Vadret dal Murtèl, Herbstmessungen 2023


Publiziert von Delta Pro , 21. Oktober 2023 um 07:56.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:10 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Corvatsch-Sella-Gruppe 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 580 m

Eine Herzensangelegenheit am Corvatsch und eine Entdeckung

Eigentlich müssten wir den Vadret dal Murtèl unter dem Piz Corvatsch nicht mehr weitermessen. Den Vadret dal Corvatsch hatten wir schon letztes Jahr gestrichen. Aber der Murtèl ist irgendwie einfach ein schönes Gletscherchen, und die Landschaft ist absolut grandios, so dass ich hierher zurückkehren will, obwohl das Gelände immer instabiler wird. An diesem fantastischen Tag hängte ich statt dem gerölligen Rückweg nach der Arbeit noch einen neuen Aufstieg zum Piz Corvatsch an, und entdeckte dabei hunderte alter Glasflaschen - Zeugen des einstigen, frühen Berg-Tourismusbooms.

Wieder ein unglaublicher Tag als ich bei der Piz Corvatsch Bergstation an die Sonne trete: Keine Wolke, glasklare Sicht. Nur der Eisgrat zum Piz Murtèl, Wahrzeichen, der Region, seit mindestens 7'000 Jahre nie weg, ist verschwunden - unglaublich! Ich quere den Vadret dal Corvatsch (gerade knapp ohne Steigeisen möglich) und steige über Geröll zur Querung zum ehemaligen Vaderet dal Alp'Ota. Der Abstieg durch die übersteilte Moräne ist grauenhaft, zum Glück gibt's ein Fixseil. Auch der Abstieg zum Vadret dal Murtèl wird jedes Jahr noch etwas mühsamer. Die Seile enden wieder mal ein Stück über dem Boden, da das Gelände immer weiter absinkt. Arbeit auf dem Gletscher (es ist wieder extrem viel geschmolzen) und dann zurück hinauf zur Scharte.

Wie zurück? Die letzten Jahre bin ich jeweils unten raus zur Mittelstation gewandert, um das instabile Geröll zu vermeiden. Doch darauf habe ich keine Lust und eigentlich wäre ein Gipfel wieder mal schön. Sehr spontan entscheide ich mich daher, den ENE-Grat gegen den Piz Murtèl zu versuchen. Der ist erstaunlich einfach. Ab und zu muss etwas gekraxelt werden (Stellen T5). Natürlich hätte es ohne die 15kg Metall und Batterien auf dem Buckel mehr Spass gemacht, so dass ich froh bin die Mondlandschaft zwischen Piz Murtèl und Corvatsch zu erreichen. Bis vor wenigen Jahren lag dort noch ein namenloses Gletscherchen, das nun auf ein winziges Eisfeld geschrumpft ist. Ich finde ein paar alte Glasflaschen, mache mir aber nicht viel Gedanken. Als es dann mehrere 100 werden, meist zerbrochen, schön in Moränenform angeordnet, wird die Sache spannender. Da hat ein Gletscher über die letzten 1-2 Jahrhunderte eine aussergewöhnliche geomorphologische Form geschaffen, die viel zu erzählen hat. Ohne Gepäck steige ich auf den Piz Corvatsch und geniesse das geniale Panorama und dann über den Piz Murtèl zurück.

Tourengänger: Delta


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