Auf Abwegen im Wasgau


Publiziert von F3ttmull , 26. November 2023 um 21:36. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:18 November 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 520 m
Abstieg: 520 m
Strecke:ca. 19 km +-
Zufahrt zum Ausgangspunkt:MIV, mit Öffentlichen etwas aufwendiger

Vorab, ab 2025 wird es interessant. Laut https://www.heise.de/news/Komoot-Paragraf-und-die-Novellierung-des-Bundeswaldgesetzes-9535062.html soll es nicht mehr möglich sein, ohne Erlaubnis des Waldbesitzers eine Tourenbeschreibung abseits des offiziellen Wegenetzes zu erstellen. So werden wahrscheinlich etliche Tourenberichte auf hikr nichtig, da sie gegen den Paragrafen verstoßen. Es wird an einem Entwurf gearbeitet, aber bis 2025 kann noch einiges passieren, also weiter im Text.


Auf Abwegen bin ich dank meines Tourenpartners @Nikbrueckn gekommen, der mir schöne Pfade gezeigt hat, die so nicht auf den OpenStreetMaps eingetragen waren. Aber eigentlich nur 10% der Gesamtstrecke, die restlichen Kilometer sind wir nach meiner Komoot-Planung gelaufen. Somit dient der Titel nur der Aufmerksamkeit oder wie es so schön auf neudeutsch heißt als "Bait".

Start der Tour war gegen 10 Uhr auf dem Wanderparkplatz zwischen Busenberg und Schindhard. Gleich an der Einfahrt zum Wanderparkplatz führt ein kleiner, unmarkierter Steig in den Wald. Es geht hinauf zum eindrucksvollen Strackfelsen. An diesem langgezogene Felsriff stiegen wir nun hinauf. Der Steig ist nicht immer gut zu sehen, man bleibt einfach auf der Südseite des Felsens, und folgt weiter oben dem immer noch felsigen Bergrücken. Oben angekommen, wandten wir uns nach links, und folgten Trittspuren zum nördlich gelegenen Eckfelsen. An diesem beeindruckenden Felsturm stiegen wir nun wieder hinunter, zuletzt links haltend, in einen Tobel hinein.

An einer kleinen Lichtung erreichten wir einen breiten Waldweg, dem wir nun nach rechts folgten. Er führt um den Berg herum und verwandelt sich zuletzt in einen schmaleren Pfad.
Im Zickzack dann rauf auf das Eichelsbergtürmchen, wo Nik bisschen seine Kletterfähigkeiten zur Schau stellen musste und diverse Felsspalten auf ihre Durchmesser inspiziert hatte. Er kam noch gut durch, also passt!
Weiter Richtung Haukenberg und Eichelturm vorbei an bizzaren Felstürmen auf für Pfälzerwald-Verhältnisse typische Wegformen, wildromantisch und doch nie schwer zu begehen. Heute war der Weg noch etwas feucht aufgrund der letzten Regenfälle, aber ging ganz gut trotz nassem Laub und teils rutschigen Wurzeln.
Der Vorteil der feuchten Umgebung hat natürlich das Pilzwachstum im Wald begünstigt und wir fanden am Wegesrand teilweise schöne Oschis von Parasolpilzen oder Austerpilzen. Man hätte einen großen Pilzkorb damit füllen und sich Schnitzel für mind. 7 Tage zubereiten können. Aber heute waren wir nicht auf Schwammerljagd, sondern eher auf der Hut, da das Sonnenlicht bereits gegen 17 Uhr zu verschwinden droht, dazu später mehr.

Unser nächster Pfad folgt hinauf auf den Buhlsteingrat über ein paar steile Serpentinen. Oben angelangt entschädigt dann der Berg mit tollen Felsen für die Mühen. Wer einen Blick für so etwas hat, kann eine leicht ersteigbare Rinne entdecken. An der kann Nik nie vorbeigehen, aber leider ist es dieses Mal einfach zu nass.

Am südlichen Ende des Buhlsteins wartet eine letzte Aussichtskanzel auf uns: Der Buhlsteinpfeiler.
Danach ging es wieder etwas steil hinunter Richtung Bundesstraße 427, die seit gefühlten Ewigkeiten gesperrt ist und man den Umweg über Niederschlettenbach fahren muss. Da Nik mit seinen NW-Stöcken eine gewisse Anziehungskraft auf Hunde hat, wurde sogleich Sabine aktiv und griff in Richtung Stöcke an. Ich durfte auch eine gewisse Nahkampferfahrung erleben und versuchte Abstand zu gewinnen. Zum Glück hat sich die Hündin von der Halterin beruhigen lassen und ließ von uns ab.

Als wir kurz vor dem Abzweig nach rechts Richtung Heidenturm gehen wollten, wollte Madama partout nicht aus dem Weg gehen, sie hatte wohl andere Pläne. Sie scheint uns gefolgt zu sein und hat uns davor noch überholt. Nach mehrmaligem Gutzureden seitens der Halterin hat sich Sabine doch umentschieden und uns vorbeigelassen. Die Hundedame hatte heute wohl ihre Punkpunktpunkt :D

Wir erreichten sodann die Felsbastion des Heidenpfeilers. Hier hat man schon die erste schöne Aussicht. Leider war es bei unserer Begehung trübe,aber wer bei schönem Wetter hierherkommt, der hat richtig schönes Wetter hier!

Es geht nun über den Heidenberg.

Wer sich über die Trümmer wundert, die hier herumliegen, die stammen aus dem zweiten Weltkrieg. Damals wurde hier ein Artilleriebunker angelegt und später, am 18. 6. 1948 auf Veranlassung des Haut-Commissionariat de la République francaise en Allemagne gesprengt. Ähnliche Stollen findet man immer wieder mal im Pfälzer Wald.

Nächste Station ist der Buchkammerfels, der die westlichste Bastion des Heidenbergs bildet. Er ist durch einen künstlichen Quergraben mit Stufen, durch den heute der Wanderweg führt, vom Rest des Bergs abgesetzt.

Hier lohnt es sich unbedingt, ganz nach Westen vorzulaufen. Aber nicht auspsychen! Es gilt, einen Spalt zu überspringen, und weiter vorn gibt es ausgesetzte Kletterei (UIAA II) zu bewältigen. Ungesichert ist das nichts für zarte Gemüter.

Nun wieder zurück zu dem Spalt und aus diesem nordseitig vom Felsen runter. Es geht nun nach links (Westen) bergab. Weiter unten gelangt man zu den dem Felsenriff seinen Namen gebenden Buchkammern, die auch Heidenkammern genannt werden.

In der Felswand sind in etwa 7,5 Metern Höhe vier Felsenkammern ausgehauen worden. Über diese Kammern ist viel spekuliert worden: Stammen sie aus der gallorömischen Zeit? Waren sie der Vorläufer der Burg Drachenfels ganz in der Nähe? Dienten sie den Burginsassen vielleicht als Verlies? Oder gar als Schatzkammer? Dienten sie der Bevölkerung als Fliehburg? Geschichten gibt es viele...

Man kann die Kammern besichtigen, allerdings ist das mit ausgesetzter Kletterei im I. Grad verbunden. Gleich der Einstieg ist die schwierigste Stelle, darüber ist es ausgesetzt, aber einfacher: Es geht mit Hilfe guter Griffe eine leicht überhängende, aber niedrige Stufe hinauf, oben nach rechts, und dann schräg nach links zum Eingang hinauf/hinüber, der sich auf einem Felsabsatz befindet.

Beim Klettern wird klar, dass der ursprüngliche Zugang über eine einziehbare Holzleiter erfolgt sein muss. Am östlichen Ende des Felsabsatzes finden sich noch die zu diesem Zweck in den Fels gearbeiteten Auflagen. Der Eingang führt in vier niedrige Kammern, jede in etwa 3, 4 m² groß. Sie sind über schmale Durchgänge verbunden, teils bogenförmig, teils kreuzförmig. Drei der Kammern haben insgesamt fünf kleine Fenster, durch die man die Umgebung allerdings kaum überschauen kann. In den Fels wurden - wohl in jüngerer Zeit - Figuren (gleich links am Eingang ein Schmetterling), Buchstaben und Runen eingeritzt. Teilweise sind diese mit gelber Kreide markiert.

Eine einst in der ersten Kammer vorhandene Jahreszahl wurde als 1678, 1674 und 1617 gelesen. Die richtige Lesung ist nicht mehr zu klären.

Die Kammern haben einst vermutlich als eins der drei Gefängnisse der Burg Drachenfels gedient. Auch als Versteck in Kriegszeiten wurde sie wahrscheinlich genutzt, für Menschen aus der unmittelbaren Umgebung, und den wertvollen Teil ihres Hab und Guts. Als Vorburg oder auch nur Beobachtungsposten der Burg Drachenfels machen die Kammern jedoch keinen Sinn: Die Fenster sind zum Beobachten zu klein, und im Notfall wäre die Anlage nur passiv zu verteidigen gewesen.

Eine Burgstelle auf dem Felsplateau oberhalb der Kammern wurde vermutet, die Vermutung konnte aber verworfen werden. Es finden sich zwar zahlreiche (Balken?)Löcher auf dem Plateau, die meisten im schwer zu erreichenden (II, recht ausgesetzt) vordersten Abschnitt, diese ergeben aber keinen vernünftigen Grundriss. Ein künstlicher Quergraben mit Stufen, durch den heute der Wanderweg führt, weist eine viel zu geringe Tiefe auf, um als Halsgraben gedient zu haben.


Der Abstieg erfolgt nordwestlich des Buchkammerfels. Dort gibt es ein weiteres Schmuckstück, etwas versteckt unterhalb des Felsen findet man eine Gravur eines Schlüssels, das wohl auf den Schlüsselfels zielt, der jedoch am Heidenpfeiler innewohnt. Aber so ganz genau kennt man die Geschichte dahinter dann doch nicht.

Unten angekommen geht's wieder auffi zur Burgruine Drachenfels, einer der vielen Felsenburgen hier in der Gegend zwischen Südpfalz und Vogesen. Diese Burgen wurden zum Teil in den Fels gehauen, und nur zum Teil aus Stein erbaut, und haben so ihren ganz eigenen, kernigen Charakter.

Die Burg steht auf dem gleichnamigen 150 m langen Sandsteinfelsen. Der höchstgelegene Teil des Felsens wurde zum Bergfried ausgebaut. In den Fels geschlagene Kammern, Balkenlöcher und Abarbeitungen belegen, dass er einst fast komplett von Fachwerk- oder Steingebäuden umgeben war. Von der Unterburg und der Toranlage ist dagegen wesentlich mehr Bausubstanz erhalten.

Urkundliche Nachrichten oder archäologische Funde aus der Zeit vor der Mitte des 13. Jahrhunderts fehlen. Die Burg stammt also vermutlich aus dieser Zeit. 1335 kam es zu Streitigkeiten mit der Stadt Straßburg. In dieser Zeit wurde die Burg Drachenfels belagert und teilweise zerstört, so dass die Burgherren gezwungen waren, ab 1344 immer wieder Teile der Burg zu verkaufen. Die Burg wurde während einer kriegerischen Auseinandersetzung belagert und am 10. Mai 1523 endgültig zerstört.


Wir machten noch einen kurzen Abstecher hinauf zum Bruchweiler Geierstein und gingen den gleichen Weg wieder zurück bis zur Wegegabelung nahe des netten, kleinen Geiersteinbaches.

Im weiten Tal wendet sich der Weg nach links, es geht hinüber zum Wald und hinauf zum Sprinzelfelsen. Der lohnt sich ob seiner schönen Aussicht als Pausenplatz, immerhin ist hier fast die Hälfte der Strecke zurückgelegt.

Das Tolle am Sprinzelfelsen: Es geht nicht nur oben rauf, es geht auch drunter durch. Der Sprinzelfelsen wartet nämlich mit einem Felsentor auf.

Man bleibt dann weiterhin auf dem Berg und wandert nun nach Norden zu einem weiteren Aussichtspunkt an der Dickenbergwand . Danach führt der markierte Wanderweg hinunter zur Bundesstraße 427, die man schnell überquert.

Hier hat man kurz einen schönen Blick hinüber zu den drei Dahner Felsenburgen. Des Weiteren kann man sein Auto auch alternativ hier abstellen, obwohl in den OpenStreetMaps kein Parkplatz eingetragen ist. Hier hat man den Vorteil, dass das Auto noch Sonne abbekommt. An kalten Wintertagen wohl ein besserer Stellplatz als der Wanderparkplatz Busenberg/Schindhard.

Hier sind wir dann zum letzten Mal vom Weg abgewichen. Anstatt der Markierung südlich der Felsen zu folgen, sind wir zum Massiv des Eilöchels hinaufgestiegen.

Wer auf einen der Felsen steigen will, macht das am Besten von einem großen Durchlass aus, hier ist die Westkante des östlichen Felsens problemlos zu erklimmen (I). Leider wars einfach zu feucht, als wir da waren.

Weglos geht östlich weiter kurz durch Dornengestrüpp auf einer Waldschneise und schon ist man quasi am Wanderparkplatz Busenberg/Schindhard nach Überqueren der Kreisstraße 85. Gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit das Rennen gegen die Dunkelheit gewonnen, um 17 Uhr standen wir wieder vor unseren orangen Asphalthobeln.

@Nikbrueckn War eine schöne Wanderung mit dir, zwar ohne große Schwierigkeiten, aber die können wir in den Bergen nachholen. Allgäuer oder Lechtaler rufen nächstes Jahr bei Gelegenheit ;)

@F3ttmull: Ja, war eine tolle Tour! Danke für's Aussuchen. Hätt ein erfahrener Pfalzwanderer nicht besser machen können. Und für's Mitnehmen. Beim nächsten Mal ist es bestimmt trockener - oder einfach alpiner. ;o}

Tourengänger: Nik Brückner, F3ttmull


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