Piz Corvatsch und Piz Murtél


Publiziert von Erli , 18. Juli 2022 um 09:55.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum: 9 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Corvatsch-Sella-Gruppe 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 420 m
Abstieg: 420 m
Strecke:3,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Surlej in zwei Sektionen mit der Seilbahn zur Corvatsch Bergstation.

Der Piz Corvatsch ist der westliche Eckpfeiler der Berninagruppe; man blickt vom Gipfel auf den Gebirgszug, der vom Piz Tschierva über den Piz Morteratsch, im Zentrum auf den weißen Biancograt zur Piz Bernina sowie zum Piz Roseg und der daran anschließenden Sellagruppe reicht. Auch wenn man von der Corvatsch Bergstation über den Piz Murtèl nur eine kurze Strecke zurücklegen muss, ist das vergletscherte Gelände nicht zuletzt aufgrund der Ausaperung schwieriger geworden; einige Passagen sind im Geröll und Blockgelände zurückzulegen. Vierzehn Jahre nach meiner Besteigung des Piz Morteratsch (3.751m) war es für mich die zweite Hochtour im "Festsaal der Alpen", natürlich deutlich kleiner als seinerzeit, aber gleichwohl eindrücklich.

Den Startpunkt der Tour erreicht man bequem mit der Seilbahn: In sechs Minuten gelangt man von Surlej zur Bergstation Corvatsch auf knapp 3.300m. Bereits hier hat man einen phantastischen Blick auf die Berninagruppe im Süden und die gesamte Kette der Rätischen Alpen im Norden. Etwas kniffelig ist das erste Teilstück, der Abstieg von der Bergstation zum Corvatschgletscher: ein großes Stück Gletscher ist nämlich zum Sonnenschutz mit einer weißen Abdeckung versehen; wie ich später feststellte, gehen die Bergwanderer einfach darüber hinweg; ich bin jedoch am Gletscherrand etwas mühsam durch Blockgelände abgeklettert (I-II). Nun werden die Steigeisen montiert; auf Seilsicherung wird hier in der Regel am spaltenarmen Gletscher verzichtet. Über eine Firnschneide, die in den steilen Gipfelhang mündet, gelangt man in südlicher Richtung zum Gipfelaufbau des Piz Murtèl; die letzten zwanzig Meter sind aufgrund der zunehmenden Ausaperung nicht mehr im Firn, sondern im losen Geröll zurückzulegen. Vom Gipfel des Piz Murtèl ist der Weiterweg zum Piz Corvatsch gut einsehbar: Man steigt zunächst vorsichtig über einen groben Blockgrat ab (I) und gelangt dann auf den zweiten Gletscher. Aufgrund der Ausaperung ist teilweise Blankeis, ohne Steigeisen geht hier also nichts! Nachdem der Gletscher überwunden ist, gelangt man nach einem kleinen Sattel mit einem ausgeprägten, felsigen Zwischengipfel zum Gipfelaufbau des Piz Corvatsch; die letzten 50 Höhenmeter zum Gipfel sind mittlerweile regelrechte Pfadspuren im Geröll auszumachen. Der Gipfel wird durch Steinmänner markiert. Die Sicht ist umfassend: Neben der imposanten Berninagruppe sieht man insbesondere den weiteren Bergkamm, der vom Piz Corvatsch zum Il Chapütschin führt und bei den Gletscherbergen um den Piz Güschaint mündet. Ganz im Westen ist sogar die Monte-Rosa-Ostwand auszumachen. Tief unten leuchten die Oberengadiner Seen. Der Rückweg zur Bergstation folgt auf dem Anstiegsweg wieder auf den Piz Murtèl hinauf und über den Gletscher hinab. 

Da aufgrund der nahen Bergstation sicherlich auch manche Touristen im Gelände mit wenig Hochgebirgserfahrung zum Corvatsch gelangen, ist ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass die Tour zum Piz Corvatsch trotz der Kürze eine komplette Hochtour darstellt! Gerade bei Bedingungen wie in diesem Jahr, in denen nach einem schneearmen Winter die Gletscher im Juli bereits weitgehend blank sind, sind Steigeisen unabdingbar. Die Abstiege über grobes Blockwerk erfordern Vorsicht und Konzentration. Wer all das mitbringt, kann freilich zwei in kurzer Zeit erreichbare Dreitausender in immer noch herrlicher Hochgebirgslandschaft besuchen. 

Tourengänger: Erli


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