Schratte mit Schi...


Publiziert von lorenzo , 8. Februar 2021 um 12:01.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Emmental
Tour Datum: 6 Februar 2021
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: Schrattenflue-Gruppe   CH-LU   CH-BE 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1540 m
Abstieg: 1445 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Kemmeriboden
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Sörenberg, Hirsegg
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Landgasthof Kemmeribodenbad
Kartennummer:LK 1189 Sörenberg; Skirouten Swisstopo; W. Auf der Maur, Alpine Skitouren Zentralschweiz-Tessin, SAC 2002

Wie im Sommer und Herbst so auch im Winter...mit einigen Abstrichen zu Beginn (Achs, Schibegütsch SE-Grat) und am Ende (Hächlezähnd, Strick, Tälle, Bärsilichopf) schien das Vorhaben einer Überschreitung der Schratteflue mit Ski machbar zu sein. Und villeicht würde ja auch der angekündigte Saharastaub noch etwas nachhelfen...Bedenken hatte ich v.a. wegen vom SLF angekündigten Gleitschneelawinen. Bei der Anfahrt durch das Schonbachtal und Bumbach konnte ich aber sehen, dass an der Schratteflue WNW- und der Hohgant N-Flanke schon zahlreiche Nassschneelawinen abgegangen waren, und beim Aufstieg zum Schibegütsch und in der Folge erwies sich die durchfeuchtete Schneedecke als stabil und tragfähig. Nach einer ersten Abfahrt über dessen griffige ENE-Flanke und einem kombinierten Intermezzo am Grathöcker 1991 wartete als Pièce de résistance das Türstehäuptli, das mir auch ohne den zwar zwischendurch stark blasenden (zum Glück nicht so stark wie bei der Monte Rosa Hütte, wo 167km/h gemessen wurden...), aber durchaus erträglichen Föhn schon zum Voraus einiges Kopfweh verursacht hatte. Es liess sich jedoch trotz einiger vereister Tritte auch mit Skischuhen und quer aufgeschnallten Ski, die wie eine Balancierstange wirkten, gut ersteigen und überschreiten.

Und schon ging der Hochseilakt über den von 
zahlreichen Buckeln gespickten Schrattegrat zwischen Marbach und Sörenberg weiter zum Hängst. Diesmal war das sonst in alle Richtungen traumhafte Fernpanorama wegen dem Saharastaub zwar etwas diffus und vergilbt, wirkte dafür aber umso mythischer und erinnerte an Fotoalben längst vergangener Zeiten. Die zweite Abfahrt über die ebenfalls noch griffige Hängst E-Flanke führte mich hinunter zum Heideloch. Die drei Scharten im Hächle SW-Grat und zwischen Haupt- und NE-Gipfel liessen sich mit Ski oder zu Fuss gut passieren. Auch die dritte Abfahrt über die E-Flanke belohnte mich bis unter den Turm mit einer griffigen Schneeoberfläche, dann musste ich mit zunehmend nassem und schwerem Beinbruchschnee kämpfen. Nach einer erholsamen Pause bei den Bodenhütten ging das Ringen mit dem Nassbeton erwartungsgemäss noch etwas weiter, auch musste ich als letztes Hindernis noch einen unerbittlich hohen vierreihigen Stacheldraht zuoberst am untersten Hang übersteigen, ohne mir die Skihose zu zerreissen - ein veritables Kunststück  -, bevor ich endlich und wohl sichtlich erleichtert die Hirseggbrücke über einen Seitenbach der Waldemme hin zur Postautohaltestelle überschreiten durfte.

Schibegütsch

Aufstieg ENE-Flanke: von der Kemmeribodenbrücke (975m) gelben Markierungen folgend auf dem Fahrweg über Unterhirschwängiberg (1108m) nach Schneebergli (1218m) und auf der Alpstrasse bis zur Abzweigung 1242. Dem weiss-rot markierten Bergweg entlang über Unter- (1378m) und Oberimbergli zum Sattel 1762 und weiter bis unter die ENE-Flanke. Über diese in einer S-Schlaufe (30 Grad) und zuletzt über den ESE-Grat auf den Schibegütsch (2036m), 2h 15min, WS+.

Abfahrt N-Grat: vom Gipfel in der ENE-Flanke entlang dem N-Grat (bis 35 Grad) zum Sattel ca. 1970m, 15min, ZS-.

Türstehäuptli-Hängst
Aufstieg SSW-Grat: vom Sattel ca. 1970m dem Grat folgend mit Ski und zu Fuss über P. 1991 (ausgesetzt, Aufstieg I, Abstieg II) und leicht abfahrend zur Abzweigung 1977. Wiederaufstieg mit Ski unter das Türstehäuptli: zu Fuss auf einem Felsband schräg ansteigend nach E und durch eine Schrofenrinne (beides ausgesetzt, II) zum Gipfel (2031m, Steinmann, Gipfelbuch), 30min. Über den Gipfelfirst (ausgesetzt, Vorsicht wegen Wächten) nach N, durch eine Rinne (I) hinab und wieder mit Ski weiter zum Sattel ca. 2015. Nun mit Ski dem Grat folgend über alle Kuppen, dabei einige tiefere Scharten und die Abzweigungen bei P. 2033 und zwischen P. 2071 und P. 2052 passierend, auf den Hängst (2092m, Kreuz), 1h, insgesamt 1h 30min, WS+. Alternativ kann dem weiss-rot markierten Bergweg gefolgt werden, wobei P. 1991 E und das Türstehäuptli E oder W umgangen werden, insgesamt ca. 1h, WS-.

Abfahrt E-Flanke: vom Haupt- oder NNE-Gipfel über die E-Flanke (bis 30 Grad) entlang dem weiss-rot markierten Bergweg bis ca. 1900m W vom Heideloch, 15min, WS.

Hächle
Aufstieg SW-Grat: von ca. 1900m W des Heidelochs mit Ski nach NE (30 Grad) zum SW-Grat und über diesen, die Tierweid (2030m) und 2 Scharten passierend (die 1. ev. mit Ski, die 2. zu Fuss, I) auf die Hächle (2091m, Kreuz), 45min, WS.

Abfahrt E-Flanke: nach NE zu Fuss (Stelle I) in eine Scharte hinab und wieder hinauf auf den NE-Gipfel (2088m). Wieder mit Ski über die E-Flanke (bis 35 Grad) zur Abzweigung 1815 E vom Turm (1921m) und dem weiss-rot markierten Bergweg folgend zu den Bodenhütten (1436m). Nach SE S vom Bach zur Alpstrasse und dieser entlang (Abkürzungen möglich) über Kaiserschwand und Neuhüttli (1173m) nach Hirsegg und über die Brücke zur Postautohaltestelle (1071m), 1h-1h 30min, ZS-.

Insgesamt 5h 30min-6h 30min.

Verhältnisse: bei kammnah starkem Föhn und Saharastaub dunstig und mild. Nach den Regenfällen bis 2000m zuunterst z.T. aper, sonst unten 5-30cm Nassschnee, oben bis über 1m durchfeuchteter Schnee, morgens oberhalb ca. 1200m, vor- und nachmittags oberhalb ca. 1800m angefroren. Trotz SLF-Stufe 3 war die Schneedecke auf der E-Seite der Schratteflue kompakt und tragfähig, während auf ihrer W-Seite die grossen Nassschneelawinen grösstenteils schon abgegangen waren. Bis zum Schibegütsch grösstenteils, Fuss-, Schneeschuh- und Skispuren, am Hängst Aufstiegs- und Abfahrtsspuren, ab der Hächle Fuss-, und Abfahrtsspuren.

Material: Leichtpickel zu üblicher Skitourenausrüstung.

Fahrplan: 9.15 Kemmeribodenbad, 11.30 Schibegüsch, 12.15 Türstehäuptli, 13.15 Hängst, 14.15 Hächle, 15.45 Hirsegg.

Tourengänger: lorenzo


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Kommentare (2)


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Bergamotte hat gesagt:
Gesendet am 26. Februar 2021 um 11:07
Ein sehr schönes Projekt, welches ich ebenfalls seit Jahren vor mir herschiebe (eher in umgekehrter Richtung). Heuer sollte es eigentlich soweit sein, aber zunächst ging's dann (leider) an die Rossflue, von wo ich mit gebrochenem Arm zurückkam. Dann halt nächstes Jahr.
Hast Du den Strick ganz bewusst nicht mitgenommen oder fehlte zuletzt die Lust? Klar, unten rum (so hätte zumindest ich es gemacht) wären es nochmals 500Hm extra.

lorenzo hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. Februar 2021 um 12:33
Hallo Bergamotte

für Deinen gebrochenen Arm wünsche ich Dir die nötige Geduld und gute Genesung!

Den Strick habe ich v.a. wegen der Lawinen- und Schneesituation ausgelassen. Sonst würde ich wohl versuchen, ihn auf dem Sommerweg zu überschreiten mit Abfahrt nach Flühli.

Herzliche Grüsse

lorenzo


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