Ausflug auf den Piz Corvatsch


Publiziert von Bergmax , 4. Oktober 2023 um 12:44.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum: 1 Oktober 2023
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Corvatsch-Sella-Gruppe 
Zeitbedarf: 3:15
Aufstieg: 380 m
Abstieg: 380 m
Strecke:Bergstation Corvatsch - Vadret dal Corvatsch - Piz Murtèl - Piz Corvatsch - gleicher Weg zurück - Abstecher zu P. 3306 mit der Wetterstation
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Thusis. Parkplatz östlich der Coop-Tankstelle gleich neben der Schnellstraße (CHF 0,50 / h). 3 min Fußweg zum Bahnhof. IR nach St. Moritz, Bus nach Surjei, Corvatschbahn. Seilbahn in zwei Sektionen zur Bergstation. Etwa CHF 72 für Zug + Bus und CHF 64 für die Seilbahn (hin und zurück).
Kartennummer:map.geo.admin.ch

2 1/2 3000er und mal wieder den Pickel benutzt...

So langsam wird es Zeit, an den Saisonabschluss zu denken. Klar, kleinere Touren gehen auch im letzten Quartal, aber noch ein 3000er wäre cool. Wenn man bereit ist, den Tag insgesamt mehr als Ausflug denn als sportliche Herausforderung zu sehen, ist der Piz Corvatsch ein gutes Ziel. Immerhin fast 3500 Meter hoch, als Berg einigermaßen bedeutend und mit dem Piz Murtèl gibts noch einen zweiten Gipfel gratis dazu. Pickel und Grödeleisen nehme ich mit und werde sie auch brachen - für mich eher eine Mini-Hochtour als eine Wanderung.

Die Fahrt zum Bergstation Corvatsch (3298 m) ist etwas für Liebhaber spektakulärer Luftseilbahnen. Die riesige Kabine der untere Sektion erreicht mehr als 10 m/s Fahrgeschwindigkeit, während die obere vor allem durch die luftige Streckenführung beeindruckt.
Der übliche Aufstieg zum Piz Murtèl führt logischerweise über den hübschen Firnrücken. Um zu dessen Anfang zu kommen, muss man zunächst etwa 50 Höhenmeter absteigen. Ich gehe zuerst ohne Grödeleisen auf den Gletscher, aber schon nach ein paar Metern kommt eine kurze, blanke Stelle. die sich so nicht gut begehen lässt. Mit 6 Zacken pro Fuß ists dann aber einfach.


Auf 3250 m hat der Gletscher eine Rinne. Keine Ahnung, ob unter dem Schnee vielleicht sogar eine richtige Spalte versteckt ist. Jedenfalls hüpfe ich einfach drüber und danach geht es endlich bergauf. Der Firnrücken ist echter Genuss, denn es liegt gerade die richtige Menge fester Neuschnee auf dem Eis. Viel zu bald ist auch schon das Ende des Firns erreicht, aber das macht heute keinen großen Unterschied, weil das Geröll mit mindestens 30 cm Schnee bedeckt ist. Die letzten Meter zum Piz Murtèl (3433 m) steilen etwas auf. Ich gehe bis zum Gipfel mit den Grödeleisen.

Nun ist der nur 16 Meter höhere Piz Corvatsch in greifbarer Nähe. Im Gegensatz zur Nordseite präsentiert sich der Südgrat des Murtèls komplett aper. Ohne Grödeleisen kraxele ich über meist stabile Blöcke (I) etwa 50 Höhenmeter hinunter in die Scharte zwischen den beiden Gipfeln. Das macht wirklich Spaß!
Im Schlussanstieg zum Piz Corvatsch (3451 m) liegt wieder etwas Schnee, aber weniger als unter dem Piz Murtèl. Das geht auch gut ohne Eisen. Oben ist dann reichlich Platz für eine gemütliche Gipfelpause. Die Aussicht wird natürlich von den drei "Riesen" Roseg / Scerscen / Bernina dominiert. In den niedrigeren Regionen ist die Luft sehr dunstig und staubig. Gut, dass ich mir heute einen recht hohen Gipfel ausgesucht habe...

Auf dem Rückweg muss ich den Piz Murtèl freilich nochmals überschreiten, was bei der kurzen Tour natürlich keine Herausforderung ist. Am anspruchsvollsten empfinde ich noch das erste verschneite Stück vom Murtèl nach Norden runter. Und ach ja - direkt unterhalb der Station stehe ich vor einem Mini-Eiswändchen von vielleicht drei Metern Höhe, wo ich runterwärts einfach abgerutscht bin. Doch wie kommt man wieder hoch? Grödeln haben keine Frontzacken, also klappt es nicht, einfach hochzulaufen. Also haue ich mit dem Pickel zwei Stufen in das Eis - meine ersten zwei selbst geschlagenen Stufen.. ;-).

Zu guter Letzt fällt mir noch P. 3306 mit der Wetterstation auf. Er überragt das Restaurant um drei Meter und hat etwa 50 Meter Schartenhöhe. Direkt von der Terrasse aus sollte man nicht hochklettern, weil dazwischen der Hubschrauberlandeplatz liegt. Aber von Osten kommend gibt es kein Verbot. Und so komme ich in den Genuss von 20 zusätzlichen Kraxelmetern (immerhin I+) und habe auch dieses - wenn auch namenlose - Gipfelchen bestiegen.

Obwohl Top-Wetter und Sonntag, ist die Station überhaupt nicht überlaufen. Also benutze ich einen der Liegestühle mit Blick zum Bernina und lasse diese kleine, aber lohnende Tour ganz gemütlich ausklingen.

Gehzeiten & Schwierigkeiten

Station Corvatsch - Piz Murtèl: hin 50 min, zurück 40 min
Piz Murtèl - Piz Corvatsch: je Strecke 25 min
Meiner Meinung nach triffts ein "L(eicht)" ganz gut. Je nach Bedingungen könnte man auch ein T4 vergeben. Ohne Pickel und (Grödel)eisen vielleicht nicht unmöglich, aber ein Gewurstel.
P. 3306: fünf Minuten Kraxelei, I+

Fazit - Berge besteigen muss nicht immer anstrengend sein...


Tourengänger: Bergmax


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