Säntis - Nädliger - Moor - Wildhaus


Publiziert von Bergmax , 5. Juli 2022 um 22:51.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:18 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG   CH-AR 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Säntis - Lisengrat - Fliswand - Nädligergrat - Moor - P. 1688 - Flürentobel - Wildhaus
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto zum Bahnhof Nesslau-Neu St. Johann. Kostenloser Parkplatz. Bus zur Schwägalp (Achtung - fährt meistens nur alle 2 Stunden). Seilbahn auf den Säntis.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus von Wildhaus zum Ausgangspunkt (fährt alle 30 Minuten)
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Wenig Aufstieg, viel Abstieg und jede Menge Kraxelei...

Der Gipfel "Moor" interessiert mich nicht nur wegen des ulkigen Namens, sondern auch wegen seinem interessanten, felsigen Gipfelaufbau. Der Tourentag soll heiß werden, also bastele ich eine Streckenwanderung mit ziemlich wenig Anstieg zusammen.

Am Bahnhof Nesslau-Neu St. Johann kann ich kostenlos parken. Mit dem Bus, der einen erstaunlich dünnen Fahrplan hat, fahre ich zur Schwägalp und steige in die Seilbahn um. Formal funktioniert das nicht gut, weil der Bus so ankommt, das man die Bahn gerade abfahren sieht, aber heute gibt es eine Extrafahrt. Es hat eben manchmal auch Vorteile, nicht allein zu sein.

Natürlich mache ich einen Abstecher zum eigentlichen Säntis-Gipfel (2502 m), bevor ich via Lisengrat zum Rotsteinpass absteige. Obwohl ich den beliebten Gratweg schon kenne, empfinde ich ihn als kurzweilig und lohnend. Er ist so gut gesichert, dass er fast schon als (sehr leichter) Klettersteig durchgehen könnte.

Beim Rotsteinpass (2120 m) steige ich gleich in die abweisend aussehende Fliswand ein und das Kraxelvergnügen geht weiter. Die vielen Gleichgesinnten sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Aufstieg für einen rot-weiß markierten "Weg" ganz schön anspruchsvoll ist. Tolle Routenführung!

Für einen Moment überlege ich, dem Altmann noch eine Besuch abzustatten, aber ich kann mich dann doch nicht dazu motivieren. Das ist so eine Gewohnheit, dass ich einen Gipfel in der Regel nur genau ein Mal besteige. Mir gefällt es eben, Neues zu erkunden. Interessant finde ich, dass der Altmann (neuerdings?) als Alpinwanderweg ausgeschildert wird.
Jedenfalls gehe ich nach einer kurzen Pause bei P. 2334 in Richtung Nädliger. De Gipfel des Nädligers (P. 2321) liegt knapp neben dem Weg, ist schnell aber erreicht und nicht sonderlich beeindruckend. Danach folge ich den Markierungen ca. 30 Höhenmeter hinab in die Südflanke. "Warum geht der Weg nicht weiter am Grat?" frage ich mich und stehe wenig später vor einem schmalen, aber abschüssigen Schneefeld. Mist!
Drüber zu gehen ist mir zu heikel und der Grat interessiert  mich sowieso, also kraxele ich die Flanke rasch hoch zur Grathöhe und gehe dort nach Südwesten. Zuerst klappt das auch gut. Doch das Gelände wird schleichend ausgesetzter. Dort, wo es Felsen gibt, sind sie furchtbar brüchig. So habe ich mir das nicht vorgestellt! Also wieder runter und zwar so, dass ich hinter dem Schneefeld auf den Weg komme. Der Abstieg ist absoluter Murks, weil ich trotz aller Vorsicht immer wieder Steinschlag auslöse. Zum Glück benutzt gerade keiner den Weg. Ich bin froh, als ich heil dort ankomme - was für ein blöder Verhauer!

Egal, weiter geht es in Richtung Jöchli. Weiteren Schneeresten kann ich entweder ausweichen oder sie sind harmlos. Das Gelände wird zunehmend verkarstet und bietet einige unterhaltsame Kraxelstellen (I), die nicht ausgesetzt sind. Der Fels ist so scharfkantig, das man aufpassen muss, sich nicht die Hände aufzukratzen.
Zwischen Jöchliturm und Moor überquert die markierte Route einen wenig ausgeprägten Grat. Dort verlasse ich die Markierungen und wandere ohne Schwierigkeiten die paar Meter auf den Moor-Vorgipfel (2321 m). Obwohl der Hauptgipfel zum Greifen nah liegt, sind die letzten Meter nicht geschenkt. Warum dem Überhang nach links (nördlich) ausgewichen wird, versteht man erst direkt vor Ort. Dort ist es zwar ausgesetzt, aber ziemlich gut gestuft. Oben freue ich mich, den Moor-Hauptgipfel (2342 m) bestiegen zu haben. Ein wirklich schöner Berg in einer wilden, nicht so überlaufenen Ecke des Alpsteins! Ein Gipfelbuch kann ich leider in keinem der beiden Steinhaufen entdecken.

Der Abstieg vom Moor geht besser als befürchtet. Ziemlich bald treffe ich auch wieder auf die blau-weißen Markierungen, den ich nun steil in Richtung Wildhaus (bzw. Schafberg) folge. Wiederum darf manchmal gekraxelt werden und man sollte auch etwas darauf achten, die Markierungen nicht zu verlieren. Obwohl südseitig, liegen im Kessel unterhalb der schrofigen Steilflanke noch große Schneefelder. Ich habe Glück, dass es bereits einen aperen, wenn auch recht schuttigen Durchgang gibt. Bei der unscheinbaren Verzweigung P. 2068 nehme ich den direkten Abstieg zur Teselalp. Dieser Steig überwindet zuerst eine schrofige Karschwelle (nochmals knapp T4, darunter ein gutmütiges Schneefeld), bevor das Gelände abrupt sanfter und lieblicher wird. Auf den mäßig steilen Wiesen werden Ziegen gehalten. Erst bin ich etwas überrascht, dass dieses Gelände noch genutzt wird, obwohl es doch laut der Karte steil zur Teselalp abbricht? Vor Ort löst sich das Rätsel schnell aus - durch die Felswand führt eine Art Saumweg, der perfekt in Schuss ist und auch von den Tieren gut begangen werden kann.

Nach dem zügigen Abstieg in tiefere Gefilde macht sich langsam auch die Hitze bemerkbar. Zum Glück gibt es bei P. 1389 einen Brunnen, ab dem ich mich erfrischen kann. Klar, dass ich danach den schattigen Weg durch den Flürentobel nehme und nicht den Fahrweg zur Gamplütbahn. Im Tobel ist derzeit ein gewaltiges Netz gespannt. Nein, das hat nichts mit Spinnen zu tun, sondern schützt eine Baustelle mitten im Tobel - sicher eine Maßnahme zum Hochwasserschutz. Eine einzelne gesicherte Stufe im Bereich T3 "würzt" den Tobelweg. Ich ignoriere die Abzweigungen und stehe schließlich an der Talstation der Gamplütbahn, was dämlich ist, denn von dort fährt kein Bus und ich muss an der Straße bis nach Wildhaus laufen. Die Haltestelle "Dorf" verfehle ich mangels Ortskenntnis promt und gehe unmotiviert weiter, bis ich endlich wieder eine Haltestelle kommt ("Lisighaus"). Jede halbe Stunde fährt von dort ein Bus zum Ausgangspunkt in Nesslau-Neu St. Johann.


Gehzeiten & Schwierigkeiten

Säntis - Rotsteinpass - P. 2334: 1 h 30 min; T3+, die Fliswand kratzt schon am T4 (oder sehr leichter Klettersteig)
Rotsteinpass - Sattel zw. Moor & Jöchliturm: 1 h 15  min; T4 / I (Verhauer am Grat T5)
Sattel - Moor - Sattel: 30 min; wenige Meter T5 / II-, recht ausgesetzt
Sattel - P. 2068 - P. 1688 - P. 1389: 1 h 30 min; T4 / I, unterhalb von 1800 m T2
P. 1389 - Flürentobel - Wildhaus: 45 min; T2, kurze Stelle im Tobel T3

Fazit - unterwegs zwischen Trubel & Einsamkeit

Tourengänger: Bergmax


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