Via Nasenlöcherroute und über das Öhrli auf den Säntis (2502 m)


Publiziert von Uli_CH , 25. September 2021 um 15:31.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:24 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-AR   CH-SG 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:15.6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von St. Gallen-Winkeln über Herisau und Urnäsch. Aus dem Toggenburg von Neu St. Johann. Abzweig zur Schwägalp nordöstlich der Passhöhe. Riesiger, kostenfreier Parkplatz mit mehreren Parkfeldern.
Kartennummer:http://map.geo.admin.ch/, 1:20'000 zum Selberdrucken. Swisstopo-App mit Offline-Karte.

Seit wann die Nasenlöcherroute auf meinem Radar ist, weiss ich gar nicht mehr. Auf jeden Fall war es eine gute Wahl für diesen schönsten Tag der Woche.

Ich starte bei herrlichem Spätsommerwetter am riesigen Parkplatz der Schwägalp und folge dem Wegweiser zur Chammhaldenhütte. Der Weg liegt noch im Schatten und das Gras ist vom Tau benetzt. Am nördlichsten Ausläufer der Chammhalden komme ich kurz in die Sonne, bevor mich der Schatten wieder verschluckt. Kurze Zeit später erhalte ich eine SMS der Swisscom: "Willkommen in Österreich!"

Nach knapp einer Stunde und gut vier Kilometern hat das Einlaufen auf grob gleicher Höhe ein Ende. Ein Wegweiser zeigt nach rechts eine steile Wiesenflanke hoch. Ich sehe an verschiedenen Stellen Gruppen von Berggängern. Anfangs geht es durch steile Grasflanken, bis ich den Absatz bei P. 1623 erreiche.

Jetzt geht es auf die Nasenlöcher zu. Der Weg quert unterhalb eines Felsbands nach rechts. Ich komme um die Ecke und die Nasenlöcher sind zum Greifen nah. Ich verzichte auf einen Augenschein vor Ort und klettere der Markierung folgend eine Rampe hoch. An deren Ende quert der Weg nach Osten, bevor ich zur Schlüsselstelle komme: eine versicherte Kletterstelle, die aber trotzdem den Einsatz von Händen, Füssen und Köpfchen verlangt (I-II). Ein paar Meter weiter kommt noch einmal ein versicherter Aufschwung, dann liegen die Schwierigkeiten hinter mir.

Ich komme in die Sonne und in ein Kar, das zur Hinteren Öhrligrueb ansteigt. Teilweise gibt es noch Versicherungen, aber nichts Wildes mehr. Ich erreiche die 
Hintere Öhrligrueb und steige, wo der Wanderweg nach Süden abbiegt, weglos zum P. 2117 hoch.

Hier führt ein unmarkierter Weg im Zickzack auf ein Felsband, einen Ausläufer des Öhrlis zu. Hinter dem Felsband geht es auf Gras weiter direkt bis zum felsigen Gipfelaufbau des Öhrlis. In leichtester Kletterei bezwinge ich drei Rinnen (links, rechts, links) und stehe zu meiner Überraschung schon auf dem Gipfelgrat. Für den Anstieg habe ich gut drei Stunden benötigt. Das Öhrli wird nicht so oft besucht. Der letzte Eintrag stammt von vorgestern von Nik Brückner (ja, der mit den Hamsterbacken).

Ein kalter Wind beeinträchtigt meinen Genuss der Gipfelrast und so setze ich mich in Richtung Höchniderisattel in Bewegung. Bergab nehme ich die gleichen Rinnen, aber es wären wohl auch andere Routen möglich. Rückblickend sehe ich später einen weiteren Berggänger, der die Kehren zum Öhrli unter die Füsse nimmt.

Jetzt habe ich den Säntis im Blickfeld. Die Wegführung ist etwas mühsam. Teilweise geht es über Schrattenkalk, an Dolinen vorbei, teilweise über ganz feinen Sand. Schliesslich geht es ansteigend Richtung Hüenerbergsattel, der etwas unterhalb gequert wird. Hier wurde der Weg im Fels vor einiger Zeit neu angelegt und versichert. Vom alten Weg zeugen noch zahlreiche Markierungen und Punkte einige Höhenmeter tiefer.

Ich erreiche die Reste des Blau Schnees, quere ihn und steige steil den versicherten Steig zum Girensattel hoch. Jetzt geht es 
 mit Drahtseil versichert – westlich des Grats entlang und hinab in die Blauschnee-Lücke (der Ausstieg ist gesperrt). Letzte Bastion des Widerstands ist die Himmelsleiter, die aber zahlreiche Ausweichmöglichkeiten für Überholer und Entgegenkommende bereithält.

Ich betrete Säntis City durch einen Stollen und stehe unvermittelt vor einem Lift, der im 5. Stock die Gipfelplattform verheisst. Ich schummle also und spare 15 Höhenmeter an Muskelkraft. Zwei Stunden nach dem Abmarsch beim Öhrli geniesse ich das Gipfelpanorama des Säntis.

Bergsteigen hat für mich auch einen sportlichen Aspekt und daher nehme ich nicht die Kabinenbahn ins Tal sondern klettere die Himmelsleiter wieder runter und nehme am Girensattel den Weg Richtung Gasthaus Tierwis. Auch hier sind beim Abstieg einige Stellen versichert, aber unproblematisch. Ich komme in der Nähe der Stütze 2 vorbei und umgehe den Grauchopf südlich. Dieser hat den Namen vom farbgebenden Schrattenkalk und so sind manche Wegpassagen etwas mühsam.

Beim Gasthaus Tierwis angekommen trennen mich immer noch über 700 Höhenmeter von meinem Auto, aber auch diese bringe ich schliesslich hinter mich und erreiche nach 2:45 Std. den Ausgangspunkt.

Es war eine erlebnisreiche Tour bei schönstem Spätsommerwetter. Obwohl einige grössere Gruppen unterwegs waren, hielt sich der Andrang in Grenzen. Mich erstaunte eher, wie viele Berggänger über die Nasenlöcherroute an- und auch abstiegen.


Orientierung: Einfach, Wanderwege durchgehend markiert und ausgeschildert. Aufstieg zum Öhrli: recht einfach, Wegspuren bis zum Beginn des felsigen Gipfelkopfs, dort leicht durch Rinnen bzw. Kamine, Kletterspuren.

Ausrüstung: Alpinwanderausrüstung, inkl. fester Bergschuhe mit rutschfesten Sohlen, Teleskopstöcke. Kletterhandschuhe für die versicherten Stellen. Den mitgenommenen Kletterhelm habe ich am Öhrli nicht benötigt.

Führer:
  • David Coulin / Fabian Lippuner, Alpinwandern / Gipfelziele Ostschweiz, SAC-Verlag, 2012, Tour 3 (T4+, I)
  • Eugen E. Hüsler / Daniel Anker, Wandern vertikal, AT-Verlag, 2004

Variante: Vom Säntis mit der Seilbahn ins Tal schweben.

(Dies ist ein Tourenbericht. Es handelt sich daher um meine persönlichen Gehzeiten und meine subjektive Einschätzung der Schwierigkeit ohne Anspruch auf Objektivität. Jeder, der diesen Tourenbericht als Basis für eine eigene Unternehmung verwendet, ist persönlich für seine eigene Sicherheit verantwortlich.)

Tourengänger: Uli_CH


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