Obere Gottesackerwände (2033m) - Verzweiflungsakt wird zum Tourenschmankerl
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An diesem Pfingstmontag machten wir uns wieder mal auf ins Allgäu mit den Hohen Gängen über Hinterstein als Ziel. Da das Wetter besser hätte nicht sein können, vermuteten wir großen Andrang in Hinterstein, weshalb wir früh aufbrachen und schon um 8:20 Uhr dort waren - dass allerdings um diese Uhrzeit schon sämtliche Parkplätze, auch die illegalen am Straßenrand, restlos belegt waren und beinahe kriegsähnliche Zustände herrschten (schlimmer noch als bei der Tour zum Rosskopf vor anderthalb Wochen), ahnten wir beide nicht. Die ersten freien Parkplätze gab es dann wieder in Hindelang an der Talstation der Imberger-Horn-Bahn. Da uns der Hatscher nach Hinterstein aber zu weit war, suchten wir nach einer alternativen Tour. Nach beinahe einer Stunde (!) Parkplatzsuche im Oberallgäu fuhren wir auf gut Glück über die Mautstraße nach Rohrmoos, wo es dann gottseidank noch ein paar freie Parkplätze gab. Während der Fahrt hatten wir auf unserer Karte den Torkopf nördlich der oberen Gottesackerwände entdeckt, den wir uns mal aus der Nähe anschauen wollten.
Der uns bis dato völlig unbekannte Gatterkopf als den Gottesackerwänden nordöstlich vorgelagerter Felssporn war unser erstes Etappenziel, auf unserer Karte war ein Steig vom Rohrmooser Tal aus in die Gipfelregion dargestellt. Um dies zu verifizieren, wanderten wir ca. 2,5 km taleinwärts, bis linkerhand eine Schotterstraße abzweigt. Auf dieser geht's noch für ein paar Minuten dahin, bis rechts gegenüber einer Lichtung mit einem Hochsitz ein kleiner Pfad abgeht. Der Steig schraubt sich in zahlreichen Kehren teilweise sehr steil in die Höhe bis zum oberen Gatterpass (1604m) unterhalb der Gipfelwand des Gatterkopfs. Da wir diesem freilich auf's Haupt steigen (oder uns das zumindest mal aus nächster Nähe anschauen) wollten, wendeten wir uns nach Osten, überwanden den Weidezaun als erstes ernsthaftes Hindernis (das zu einer kleinen Zerrung bei mir im unteren Rücken führte) und querten unterhalb der Felsen auf Steigspuren, bis wir eine erste "Schwachstelle" in der Wand entdeckten. Mein Spezl nahm diese Kletterstelle (II) kurzerhand in Angriff, mir war diese zu ausgesetzt. Einige Meter weiter nördlich gingen die Felsen in eine Schrofenflanke (I) über, was mir eher taugte. Noch ein paar Meter durch Gestrüpp und ich war oben - und zwar zusammen mit drei anderen Partien. Nanu, wo kommen die denn her?! Die Erleuchtung kam uns dann beim Abstieg: westlich der Schrofenflanke windet sich eine Steigspur durch die sanftere Südwestabdachung der Felsflanke (max. T3+). Hierzu einfach unter den Felsen queren und die zwei, drei Aufstiegsmöglichkeiten mit Kraxeleinlagen außer Acht lassen (wenn man darauf keine Lust hat), dann landet man automatisch beim Pfad.
Über den Sattel (1567m) zwischen Gatterkopf und unteren Gottesackerwänden machten wir uns auf zu letzteren. Zu Beginn versichert und etwas steiler, dann schließlich wieder gutmütiger landeten wir auf dem weitläufigen Plateau der unteren Wände mit eindrücklichem Blick nach Südosten. Der Steig schlängelt sich entweder direkt auf der Kammhöhe oder wenig unterhalb nach Westen und biegt kurz vor dem P. 1858 mit etwas Höhenverlust in Richtung Windecksattel (1751m) ab. Hier zeigte sich dann, dass der Torkopf mit seinen steilen Grasflanken eine Nummer zu groß für uns ist. Genug hatten wir allerdings noch nicht, weshalb wir weiter - zuletzt über ein zum Glück recht aufgeweichtes Altschneefeld - steil in die Torscharte (1967m) aufstiegen. Von hier hat man dann die Wahl zwischen Toreck oder dem höchsten Punkt der oberen Gottesackerwände oder beidem. Wir entschieden uns für die oberen Gottesackerwände (auch Sonnenberg genannt, 2033m), die von der Scharte in wenigen Minuten erreichbar sind. Der Übergang zum mit einem Steinmann gekrönten höchsten Punkt ist lediglich schwindelfreien, trittsicheren Personen vorbehalten.
Um die Tour zu einer Runde auszubauen, stiegen wir nach einer wohlverdienten Rast im warmen, blumenübersäten Gras über die schön gelegene Lohmoosalpe (1600m) ab. Von der Torscharte fuhren wir daher etwa 150 Hm auf den Schneefeldern bis in das Tälchen des noch jungen Achbachs ab. Von hier ist die Hütte schon in Sicht. Zunächst geht es weglos nach Westen, bis sich kurz vor der Alpe ein Steig ausprägt. Der weitere Abstieg von der Lohmoosalpe ins Hirschgundtal ist dann landschaftlich sehr schön, aufgrund der sehr abgelegenen Lage sehr einsam und teilweise etwas rustikal (T3). Über eine schmale Brücke erreicht man schließlich den Talgrund (953m), wo dann noch gut 6 km Talhatscher mit 170 Hm Gegenanstieg über die Wasserscheide nach Rohrmoos auf uns warteten, aber das war's wert!
Schwierigkeiten/Gehzeiten:
Fazit:
Landschaftlich reizvolle, spontane Tour in einem abgelegenen Teil der Allgäuer Alpen, die im Normalfall sehr einsam sein dürfte (außer man hat einen Feiertag mit besten Wetteraussichten und coronabedingter Grenzschließung). Highlight der Tour sind die vertikalen Felswände von Gatterkopf, unteren und oberen Gottesackerwänden sowie der überraschend gute Ausblick in den Allgäuer Hauptkamm. Wer eine Rundtour drehen möchte, dem sei der schöne und einsame Abstieg über die Lohmoosalpe empfohlen - allerdings muss einem der lange Talhatscher zurück bewusst sein.
Der uns bis dato völlig unbekannte Gatterkopf als den Gottesackerwänden nordöstlich vorgelagerter Felssporn war unser erstes Etappenziel, auf unserer Karte war ein Steig vom Rohrmooser Tal aus in die Gipfelregion dargestellt. Um dies zu verifizieren, wanderten wir ca. 2,5 km taleinwärts, bis linkerhand eine Schotterstraße abzweigt. Auf dieser geht's noch für ein paar Minuten dahin, bis rechts gegenüber einer Lichtung mit einem Hochsitz ein kleiner Pfad abgeht. Der Steig schraubt sich in zahlreichen Kehren teilweise sehr steil in die Höhe bis zum oberen Gatterpass (1604m) unterhalb der Gipfelwand des Gatterkopfs. Da wir diesem freilich auf's Haupt steigen (oder uns das zumindest mal aus nächster Nähe anschauen) wollten, wendeten wir uns nach Osten, überwanden den Weidezaun als erstes ernsthaftes Hindernis (das zu einer kleinen Zerrung bei mir im unteren Rücken führte) und querten unterhalb der Felsen auf Steigspuren, bis wir eine erste "Schwachstelle" in der Wand entdeckten. Mein Spezl nahm diese Kletterstelle (II) kurzerhand in Angriff, mir war diese zu ausgesetzt. Einige Meter weiter nördlich gingen die Felsen in eine Schrofenflanke (I) über, was mir eher taugte. Noch ein paar Meter durch Gestrüpp und ich war oben - und zwar zusammen mit drei anderen Partien. Nanu, wo kommen die denn her?! Die Erleuchtung kam uns dann beim Abstieg: westlich der Schrofenflanke windet sich eine Steigspur durch die sanftere Südwestabdachung der Felsflanke (max. T3+). Hierzu einfach unter den Felsen queren und die zwei, drei Aufstiegsmöglichkeiten mit Kraxeleinlagen außer Acht lassen (wenn man darauf keine Lust hat), dann landet man automatisch beim Pfad.
Über den Sattel (1567m) zwischen Gatterkopf und unteren Gottesackerwänden machten wir uns auf zu letzteren. Zu Beginn versichert und etwas steiler, dann schließlich wieder gutmütiger landeten wir auf dem weitläufigen Plateau der unteren Wände mit eindrücklichem Blick nach Südosten. Der Steig schlängelt sich entweder direkt auf der Kammhöhe oder wenig unterhalb nach Westen und biegt kurz vor dem P. 1858 mit etwas Höhenverlust in Richtung Windecksattel (1751m) ab. Hier zeigte sich dann, dass der Torkopf mit seinen steilen Grasflanken eine Nummer zu groß für uns ist. Genug hatten wir allerdings noch nicht, weshalb wir weiter - zuletzt über ein zum Glück recht aufgeweichtes Altschneefeld - steil in die Torscharte (1967m) aufstiegen. Von hier hat man dann die Wahl zwischen Toreck oder dem höchsten Punkt der oberen Gottesackerwände oder beidem. Wir entschieden uns für die oberen Gottesackerwände (auch Sonnenberg genannt, 2033m), die von der Scharte in wenigen Minuten erreichbar sind. Der Übergang zum mit einem Steinmann gekrönten höchsten Punkt ist lediglich schwindelfreien, trittsicheren Personen vorbehalten.
Um die Tour zu einer Runde auszubauen, stiegen wir nach einer wohlverdienten Rast im warmen, blumenübersäten Gras über die schön gelegene Lohmoosalpe (1600m) ab. Von der Torscharte fuhren wir daher etwa 150 Hm auf den Schneefeldern bis in das Tälchen des noch jungen Achbachs ab. Von hier ist die Hütte schon in Sicht. Zunächst geht es weglos nach Westen, bis sich kurz vor der Alpe ein Steig ausprägt. Der weitere Abstieg von der Lohmoosalpe ins Hirschgundtal ist dann landschaftlich sehr schön, aufgrund der sehr abgelegenen Lage sehr einsam und teilweise etwas rustikal (T3). Über eine schmale Brücke erreicht man schließlich den Talgrund (953m), wo dann noch gut 6 km Talhatscher mit 170 Hm Gegenanstieg über die Wasserscheide nach Rohrmoos auf uns warteten, aber das war's wert!
Schwierigkeiten/Gehzeiten:
Rohrmoos - oberer Gatterpass | 1:25 h | T3 | zu Beginn Straße, Aufstieg zum Pass auf steilem Steig |
Oberer Gatterpass - Gatterkopf | 0:15 h | T3+ | optimale Route auf Pfadspuren ohne Felskontakt, alternativ I- bis IIer-Kletterei |
Gatterkopf - untere Gottesackerwände | 1:10 h | T3 | zwischenzeitlich versicherter und steiler Steig, ansonsten relativ problemlos |
untere Gottesackerwände - Windecksattel - Torscharte - obere Gottesackerwände | 1:15 h | T4- | Recht steile Schnee-Stapferei vor der Torscharte, zu den oberen Gottesackerwänden wegloser Aufstieg |
Obere Gottesackerwände - Lohmoosalpe - Hirschgundtal | 2:00 h | T4- | Abstieg von den oberen Gottesackerwänden, ab der Lohmoosalpe T3 (etwas rustikaler Steig) |
Hirschgundtal - Rohrmoos | 1:15 h | T1 | Fahrstraße |
Fazit:
Landschaftlich reizvolle, spontane Tour in einem abgelegenen Teil der Allgäuer Alpen, die im Normalfall sehr einsam sein dürfte (außer man hat einen Feiertag mit besten Wetteraussichten und coronabedingter Grenzschließung). Highlight der Tour sind die vertikalen Felswände von Gatterkopf, unteren und oberen Gottesackerwänden sowie der überraschend gute Ausblick in den Allgäuer Hauptkamm. Wer eine Rundtour drehen möchte, dem sei der schöne und einsame Abstieg über die Lohmoosalpe empfohlen - allerdings muss einem der lange Talhatscher zurück bewusst sein.
Tourengänger:
Fabse_94

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