Rund ums Jungtal


Publiziert von lorenzo , 27. September 2023 um 21:52.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:10 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 17:45
Aufstieg: 3535 m
Abstieg: 2680 m
Strecke:18,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo St. Niklaus VS
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Jungenbahn, cff logo St. Niklaus VS
Kartennummer:LK 1308 St. Niklaus, M. Brandt, Guide des Alpes Valaisannes III, CAS 1986

Bei Wanderungen während einem Erholungswochenende in Gasenried Anfang Juli fiel mir neben der Walliser Prominenz immer wieder das gegenüberliegende Jungtal ins Auge, und ich fasste schliesslich den Plan, dieses über seine zahlreichen, aber vergleichsweise viel bescheideneren Gipfel zu umrunden. Ein erster Versuch im GUZS Ende Juli über die nördliche Kette endete "per aspera" nicht wie erhofft "ad astra", d.h. beim Sparruhorn, sondern, ziemlich ernüchtert ob der Ruppigkeit des Geländes, beim Jungpass. Dieser war dann auch das Ziel eines zweiten Anlaufs im UZS, bei dem ich die südliche Kette kennen lernen wollte, die sich als interessanter, aber auch schwieriger erweisen sollte. Derart vorbereitet, entschied ich mich schliesslich zu einer Gesamtumrundung im UZS, und zwar mit Start gegen Mitternacht in St. Niklaus VS, weil mit der ersten Jungenbahn um 8 Uhr die Zeit nicht ausreichen würde. Nachdem die bis zu einem halben Meter Neuschnee von Ende August endlich wieder weggeschmolzen waren, konnte ich an meinem letzten Ferientag schliesslich doch noch zu einem dritten Versuch starten.

Mit dem Spätzug fuhr ich nach St. Niklaus VS, legte mich noch für eine Viertelstunde auf eine Bank am Bahnhof, und lief eine halbe Stunde vor Mitternacht los. Nur langsam verhallte "Born in the USA" von Bruce Springsteen aus der nahen Disco, bevor allmählich der rauschende Jungbach übernahm. Bis Sparru und zum Jungtal war der grösstenteils im Sparruwald verlaufende Weg mit der Stirnlampe und Swisstopo gut zu finden, dann musste ich aber in der zwar sternenklaren, jedoch nur noch von einer dünnen Mondsichel dekorierten Nacht den beim letzten Mal mühelos gefundenen Zustieg zum Sparruhorn NE-Grat und die diesmal weniger offensichtliche einfachste Route über den steilen Anfangsaufschwung des Festihorn ENE-Grats suchen. Zudem war der Fels stellenweise feucht beschlagen und rutschig, und meine Nachtform nach nur wenigen Stunden Schlaf etwas reduziert, so dass ich ca. eine Stunden langsamer war. Obwohl derart nächtliches Klettern durchaus seinen Reiz hat, war ich froh, als ich nach gut sechs Stunden die Stirnlampe ausschalten konnte, und nach Sonnenaufgang, der gleichzeitig die rundum grandiose Tagesbühne freigab, der Fels abtrocknete.

Erst vor neun Uhr auf dem höchsten Gipfel, dem Wasuhorn, und mit meiner Langsamkeit hadernd, befürchtete ich, dass es auch diesmal nicht weiter als bis zum Jungpass reichen würde. Die "schweren Jungs" hinter mir, nur noch mit geringen Höhendifferenzen kämpfend, und villeicht auch wegen geeigneter Energiezufuhr und tageszeitlich passenderem Hormonprofil fiel meine Schwerfälligkeit auf dem Grat Richtung Jungpass dann aber zusehends Schritt für Schritt ab, und als ich dort um halb zwölf ankam, sprach nichts mehr gegen eine Fortsetzung über die nördlichen Kette. Mit inzwischen leichten Beinen flatterte ich nach der initialen Knacknuss Furggwanghorn zuversichtlich über die unschwierige Wyssegga zum Steitalhorn. Am aus meiner Sicht im Führer unterbewerteten Steitalgrat musste ich jedoch, wie letztes Mal beim Auf-, auch diesmal im Abstieg ziemlich knobeln, bis ich in dem unübersichtlichen und nicht leichten Gelände einen gangbaren Weg finden konnte. Aber schon ab dem W-Gipfel war die Bahn wieder frei, und ich konnte es über den restlichen Grat bis zum Bergweg unbeschwert ziehen lassen. Der Abstieg 
bei bereits tief stehender Septembersonne über die schon herbstlich verfärbten Obri und Undri Läger hinunter nach Jungu war dann wie geschenkt.

St. Niklaus VS-Jungtal-Wasulicke

Vom Bahnhof St. Niklaus VS (1123m) auf dem weiss-rot markierten Bergweg (wr) über Sparru (1905m) bis ca. 2350m (Wegweiser) vor der Brücke ca. 2345m über den Jungbach T3. Nach S und SSE (Gras, Pfadspuren) zu P. 2495 und nach SSW (Schrofen, Pfadspuren) auf den NE-Grat, und auf diesem (grasdurchsetzte Felsen, I) über P. 2662 (Steinmann) und P. 2913 (Kreuz) auf das Sparruhorn (2988m), L. Abstieg über den S-Grat (Blöcke, Gras) zur Sparrulicke (2881m), L. Über den ENE-Grat steil hinauf (II) zu P. 3015, und nach einer Scharte weiter auf dem coupierten Grat über P. 3090 und P. 3092 (Blöcke, Platten, I-II), einen Turm überkletternd (II-III), zu P. 3196 und einfach (Schotter) auf das Festihorn (3249m), WS. Abstieg auf dem W-Grat oben und unten links des Kamms (Blöcke, Platten, I-II) und zuletzt wr zur Wasulicke (3113m), L. 6h 30min-8h.

Wasulicke-Jungpass
Von der Wasulicke (3113m) über den NE-Grat (Geröll, Schrofen, leichte Felsen, I-II) auf den NE- und nach einer Scharte über eine Stufe II) zum Hauptgipfel des Wasuhorns (3341m, Steinmann), L. Abstieg entlang dem WSW-Grat (Geröll, Firn), ev. die Kuppe S vom See "mitnehmend" (leichte Felsen, I), zum Wasujoch (3222m), L. Über den E-Grat (Geröll, Firn, Blöcke, I) auf das Brändjihorn (3307m), L. Abstieg über den NNW-Grat (Blöcke, Gendarmen, I-II) zu einer Schulter ca. 3290m, und von dieser steil hinunter (I) ins Jungtaljoch (3220m), L. Über den SW-Grat (Gendarmen und Aufschwung, I-II, zuletzt Geröll) auf das Inner Rothorn (3228m, Steinmann), L. Abstieg über den NW-Grat (Geröll) zum NW-Gipfel, von diesem hinunter (Platten, I) und zuletzt eine Pyramide rechts umgehend zum Rothornjoch (3215m), L. Über den S-Grat (Geröll), einen pilzartigen Gendarmen links umgehend, auf das Rothorn (3287m), L. Über den NNE-Grat (Blöcke, I-II), 2 rote Türme überkletternd (II), zum NE-Gipfel (3259m, Steinmann mit Stange). Über den N-Grat (leichte Felsen, Geröll) zuerst horizontal, dann steil hinunter zum Jungpass (2990m), WS. 3-4h.

Jungpass-Jungu
Vom Jungpass (2990m) nach N auf dem Grat (Geröll) zum S Vorgipfel, kurzer Abstieg und linke Umgehung des nächsten Turms, weiter auf dem Grat (leichte Felsen), und zuletzt von rechts durch einen Kamin (II) auf das Furggwanghorn (3162m). Nun alles dem Grat folgend (Geröll, offensichtliche Umgehungen v.a. links) weiter über das Furtwangjoch (3015m), den Gipfel 3138, den Sattel 3068, die Wyssegga (3167m), die Wysseglicke (2991m) und den Gipfel 3115 zum Steitalhorn (3164m), L. Beim Abstieg über den Steitalgrat zuerst über die SE-Flanke (leichte Felsen, Pfadspuren) hinab, dann dem unübersichtlichen Grat folgend (I-II) zum oberen Gendarmen, der überklettert wird (II), weiter zum unteren Gendarmen, der oben rechts umgangen wird, und nach einer Scharte rechts über einen Diagonalriss (II) zum Steitalgrat W-Gipfel (3095m), von dem der Gratkamm (Blöcke, Gras) zum E-Gipfel (2945m) führt, WS. Schliesslich dem Grat nach E folgend (Geröll, Gras) über Horn (2891m), P. 2724 und Twära (2667m) hinunter zum Bergweg W P. 2454, L, und auf diesem wr über Obri und Undri Läger und die Abzweigung 2161 hinunter zur Jungu Bergstation (1975m), T3. 4-5h.

Insgesamt 13h 30min-17h.

Verhältnisse: nachts sternenklar mit abnehmendem Mond ab ca. 3 Uhr, tagsüber sonnig, fast wolkenlos und bei nur schwachem Wind warm. Nachts Gras nass und Fels z.T. beschlagen und rutschig, tagsüber alles trocken, oberhalb ca. 3000m z.T. geringe Neuschneereste.

Material: Leichthelm, -pickel und -klettergurt , 1 Schlinge und 1 Express für alle Fälle (nur ersten kurz getragen, sonst nicht gebraucht), sowie Stirnlampe zusätzlich zu üblicher Alpinwanderausrüstung.

Fahrplan: 23.30 Start Bahnhof St. Niklaus VS, 1 Uhr Sparru, 2.30 Jungtal, 8.45 Wasuhorn, 11.30 Jungpass, 14 Uhr Steitalhorn, 17.15 Jungu Bergstation.

 

Das Jungtal lässt einen alt aussehen, hält dafür aber jung...


Tourengänger: lorenzo


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5+ II
T6 WS+ III
5 Sep 21
Hochtour von Jungen auf Festihorn, Wasuhorn und Brändjihorn,... · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II
T5 WS
28 Jun 23
Hochtour im Turtmanntal zum Hungerlihorli, Innerem Rothorn... · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II
WS-
9 Jul 12
Jungu - Sparruhorn - Festihorn · Schneeluchs
T5
19 Apr 15
Wasuhorn (mt 3343) · ciolly
T5+
1 Aug 19
Äusseres Stellihorn · Zaza

Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

ChristianR hat gesagt:
Gesendet am 28. September 2023 um 09:56
"Born in the USA", schon 39 Jahre... aber immer noch aktuell im Wallis.

lorenzo hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. September 2023 um 12:27
Offensichtlich...ausser ich hätte mich getäuscht, ist ja meines Wissens auch kein Disco-Renner...


Kommentar hinzufügen»