Gantrisch Süd als Saisonabschluss


Publiziert von Bergamotte , 25. November 2021 um 21:24.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:24 November 2021
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:22km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Weissenburg od. Parkplätze bei der Station
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Oberwil im Simmental od. Parkplätze bei der Station
Unterkunftmöglichkeiten:Alp Morgeten
Kartennummer:1206 / 1207 / 1226 / 1227

Jetzt geht er doch zu Ende, der goldene November 2021. Letzter Aufruf für Sommertouren also! Diese Gelegenheit konnte und wollte ich nicht verpassen. Mein Saisonabschluss sollte mich in den südlichen Gantrisch führen. Diese Seite ist weniger touristisch, es dominiert die Alpwirtschaft. Die grossen Gipfelnamen sucht man hier vergebens, dafür geniesst man tolle Blicke auf ebendiese. So konnte ich beispielsweise von der Schwidenegg die ganze Route meiner integralen Gantrisch-Durchquerung (*klick) Revue passieren lassen. Trotzdem, der einsame Ritt über allerhand Grate und Gipfel hat sich als durchaus lohnend erwiesen.

Kurz vor neun Uhr geht's los vom Bahnhof Weissenburg. Noch ist es eisig kalt. Zunächst bloss sanft ansteigend verläuft der Tobelweg oberhalb des Buuschebachs; es herrscht beinahe eine mystische Stimmung. Die quasi-Meditation findet ein urplötzliches Ende beim gnadenlosen Aufstieg über eine lange Abfolge von Treppen, Leitern und Stiegen. Die stattliche Hängebrücke über den Morgetebach lasse ich links liegen und verlasse somit bis auf weiteres das Wanderwegnetz. Steil die Alpweide hoch zum Strässchen und via Buschweideni zur Alphütte Mittelweid. Auf einem schwachen Pfad quere ich über den Haaggegrabe und bei der oberen Hütte verliert sich die Spur. Anstrengend die Schneise hoch (kurz T5 beim Felsband), um schliesslich den Kamm der Schwidenegg zu erreichen. Der Abstecher zum verwachsenen Haagge (1667m) interessiert vorab den Gipfelsammler. 

Die wild-luftige Überschreitung der Schwidenegg erweist sich hingegen als erstaunlich lohnend. Ja, auch hier regelmässig verwachsene Passagen, aber sie lassen sich immer kleinräumig umgehen. Das macht richtig Spass, weil äusserst abwechslungsreich. Einen Felsaufschwung überwinde ich möglichst direkt, man erreicht hier eine glatte T6/II, sonst deutlich einfacher. Nach zweieinhalb Stunden erreiche ich die Schwideneggflue (2007m), Zeit für eine erste Kurzpause. Das Panorama auf die Gantrisch-Hauptkette ist grossartig und ich schwelge in Erinnerungen an meine integrale Durchquerung letzten Juni.

Spontan entscheide ich mich für den kurzen Schlenker via Talmattespitz (2000m). Zuvor war ich in etwa dieser *Vorlage aus dem Jahr 2014 gefolgt. Anschliessend zügig via Schafbärgli nach Mittlist Morgete (1655m) runter. Die bekannte Alp mit Restaurant und Übernachtungsmöglichkeit befindet sich natürlich längst im Winterschlaf. Im Gegensatz zu Zaza wähle ich für den weiteren Zustieg Richtung Nase die Variante via Riprächte. Etwas eintönig und weitläufig, dafür spart man einige Höhenmeter. 

Der Aufstieg von Westen Richtung Nase (1931m) über eine breite Grasrampe ist vor Ort offensichtlich. Noch vor dem Sattel aber quere ich linkerhand ins Felsriff (II) und folge ihm kurz bis zum Gipfel. Für den Abstieg in den Sattel zunächst einige Meter weiter ostwärts und dann ein steiles Grascouloir (T5) runter. Im Weiterweg über den Nordgrat zum Hohmädli (2021m) gilt es mehrere Aufschwünge zu überschreiten: lohnend und anregend. In den kurzen Gegenabsteigen erreicht man kurz kurz die obere T5. Auf dem Gipfel stehe ich zum dritten Mal heute über 2000 Meter und geniesse den Blick Simmental abwärts aufs Nebelmeer. Zweite Pause heute vor dem Endspurt.

Es gibt von hier mehrere Möglichkeiten für die Rückkehr ins Tal. Entweder in Gipfelnähe direkt eines der Couloirs runter. Oder über den Ostgrat zuerst zur Waachliflüe und von dort in die Südflanke rein (s. Bericht von Felix). Oder - wie ich - über den Westgrat zur Lohegg (1853m). Der breite Gratrücken lässt sich unschwierig begehen. Starken Bewuchs umgeht man offensichtlich nordseitig, meist helfen aber Wildspuren. Im Pass treffe ich auf den Wanderweg und im Laufschritt geht's runter nach Oberwil (836m). Von den milden Temperaturen zuvor ist hier unten, trotz Sonne, nicht viel übriggeblieben. Wie ich im geheizten Wartesaal die Beine hochlege, macht sich eine tiefe Zufriedenheit breit - aber auch eine Spur Wehmut. Danke, 2021, für diese schöne Sommersaison!


Zeiten (kum)
1:45  Haagge
2:35  Schwideneggflue
3:00  Talmattespitz
4:00  Nase
4:20  Hohmädli
5:30  Oberwil i.S.

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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Kommentare (2)


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Thom72 hat gesagt:
Gesendet am 28. November 2021 um 20:38
Salut
Besten Dank für die inspirierende Tour, die nun definitiv auf meiner To-Do Liste für das 2022 steht. Bist du eigentlich auch bei Strava dabei wo man dir folgen kann? A liebe Gruess Thomas

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. November 2021 um 21:43
Danke, ein schönes Kompliment, wenn man Leute inspirieren kann.


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