Brunegghorn ab St. Niklaus (NW-Grat)
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Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich im Rahmen einer grossartigen Bergfahrt das Fletschhorn ab Simplon-Dorf überschritten. Heute, bei meiner "Expedition" zum NW-Grat des Brunegghorns, herrschten ganz ähnliche Vorzeichen: kaum begangene Route, unsichere Verhältnisse und Schwierigkeiten, ÖV-Tagestour aus dem Tal, Alleingang, lange gehegtes Projekt, unsichere Erfolgsaussichten. Und wieder hat es geklappt mit der Begehung eines typischen Hochtouren-Berges im Alpinwanderstil. Als Alleingänger bin ich ständig auf der Suche nach gletscherfreien Routen im Hochgebirge. Ich staune selber, dass sich ständig neue Ideen finden. Traurigerweise muss ich anfügen, dass mir in dieser Hinsicht der Klimawandel in die Hände spielt, auch wenn der Steinschlag bei meinen Unternehmen zunehmend problematisch wird, so auch heute.
Aber nun zum NW-Grat: eigentlich die logischste Führe auf den Berg, sei's zuhause beim Kartenstudium oder vor Ort im Bruneggjoch. Trotzdem wird sie kaum begangen. Die Angaben im Führer sind knapp, veraltet und teils falsch, so konnte ich nur auf den kritischen Bericht von WoPo1961 zurückgreifen, dessen Fotos mir einen ersten Eindruck vermittelten. Da ich gezwungenermassen wieder über die Aufstiegsroute absteigen musste, war mehr Reserve einzurechnen. So hatte ich mich im Vorfeld intensiv mit einer Umkehr auseinandergesetzt, weil mir diese für gewöhnlich schwerfällt. Um den Preis des Abbruchs hochzuhalten, hatte ich - entgegen meinen Gewohnheiten - einiges an Material dabei für allfällige Abseilhilfe. Zum Einsatz kam es nicht und wäre im heiklen, brüchigen Gelände mehrheitlich obsolet gewesen. Selbst Pickel und Steigeisen blieben unbenutzt. Kann man nun von einer Alpinwanderung aufs Brunegghorn sprechen? Wenn man so will ja, aber die objektiven Gefahren wie Wetterumbruch und Steinschlag bleiben imminent. Und die Schwierigkeiten im brüchigen Gelände gehen weit über den Plaisirbereich einer simplen Hochtour hinaus.
Die erstmögliche Verbindung ab Bern bringt mich ins Mattertal, wo es am Bahnhof St. Niklaus VS (1127m) um 7:40 losgeht. Reichlich spät für eine Tagestour auf einen Hochalpengipfel und nur zu verantworten bei überzeugender Wetterlage und ebensolcher Kondition. Zustiege zur Topalihütte gibt es einige, am schnellsten ist diejenige über Medji, welche sich zuunterst über die Moräne nach dem Fussballplatz weiter abkürzen lässt (s. Karte). Geschickt und steil windet sich der Pfad die eindrücklichen Schluchten nach Medji (1634m) und Bodu (1857m) hoch. Der Wald bietet Schutz vor der Sonne, trotzdem ist es drückend heiss. Ab Beginn laufe ich eine regelmässige Pace von etwa 600Hm/h. Sonst meist schneller unterwegs wäre das heute angesichts von Pensum und schwerem Rucksack einfach nur dumm. An kleineren Bächen und dem Brunnen auf der Walkerschmatt kann ich Wasser nachfüllen. Von den grossen Gletscherbächen lasse ich hingegen die Finger, deren Wasser ist aufgrund der Ausaperung bereits sehr dreckig. Die Topalihütte SAC (2675m) passiere ich ohne Pause. Obschon oberhalb der Baumgrenze hat sich die Hitze mittlerweile erledigt, seit 2500m geht ein angenehmes Lüftlein. Trotzdem, frieren brauche ich heute nie, selbst auf dem Gipfel werde ich im Hemd (!) sitzen.
Der wbw-Wanderweg ab Hütte gewinnt keinen Schönheitspreis: geröllig und rau, aber die Aufmerksamkeit liegt ohnehin voll und ganz beim wilden Abberggletscher. NW-Grat wie auch NE-Grat lassen sich übrigens bereits von der Hütte einsehen oder zumindest erahnen. Das wäre auch während der Zugfahrt durchs Mattertal möglich gewesen, wenn man denn in Fahrtrichtung gesessen hätte... Ab dem Schölligletscher - oder was davon übrig ist - macht sich langsam die Höhe bemerkbar, auch wenn ich nach meiner Ferienwoche im Südtirol einigermassen akklimatisiert bin. Wie ich von unten so zum Schölllihorn hochblicke, erscheint dessen NE-Kante begehbar. Aber ich widerstehe der Verlockung: bloss keine Experimente, welche das Hauptziel gefährden. Auf dem Rückweg wird diese Prämisse dann wegfallen... Der Steig ins Schöllijoch (3343m) ist bestens und intensiv ausgerüstet (Seile, Leitern, Eisentritte). Wer mag, könnte sich fast durchgehend mit einem Klettersteigset sichern. Aufgrund des Gletscherschwunds ist der Einstieg aber mühsam geworden und die Leiter lässt sich nur dank Seilverlängerung und Turnübung erreichen. Für eine wbw-markierte Route insgesamt doch recht anspruchsvoll (T5+).
Ich folge nun dem Weg Richung Schöllihorn, verlasse ihn aber bei erstbester Gelegenheit, um dessen Westflanke ins Bruneggjoch (3364m) zu queren Und hier türmt er sich auf: der, mein NW-Grat. Adrenalin durchfährt den Körper, gleichzeitig Erleichterung, denn zumindest die Gratschneide scheint aper - meine grösste Sorge im Vorfeld. Aber werde ich den Kletterschwierigkeiten gewachsen sein? Der Grat besteht aus drei Aufschwüngen, unterbrochen durch (gehobenes) Gehgelände. Alles beginnt harmlos über den griffigen Blockgrat, welcher in den ersten, langgezogenen Aufschwung übergeht. Man verbleibt am besten in Gratnähe und widersteht der Versuchung, nach rechts auszuweichen (Vorschlag Führer). Das ist lohnende, griffige Kletterei bis im oberen II. Grad.
Der zweite Aufschwung - aus gelbem Dolomit - ist dann von ganz anderem Kaliber. Er türmt sich am Grat senkrecht auf. Man quert etwas nach rechts (Westen) zur offensichtlichen Schwachstelle im Felsgürtel. Der Durchstieg des nachfolgenden Rinnenssystems markiert die Schlüsselstelle der Tour: äusserst brüchig, schmierig und steinschlägig. Aufgrund Höhe und Schattenlage dürfte es hier häufig vereist sein, dann sofort heikel. Nach der langen Hitzeperiode finde ich diesbezüglich gute Bedingungen vor. Dafür hält nichts mehr. Wie ich so neben dem Einstieg stehe, um einen Moment zu pausieren, kommt mir geradewegs ein Schwall Steine entgegen. Leer schlucken. Ja, in den Bergen können Sekunden entscheidend sein. Also möglichst schnell durch. Varianten gibt es verschiedene. Der Plaisir-Hochtourengänger dürfte hier umkehren und sichern ist schwierig, denn das ist so richtig dreckiges T6-Gelände - sprich genau mein Terrain (mind. T6, eher T6+ / II-III). Die erweiterte Komfortzone muss ich nicht verlassen, also noch alles im grünen Bereich hinsichtlich Abstieg.
Zehn Minuten später geht's über anstrengendes Geröllgelände zum dritten Aufschwung (Marmor) hoch. Man kann hier durchaus zentnerschwere Brocken lostreten. Auch dieser Felsgürtel verläuft praktisch senkrecht. Endstation? Die im Führer vorgeschlagene westliche Umgehung würde in steilstes Blankeis führen, nein danke! Ohnehin hätte ich intuitiv direkt die Kante angepeilt. Und siehe da, diese lässt sich angenehm erklettern (T6-/II), man kann gar in die NE-Flanke ausweichen. Nur der glatte Einstieg erfordert gewisse Vorsicht, hier muss kürzlich ein ganzes Stück Fels abgebrochen sein... Wenig später erreiche ich den Gipfelgrat, ebenfalls schneefrei, und folge ihm in wenigen Minuten zum Brunegghorn (3831m). Vor mir: Bis- und Weisshorn. Hinter mir: 3000Hm ins Mattertal. In mir: Glückseligkeit und Stolz.
Kurze Snackpause, bei dem ich noch die letzte Getränkereserve verschütte... Das Adrenalin lässt grüssen. Letzter Eintrag im Buch vor einer Woche, die Spur auf dem Brunegggletscher noch gut zu erkennen. Über die Aufstiegsroute geht es zurück ins Bruneggjoch. Das geht zügig, auch durchs Rinnensystem des zweiten Aufschwungs. Vom Joch blicke ich nochmals über den Abberggletscher: der NE-Grat hätte mich auch gereizt. Den zurzeit schon fast aperen Gletscher wäre ich durchaus solo gegangen, aber vor dem blanken Steilaufschwung hätte ich kapituliert. Mit total sauren Beinen geht's an die 150Hm Gegenanstieg zum Schöllihorn (3499m), es findet sich gar eine hilfreiche Wegspur durchs feine Geröll. Ein kleines Gipfelschneefeld erlaubt mir, den leeren Bidon wieder zu bestücken. Und natürlich kann ich dem Direktabstieg über die NE-Kante nicht widerstehen. Wobei, das geht ganz gut (T5+ bis T6-), ortstypisches Geröllgelände halt, wäre im Aufstieg aber dementsprechend anstrengend. Zurück auf dem Wanderweg geht's zügig zurück zur Topalihütte SAC (2675m) zum ersehnten (alkoholfreien) Bier. Wobei, selbst mit 2900Hm und sieben Stunden in den Beinen mag mich die unelegante Bitterkeit eines Eichhofs noch stören... Angeregt unterhalte ich mich mit Hüttenwart Georg Deck. Das ist ein umgänglicher, interessierter Typ und zudem alpinistisch beschlagen. Er hatte vor 25 (!) Jahren den NW-Grat selbst mal begangen.
Naja, den verbleibenden Rückweg ins Tal hätte ich mir und meinen Knien - immer noch lädiert vom Verbier Marathon - gerne erspart. Zwecks Tour Enrichment wähle ich die Variante via Blattäbi: etwas weiter, aber sanfter und deshalb für den Abstieg prädestiniert. Zuletzt der Fahrstrasse entlang durchs aufgeheizte St. Niklaus VS (1122m) zum Bahnhof. Genau dreizehn Stunden nach Abfahrt bin ich zurück beim Bahnhof Bern: weshalb schimpfe ich eigentlich ständig über ÖV-Touren!?
Zeiten (kum)
2:40 Topalihütte
4:00 Schöllijoch
5:30 Brunegghorn
6:25 Schöllihorn
7:20 Topalihütte
8:55 St. Niklaus
Aber nun zum NW-Grat: eigentlich die logischste Führe auf den Berg, sei's zuhause beim Kartenstudium oder vor Ort im Bruneggjoch. Trotzdem wird sie kaum begangen. Die Angaben im Führer sind knapp, veraltet und teils falsch, so konnte ich nur auf den kritischen Bericht von WoPo1961 zurückgreifen, dessen Fotos mir einen ersten Eindruck vermittelten. Da ich gezwungenermassen wieder über die Aufstiegsroute absteigen musste, war mehr Reserve einzurechnen. So hatte ich mich im Vorfeld intensiv mit einer Umkehr auseinandergesetzt, weil mir diese für gewöhnlich schwerfällt. Um den Preis des Abbruchs hochzuhalten, hatte ich - entgegen meinen Gewohnheiten - einiges an Material dabei für allfällige Abseilhilfe. Zum Einsatz kam es nicht und wäre im heiklen, brüchigen Gelände mehrheitlich obsolet gewesen. Selbst Pickel und Steigeisen blieben unbenutzt. Kann man nun von einer Alpinwanderung aufs Brunegghorn sprechen? Wenn man so will ja, aber die objektiven Gefahren wie Wetterumbruch und Steinschlag bleiben imminent. Und die Schwierigkeiten im brüchigen Gelände gehen weit über den Plaisirbereich einer simplen Hochtour hinaus.
Die erstmögliche Verbindung ab Bern bringt mich ins Mattertal, wo es am Bahnhof St. Niklaus VS (1127m) um 7:40 losgeht. Reichlich spät für eine Tagestour auf einen Hochalpengipfel und nur zu verantworten bei überzeugender Wetterlage und ebensolcher Kondition. Zustiege zur Topalihütte gibt es einige, am schnellsten ist diejenige über Medji, welche sich zuunterst über die Moräne nach dem Fussballplatz weiter abkürzen lässt (s. Karte). Geschickt und steil windet sich der Pfad die eindrücklichen Schluchten nach Medji (1634m) und Bodu (1857m) hoch. Der Wald bietet Schutz vor der Sonne, trotzdem ist es drückend heiss. Ab Beginn laufe ich eine regelmässige Pace von etwa 600Hm/h. Sonst meist schneller unterwegs wäre das heute angesichts von Pensum und schwerem Rucksack einfach nur dumm. An kleineren Bächen und dem Brunnen auf der Walkerschmatt kann ich Wasser nachfüllen. Von den grossen Gletscherbächen lasse ich hingegen die Finger, deren Wasser ist aufgrund der Ausaperung bereits sehr dreckig. Die Topalihütte SAC (2675m) passiere ich ohne Pause. Obschon oberhalb der Baumgrenze hat sich die Hitze mittlerweile erledigt, seit 2500m geht ein angenehmes Lüftlein. Trotzdem, frieren brauche ich heute nie, selbst auf dem Gipfel werde ich im Hemd (!) sitzen.
Der wbw-Wanderweg ab Hütte gewinnt keinen Schönheitspreis: geröllig und rau, aber die Aufmerksamkeit liegt ohnehin voll und ganz beim wilden Abberggletscher. NW-Grat wie auch NE-Grat lassen sich übrigens bereits von der Hütte einsehen oder zumindest erahnen. Das wäre auch während der Zugfahrt durchs Mattertal möglich gewesen, wenn man denn in Fahrtrichtung gesessen hätte... Ab dem Schölligletscher - oder was davon übrig ist - macht sich langsam die Höhe bemerkbar, auch wenn ich nach meiner Ferienwoche im Südtirol einigermassen akklimatisiert bin. Wie ich von unten so zum Schölllihorn hochblicke, erscheint dessen NE-Kante begehbar. Aber ich widerstehe der Verlockung: bloss keine Experimente, welche das Hauptziel gefährden. Auf dem Rückweg wird diese Prämisse dann wegfallen... Der Steig ins Schöllijoch (3343m) ist bestens und intensiv ausgerüstet (Seile, Leitern, Eisentritte). Wer mag, könnte sich fast durchgehend mit einem Klettersteigset sichern. Aufgrund des Gletscherschwunds ist der Einstieg aber mühsam geworden und die Leiter lässt sich nur dank Seilverlängerung und Turnübung erreichen. Für eine wbw-markierte Route insgesamt doch recht anspruchsvoll (T5+).
Ich folge nun dem Weg Richung Schöllihorn, verlasse ihn aber bei erstbester Gelegenheit, um dessen Westflanke ins Bruneggjoch (3364m) zu queren Und hier türmt er sich auf: der, mein NW-Grat. Adrenalin durchfährt den Körper, gleichzeitig Erleichterung, denn zumindest die Gratschneide scheint aper - meine grösste Sorge im Vorfeld. Aber werde ich den Kletterschwierigkeiten gewachsen sein? Der Grat besteht aus drei Aufschwüngen, unterbrochen durch (gehobenes) Gehgelände. Alles beginnt harmlos über den griffigen Blockgrat, welcher in den ersten, langgezogenen Aufschwung übergeht. Man verbleibt am besten in Gratnähe und widersteht der Versuchung, nach rechts auszuweichen (Vorschlag Führer). Das ist lohnende, griffige Kletterei bis im oberen II. Grad.
Der zweite Aufschwung - aus gelbem Dolomit - ist dann von ganz anderem Kaliber. Er türmt sich am Grat senkrecht auf. Man quert etwas nach rechts (Westen) zur offensichtlichen Schwachstelle im Felsgürtel. Der Durchstieg des nachfolgenden Rinnenssystems markiert die Schlüsselstelle der Tour: äusserst brüchig, schmierig und steinschlägig. Aufgrund Höhe und Schattenlage dürfte es hier häufig vereist sein, dann sofort heikel. Nach der langen Hitzeperiode finde ich diesbezüglich gute Bedingungen vor. Dafür hält nichts mehr. Wie ich so neben dem Einstieg stehe, um einen Moment zu pausieren, kommt mir geradewegs ein Schwall Steine entgegen. Leer schlucken. Ja, in den Bergen können Sekunden entscheidend sein. Also möglichst schnell durch. Varianten gibt es verschiedene. Der Plaisir-Hochtourengänger dürfte hier umkehren und sichern ist schwierig, denn das ist so richtig dreckiges T6-Gelände - sprich genau mein Terrain (mind. T6, eher T6+ / II-III). Die erweiterte Komfortzone muss ich nicht verlassen, also noch alles im grünen Bereich hinsichtlich Abstieg.
Zehn Minuten später geht's über anstrengendes Geröllgelände zum dritten Aufschwung (Marmor) hoch. Man kann hier durchaus zentnerschwere Brocken lostreten. Auch dieser Felsgürtel verläuft praktisch senkrecht. Endstation? Die im Führer vorgeschlagene westliche Umgehung würde in steilstes Blankeis führen, nein danke! Ohnehin hätte ich intuitiv direkt die Kante angepeilt. Und siehe da, diese lässt sich angenehm erklettern (T6-/II), man kann gar in die NE-Flanke ausweichen. Nur der glatte Einstieg erfordert gewisse Vorsicht, hier muss kürzlich ein ganzes Stück Fels abgebrochen sein... Wenig später erreiche ich den Gipfelgrat, ebenfalls schneefrei, und folge ihm in wenigen Minuten zum Brunegghorn (3831m). Vor mir: Bis- und Weisshorn. Hinter mir: 3000Hm ins Mattertal. In mir: Glückseligkeit und Stolz.
Kurze Snackpause, bei dem ich noch die letzte Getränkereserve verschütte... Das Adrenalin lässt grüssen. Letzter Eintrag im Buch vor einer Woche, die Spur auf dem Brunegggletscher noch gut zu erkennen. Über die Aufstiegsroute geht es zurück ins Bruneggjoch. Das geht zügig, auch durchs Rinnensystem des zweiten Aufschwungs. Vom Joch blicke ich nochmals über den Abberggletscher: der NE-Grat hätte mich auch gereizt. Den zurzeit schon fast aperen Gletscher wäre ich durchaus solo gegangen, aber vor dem blanken Steilaufschwung hätte ich kapituliert. Mit total sauren Beinen geht's an die 150Hm Gegenanstieg zum Schöllihorn (3499m), es findet sich gar eine hilfreiche Wegspur durchs feine Geröll. Ein kleines Gipfelschneefeld erlaubt mir, den leeren Bidon wieder zu bestücken. Und natürlich kann ich dem Direktabstieg über die NE-Kante nicht widerstehen. Wobei, das geht ganz gut (T5+ bis T6-), ortstypisches Geröllgelände halt, wäre im Aufstieg aber dementsprechend anstrengend. Zurück auf dem Wanderweg geht's zügig zurück zur Topalihütte SAC (2675m) zum ersehnten (alkoholfreien) Bier. Wobei, selbst mit 2900Hm und sieben Stunden in den Beinen mag mich die unelegante Bitterkeit eines Eichhofs noch stören... Angeregt unterhalte ich mich mit Hüttenwart Georg Deck. Das ist ein umgänglicher, interessierter Typ und zudem alpinistisch beschlagen. Er hatte vor 25 (!) Jahren den NW-Grat selbst mal begangen.
Naja, den verbleibenden Rückweg ins Tal hätte ich mir und meinen Knien - immer noch lädiert vom Verbier Marathon - gerne erspart. Zwecks Tour Enrichment wähle ich die Variante via Blattäbi: etwas weiter, aber sanfter und deshalb für den Abstieg prädestiniert. Zuletzt der Fahrstrasse entlang durchs aufgeheizte St. Niklaus VS (1122m) zum Bahnhof. Genau dreizehn Stunden nach Abfahrt bin ich zurück beim Bahnhof Bern: weshalb schimpfe ich eigentlich ständig über ÖV-Touren!?
Zeiten (kum)
2:40 Topalihütte
4:00 Schöllijoch
5:30 Brunegghorn
6:25 Schöllihorn
7:20 Topalihütte
8:55 St. Niklaus
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