Piz Buin & Überschreitung Silvrettahorn-Schneeglocke


Publiziert von cardamine , 12. Juli 2022 um 21:10.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum: 3 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Buin-Gruppe   CH-GR   A   A-V 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1650 m
Strecke:20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Partnun - Silvretta-Hochalpenstrasse - Bieler Höhe - Wiesbadener Hütte
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bielerhöhe
Unterkunftmöglichkeiten:Wiesbadener Hütte DAV (2443 m)

Nach der Besteigung der Dreiländerspitze wollten wir eine weitere Hochtour von der Wiesbadener Hütte unternehmen. Schon lange wollte ich auf den höchsten Vorarlberger, Piz Buin, doch mein Partner hatte ihn schon bestiegen und war für eine Wiederholung nicht zu begeistern. Er wollte lieber auf das Silvrettahorn, welches ich allerdings schon im Rahmen meines Hochtourenkurses bestiegen hatte. Am Ende einigten wir uns darauf, einfach beide Gipfel zu besteigen und für etwas Variation über die Schneeglocke ins Klostertal abzusteigen.
 
Piz Buin (WS II, 3:30 h)
Leider ist die Wiesbadener Hütte ziemlich touristisch ausgerichtet und es gab kein Frühstück vor 6 Uhr. Dafür ein riesiges Buffet für 16 €, das der Hochtourengänger natürlich nicht auskosten kann. Mit dem Hüttendrachen haben wir uns nicht getraut zu diskutieren.... So starteten wir erst um 6:30 Uhr. Der Weg von der Wiesbadener Hütte über die Grüne Kuppe ist bestens ausgetreten und mit Punkten markiert. In der Schotterebene unter dem Gletscher gab es einige reissende Gletscherbäche zu queren, ein Zeugnis der extremen Gletscherschmelze dieses Jahr. Steinmännchen leiten nun durch die Felsstufen hoch zum Gletscher, der sich in den letzten 4 Jahren merklich zurückgezogen hat. Es ist wirklich traurig, wie schnell die Gletscher schmelzen! Die Querung hinüber zum Piz Buin war mühsam, da die dünne Firnauflage nachts nicht gefroren hatte. An der Buinlücke hagelte es vom Kleinen Buin im Minutentakt Steine, kein Ort um sich lange aufzuhalten! Wie bei der Dreiländerspitze gibt es nun eine deutliche Spur durch den unteren Schutthang. Bei dem Absatz mit Gedenktafel machte ich den Fehler, nicht durch den Riss zu klettern, sondern die sehr ausgesetzte Querung links davon zu nehmen, gar keine gute Idee! Auf dem ca. 50 cm breiten Band liegt viel loser Schotter und links geht es 200 m runter auf den Ochsentaler Gletscher. Durch einen kurzen Kamin (I) mit losem Geröll geht es hoch auf das obere, weniger steile Schuttfeld, wo wieder ein perfekt gespurter Weg zum Gipfel führt. Im Abstieg nehme ich nicht die ausgesetzte Querung, sondern folge den Bohrhaken eine Rinne mit festem Fels (II) hinunter. Nach einem kleinen Absatz klettere ich eine zweite Rinne (II) ab und lande wieder bei der Gedenktafel. Zurück bei der Buinlücke rutschen nun auch noch die Steine von der Piz Buin Flanke, Zeit, da wegzukommen.

Anmerkung: Ich habe von einigen Leuten gehört, der Piz Buin sei einfacher und weniger ausgesetzt als die Dreiländerspitze und man bräuchte kein Seil. Ich habe es genau umgekehrt empfunden, da der Fels brüchiger ist und die Tiefblicke um einiges eindrücklicher. Im Nachhinein würde ich ein Seil nehmen und die beiden unteren Kletterstellen im Abstieg sichern (Haken vorhanden).
 
Silvrettahorn (WS- I, 2 h)
Auf unserem Hinweg queren wir ohne viel Höhenverlust hinüber zum Signalhorn. Der Schnee ist mittlerweile ein einziger Sumpf und der Aufstieg zur Egghornlücke sehr mühsam. Die Spaltensituation ist gerade denkbar ungünstig: Der Schnee verdeckt sie gerade noch so, aber die Brücken tragen nicht mehr. Unsere Vorgänger haben schon einige Löcher gefunden. Von der Egghornlücke geht es auf Wegspuren hoch zum Beginn der Felsen, hier weist ein großer Steinmann auf den Einstieg hin. Es gibt rechts davon noch eine Spur, die weiter im Geröll hochführt. Danach geht es auf den Grat, der einige Kraxelstellen zu bieten hat und entgegen meiner Erinnerung doch ein paar luftige Stellen hat. Haken zum Sichern gäbe es hier en masse.
 
Gratwanderung Silvrettahorn - Piz Grambola (Knoten) - Schneeglocke (T5, 1:30 h)
Die brüchigen Grattürme sahen vom Silvrettahorn nicht ganz einladend aus, aber immer noch besser als das Spaltenroulette auf dem Ochsentaler Gletscher. Vom Silvrettahorn führt eine gute Spur im Schotter die Nordwestflanke hinab. Auf dem flachen Sattel bei P. 3141 war noch ein grosses Schneefeld zu queren. Danach sind zwei kleinere Graterhebungen zu überklettern, bis man vor dem Piz Grambolas (Knoten) steht. Laut unserem Topoführer wäre dieser Turm nur 2b, aber irgendwie sah uns das brüchige Getürm nicht so einladend aus, zumal es dort keine Haken zu sehen gab. So entschieden wir uns, dem Steinmann und den Spuren in die Westflanke zu folgen. Der Hang dort ist steil, aber der feine Schotter ist griffig und rutscht nicht. Nach einem Besuch beim Gipfelkreuz folgt eine Abkletterstelle, dann ist es mit den technischen Schwierigkeiten vorbei. Über den breiten Schuttgrat geht es hoch zur Schneeglocke.
 
Abstieg über den Klostertalergletscher ins Klostertal (L, 3 h)
Man muss den Piz Grambolas nicht erneut erklettern, vorab zweigt eine Spur ab, die den Felsaufbau westlich umgeht und diagonal hinunter zur Rotfluelücke führt. Der Hang hat an die 40°, aber der feine Schutt ist griffig und rutscht kaum. Neben einem gewaltigen Windkolk geht es auf den Klostertaler Gletscher. Entlang der Nordwand der Rotflue hat sich noch mehr Schnee gehalten als in der Mitte. Wegen der Spaltensturzgefahr wechseln wir aber bald auf das Blankeis in der Gletschermitte. Auf 2730 m verlassen wir den Gletscher bei einem markanten Schottergraben. Steinmännchen leiten nun über die südliche Seitenmoräne hinunter zum Wanderweg Rote Furka-Silvretta-Stausee. Auf bequemes Zurückhatschen eingestellt, folgt bald ein unerwartetes Hindernis: Der Schmelzfluss vom Klostertaler Gletscher ist so stark, dass eine Querung unmöglich ist. So gehen wir am Flussufer entlang, bis wir auf den Wanderweg vom Klosterpass treffen. Dieser wird anscheinend nicht sehr oft begangen, die Spur ist kaum auszumachen und ist auch teilweise überflutet. Der Klostertaler Bach lässt leider keine Querung auf den Wanderweg auf der anderen Seite zu, bis wir unter der Klostertaler Umwelthütte sind, dort gibt es zwei Brücken. Eine Einkehr ist dort übrigens nicht möglich, die Hütte ist nicht bewirtschaftet. Wir wandern auf dem Fahrweg zurück zum Silvretta Stausee, was sich als gute Entscheidung erwies, denn der Wanderweg auf der anderen Flussseite ist in einem sehr schlechten Zustand. Der westliche Seeuferweg war leider gesperrt und so mussten wir den See nochmals umrunden.

Mit den drei Gipfelpausen und dem 3-maligen umrüsten von Gletscher- auf Wandermodus kam am Ende doch eine ziemlich hohe Gesamtzeit zu Stande. Zum Glück kann man an der Bielerhöhe im Berggasthof Piz Buin einkehren ;)

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine


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