La Ruinette (3875)


Publiziert von cardamine , 19. August 2022 um 23:54.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:12 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2300 m
Strecke:40 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Martigny- Sembrancher - Le Châble - Val de Bagnes, Mauvoison Parkplatz bei P. 1841 vor Beginn des Fahrverbots zur Staumauer
Unterkunftmöglichkeiten:Cabane de Chanrion CAS (2462 m)

Die La Ruinette fällt in die gleiche Kategorie wie der Mont Vélan: Recht beachtliche Schartenhöhe, nicht besonders schwierig, eingebettet zwischen berühmten Gipfeln, aber eben knapp kein 4000er und darum nicht so populär. Uns lockte die einfache Gratkraxelei in gutem Fels und die angepriesene schöne Rundumsicht vom Gipfel. Die Tour ist, selbst wenn man mit dem Bike zur Cabane de Chanrion hochfährt, ziemlich lang, mit Gegenanstieg bei der Rückfahrt kommen am Gipfeltag 1700 Hm zusammen!

Die Cabane de Chanrion wurde erst kürzlich modernisiert und bietet anspruchsvollen Wanderern allen erdenklichen Komfort: Unlimitierte warme Duschen, kleine Zimmer ohne Stockbetten, getrennte Schuh-, Trocken- und Materialräume... entsprechend schwierig ist es, auf der Hütte einen Platz zu bekommen. Die meisten Bergsteiger, die wir auf der Ruinette getroffen haben, kamen direkt vom Stausee hoch (oder haben Lac de Tsofeiret gezeltet...)

Anmerkung zur Kletterschwierigkeit: Sowohl im SAC Tourenportal als auch im Topoführer von Silbernagel/Wullschleger wird die Schwierigkeit des Grates zwischen P. 3386 und P. 3470 mit 3a bzw. Blockgrat 2-3 angegeben. Für unser Gespür war dieser Gratabschnitt jedoch der einfachste (max. kurz II) und wir sind hier guten Gewissens ohne Seil gegangen. Eine III- Stelle vermeinen wir hingegen auf dem Gipfelgrat bei der Abseilstelle (kann wohl auch sehr ausgesetzt umgangen werden) gefunden zu haben und evtl. eine III- oder II+ im Couloir bei der Abseilstelle unter P. 3386. Wir bevorzugten eher absicherbare schwierigere Kletterei direkt auf dem Grat als die einfacheren aber ausgesetzteren Querungen in der Flanke, weshalb unsere Routenwahl vielleicht etwas anspruchsvoller war.

Material: 40 m Seil, 2 Bandschlingen, 1 Friend, Abseilgerät, Steigeisen, Pickel (nicht gebraucht). Haken gibt es keine, bei Bedarf kann man aber alles sehr gut mit Schlingen absichern. An künstlicher Hilfestellung gibt es nur 2 Abseilstellen an Schlingenständen.

Anmerkung "Wanderberg": Ich persönlich würde diesen Berg nicht ohne Seil gehen. Zum einen hat der Glacier de la Ruinette doch beachtliche Spalten (vor allem die Randspalte), zum anderen könnte ich die beiden Abseilstellen nicht abklettern. Für den luftigen Mittelteil des Gipfelgrates habe ich mich mit Seil viel besser gefühlt. Von Leuten in Trailrunners bis zum Jogginghosenträger haben wir aber sämtliche Typen angetroffen…

Zustieg Cabane de Chanrion mit MTB (800 Hm, 14 km, 2:15 h)
Wichtige «lesson learned»: Es lohnt sich, auch den Hüttenzustieg genau zu analysieren! Auf der Website der Cabane de Chanrion hatten wir gelesen, dass die Hütte gut mit dem Bike erreichbar sei und ein flüchtiger Blick auf die Karte bestätigte scheinbar die Machbarkeit: Staumauer 1975 m - Hütte 2462 m, also knapp 500 Hm - sollte auch mit Hochtourengepäck gehen. Nur zu dumm, dass wir nicht bemerkt hatten, dass da noch 200 Höhenmeter Abfahrt und Gegenanstieg versteckt waren und der Parkplatz 130 Hm unterhalb der Staumauer lag. Insgesamt also über 800 Hm Aufstieg mit schwerem Hochtourenrucksack auf Schotterpiste - die bislang anstrengendste Biketour meines Lebens (sonst fahre ich höchstens in den Appenzeller Hügeln herum) sollte sich am nächsten Tag auch auf unsere Leistungsfähigkeit auswirken...

La Ruinette (1500 Hm, 5-6 h)
Im Schein der Stirnlampen starten wir auf dem w-r-w markiertem Wanderweg Richtung Col de Tsofeiret. Der Weg quert zunächst die Hochebene Tsè des Violettes und führt dann über die Seitenmoräne des Glacier du Brenay hinab zur Brücke über den reissenden Gletscherfluss. Auf der anderen Seite geht es im Steilhang über eine Treppe mit Geländer hinauf zum Col de Tsofeiret. 
Von dort führt ein nicht markierter, aber sehr gut ausgetretener Weg weiter zum Col de Lire Rose. Die letzten Meter im steilen Geröllhang sind ziemlich mühsam. Nun beginnt die Kletterei (I) über den Sporn zu P. 3386. Es gibt zwei Varianten, um P. 3386 zu erreichen: Nach einer Abkletterstelle quert man nach links in eine Rinne (II+ am Ende, Fixseil nicht mehr vorhanden) oder man folgt Wegspuren den Grat entlang zu einem markanten dreieckigen Gendarm. Diesen erkletterten wir über eine Rampe (II+) auf der linken Seite und wechselten bei der Abseilstelle auf die andere Gratseite (sehr ausgesetzt, wir haben einen Friend zur Sicherung benutzt) und gelangten so zu P. 3386, eine Anhöhe mit tibetischen Gebetsfahnen.
Von dort geht es in einfacher Blockkraxelei hoch zu dem Steinturm auf P. 3470. Die Variante von P. 3386 direkt hinüber zum Glacier de la Ruinette zu queren schien uns deutlich mühsamer (mehr Geröll). Im Frühsommer könnte das aber durchaus zeitsparender sein. 
Von P. 3470 folgen wir dem nun flachen, plattigen Grat zum Einstieg auf den Glacier de la Ruinette. Im unteren Teil war der Gletscher schon aper, lediglich der obere Rand hatte er noch eine Firnauflage. Etwas heikel war die Querung der ziemlich breiten Randspalte. Die Spuren unserer Vorgänger leiteten uns zum Glück zu einer halbwegs stabil aussehenden Brücke. Im Eis über der Spalte befinden sich viele Steine, die mit den warmen Temperaturen ins Rutschen kommen, man sollte als schauen, dass man zügig auf den Grat kommt. Der Ausstieg vom Gletscher erfolgt über eine grossblockige Geröllrinne (alles instabil, da Eis drunter). Die Schwierigkeit des SW-Grats bewegt sich grösstenteils im I. und II. Schwierigkeitsgrad und hat durchaus ein paar luftige Stellen, vor allem in der Gratmitte. An der III- Stelle hängt eine Reepschnur zum Abseilen. Nach dieser etwas luftigen Passage wird der Grat wieder einfacher, zum Schluss hin kann man auch auf Wegspuren in die Südflanke ausweichen statt direkt auf dem Grat zu klettern.

Die Aussicht vom Gipfel war wie im Hochtourenführer von Silbernagel und Wullschleger angepriesen grandios, man steht eben auf einer freistehenden Pyramide über dem Gletschermeer, umgeben von Grand Combin, Matterhorn, Dent Blanche, Dent d'Hérens und Co.

Abstieg bzw. Abfahrt (2300 hm, ca. 7 h)
Abgestiegen sind wir auf der Aufstiegsroute mit der Ausnahme, dass wir von P. 3386 durch das Couloir runter sind. Steinmännchen zeigen den Weg zur Abseilstelle an. Die ersten Meter über eine steile Platte kann man an einem Reepschnurstand (ein richtiger Verhau aus alten und neuen Schlingen) abseilen. Für den Abstieg haben wir nur etwas weniger gebraucht als für den Aufstieg, die Angabe im Hochtourenführer von Silbernagel/Wullschleger mit 3:30 h finde ich schon sehr sportlich....

Die Abfahrt von der Cabane de Chanrion bringt leider nochmal 175 m Gegenanstieg mit sich, die es echt nicht mehr braucht... meine Beine waren so müde, dass ich die eigentlich recht sanften Gegenanstiege schieben musste... insgesamt brauchten wir für die Abfahrt so doch 1,5 h. Viel Zeit haben wir also nicht gespart, da man ohne Bikedepot bei der Cabane de Chanrion vom Col de Tsofeiret direkt zum Lac de Mauvoisin absteigen könnte und nicht erst zur Hütte zurückkehren müsste… 

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine


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