Überschreitung der Schönfeldspitze (2653 m)


Publiziert von Joesti , 4. Juli 2022 um 13:56.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:18 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-S 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1940 m
Abstieg: 1940 m
Strecke:18,8 km

Da bestes Bergwetter angesagt war und zudem Samstag, war davon auszugehen, dass mehrere die Idee haben werden, heuer auf die Schönfeldspitze zu steigen. Ich startete daher bereits um 04:30 Uhr vom Parkplatz Rohrmoos/Krallerwinkl oberhalb von Maria Alm. Nach überqueren der Brücke folgt man dem Möserrundweg nach Westen entlang des Waldrandes. Nach dem Liebmannhof kommt man auf einen geschotterten Weg durch den Wald gen Parkplatz Sandten. Trotz der frühen Uhrzeit passierten mich hier bereits etliche Autos und Motorräder. Nach passieren des Parkplatzes geht es zunächst noch auf dem Schotterweg etwa 1 km weiter in Kehren bergauf, bis man in einen alpinen Weg zum Riemannhaus einbiegt.

Der alpine Steig ist im unteren Bereich mit Balken gestuft, führt zunächst durch Latschen bis hin zu immer felsigeren und teils ausgesetzten Passagen, die seilgesichert sind. Nach passieren einer Bank mit grandiosen Ausblick, wo ich eine erste Pause einlegte, geht es weiter in felsigeren Bereich, an dem Treppenstufen betoniert wurden und an ausgesetzteren Stellen Seilversicherungen angebracht sind. Im mittleren Teil geht es dann unschwierig durch Schrofengelände und man passiert ein kleines Schneefeld. Der obere Abschnitt wird nun nochmal steiler mit vielen Betontreppenstufen und zum Teil recht ausgesetzt, bis man auf das Plateau unterhalb des Riemannhauses gelangt. Von hier bis zum Riemannhaus sind es noch etwa 20 Gehminuten durch zunächst Gras- und dann felsiges Gelände.

Kurz vor 8 Uhr stand ich am Riemannhaus. Den Kaffeedurst verdrängte ich, mir war hier zu viel los. Etliche Gruppen waren unterwegs, die Terasse war bereits voll. Ich folgte der Beschilderung gen Schönfeldspitze östlich des Riemannhauses. Durch sulzige Schneefelder geht es zum Gebirgsgrat, der über Schönegg und Wurmspitze zur Schönfeldspitze führt. 

Nach knapp 15 Minuten stößt man an eine Weggabelung, links gehts zur Schönfeldspitze, rechts zum Sommerstein. Den hatte ich eigentlich nicht auf dem Plan, aber bei ausgeschilderten 15 Minuten zum Gipfel kann man den schon "mitnehmen". Nach nicht Mal 10 Minuten durch Schrofengelände stand ich am Kreuz des Sommersteins mit gutem Blick zum Breithorn ggü. sowie den Dientener Bergen bis zu den Hohen Tauern.  

Nach diesem Abstecher ging es zurück zur Weggabelung und von dort geht es durch felsiges Gelände in etwa 15 Minuten zum Schönegg. Die Sicht über das Hochplateau des steinernen Meeres bis zu den prominenten Berchtesgadenern Watzmann und Co. war sehr gut!

Von hier geht es weiter zur Wurmspitze, zuznächst über den breiten Grat, dann unterhalb des Gratverlaufs durch ein kleineres Schneefeld und wieder zurück auf den grasigen Grat bis zum Gipfelaufbau der Wurmspitze. Hier ist es etwas steiler, felsiger und man benötigt gelegentlich die Hände bis zum Gipfel. Um 10:40 Uhr stand ich am Gipfelkreuz, auch hier heute mit exzellenter Fernsicht.

Nach passieren des Gipfels kommt man nun langsam in anspruchsvolleres Gelände im Gratabstieg Richtung Westflanke der Schönfeldspitze. Eine kurze etwas ausgesetzte Felsstufe ist zu überqueren, anschliessend geht es wieder in Gehgelände linksseitig unterhalb des Grates weiter, ein etwas steileres Schneefeld ist noch zu queren. Hier beginnt nun der Kletterbereich. In I+ Kletterei geht es nun entlang von Bändern und Rampen die Westflanke der Schönfeldspitze hinauf. Dabei sollten gelegentliche Richtungswechsel in den Markierungen beachtet werden. In meiner Arroganz, den Anstieg hier schon zweimal gemacht zu haben, stieg ich ein Band munter weiter auf, bis ich vor einer nahezu senkrechten Felsstufe hockte und zunächst etwas orientierungslos war. Ich hatte eine scharfe Abzweigung nach links zu einer anderen Rampe verpasst. Nach dem Rückstieg ging es dann auf dem markierten Weg weiter. 

Am Grat unterhalb des Gipfelaufbaus kommt man wieder in Gehgelände, hier wechselt man auf die rechte Seite des Gipfelaufbaus und entlang von Gesteinsbändern geht es zum Teil ausgesetzt, aber nahezu durchgehend in Gehgelände an der Südflanke der Schönfeldspitze weiter. Kurz vor Erreichen des Ostrückens kommt man an eine sehr ausgesetzte Stelle, die mit Eisengriffen und Stahlseil gesichert ist und häufig als Schlüsselstelle der Tour beschrieben wird. Es sind nur etwa 5 m, allerdings ist die Stelle in der Tat sehr luftig, ich trocknete mir vorher nochmal meine veschwitzten Hände, um richtig greifen zu können.

Nach passieren dieser Stelle erreicht man den Ostrücken und in leichter, aber steiler Kletterei sind es noch etwa 60 HM bis zum Gipfel. 20 vor 11 uhr stand ich am Gipfelkreuz, von der Wurmspitze hierher ziemlich genau 1 Stunde. Am Gipfel war schon ordentlich Betrieb, deshalb verbrachte ich nicht viel Zeit dort. Auf den Tag genau stand ich 2021 bereits hier, damals komplett alleine und mit ausgiebiger Pause am Kreuz.

Der Abstieg geht nun den Ostrücken hinunter gen Buchauer Scharte. Klettertechnisch ist es nicht schwierig und übersteigt den ersten Grad nicht. Aufgrund der Steilheit benötigt man aber eigentlich ständig die Hände und sollte konzentriert bleiben. Zum Teil so steil, dass man den Weg nach unten nur wenige Meter sehen kann.

Nach etwa 2/3 des Gipfelabstiegs hörte ich einen Hubschrauber, der sehr nah war und eine Zeit auf der Stelle stand in der Nähe des Gipfels. Ich hatte von meinem Standort keine Sicht zum Gipfel und sah den Hubschrauber selbst auch nicht. Da ich für den Tag keine Infos über einen Rettungseinsatz fand, hoffe ich mal, es war ein harmloser Flug. Es waren zwischen Riemannhaus und Schönfeldspitze eine Menge Leute unterwegs, einige junge Mädchen davon mit Strassenturnschuhen, wovon eine völlig aufgeschlagene Beine hatte. Muss jeder selber wissen, aber die Schönfeldspitze ist definitiv kein Wanderberg, der Tip zumindest an alle Vernünftigen :-)

Am Fuss des Gipfelaufbaus hat man die Schwierigkeiten alle gemeistert, über rippenförmige Bänder gibt es noch ein paar extra Höhenmeter, bevor man dann durch Schrofengelände weiter zur Buchauer Scharte absteigt. Ein Schneefeld ist noch problemlos zu queren. 

An der Buchauer Scharte machte ich ausgiebig Rast, auch hier ist die Aussicht grandios. Der Abstieg von der Buchauer Scharte zieht sich, es geht durch einen Geröllfächer, der im unteren Bereich zu einem immer festeren Weg wird und durch Latschen und zuletzt Grasgelände zur nicht bewirtschafteten Freithofalm führt. Von hier geht es etwa 1,5 km über einen anfangs recht steilen Forstweg weiter, den man dann verlässt und auf einen Waldpfad zur Kaesereggkapelle weitergeht. Von hier gelangt man nach kurzem Weiterweg durch den Wald über eine Brücke auf einen Schotterweg und nach 1 km erreicht man wieder den Parkplatz Rohrmoos/Krallerwinkl.

Bei der Gretchenfrage wie rum man die Schönfeldspitze überschreiten sollte als Tagestour, halte ich das für reine Geschmachssache. Von der Kletterschwierigkeit im Zustieg/Abstieg über West-/Ostflanke nimmt es sich m. Meinung  nach nicht viel. Vom Riemannhaus kommend hat man die Schönfeldspitze als Highlight zum Schluss, der Abstieg über die Buchauer Scharte ist auch kürzer, wenn man in Rohrmoos parkt. Andererseits hätte man andersrum die Einkehrmöglichkeit im Riemannhaus zum Ende hin. 

Tourengänger: Joesti


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