Großer Daumen (2280 m) - bike und hike von Hinterstein


Publiziert von 83_Stefan , 12. Juli 2020 um 16:33.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:12 Juni 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Bad Hindelang nach Hinterstein. Am südöstlichen Ortsrand kostenpflichtiger Parkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:Schwarzenberghütte (1380 m, DAV-Sektion Illertissen).
Kartennummer:Bayerisches Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung UK50/47 - Allgäuer Alpen.

Der weithin bekannte Hindelanger Klettersteig erschließt den Gratübergang vom Nebelhorn über die Wengenköpfe zum Großen Daumen auch für den Gelegenheitsalpinisten. Zu seiner Beliebtheit tragen natürlich in nicht geringem Ausmaß das Edmund-Probst-Haus und die Nebelhornbahn bei, welche die Massen in der Hochsaison auf den Klettersteig fokussieren. Wer sich nicht gerne in die Schlange am Einstieg einreiht oder im Notlager auf dem Gang übernachtet, der packt den Großen Daumen am besten von Hinterstein aus an. Hier ist etwas weniger los und mit dem Radl passt die Unternehmung gut in einen Tag. Die landschaftlich hervorragende Tour hat als Glanzlichter Großen und Kleinen Daumen sowie Engeratsgund- und Laufbichelsee im Programm. Am besten startet man besonders früh, denn wenn die anderen Wanderer noch schlafen kann man in Ruhe die Murmeltiere beobachten, die in den Wiesen ihre unterirdischen Baue errichtet haben.

Kurz vor dem letzten Parkplatz in Hinterstein zweigt der asphaltierte Fahrweg zum Giebelhaus ab. Ihm folgt man stets gut fahrbar links der Ostrach ins Hintersteiner Tal hinein, lediglich kurz nach dem Elektrizitätswerk am Taufersbach wird es kurzzeitig ein wenig steiler. Wo die schmale Straße die Ostrach überquert, zweigt der Steig zur Schwarzenberghütte ab (Wegweiser); hier ist das Radldepot erreicht.

Der Steig leitet durch eine Wiese teilweise im köcheltiefen Schlamm aufwärts - die gefühlt viel zu vielen Rindviecher verwandeln die Wanderung auf diesem Abschnitt bei entsprechenden Bedingungen zur Schlammschlacht. Der Steig tritt schließlich in den Wald ein und erreicht letztendlich die aussichtsreich gelegene Schwarzenberghütte.

An der Hütte beginnt ein Steig (beschildert), der nach Südwesten am Rand der Wiese ein Stück hinunter zu einem Fahrweg leitet. Der gegenüber liegende Giebel setzt sich hier markant in Szene. Am Fahrweg geht es rechts weiter, der Gündlesbach wird überschritten und kurz vor dem Käser zweigt nach rechts der Steig zum Engeratsgundsee ab. Ihm folgt man in den Engeratsgund hinein, die freien Wiesen ermöglichen prächtige Ausblicke. Nur kurz muss man einen Latschengürtel durchqueren. Die Gündleshütte wird passiert, der Steig holt unterhalb der Steilstufe nach rechts aus und führt schließlich steil hinauf zum Engeratsgundsee, der sich erst ganz zum Schluss zeigt. Hier herrscht normalerweise viel Betrieb, die sich auf der Wasserfläche spiegelnden Gipfel ziehen die Menschen an. Wer früh genug dran ist hat meist noch seine Ruhe und kann eine wohlverdiente Rast einlegen.

Am See hält man sich rechts und wandert hinauf zur schmalen Scharte "Bei der Tür". Hier trifft der Steig mit dem Anstieg über die Niggenalpe zusammen, der auf der anderen Seite herauf kommt und führt auf den grasigen Kamm hinauf. Auf ihm geht es ein Stück nach Nordwesten, dann verlässt der Steig die Kammhöhe und führt durch begrüntes Gelände nach Westen hinüber zum Grat, der den Großen Daumen mit seinem kleinen Bruder verbindet. Dieser Abschnitt punktet mit wunderbaren Blicken über den Engeratsgundsee zum Hochvogel und wenn man Glück hat, kann man eines der Murmeltiere beobachten, die hier ihre weitläufigen Gänge angelegt haben. Über eine schrofige Rampe gewinnt man schließlich - entschärft durch einige Trittstufen und Haltebügel - die Grathöhe.

Nach links könnte man gleich zum Großen Daumen aufstiegen, aber zuerst lohnt sich ein Abstecher zum Kleinen Daumen. Dazu hält man sich rechts und folgt dem Grat nach Nordosten. Der Steig ist technisch nicht sonderlich anspruchsvoll, aber teilweise etwas ausgesetzt, die beiden kurzen Schlüsselpassagen sind mittels Drahtseil versichert. Über den höchsten Punkt des Kleinen Daumens geht es hinüber zum Gipfelkreuz auf einem wenige Meter niedrigeren Vorgipfel - hier ist das erste Gipfelziel des Tages erreicht und man kann in Ruhe die Brotzeit auspacken. Hinter dem Rotspitz mündet das Illertal ins Allgäuer Voralpenland, auf der anderen Seite schaut man über den Engeratsgrundsee zum einzigartigen Hochvogel und wer gute Augen hat erkennt bereits das Gipfelkreuz am Großen Daumen. Schön und vergleichsweise ruhig ist es hier!

Man steigt wieder zurück zur Verzweigung, an der man den Grat betreten hat. Hier beginnt der letzte anstrengende Aufstieg der Tour: Durch schuttiges Gelände geht es steil bergan, dann wandert man entspannt im Auf und Ab über einen wenig ausgeprägten Vorgipfel hinüber zum höchsten Punkt der Daumengruppe. Hier ist in Regel recht viel los, wer alleine am Gipfel sein möchte, der muss viel Glück haben oder zu ungewöhnlicher Zeit unterwegs sein. Der Große Daumen ist weit und breit der höchste Berg, daher behindert nichts die Aussicht, die von der Zugspitze bis zum Säntis sowie weit hinaus ins Allgäu reicht. Kurzum: Ein traumhafter Aussichtsberg, nur leider ziemlich gut besucht!

Am begrünten, sanft geneigten Gipfeldach geht es in südlicher Richtung hinunter zur Scharte, an der der Steig zum Laufbichelsee abzweigt. Bis weit in den Frühsommer hinein findet sich hier meist eine große Wächte, die umgangen werden muss, wenn man den Grat nach Süden verlassen möchte. Steil geht es hinunter zum See, der in einem Kar gelegen und die meiste Zeit des Jahres von Schnee und Eis bedeckt ist. Am See hält man sich links und folgt dem Steig auf eine Anhöhe mit Kreuz direkt südlich des Sees - ein schönes Plätzchen mit dem See auf der einen und dem mächtigen Hochvogel auf der anderen Seite.

Der Steig führt über den Sattel nördlich der Laufbichelkirche durch freies Gelände nach Nordosten und fällt anschließend zum Engeratsgundsee ab. An seinem südlichen Ufer trifft man wieder auf den Anstiegsweg, auf dem es weiter talwärts geht. 

Wer nicht wieder über die Schwarzenberghütte gehen möchte, der hält sich an der Verzweigung vor dem Käser rechts. An der Hütte beginnt ein Steig, der durch malerische Wiesen vor dem Talschluss des Obertals hinunter zur Narrenwanghütte leitet. Hier erreicht man den breiten Fahrweg, dem man - vorbei am Giebelhaus - durch das Tal zurück zum Radldepot folgt. Hier beginnt die flotte Abfahrt zurück nach Hinterstein, das letzte Highlight der Tour.

Schwierigkeiten:
Auffahrt zum Radldepot: L (stets bestens fahrbar, asphaltierte Straße; Vorsicht auf den Wanderbus!).
Aufstieg zur Schwarzenberghütte: T2 (gutmütiger Steig).
Via Engeratsgund zum Engeratsgundsee: T2 (im oberen Bereich steiler Steig).
Zur Verzweigung am Verbindungskamm zwischen Großem und Kleinem Daumen: T3 (auf der schrofigen Rampe Trittstufen und Haltebügel).
Abstecher zum Kleinen Daumen: T4, I (zwei versicherte Schlüsselstellen mit etwas Kraxelei, stellenweise etwas ausgesetzt).
Gipelanstieg zum Großen Daumen von der Verzweigung am Gipfelkamm: T2 (im schuttigen Gelände Tendenz zu T3).
Abstieg zum Laufbichelsee: T3 (steiles Gelände beim Abstieg vom Kamm nach Süden, Vorsicht auf Wächten!).
Vom Laufbichel- zum Engeratsgundsee: T2 (am deutlichen Steig wenige Stellen Tendenz zu T3).
Rückweg vom Käser über Narrenwanghütte: T2 (steil aber unschwierig, ab der Alpe T1 am Fahrweg).

Fazit:
Eine landschaftlich hervorragende 5*-Rundtour mit zwei ungemein aussichtsreichen Gipfeln, zwei glasklaren Bergseen und einer entspannten Radlabfahrt als Nachtisch. Es ist empfehlenswert, sehr früh in Hinterstein zu starten, damit man dort nicht um einen Parkplatz kämpfen und die Runde in Tour in Ruhe genießen kann. Wegen der fantastischen Ausblicke lohnt es sich, bestes Wetter abzuwarten.

Anmerkung:
Am Begehungstag wurde am Steig zur Schwarzenberghütte vor Forstarbeiten gewarnt.

Kategorien: Allgäuer Alpen, bike and hike, 5*-Tour, 2200er, T4.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (4)


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quacamozza hat gesagt:
Gesendet am 12. Juli 2020 um 19:28
Hallo Stefan,

schöne Tour und Bilder!

Info: Die Parkplätze in Hinterstein kosten seit kurzem 10 € Tagesgebühr (Mindestbetrag), nicht mehr 4 €.
Wahrscheinlich wird‘s jetzt überall im Allgäu drastisch erhöht.

Gruß
Ulf

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. Juli 2020 um 19:04
Hallo Ulf, ich danke dir herzlich! Auch für die von dir gelieferte Information: Dass man die Parkgebühren in einem Schlag um 150 Prozent erhöht hat, kann ich kaum fassen. Auch hier macht man es sich bequem und belastet einfach mal wieder die Geringverdiener. Weil den Porsche-Cayenne-Fahrer, der mal schnell aus der chicken Stadt raus "in die Berge" (= eine leicht erreichbare Einkehr im Tal) will, juckt das nicht die Bohne. Unsere Gesellschaft wird leider immer unfairer.
Die Probleme sind klar, aber man sollte sie lösen, indem man allen die gleiche Chance gibt, zum Beispiel indem man bei vollen Parkplätzen einfach die Zufahrt sperrt. Und zwar unabhängig vom Geldbeutel...

Viele Grüße
Stefan

Kauk0r hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Juli 2020 um 23:12
Ja Hinterstein war schon immer eher zwiespältig...aber andererseits einer der herrlichsten Fleckchen im Allgäu. Mit den 10€ schießen sie aber den Vogel ab...leider negativ.

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Juli 2020 um 17:11
Das ist ja das Problem, dass es dort so schön ist ;-) .


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