Jegihorn 3206m über Klettersteig von Hohsaas


Publiziert von alpensucht , 10. Dezember 2020 um 22:29.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 5 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3 (ZS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 1650 m
Strecke:Hohsaas-SW-Rippe-Einstieg-Gipfel-Kreuzboden 5km

Kleine Trainingstour auf überlaufenen Gipfel

Vor wenigen Tagen waren wir noch auf Sektionstour am Ortler und haben uns dann ziemlich kurzfristig zusammen getan. Unser Professor übernachtet lieber standesgemäß im fast leeren Europahotel in Saas Fee. Wir halten es schlicht und nächtigen am schönen Campingplatz am Kapellenweg. Über die inklusive Gondelfahrt sind wir natürlich begeistert und fahren am Vortag also komplett hinauf auf Hohsaas. Dieses Haus wird bekanntlich gut geführt und man begegnet uns ausgesucht freundlich. Auch hier ist gar nicht mal so viel los. Viele fahren einfach aus dem Tal morgens auf und gehen dann ihre Tour auf das (oder den?) Weissmies oder Lagginhorn.

Bevor wir uns einem der größeren Gipfel widmen, sehen wir natürlich zu, dass wir als Gruppe etwas zusammen finden und diejenigen sich akklimatisieren können, die aus dem Flachland angereist sind. Wir - das sind Gregor und Frank, zwei ältere Bergfreunde vom Alpenverein und Helmut, Philipp und ich. Wir drei sind schon super akklimatisiert. 
Dennoch nehmen wir uns am Vortag zunächst eine kleine Testrunde vor über einen recht anspruchsvollen Verbindungsweg über die Südwestrippe vom Lagginhorn hinweg zum Laggingletscher (Wegspuren, Stellen mit Fixseil und Steighilfen, T5 und I) und über das Vorfeld hinab bis Kreuzboden. Dabei wurde uns schon im ersten Abschnitt ganz schnell klar, dass wir drei und die anderen beiden im Gelände so dermaßen unterschiedlich schnell und sicher sind, dass wir uns wenig Hoffnung auf gemeinsame Touren auf die 4000er machen.

Zugang zum Enstieg von Hohsaas  T5, I, 100Hm auf, 450Hm ab, 1h 15min
So geben wir uns noch eine weitere Chance und nehmen das Jegihorn in Angriff. Um 9:10 Uhr starten wir erst am Berghaus Hohsaas, gehen gemütlich den breiten Weg hinab Richtung Hohlaubgletscher. Wir nehmen exakt die gleiche Route wie am Vortag über die Südwestrippe am Lagginhorn Südgrat.
Schon davon den richtigen Einstieg zu finden ist nicht so leicht. Man muss das dünne Fixseil finden. Das Finden der besten Route stellt sich hier auch als anspruchsvoll heraus, jedoch ist das Gelände meist max. II, wenn man sich versteigt, ansonsten I.
Dahinter gelangt man schnell auf den heuer noch schneebedeckten Laggingletscher, den wir schnell nach links hinab verlassen. Eine größere Gruppe junger Männer kommt gerade auf teils wackligen Beinen vom Lagginhorn Normalweg zurück. Wir suchen unterhalb des Firns den besten Weg durch Gletscherschliff und Schutt bis zum großen Biwakplatz am Klettergarten auf etwa 2900m. Hier steht auch ein Zelt.
Dahinter ersteigen wir die linke Seitenmoräne vom Tälligletscher bis zu der Stelle, wo die Route zum Klettersteig-Einstieg nach links abzweigt. Zunächst warten wir noch längere Zeit auf der Moräne auf Frank und Gregor, gehen nur langsam hinab bis zum Einstieg und verständigen uns nach fast einer Stunde über Handy, dass wir jetzt einsteigen würden und nicht länger warten wollen.

Im Klettersteig    ZS, 300Hm auf, 2h
Kurz vor 11 Uhr steigen wir also endlich ein und kommen ordentlich voran. So richtige Klettersteigfans sind wir ja alle nicht, doch zum Alpinklettern haben wir keine Ausrüstung mit hinauf genommen. Jedenfalls kann man die Beliebtheit des Steigs gut nachvollziehen - schön ausgesetzt und so gebaut, dass man meistens auch Fels in die Hand nehmen kann und nicht nur am Seil turnen muss.
Nach vielleicht einem Drittel sitzt ein junger Mann mit seiner zitternden Freundin auf einem Absatz. Wir bieten Hilfe an, die er jedoch ablehnt. Es kann im KS nicht schaden mit unsicheren Begleitern ein 30m Seil für den Notfall dabei zu haben! Oben, wo der Steig sich gabelt, nehmen wir den klassischen Weg. Ich bin wahrlich kein Freund von solchen Seilbrücken und die Routenführung ist bei dem alten Abschnitt logischer und nicht einfach am glattesten und steilsten Wandteil reingebohrt. Oben geht's durchaus auch abseits der Seilpiste schön durch das Blockwerk bis zum gut besuchten Gipfel. Den erreichen wir etwa um 12:45 Uhr bei stahlblauem Himmel.

Abstieg Normalweg bis Kreuzboden    T4, I, 900Hm ab, 2h
Nach 45min begeben wir uns auf den Abstiegsweg, der gut in beide Richtungen frequentiert ist. Vor uns steigt eine Familie länger ab. Die Leichtfüßigkeit der beiden Kinder in dem anspruchsvollen Gelände ist eine wahre Freude! Bald kommen uns Frank und Gregor entgegen, die sich zur Sicherheit für den Normalweg entschieden haben. Auch sie besuchen noch den Gipfel in ihrem Tempo. Kurz bevor unsere Route auf den Wanderweg zum Kreuzboden trifft, sehen wir einen großen Mehrtagerucksack einfach im Gelände herum liegen. Wirkt irgendwie so in aller Eile hingeworfen. Wir hoffen nichts schlimmes. Etwas später in immer größerer Hitze treffen wir auf die pausierenden welscher Alpinkletterer, für die wir am Gipfel Fotos geschossen haben. Sie laden uns auf ein kühles Bier und wallisischen Schinken ein. Welcher Luxus mit perfektem Timing! Ganz herzlichen Dank nochmal an dieser Stelle!!!

Später brettern sie mit ihren Bikes an uns vorbei ins Tal. 15:30 Uhr. Uns bleibt noch das kühle Nass beim Kreuzboden und ein schattiges Plätzchen im Gras.

Spätestens jetzt schmieden wir zu dritt konkrete Pläne für den Folgetag. Es soll auf's Lagginhorn gehen über die Südwestrippe und den Südgrat. Davon berichtet die nächste Alpensucht-Ausgabe.

Tourengänger: alpensucht


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Kommentare (2)


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Alpenorni hat gesagt:
Gesendet am 11. Dezember 2020 um 08:25
Hallo,
der Normalweg hat nix mit T5/II zu tun.
Wird von allen Autoren mit T4 bewertet.
Grüße
Martin (ich war schon 1981, und dann vor 2 Jahren oben ;-) )

alpensucht hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. Dezember 2020 um 09:36
Danke für deinen Hinweis. Da hat mich meine Erinnerung getrügt. Ist geändert. Grüße


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