Breithorn (2504m) - 4-Tages-Durchquerung des Steinernen Meeres


Publiziert von Fabse_94 , 23. März 2021 um 20:47.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:15 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A   A-S 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 3160 m
Abstieg: 3160 m
Strecke:41,2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Berchtesgaden nach Schönau am Königssee; großer, kostenpflichtiger Parkplatz kurz vor dem See
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem Boot via St. Bartholomä nach Salet. Die Überfahrt dauert ca. eine dreiviertel Stunde
Unterkunftmöglichkeiten:Kärlinger Haus, Riemannhaus, Wasseralm
Kartennummer:AV-Karte 10/1 Steinernes Meer

1. Tag: Königssee - Sagerecksteig - Grüner See - Kärlinger Haus - Riemannhaus:
(13,3 km; 7:30 h; Höhenmeter Aufstieg 1810 Hm, Abstieg 240 Hm)
Nachdem wir mit dem Boot nach Salet übergesetzt hatten - freilich nicht ohne Trompeten-Echo an der gleichnamigen Wand, das als wohl nicht unerhebliche Nebeneinkunft für die Mitarbeiter der Königssee-Schifffahrt dient, miterleben zu dürfen - starteten wir gegen halb 12 und bei Bewölkung unsere Mehrtagestour, die uns ins Zentrum der Berchtesgadener Alpen führen sollte. Als Tagesziel hatten wir das ferne Riemannhaus ausgewählt, dass wir über den Sagerecksteig sowie das Kärlinger Haus gewinnen wollten. Beim Einstieg in die Sagereckwand fing es dann schon an zu tröpfeln, was sich mit der eh schon hohen Luftfeuchtigkeit, den schweren Rucksäcken und dem anhaltend steilen Anstieg zu einer guten Prüfung unserer Motivation gleich zu Beginn der Tour vermischte. Über den versicherten, steilen Sagerecksteig (T3+) gewinnt man die ersten schweißtreibenden 600 Höhenmeter. Über die verfallene Sagereckalm, den hübschen Grünsee, der mit einem Gegenabstieg aufwartet und schließlich die sog. "Himmelsleiter" erreichten wir um kurz nach 16 Uhr das gut besuchte Kärlinger Haus. Hier auf bayerischer Seite war der Corona-Einfluss stark zu spüren - Aufenthalt nur mit Maske (außer beim Verzehr der Speisen), Abstand halten und sehr eingeschränkte Belegung. Der Aufstieg bis hierhin, der immerhin schon ca. 1200 Höhenmeter betrug, machte eine Stärkung notwendig. Etwa um 17 Uhr brachen wir dann in Richtung unseres Tagesziels im Steinernen Meer auf, das laut Wegweiser noch 3 Stunden entfernt war. Durch das anfangs grüne Viehkogeltal und später die karge Hochfläche des Steinernen Meeres erreichten wir das Riemannhaus kurz vor dem Einbruch der Nacht um dreiviertel 8. Beim Aufstieg vom Kärlinger Haus waren wir außer ein paar Schafen niemandem mehr begegnet, was mir zusammen mit der wunderschönen Abendstimmung auf der Karsthochfläche besonders positiv in Erinnerung blieb. 

2. Tag: Riemannhaus - Sommerstein - Schöneck - Wurmkopf - Schönfeldspitze - Breithorn - Riemannhaus:
(7,6 km; 5:30 h; Höhenmeter Aufstieg 820 Hm, Abstieg 820 Hm)
Am nächsten Morgen im - übrigens vollen und corona-beschränkungsfreien - Riemannhaus (wir befanden und schließlich schon jenseits der deutsch-österreichischen Landesgrenze) herrschte wieder AKW. Über Sommerstein sowie den Grat von Schöneck und Wurmkopf (T3) stiegen wir hinüber zur Wegverzweigung am Gipfelaufbau der Schönfeldspitze, auf deren Haupt wir steigen wollten. Über stetig anspruchsvolleres gemischtes Kraxel- und Gehgelände (I) geht's von dort bergan; an einer kniffligeren Stelle, einer abdrängenden Felsplatte auf etwa 2450m, ließ ich es heute gut sein. Irgendwie war mein Gefühl heute nicht so dolle, obwohl ich der Schwierigkeit eigentlich schon gewachsen wäre. Also stieg ich wieder ab bis zur o. g. Verzweigung, an der ich auf meinen Kollegen wartete, der weiter bis zum Gipfel gegangen war.
Zurück am Riemannhaus, gönnten wir uns erstmal eine Siesta. Am Nachmittag starteten wir dem eigentlichen Hausberg des Riemannhauses, dem Breithorn, noch einen Besuch ab (T3). Der Blick aufs Steinerne Meer, die Leoganger und Loferer Steinberge sowie hinab ins Saalachtal sind wirklich nicht von schlechten Eltern. Der Aufstieg von der Hütte zum Breithorn nimmt eine knappe Stunde in Anspruch. 

3. Tag: Riemannhaus - Hochbrunnsulzen - Schäferhütte - Blaue Lache - Wasseralm:
(11,8 km; 7 h; Höhenmeter Aufstieg 270 Hm, Abstieg 1020 Hm)
Der Wetterbericht, den wir am Abend des Vortags noch mit Spannung verfolgt hatten, sagte an diesem Tage ab etwa dem Mittag zum Teil starke Niederschläge voraus. Der Beginn des Niederschlags schwankte dabei zwischen 11 und 13 Uhr. In Anbetracht dessen, dass wir heute die recht lange Etappe zur Wasseralm vor uns hatten, stellten wir nach einer weiteren Nacht im Riemannhaus den Wecker auf 5 Uhr. Um kurz vor 6 schließlich starteten wir von der Schutzhütte und konnten ein wunderschönes Morgenrot genießen - das frühe Aufstehen hat eben auch Vorteile!
Wir umrundeten die Schönfeldspitze und erreichten etwa nach 3 Stunden Marsch die Hochbrunnsulzenscharte auf 2356 m Höhe im Zentrum des Steinernen Meeres. Auf der anderen Seite der Scharte wurden wir erstmal von Nebel empfangen, der sich zum Glück recht schnell wieder verflüchtigte. Mit Nebel auf der Hochfläche, auf der der Weg oft nur mit Steinmännern und Farbklecksen markiert werden kann, ist nicht zu spaßen. Unser nächstes Ziel war das sog. Steinhütterl, eine wie der Name andeutet aus groben Steinklötzen erbaute Schäferhütte zwischen Leiterkopf und Laubwand. Der Weg über den östlichen Teil des Steinernen Meeres zog sich dahin, auf dem Karst lässt sich nicht wirklich Strecke machen und das Hütterl wollte einfach nicht erscheinen. Kurz vor einer Geländekante begegneten wir einem jungen Paar, das uns bestätigen konnte, dass das Hütterl gleich erreicht war. Das Paar hatte das Riemannhaus als Ziel, was uns aufgrund der drohenden Wetterlage verwunderte, da es zu diesem Zeitpunkt etwa 11 Uhr war und das Riemannhaus daher noch gut 5 Stunden Gehzeit entfernt war. Noch war das Wetter zumindest einigermaßen stabil. Nachdem man das urige einsame Hüttchen, das übrigens mit einem öffentlich zugänglichen Schlafplatz für Hirten ausgestattet ist, passiert hat, spitzt sich das Steinerne Meer wortwörtlich zu einem letzten felsigen Abschnitt zu, bei dem sich spitzkantige Rinnen und kleine Grate abwechseln. Hier war nochmal gute Balance gefragt, denn umgeknickt ist man hier schnell. Diese Passage zwischen Steinhütterl und Blauer Lacke kostete uns nochmal einige ungeahnte Schweißtropfen und auch etwas Zeit. Nach der Lacke wird das Gelände wieder anspruchsloser und geht allmählich wieder in einen lichten Bergnadelwald mit Steig über. Hier begann es dann zu tröpfeln, doch das freie Gelände "In der Röth" mit der Wasseralm war glücklicherweise nicht mehr fern. Nach gut 7 Stunden Marsch war diese gegen Mittag erreicht. Wir konnten uns in einem Zweierzimmer im neuen, aber dennoch gemütlichen Anbau einquartieren. Neben der Ursprünglichkeit fand ich auch die Lage sowie das gute Essen in der Wasseralm sehr behaglich, ich komme sicher wieder!

4. Tag: Wasseralm - Landtalsteig - Obersee - Königssee:
(8,5 km; 3:30 h; Höhenmeter Aufstieg 260 Hm, Abstieg 1080 Hm)
Heute war mein letzter Tag angebrochen, während mein Kollege noch einige Tage vor sich hatte und zunächst weiter zum Schneibsteinhaus wollte. Leider war das Wetter nicht wirklich optimal, in der Nacht hat es sehr heftig geregnet (s. Foto). Erfreulicherweise hatte nun zwar der Regen aufgehört, von gutem Wanderwetter konnte man aber dennoch nicht wirklich sprechen. Von der Wasseralm lässt sich der Königssee entweder über den Röthbachsteig oder den Landtalsteig erreichen, die beide teils etwas exponiert durch die steile Röthbachwand führen. Aufgrund der Nässe wählte ich den etwas längeren, aber augenscheinlich etwas leichteren Landtalsteig. An den Einstieg in den Landtalsteig auf etwa 1220 m Höhe gelangten wir nach knapp anderthalb Stunden, hier verabschiedete ich mich von meinem Kollegen. Der Steig führt steil und teils versichert (T3) hinab in die Fischunkel - an diesem Tag nicht ganz ohne, da der Steig mehr einem Sturzbach glich. Dem Ganzen nicht zuträglich war auch, dass ich mir einmal auf für mich unerklärliche Weise einen Verhauer leistete und kurzzeitig vom Weg abkam. Dieser war aber zum Glück schnell wieder gefunden und die von Kühen beweidete Fischunkel auf ca. 700 m mit heute zusätzlichem See ohne weitere Zwischenfälle erreicht. Die tiefhängenden Wolken deutenden drohendes Unheil an und ließen meine Schritte beschleunigen. Nichtsdestotrotz hatte mich der Regen kurz vor dem Obersee eingehüllt. Bis zur Bootsanlegestelle Salet am Königssee zog es sich noch - wohl dem, der eine lange Hose, eine Schutzhülle für den Rucksack sowie eine Regenjacke bei sich hatte, was sicher nicht von allen Tagestouristen behauptet werden konnte (das berühmte Bootshaus am Obersee lockt schließlich als Instagram-Hotspot und schneller Erreichbarkeit vom Königssee! ;-))
Dennoch war ich selbst ziemlich durchnässt bis ich nach insgesamt 3,5 Stunden Abstieg an der Salet ankam, was die knapp einstündige Rückfahrt mit dem Boot zur Seelände in Königssee nicht gerade angenehm machte. Als ich dann am Auto endlich die Klamotten wechseln konnte und mich wieder wohlige Wärme bei nun sonnigerem Wetter überkam, überwogen dann wieder die Erinnerungen an die positiven Momente der Viertagestour, die uns ins Herz der Berchtesgadener Alpen geführt hatte. 

Tourengänger: Fabse_94


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Kommentare (2)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 23. März 2021 um 21:13
Schöner Bericht.
Für derartige Mehrtagestouren fehlt es mir ein wenig an der nötigen hmm...speziellen Ausdauer/Kondition.
Nach 1 Tag -wobei ich zugegeben da oft 12-13h auf Tour bin- bin ich völlig bedient. :D

Fabse_94 hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. März 2021 um 18:06
Servus (Nyn),

erstmal danke! Ausgedehnte Tagestouren haben zweifelsohne auch ihren Reiz. Manche Ecken der Alpen lassen sich auf "gemütlicher" Basis jedoch leider nur im Rahmen von Mehrtagestouren erreichen und genießen, vor allem wenn man eine längere Anreise zu bewältigen hat...
Vier Tage langen mir jedoch meistens auch, zumal das lange Gehen an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen für mich ziemlich unangenehm wird.

Sportliche Grüße
Fabian


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