Oberengadiner Seen

Vierzehn Jahre nach meiner Besteigung des Piz Morteratsch (3.751m) konnte ich heuer erneut den "Festsaal der Alpen" besuchen, jenes herrliche Gebirge im Oberengadin, das mit dem Piz Bernina (4.049m) und seinem berühmten Biancograt den einzigen Viertausender der Ostalpen im Mittelpunkt hat. Zusammen mit dem grandiosen Piz Palü (3.900m) mit seinen drei Pfeilern aus Fels und Eis im Osten und dem gewaltigen, immer noch stark vergletscherten Piz Roseg (3.937m) im Westen erhebt sich über den blauen und türkisen Seen des Oberengadin eine Landschaft von unvergleichlicher Schönheit. An zwei Tagen konnte ich hier drei wunderbare Touren unternehmen.

Die zahlreichen großen und kleineren Seen in der Talfurche des Oberengadin sind von der letzten Eiszeit übrig geblieben; sie lassen sich ohne weiteres zu einer kleineren oder größeren Wanderung verbinden. Mir gelang es, fünf dieser Seen zu besuchen, in der milden Morgensonne leuchtete einer schöner als der andere!

Vom Bahnhof St. Moritz fällt zunächst der Lej da San Murezzan ins Auge. Von dort ging es weiter zum Lej da Champfér und über die Brücke nach Surlej, wo man einen schon Blick auf das gegenüberliegende Crap da Sass vor dem Hintergrund des Corvatsch hat. Vom Lej da Silvaplauna lohnt es sich, bevor man den Silsersee erreicht, noch den kleinen Lej Giazöl anzuschauen. Der junge Inn, der am Ostende den Silsersee verlässt, verbreitert sich östlich von Sils-Baselgia zu einem malerischen See; vor dem Hintergrund des romantischen Sils Maria erhebt sich im Süden der Piz da la Margna jenseits der Dreitausendergrenze. Ein Stück geht es dann noch am Nordufer des Silsersees weiter bis nach Plaun da Lej. An zahlreichen Stellen finden sich Bänke und Aussichtspunkte am Ufer und laden zum Verweilen ein; vermutlich am zweckmäßigsten ist es, wenn man die Strecke mit dem Rad zurücklegt, mir sind jedenfalls einige solcher Radwanderer begegnet.