Maja e Korabit / Golem Korab 2764m
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HÖCHSTER GIPFEL VON ALBANIEN UND MAZEDONIEN: MAJA E KORABIT / ГОЛЕМ КОРАБ (GOLEM KORAB) 2764m.
Der höchste Berg von Albanien ist der Maja e Korabit, auf Mazedonisch heisst er Голем Кораб (Golem Korab). Der Gipfel liegt auf der Grenze zu Mazedonien und ist damit der einzige gemeinsame Landeshöhepunkt Europas den sich zwei Länder teilen. In der Nähe liegt auch das Dreiländereck zum Kosovo, weshalb die Korabberge wegen dem Kosovokrieg lange nicht besucht werden konnten. Auf der mazedonischen Seite sollen immer noch Minen lauern und man durfte von dort den Gipfel auch etliche Jahre nach dem Krieg nur mit einer Sondergenehmigung besteigen wobei man von einem Militär eskortiert wurde. Inzwischen ist der Berg frei zugänglich. Von Albanien her ist der Berg inzwischen ebenfalls ohne bürokratischen Aufwand einfach zu besteigen und minenfrei (seit Oktober 2009 sind alle Minen in Albanien geräumt), jedoch ist die Anreise dafür um einiges abenteuerlicher und man sollte sicherheitshalber genügend Zeit für die Tour planen.
Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist der Berg der geheimnisvollste Landeshöhepunkt Europas, mit dem höchstens die Landeshöhepunkte der südlichen Kaukasusländer Aserbaidschan und Georgien mithalten können. Neben dem Hauptgipfel gibt noch einige, fast gleich hohe Erhebungen. Nur wenig nördlich (150m) innerhalb Albaniens liegt der so genannte Korab II (2756m; widersprüchliche Höhenangabe, nicht genau vermessen), mit dem der Hauptgipfel einen Doppelgipfel bildet. Etwas weiter nördlich auf der Gratverlängerung ist der Shulani i Radomirës (2716m). 2km südlich vom Maja e Korabit / Golem Korab ist der Doppelgipfel mit dem Maja Portat e Korabit / Мала Корапска Врата (Mala Korapska Vrata; 2727m) und dem Maja e Moravës (2718m).
Alle Gipfel bestehen aus Schiefer und Kalk und sind stark zerklüftet, oft bilden die Felsen auch eine blockartige Struktur. Auf der Westseite fällt der Maja e Korabit / Golem Korab über steile Felswände ab, die Nord. und Südflanken sind steiles, felsdurchsetzte Grasflanken und nur im Osten (Mazedonien) reichen sanfte Grashänge bis zum Gipfel. Von Mazedonien leitet ein markierter Bergweg (T2-3) auf den Gipfel. Der Normalweg von Albanien führt von der Alp Fusha Korabit aufs Plateau Panair und über die Nordflanke zum Gipfel (T3-4). Der schnellste Aufstieg von Albanien leitet von Südwesten steil über Grasflanken und Geröllrinnen auf den obersten Südgrat und darauf zum Gipfel (T4; wenige Kraxelstellen I). Alle Aufstiege von der albanischen Seite sollte man nur bei schönem Wetter unternehmen da das Gebiet ziemlich unübersichtlich ist.
Reisebericht Albanien:
TAG 1-5 (30.9-4.10.): Griechenland und Mazedonien.
Siehe Berichte Mazedonien (Durchreise) und Griechenland mit Besteigung vom griechischen Landeshöhepunkt Όλυμπος-Μύτικας (Ólympos-Mytikas; 2918,8m).
Griechenland: www.hikr.org/tour/post17430.html
Mazedonien: www.hikr.org/tour/post17452.html
TAG 5 (4.10.): Mazedonien - Peshkopi.
Nach problemloser und schneller Abfertigung an der mazedonischen Grenze spazierte ich 1km durch Niemandsland der Strasse entlang zum albanischen Grenzposten. Ich war gespannt auf das geheimnisvolle Land, welches während der Diktatur von Enver Hoxha völlig von der Aussenwelt abgeschnitten war. Nach dem Bruch mit China 1978 hatte Hoxha keine Verbündete Nationen mehr und sein Führungsstil nahm kuriose, paranoide Formen an. Er glaubte an eine Invasion fremder Mächte und liess im ganzen Land 600000 Bunker bauen und verteilte 2000 Mini-Einheiten von 5-16 Soldaten zur Überwachung vor einem möglichen Angriff oder Spionen. Daneben baute er in abgelegenen Gebieten Internierungsdörfer für mögliche Gegner des Systems und ganze Familien wurden dort in Sippenhaft genommen. Allgegenwärtig war auch die Geheimpolizei Sigurimi was soweit führte, dass oft nicht einmal Kritik am System innerhalb der Familie geäussert wurde. Während der Herrschaft Hoxhas wurden durch die Sigurimi mehrere Zehntausende getötet und über 100000 interniert. Nach der Öffnung des Landes 1990 fiel das Land ins Chaos und erholt sich bis heute nur langsam. In den letzen Jahren sind aber doch deutlich Fortschritte zu erkennen. So überraschte mich der albanische Zöllner mit perfektem Englisch, einer schnellen Abfertigung und wünschte mir viel Glück bei meiner geplanten Bergtour und viel Spass in Albanien. Nun hatte ich aber noch kein albanisches Geld (Leke) für den Transport, aber Euros werden bekanntlich ja überall in Europa angenommen. So fragte ich einen Taxifahrer nach dem Preis und ich fuhr für 5 Euro und 100 mazedonische Denar nach Peshkopi. Die 20km lange Strecke führte über eine holprige Asphaltstrasse - ein Teil an dem gerade gearbeitet wird, war aber ein Schotterweg. Zwischen den Obstplantagen und Ackerflächen waren auch immer wieder die bekannten Bunker zu sehen, doch die Dörfer und die Kleinstadt Maqellarë machten einen geschäftigen, sauberen und fröhlichen Eindruck. Die schöne Fahrt ging viel zu schnell zu Ende und der Taxifahrer setzte mich im Zentrum von Peshkopi beim Hotel Veri ab das ich ihm genannt habe. Die Nacht dort kostet lediglich 25 Euro und die Zimmer sind von einem Schweizer Mittelklassehotel nicht zu unterscheiden, das ist Luxus! Da ich nun nicht mehr viele Ferientage hatte und mir nicht sicher war, wie lange ich brauchen würde bis ins Dorf Radomirë, auf den Gipfel vom Maja e Korabit und zurück, fragte ich an der Rezeption ob sie Hamit anrufen könnten. Hamit kannte ich von Besteigungsberichten des albanischen Landeshöhepunkt aus dem Internet - und so kam er eine halbe Stunde später ins Hotelrestaurant. Wir redeten lange über Albaniens düstere Vergangenheit, über unsere Arbeit und Familie und natürlich über die Albanischen Berge. Er baut sein Haus zur Zeit übrigens für Touristen aus, um so in Zukunft vielleicht vom Trekkingtourismus leben zu können. Da Hamit am nächsten Tag arbeiten musste, einigten wir uns zu einem guten Preis dass er mich um 6 Uhr morgens mit seinem Allradfahrzeug beim Hotel abholt und nach Radomirë fährt, wenn er fertig mit der Arbeit ist kommt er mich gegen 6 Uhr am Abend wieder abholen. Der Deal war perfekt und so wechselte ich Geld, kaufte Lebensmittel für den kommenden Tag, flanierte durch Peshkopi und ass feines Schaffleisch zu süffigem Korçe-Bier.
TAG 6 (5.10.): Peshkopi - Radomirë - Maja e Korabit / Голем Кораб (Golem Korab) - Radomirë - Peshkopi.
Pünktlich wie abgemacht um 6 Uhr kam Hamit ins Hotel und nach einem türkischen Kaffe fuhren wir in seinem Schotterpistentauglichen Auto los. Die ersten 3km der Strecke waren noch asphaltiert, danach legten wir 25km auf zum Teil einer äusserst holprigen Naturstrasse bis zur Abzweigung nach Radomirë zurück. Die Strecke führt hoch über der Schlucht des Flusses Drini i Zi. Während wir unterwegs waren, tauchten die ersten Sonnenstahlen die Berglandschaft und die Nebelfetzen im Tal in ein äusserst schönes Licht - wie lange wird es wohl noch gehen bis Albanien zum neuen Trekkingmekka wird? Nach einer Schluchtüberquerung erreichten wir bald die besagte Abzweigung und fuhren danach in einigen Serpentinen hoch nach Radomirë bis zur kleinen Dorfbeiz wenige hundert Meter oberhalb des Dorfes. Für die ganze Fahrt brauchten wir wegen den Strassenverhältnissen fast 90 Minuten. Nochmals tranken wir ein Kaffee und Hamit machte sich auf den Weg zurück nach Peshkopi zur Arbeit.
In der kleinen Dorfbeiz wo sich Schafhirten treffen, erzählte man mir dass sonst noch einige Ausländer im Dorf sind die ebenfalls auf den Gipfel wollten. Also wartete ich noch 20 Minuten und sah dann eine voll bepackte Gruppe draussen stehen. Die jungen Bergsteiger kamen aus Tschechien und wollten die Nordroute über Fusha Korabit nehmen und dort irgendwo im Zelt übernachten. Ein Hirte zeigte uns die Richtung und wir wanderten zusammen los. Doch schon nach den ersten paar 100m entschied ich mich alleine zu gehen da die Tschechen sehr langsam aufstiegen und immer wieder stehen blieben um die Richtung zu besprechen. Ich folgte auf kaum sichtbaren Spuren entlang einem Bachbett, danach stieg ich eine Grashang hinauf als ich plötzlich 10m oberhalb Hirten sah die mir zuwinkten. Ich kannte sie schon von der Dorfbeiz und sie boten mir an, auf einem ihrer Pferde mit ihnen zusammen auf die Alp hoch zu reiten. Ausser vor Jahren zusammen mit einer vergangenen Liebschaft welche auf einem Bauerhof wohnte, war ich noch nie auf einem Pferd gesessen. Die Prüfung meisterte ich aber gut und fiel nur einmal aus dem Sattel, die Hirten amüsierten sich köstlich ab mir. So ritten wir durch den nebligen Bergwald hinauf bis sich plötzlich bei den obersten Bäumen auf etwa 1750m das Panorama über der Nebelbank öffnete. Auf dem Pferd ging es dann noch zu einem kleinen Plateau, die Höhe schätze ich knapp 1900m. Dort stellte ich fest, dass ich meine Karte unterwegs verloren habe. Ich fragte einen Hirten nach der Alp Fusha Korabit und er meinte die sei auf der anderen Seite, nördlich des hohen Grates. Irgendwie war die Situation ärgerlich, aber ich wollte den Gipfel unbedingt erreichen. Vor meiner Reise habe ich auch nie von einem Aufstieg durch die Südflanke gelesen, aber immerhin schien es möglich denn ein Hirte zeigte mit den Gipfel am Talabschluss mit der Wolkenkappe und ich bin ja geübt in schwierigem, weglosen Gelände. Ich wanderte zuerst über die nächste Steilstufe auf einem Saumpfad zu einer grösseren Ebene auf 2000-2100m wo viele Schafe weideten. Auf 2150m begann ich dann den steilen Aufstieg nach links oben über eine immer steiler werdende Grasflanke, geradeaus würde man zum Pass Portat e Korabit / Мала Корапска Врата (Mala Korapska Vrata; ~2450m) der die Grenze zu Mazedonien bildet. Übrigens heisst der Gipfel südwestlich des Passes auf Mazedonisch gleich wie der Pass selbst! Auf etwa der gleichen Höhe wie der Pass begann ein steiles Geröllfeld das sich zum markanten Felsgürtel hin verengte und nach einem Durchschlupf aussah. Der Aufstieg war recht mühsam, doch musste ich nur einmal ein wenig die Hände zum Kraxeln gebrauchen. Dank der Steilheit kam ich schnell höher und stand bald oberhalb der Felsen. Über weitere 100 Höhenmeter steiles Gras gelangte ich auf den obersten Südgrat zwischen einer grasigen Gratkuppe und dem Hauptgipfel. Ich folgte etwas dem Gratrücken und entdeckte eine mazedonische Bergwegmarkierung, jetzt war ich mir erst ganz sicher auf dem richtigen Weg zu sein, da ich ja keine topografische Karte mehr dabei hatte und immer wieder Nebel aufzog der mir Sicht raubte. Eine zweite Wegmarkierung folgte und ich erkannte plötzlich den grossen Grenzstein auf dem Gipfel den ich von Fotos her schon kannte. Glücklich machte ich eine sehr ausgiebige Gipfelrast bei eher nebligem Wetter. Immer wenn sich die Wolken wieder kurz verzogen, machte ich Fotos vom Panorama. Auf dem Gipfel entschloss ich mich, besser auf der Aufstiegsroute abzusteigen, da ich diese nun kannte und der Nebel eher zunahm. Schnell gelangte ich wieder hinunter auf die Schafweide und wanderte Tal auswärts bis ich wieder auf den Saumpfad kam. An einem schönen Aussichtspunkt machte ich nochmals Rast, danach folgte ich dem Weg bis zur Beiz am Ausgangspunkt. Die Hirten freuten sich mich hier wieder zu sehen, zudem Sprach mich ein Jüngerer aus dem Dorf mit perfektem Englisch an. Er arbeitet die meiste Zeit im Jahr in England, kommt aber immer wieder nach Hause in sein Dorf. Sein Kollege rief mit dem Mobiltelefon zu Hause an und bald kam sein Bruder mit einer Platte Schafkäse und frischem Gemüse vorbei. Wir assen zusammen, tranken Bier und so verstrich die Zeit im Nu bis Hamit auftauchte. Während es Nacht wurde fuhren wir wieder nach Peshkopi, zurück blieb die schöne Bergwelt mit seinen liebenswerten Menschen. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Landeshöhepunkte der Balkanländer...
TAG 7 (6.10.): Peshkopi - Mazedonien.
Nach einem Kaffee im Hotel wechselte ich nochmals etwas Geld für den Transport zur mazedonischen Grenze in Peshkopi und packte danach mein Rucksack. Danach wollte ich mir ein Taxi suchen, doch ein Furgon (Minibus) fuhr gerade in diese Richtung und ich hüpfte auf. Da der Fahrer sowieso über den Grenzort Maqellarë fuhr, brachte er mich noch extra bis zur Zollstation. Die Grenzabfertigung ging schnell und so verliess ich wieder das schöne Albanien das nun nicht mehr so Geheimnisvoll war...
TAG 7-9 (6.-8.10.): Mazedonien und Griechenland.
Siehe Berichte Mazedonien und Griechenland.
Genaue Route: Vergleiche Karte bei den Fotos.
Tour im Alleingang.
Anmerkung:
Die Namensänderung von Mazedonien zu Nordmazedonien trat am 12.2.2019 offiziell in Kraft.
Der höchste Berg von Albanien ist der Maja e Korabit, auf Mazedonisch heisst er Голем Кораб (Golem Korab). Der Gipfel liegt auf der Grenze zu Mazedonien und ist damit der einzige gemeinsame Landeshöhepunkt Europas den sich zwei Länder teilen. In der Nähe liegt auch das Dreiländereck zum Kosovo, weshalb die Korabberge wegen dem Kosovokrieg lange nicht besucht werden konnten. Auf der mazedonischen Seite sollen immer noch Minen lauern und man durfte von dort den Gipfel auch etliche Jahre nach dem Krieg nur mit einer Sondergenehmigung besteigen wobei man von einem Militär eskortiert wurde. Inzwischen ist der Berg frei zugänglich. Von Albanien her ist der Berg inzwischen ebenfalls ohne bürokratischen Aufwand einfach zu besteigen und minenfrei (seit Oktober 2009 sind alle Minen in Albanien geräumt), jedoch ist die Anreise dafür um einiges abenteuerlicher und man sollte sicherheitshalber genügend Zeit für die Tour planen.
Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist der Berg der geheimnisvollste Landeshöhepunkt Europas, mit dem höchstens die Landeshöhepunkte der südlichen Kaukasusländer Aserbaidschan und Georgien mithalten können. Neben dem Hauptgipfel gibt noch einige, fast gleich hohe Erhebungen. Nur wenig nördlich (150m) innerhalb Albaniens liegt der so genannte Korab II (2756m; widersprüchliche Höhenangabe, nicht genau vermessen), mit dem der Hauptgipfel einen Doppelgipfel bildet. Etwas weiter nördlich auf der Gratverlängerung ist der Shulani i Radomirës (2716m). 2km südlich vom Maja e Korabit / Golem Korab ist der Doppelgipfel mit dem Maja Portat e Korabit / Мала Корапска Врата (Mala Korapska Vrata; 2727m) und dem Maja e Moravës (2718m).
Alle Gipfel bestehen aus Schiefer und Kalk und sind stark zerklüftet, oft bilden die Felsen auch eine blockartige Struktur. Auf der Westseite fällt der Maja e Korabit / Golem Korab über steile Felswände ab, die Nord. und Südflanken sind steiles, felsdurchsetzte Grasflanken und nur im Osten (Mazedonien) reichen sanfte Grashänge bis zum Gipfel. Von Mazedonien leitet ein markierter Bergweg (T2-3) auf den Gipfel. Der Normalweg von Albanien führt von der Alp Fusha Korabit aufs Plateau Panair und über die Nordflanke zum Gipfel (T3-4). Der schnellste Aufstieg von Albanien leitet von Südwesten steil über Grasflanken und Geröllrinnen auf den obersten Südgrat und darauf zum Gipfel (T4; wenige Kraxelstellen I). Alle Aufstiege von der albanischen Seite sollte man nur bei schönem Wetter unternehmen da das Gebiet ziemlich unübersichtlich ist.
Reisebericht Albanien:
TAG 1-5 (30.9-4.10.): Griechenland und Mazedonien.
Siehe Berichte Mazedonien (Durchreise) und Griechenland mit Besteigung vom griechischen Landeshöhepunkt Όλυμπος-Μύτικας (Ólympos-Mytikas; 2918,8m).
Griechenland: www.hikr.org/tour/post17430.html
Mazedonien: www.hikr.org/tour/post17452.html
TAG 5 (4.10.): Mazedonien - Peshkopi.
Nach problemloser und schneller Abfertigung an der mazedonischen Grenze spazierte ich 1km durch Niemandsland der Strasse entlang zum albanischen Grenzposten. Ich war gespannt auf das geheimnisvolle Land, welches während der Diktatur von Enver Hoxha völlig von der Aussenwelt abgeschnitten war. Nach dem Bruch mit China 1978 hatte Hoxha keine Verbündete Nationen mehr und sein Führungsstil nahm kuriose, paranoide Formen an. Er glaubte an eine Invasion fremder Mächte und liess im ganzen Land 600000 Bunker bauen und verteilte 2000 Mini-Einheiten von 5-16 Soldaten zur Überwachung vor einem möglichen Angriff oder Spionen. Daneben baute er in abgelegenen Gebieten Internierungsdörfer für mögliche Gegner des Systems und ganze Familien wurden dort in Sippenhaft genommen. Allgegenwärtig war auch die Geheimpolizei Sigurimi was soweit führte, dass oft nicht einmal Kritik am System innerhalb der Familie geäussert wurde. Während der Herrschaft Hoxhas wurden durch die Sigurimi mehrere Zehntausende getötet und über 100000 interniert. Nach der Öffnung des Landes 1990 fiel das Land ins Chaos und erholt sich bis heute nur langsam. In den letzen Jahren sind aber doch deutlich Fortschritte zu erkennen. So überraschte mich der albanische Zöllner mit perfektem Englisch, einer schnellen Abfertigung und wünschte mir viel Glück bei meiner geplanten Bergtour und viel Spass in Albanien. Nun hatte ich aber noch kein albanisches Geld (Leke) für den Transport, aber Euros werden bekanntlich ja überall in Europa angenommen. So fragte ich einen Taxifahrer nach dem Preis und ich fuhr für 5 Euro und 100 mazedonische Denar nach Peshkopi. Die 20km lange Strecke führte über eine holprige Asphaltstrasse - ein Teil an dem gerade gearbeitet wird, war aber ein Schotterweg. Zwischen den Obstplantagen und Ackerflächen waren auch immer wieder die bekannten Bunker zu sehen, doch die Dörfer und die Kleinstadt Maqellarë machten einen geschäftigen, sauberen und fröhlichen Eindruck. Die schöne Fahrt ging viel zu schnell zu Ende und der Taxifahrer setzte mich im Zentrum von Peshkopi beim Hotel Veri ab das ich ihm genannt habe. Die Nacht dort kostet lediglich 25 Euro und die Zimmer sind von einem Schweizer Mittelklassehotel nicht zu unterscheiden, das ist Luxus! Da ich nun nicht mehr viele Ferientage hatte und mir nicht sicher war, wie lange ich brauchen würde bis ins Dorf Radomirë, auf den Gipfel vom Maja e Korabit und zurück, fragte ich an der Rezeption ob sie Hamit anrufen könnten. Hamit kannte ich von Besteigungsberichten des albanischen Landeshöhepunkt aus dem Internet - und so kam er eine halbe Stunde später ins Hotelrestaurant. Wir redeten lange über Albaniens düstere Vergangenheit, über unsere Arbeit und Familie und natürlich über die Albanischen Berge. Er baut sein Haus zur Zeit übrigens für Touristen aus, um so in Zukunft vielleicht vom Trekkingtourismus leben zu können. Da Hamit am nächsten Tag arbeiten musste, einigten wir uns zu einem guten Preis dass er mich um 6 Uhr morgens mit seinem Allradfahrzeug beim Hotel abholt und nach Radomirë fährt, wenn er fertig mit der Arbeit ist kommt er mich gegen 6 Uhr am Abend wieder abholen. Der Deal war perfekt und so wechselte ich Geld, kaufte Lebensmittel für den kommenden Tag, flanierte durch Peshkopi und ass feines Schaffleisch zu süffigem Korçe-Bier.
TAG 6 (5.10.): Peshkopi - Radomirë - Maja e Korabit / Голем Кораб (Golem Korab) - Radomirë - Peshkopi.
Pünktlich wie abgemacht um 6 Uhr kam Hamit ins Hotel und nach einem türkischen Kaffe fuhren wir in seinem Schotterpistentauglichen Auto los. Die ersten 3km der Strecke waren noch asphaltiert, danach legten wir 25km auf zum Teil einer äusserst holprigen Naturstrasse bis zur Abzweigung nach Radomirë zurück. Die Strecke führt hoch über der Schlucht des Flusses Drini i Zi. Während wir unterwegs waren, tauchten die ersten Sonnenstahlen die Berglandschaft und die Nebelfetzen im Tal in ein äusserst schönes Licht - wie lange wird es wohl noch gehen bis Albanien zum neuen Trekkingmekka wird? Nach einer Schluchtüberquerung erreichten wir bald die besagte Abzweigung und fuhren danach in einigen Serpentinen hoch nach Radomirë bis zur kleinen Dorfbeiz wenige hundert Meter oberhalb des Dorfes. Für die ganze Fahrt brauchten wir wegen den Strassenverhältnissen fast 90 Minuten. Nochmals tranken wir ein Kaffee und Hamit machte sich auf den Weg zurück nach Peshkopi zur Arbeit.
In der kleinen Dorfbeiz wo sich Schafhirten treffen, erzählte man mir dass sonst noch einige Ausländer im Dorf sind die ebenfalls auf den Gipfel wollten. Also wartete ich noch 20 Minuten und sah dann eine voll bepackte Gruppe draussen stehen. Die jungen Bergsteiger kamen aus Tschechien und wollten die Nordroute über Fusha Korabit nehmen und dort irgendwo im Zelt übernachten. Ein Hirte zeigte uns die Richtung und wir wanderten zusammen los. Doch schon nach den ersten paar 100m entschied ich mich alleine zu gehen da die Tschechen sehr langsam aufstiegen und immer wieder stehen blieben um die Richtung zu besprechen. Ich folgte auf kaum sichtbaren Spuren entlang einem Bachbett, danach stieg ich eine Grashang hinauf als ich plötzlich 10m oberhalb Hirten sah die mir zuwinkten. Ich kannte sie schon von der Dorfbeiz und sie boten mir an, auf einem ihrer Pferde mit ihnen zusammen auf die Alp hoch zu reiten. Ausser vor Jahren zusammen mit einer vergangenen Liebschaft welche auf einem Bauerhof wohnte, war ich noch nie auf einem Pferd gesessen. Die Prüfung meisterte ich aber gut und fiel nur einmal aus dem Sattel, die Hirten amüsierten sich köstlich ab mir. So ritten wir durch den nebligen Bergwald hinauf bis sich plötzlich bei den obersten Bäumen auf etwa 1750m das Panorama über der Nebelbank öffnete. Auf dem Pferd ging es dann noch zu einem kleinen Plateau, die Höhe schätze ich knapp 1900m. Dort stellte ich fest, dass ich meine Karte unterwegs verloren habe. Ich fragte einen Hirten nach der Alp Fusha Korabit und er meinte die sei auf der anderen Seite, nördlich des hohen Grates. Irgendwie war die Situation ärgerlich, aber ich wollte den Gipfel unbedingt erreichen. Vor meiner Reise habe ich auch nie von einem Aufstieg durch die Südflanke gelesen, aber immerhin schien es möglich denn ein Hirte zeigte mit den Gipfel am Talabschluss mit der Wolkenkappe und ich bin ja geübt in schwierigem, weglosen Gelände. Ich wanderte zuerst über die nächste Steilstufe auf einem Saumpfad zu einer grösseren Ebene auf 2000-2100m wo viele Schafe weideten. Auf 2150m begann ich dann den steilen Aufstieg nach links oben über eine immer steiler werdende Grasflanke, geradeaus würde man zum Pass Portat e Korabit / Мала Корапска Врата (Mala Korapska Vrata; ~2450m) der die Grenze zu Mazedonien bildet. Übrigens heisst der Gipfel südwestlich des Passes auf Mazedonisch gleich wie der Pass selbst! Auf etwa der gleichen Höhe wie der Pass begann ein steiles Geröllfeld das sich zum markanten Felsgürtel hin verengte und nach einem Durchschlupf aussah. Der Aufstieg war recht mühsam, doch musste ich nur einmal ein wenig die Hände zum Kraxeln gebrauchen. Dank der Steilheit kam ich schnell höher und stand bald oberhalb der Felsen. Über weitere 100 Höhenmeter steiles Gras gelangte ich auf den obersten Südgrat zwischen einer grasigen Gratkuppe und dem Hauptgipfel. Ich folgte etwas dem Gratrücken und entdeckte eine mazedonische Bergwegmarkierung, jetzt war ich mir erst ganz sicher auf dem richtigen Weg zu sein, da ich ja keine topografische Karte mehr dabei hatte und immer wieder Nebel aufzog der mir Sicht raubte. Eine zweite Wegmarkierung folgte und ich erkannte plötzlich den grossen Grenzstein auf dem Gipfel den ich von Fotos her schon kannte. Glücklich machte ich eine sehr ausgiebige Gipfelrast bei eher nebligem Wetter. Immer wenn sich die Wolken wieder kurz verzogen, machte ich Fotos vom Panorama. Auf dem Gipfel entschloss ich mich, besser auf der Aufstiegsroute abzusteigen, da ich diese nun kannte und der Nebel eher zunahm. Schnell gelangte ich wieder hinunter auf die Schafweide und wanderte Tal auswärts bis ich wieder auf den Saumpfad kam. An einem schönen Aussichtspunkt machte ich nochmals Rast, danach folgte ich dem Weg bis zur Beiz am Ausgangspunkt. Die Hirten freuten sich mich hier wieder zu sehen, zudem Sprach mich ein Jüngerer aus dem Dorf mit perfektem Englisch an. Er arbeitet die meiste Zeit im Jahr in England, kommt aber immer wieder nach Hause in sein Dorf. Sein Kollege rief mit dem Mobiltelefon zu Hause an und bald kam sein Bruder mit einer Platte Schafkäse und frischem Gemüse vorbei. Wir assen zusammen, tranken Bier und so verstrich die Zeit im Nu bis Hamit auftauchte. Während es Nacht wurde fuhren wir wieder nach Peshkopi, zurück blieb die schöne Bergwelt mit seinen liebenswerten Menschen. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Landeshöhepunkte der Balkanländer...
TAG 7 (6.10.): Peshkopi - Mazedonien.
Nach einem Kaffee im Hotel wechselte ich nochmals etwas Geld für den Transport zur mazedonischen Grenze in Peshkopi und packte danach mein Rucksack. Danach wollte ich mir ein Taxi suchen, doch ein Furgon (Minibus) fuhr gerade in diese Richtung und ich hüpfte auf. Da der Fahrer sowieso über den Grenzort Maqellarë fuhr, brachte er mich noch extra bis zur Zollstation. Die Grenzabfertigung ging schnell und so verliess ich wieder das schöne Albanien das nun nicht mehr so Geheimnisvoll war...
TAG 7-9 (6.-8.10.): Mazedonien und Griechenland.
Siehe Berichte Mazedonien und Griechenland.
Genaue Route: Vergleiche Karte bei den Fotos.
Tour im Alleingang.
Anmerkung:
Die Namensänderung von Mazedonien zu Nordmazedonien trat am 12.2.2019 offiziell in Kraft.
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