weiden. Über hügeliges, dann wieder flaches Gelände, über Schluchten und kleinere Bergzüge fuhren wir westwärts vorbei an der heutigen Millionenstadt Täbris. Abends um 6 Uhr wurden wir in einen Verkehrsunfall verwickelt. In einer leichten Rechtskurve kam uns ein VW-Käfer entgegen. Ein Cabriolet versuchte von hinten den VW-Käfer zu überholen. Da der Überholweg zu lange war, drängte das Cabriolet den VW zur Seite. Dabei touchierte das Cabriolet den linken Radkranz unseres Trucks. Es gab einen fürchterlichen Krach, und der abgedrängte Cabriolet kollidierte ein zweites Mal mit dem VW-Käfer. Während der Radkranz unseres Lastwagens nur einige Kratzer abbekam, waren die Karrosserien der beiden andern Fahrzeuge erheblich beschädigt. Um den VW-Käfer wieder fahrtüchtig zu machen, bogen die beiden Fahrer dessen vorderen und hinteren Kotflügel von Hand wieder zurecht. Als unser "Expedition Leader" zwecks Unfallaufnahme Formulare und Schreibzeug holen wollte, steckte der Cabriolet-Fahrer dem Lenker des VW's ein Bündel Geldnoten in die Hand. Dann verdufteten beide ohne uns weiter zu beachten. Nach dem glimpflich ausgegangenen Vorkommnis wurde das Land immer gebirgiger. Um 8 Uhr abends erreichten wir schliesslich den Grenzort Bazargan, wo wir die Zelte um unseren Truck und den Landrover von Dieter aufstellten. Im Hintergrund, rund 30 km nördlich von uns, ragte der mächtige und verschneite, über 5100m hohe Grosse Ararat in den Himmel. Es regnete leicht und wir litten unter den sehr vielen Mücken.
Am 23. Juni 1979 überquerten wir die iranisch-türkische Grenze bei Bazargan/Gürbulak. Dieser nördlichste der 3 Grenzübergänge zwischen dem Iran und der Türkei ist der wichtigste und gilt als einer der meist-frequentierten der Welt. Da Diesel in der Türkei infolge des damaligen Bruchs der Türkei mit dem Iran nur schwer aufzutreiben war, füllten wir gemäss Empfehlung den grossen Tank unseres Trucks und nahmen zusätzlich 2 Fässer mit Diesel sowie auch Motorenöl mit. Den iranischen Zoll passierten wir ohne Probleme, aber beim türkischen Zoll bei Gürbulak nahmen sie es genauer. Nach der minutiösen Kontrolle unserer Impfausweise wurden wir zu einem gross gewachsenen, freundlichen Arzt geführt, der alle unsere Bärte und Schnäuze mit einem Spray "desinfizierte". Auf einer asphaltierten Strasse fuhren wir nun nach Ostanatolien. Der Grosse Ararat, mit 5137m Höhe der höchste türkische Berg, den ich gerne bestiegen hätte, war die ganze Zeit gut zu sehen. Allerdings war der Gipfel mit Wolken verhangen. Über die bekannte Handelsstadt Dogubayazit und die Provinzhauptstadt Agri erreichten wir über eine gute Naturstrasse Eleskirt, wo wir in einem Wäldchen campierten.
Übersicht und Links
Asienreise 1979 - Nepal, siehe hier
Asienreise 1979 - Indien, siehe hier
Asienreise 1979 - Pakistan, siehe hier
Asienreise 1979 - Afghanistan, siehe hier
Asienreise 1979 - Türkei und Heimreise, siehe hier
Tourengänger:
rhenus

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