Wildhuser Schafberg - Altmann - Säntis


Publiziert von dani_ , 2. Juni 2009 um 00:08.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 1 Juni 2009
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG   CH-AR 
Zeitbedarf: 12:15
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2200 m
Strecke:Wildhaus - Gamplüt - Wildhuser Schafberg - Nädligergrat - Altmann - Rotsteinpass - Lisengrat - Chalbersäntis - Säntis - Chalbersäntis - Schafboden - Gamplüt - Wildhaus
Kartennummer:2598 Werdenberg - Alvier

Start um 9:45 in Wildhaus. Grosses Ziel war der Altmann. Am 24.08.08 bin ich nur bis zum Sattel gekommen, aber nicht auf den Gipfel. Damals lag in der Rinne, wo die ersten Metallstifte sind, Schnee. Da die Rinne ca 200m in die Tiefe ausläuft, war mir damals der Aufstieg zu riskant. Seitdem war der Gipfel in meinem Fokus. Ausserdem wollte ich schon immer mal Altmann-Säntis über den Lisengrat gehen. Na, und wo ich schon in der Gegend bin, dachte ich, dass ich den Schafberg auch noch gleich mitnehmen kann. Da der Wetterbericht gegen Mittag Aufzug von Wolken und eine Chance auf Regen vorhergesagt hat, wollte ich meine Tour flexibel halten.

Zunächst ging alles gut, es war eine romantische Tour mit Sonnenschein pur, grasenden Kühen und zügigem Aufstieg. Um 11:10 war ich auf 1'848m. Dort wollte ich schauen, ob man auf einen kleinen Gipfel in der Nähe des Wanderwegs kommt. Das hat einiges an Kraft sowie 30min gekostet und schliesslich habe ich es doch gelassen. Über den Schafbergsattel auf den Schafberg (13:00). Vom Schafberg war ich enttäuscht, ich dachte, dass es nur einen Gipfel gäbe und nicht zwei mit nahezu der gleichen Höhe und man einen besseren Rundumblick hätte. Ausserdem waren bereits einige Wolken aufgezogen, sodass die Sicht zusätzlich beschränkt war. Ich bin dann abgestiegen, und zwar nicht auf dem Wanderweg, sondern zunächst nach Norden, dann nach Osten abknickend auf einer 50cm - 5m breiten Grasbahn (Edit 08.06.23: Nach den Suchaktionen 2014 und gestern bin ich der Überzeugung, dass die Grasbahn zwischen Haupt- und Vorgipfel und nicht, wie geschrieben, nördlich des Hauptgipfels liegt). Bin schliesslich noch ein Stück im Schnee bis zum Weg Schafbergsattel - Altmannsattel gerutscht. Auf dem Weg bin ich dann zum Nädligergrat aufgestiegen. Als ich auf dem Nädligergrat war, hatte es bis auf 30m Sichtweite zugezogen. Schade, ich denke, dass das ein toller Weg mit vielen Ausblicken ist. Der Weg Schafberg - Altmannsattel war recht anspruchsvoll. Neben den schmalen Gratpassagen mussten viele Schneefelder gequert werden. Es gab zwar Fussspuren, ausrutschen ist denke ich jedoch stark gesundheitsgefährdend. Im Nebel habe ich das Ende der Schneefelder oft nicht gesehen, aber das, was ich gesehen habe, hat gereicht.

Als ich vom Altmannsattel Richtung Altmann bin, kamen im Nebel noch Schneefelder. Da hatte ich gedacht, dass wohl in der Rinne wieder Schnee liegt und ich wohl den Gipfel wieder nicht erreichen würde. Es war jedoch so, dass ab dem Punkt, ab dem man den Wanderweg Richtung Altmanngipfel verlässt, kein Schnee mehr liegt. Trotz der vielen Wolken und einzelnen Regentropfen bin ich zum Altmann hochgezogen. Bei nassem Gestein möchte ich da nicht absteigen, im Trockenen ging es aber gut. Die Rinne war ohne Schnee auch gut zu durchklettern. Ich habe mich sehr gefreut, als ich oben beim Gipfelkreuz war (16:00). Die Freude ist etwas getrübt worden, als ich im Gipfelbuch las "Ich und mein Sohn (8 Jahre) haben nun auch zusammen einen Gipfel erreicht". Wie, 8jährige klettern auf den Altmann?? Ich dachte, dass es für sowas den Margelchopf oder die Grosse Schwester gibt. Ich hab mir noch überlegt, ob man sowas verbieten sollte, bin dann aber wieder davon abgekommen :-) (ist ein Scherz, in echt will ich in den Bergen niemandem etwas verbieten).

Einige Tropfen Regen haben nicht ausgereicht, um das Gestein richtig nass zu machen, daher bin ich wieder sicher in den Altmannsattel abgestiegen. An der Kreuzung, wo es links zum Zwinglipass und rechts zum Säntis geht, habe ich überlegt. Habe mich dann trotz der schlechten Sicht, der bereits zurückgelegten Höhenmeter und der teils unangenehmen Winde für den Weg zum Säntis entschieden. Der Weg über den Lisengrat muss auch spektakulär sein, ich habe durch den Nebel die Tief- und Weitblicke nur erahnen können. Der Lisengrat ist deutlich einfacher als der Nädligergrat, da es sehr viele Trittstufen und Fixseile gibt. Meiner Ansicht nach ist dieser spektakuläre Gratweg zum Familienwanderweg ausgebaut.

Über den Chalbersäntis bin ich beim Säntis (18:15) angekommen. Auf dem Gipfel ist ziemlich viel mit Aussichtplattformen zugebaut, ausserdem gibt es eine überdachte Galerie von der Bergstation der Seilbahn zum Berggasthaus. Ich finde daher den Gipfel nicht so schön. Den Mast finde ich auch recht hässlich. Übrigens hat man von der einen Aussichtsplattform den Mast nicht gesehen, obwohl dieser nur etwa 30m entfernt war. Ich konnte es zunächst nicht glauben, dass die Wolken den 100m hohen Mast einfach verschluckt haben, dem war aber so. Bin dann auf den Mast zugegangen und erst als ich direkt vor ihm stand, konnte man zumindest das untere Stück sehen. Im Berggasthaus bei sehr freundlicher Bedienung gespeist und getrunken. Um 19:00 begann ich mit dem Abstieg. Eigentlich wollte ich über Tierwis gehen. Der Wirt hat mich angesichts der fortgeschrittenen Zeit und des Nebels zu einem Abstieg über Schafboden überredet.

Bin dann zurück zum Chalbersäntis und dort rechts nach Wildhaus abgebogen. Bereits einige Meter unterhalb des Chalbersäntis begann die Wolkendecke aufzureissen, sodass ich immer bessere Sicht bekam, zumindest nach unten hin. In einem Geröllfeld habe ich kurz den Weg verloren, im Grossen und Ganzen hat der Abstieg aber gut geklappt. Auf dem Weg Loch-Langenbüel-Thurwis hat die Sonne den Himmel über den Bergen im Westen rot gefärbt. Zurück in Wildhaus um 22:00.

Coole Tour. Nädligergrat, Altmann und Lisengrat würde ich gerne nochmal bei besserer Sicht erleben. Übrigens habe ich auf dem Wildhuser Schafberg zum letzten Mal Menschen gesehen, danach habe ich niemanden mehr getroffen (Ausnahme Wirt und Familie auf dem Säntis). Bei der starken Frequentierung von Lisengrat und Säntis ist das wohl schon etwas Besonderes. Auf dem Weg vom Altmannsattel zum Rotsteinpass habe ich einen Steinbock aufgescheucht, der es sich auf dem Wanderweg bequem gemacht hatte.


Tourengänger: dani_


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Kommentare (9)


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marmotta hat gesagt: Nicht für Kinder?
Gesendet am 2. Juni 2009 um 07:49
Hi Dani,

schöner und erheiternder Bericht über eine grossartige Tour im Alpstein! Aber wieso hat es Deine Freude getrübt, als Du sahst, dass zuvor jemand mit seinem 8-jährigen Sohn oben war??

Ich halte den Aufstieg auf den Altmann weder für zu schwierig noch zu anstrengend, als dass nicht auch Kinder ab einem gewissen Alter ihn (in Begleitung der Eltern und unter der Voraussetzung, dass bereits etwas Erfahrung im alpinen Gelände vorhanden ist) bewältigen könnten. Oftmals stellen sich Kinder gar nicht so ungeschickt an, wie man vielleicht glaubt!

By the way: Ich war mit 9 Jahren das erste Mal auf dem Altmann... :-)

Gruss

marmotta

dani_ hat gesagt: RE:Nicht für Kinder?
Gesendet am 4. Juni 2009 um 08:11
Hallo Marmotta,

Danke für den Kommentar. Ende August 08 bin ich nicht auf den Altmann gekommen, es hatte gerade etwas Neuschnee und Pickel/Steigeisen habe ich nicht. Da ich bis kurz unter den Gipfel gekommen bin, hat mich der Berg nicht mehr losgelassen. Als es nun am Montag soweit war und ich oben war, war ich darüber sehr froh und dachte eigentlich auch, dass es eher ein Berg ist, auf den nicht so viele hochkommen. Es war dann für mich etwas enttäuschend, dass ich mich da offenbar geirrt habe, da eben auch 8-jährige und 9-jährige da hochgehen.

Das mit dem Verbieten war ein Scherz, ich wollte damit auch ein wenig darauf anspielen, dass einige Leute über etwas enttäuscht sind und dann versuchen, irgendwelche allgemeinen Regeln aufzustellen, damit sie nicht wieder enttäuscht werden, also dass es bei den Regeln gar nicht primär um das Wohl der Allgemeinheit geht sondern um das Verhindern einer persönlichen Enttäuschung. Im Bericht habe ich nun noch dazugeschrieben, dass es ein Scherz ist. Ich möchte in den Bergen niemandem etwas verbieten. Über die kleine Enttäuschung bin ich hinweg :-)

Ich wünsch dir viel Spass bei deinen Bergtouren!

dani_

BTW Ich finde es sehr sinnvoll die Natur zu respektieren (um Blumen herumgehen, Müll wieder mitnehmen, besonnen hochsteigen), halte aber nichts von Verbotstafeln irgendwo auf 2'400m Höhe. So Schilder törnen mich ab und um Verbote durchzusetzen müsste man dann eigentlich noch Bergpatrouillen einführen? Das kanns doch nicht sein. Wer da oben kraxelt, ist in aller Regel auch verantwortungsbewusst (Tourigipfel wie Säntis ausgenommen).

Seeger hat gesagt: Risikobereitschaft
Gesendet am 2. Juni 2009 um 08:07
Ciao Dani
Unglaublich, Dein Bericht. Mit dem sarkastischen Satz: "ausrutschen ist denke ich jedoch stark gesundheitsgefährdend" schreibst Du mir aus meiner Seele. Bin auch notorischer Alleingänger. Interessant finde ich jedoch, dass genau Du, der so eine grosse Risikobereitschaft hast, den Aufstieg des Vaters mit seinem 8 jährigen Sohn als Risiko einstufst. Ich habe dies mit meinem 12 - jährigen Sohn gemacht. Und meine Tochter ging mit 8 Jahren sicherer in den Bergen wie ihr Papi ;-)
Gratuliere zu Deinem tollen und spannenden Bericht mit vielen Details und Emotionen!
Wünsche Dir noch viele Bergerlebnisse und schöner Wetter dazu. Be careful!
Tanti saluti
Andreas

dani_ hat gesagt: RE:Risikobereitschaft
Gesendet am 3. Juni 2009 um 00:09
Hallo Andreas,

Danke für den Kommentar. Bin eigentlich kein notorischer Alleingänger, aber ausser meinem Chef kenne ich niemanden, der da mal eben mitgegangen wäre. Zum Thema Risikobereitschaft: Eigentlich suche ich auf meinen Touren die Herausforderung und die spannenden Erlebnisse. Ja, manchmal wird es dann riskanter als mir lieb ist. Ich werde auch nie vergessen, wie ich versucht habe, vom Chli Fulfirst direkt zur Rosswies abzusteigen. Wie ich da im Felsen hing und auf einmal bei meinen Griffen das lose Gestein in den Händen hatte. Das ist mir dann deutlich zu viel Risiko. Da dachte ich echt zeitweise, so, jetzt könnte es gleich vorbei sein. Als ich da wieder raus, also zurück auf dem Gipfel war, haben meine Beine zunächst den Dienst versagt. Seitdem weiss ich Wanderwege und Routenbeschreibungen von Tourengängern viel besser zu schätzen :-)

Ich will dem Vater mit seinem Sohn keine Verantwortungslosigkeit oder zu hohe Risikobereitschaft nachsagen. Ich wollte lediglich beschreiben, dass ich erst ganz stolz war, dass ich es auf den Altmann geschafft habe und dachte, dass da nicht so viele hinkommen. Nach dem Lesen des Gipfelbuchs hat sich das wieder relativiert. Froh bin ich aber immer noch, dass ich es hoch geschafft habe. Für meine Verhältnisse ist das eine ordentliche Leistung und ich habe echt seit letztem Jahr August an die letzten Meter am Altmann gedacht, so kurz vor dem Gipfel umgedreht.

Ich wünsch dir und deinen Kindern auch noch viele tolle Bergerlebnisse!

Daniel


Gruefi hat gesagt:
Gesendet am 2. Juni 2009 um 16:41
Das waren wohl meine Spuren, in den Schneefeldern am Nädliger (siehe Bericht vom 25.05.09). Ich war dort ausgerutscht (hast Du meinen Pickel gesehen??). Beim runterrausen hielt ich auf eine Felsinsel zu, das brachte mich zum Stillstand. Ansonsten wär's ungemütlich geworden.

dani_ hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Juni 2009 um 23:48
Hallo Gruefi,

Danke für den Kommentar. Deinen Pickel habe ich nicht gesehen. Irgendwo auf dem Weg habe ich auch Rutschspuren gesehen, ich dachte aber, da wäre jemand absichtlich abgerutscht, im Nebel konnte ich ja nicht sehen, wo es da hingeht. Ich hatte noch die Wanderer vor mir bewundert, die so sicher die Fussspuren gelegt hatten. Ohne die Fussspuren hätte ich mich auch deutlich schwerer getan, den Weg zu finden. Vielleicht gabs da immer nur eine Möglichkeit, weiter zu kommen, aber das hätte ich immer erst entdecken müssen.

Viele Grüsse

Daniel

Gruefi hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Juni 2009 um 09:12
Hallo Dani,

Ein anderer Hikr, der im Gebiet unterwegs war, hat meinen Pickel gefunden und mit nach Hause genommen. Ich kann ihn beim ihm abholen. Bin absolut begeistert. Ohne hikr.org und seine User wäre mein Pickel für immer verloren.

alpstein hat gesagt: Auch ohne Fotos
Gesendet am 2. Juni 2009 um 17:32
ein interessanter Bericht.

Bei dem Streckenpensum warst du allerdings reichlich spät dran, und dass im Säntis- /Altmanngebiet gegen Mittag häufig Quellwolken entstehen, ist fast normal, so war es auch am Samstag.

Grüße
alpstein

dani_ hat gesagt: RE:Auch ohne Fotos
Gesendet am 2. Juni 2009 um 23:43
Servus Alpstein,

Danke für den Kommentar, die Fotos habe ich jetzt hochgeladen. Von Nädligergrat und Lisengrat habe ich im Nebel keine Fotos gemacht.

Viele Grüsse

dani_


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