Alles wie geplant!


Publiziert von rojosuiza , 23. September 2019 um 21:32.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:17 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   Bachalp 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 2150 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mittal, Postauto
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Turtmann, SBB
Unterkunftmöglichkeiten:Gampel-Steg, Leuk,

Einmal kann auch alles wie geplant gehen. Diese Wanderung habe ich mir von der gegenüberliegenden Seite her ausgedacht. Von Mittal aus hinauf auf den Berg, durch einen eindrücklichen Gully. Auf der Karte habe ich mir einen Weg gesucht, und jetzt führe ich ihn aus – und alles geht, wie geplant.
Unterwegs sehe ich ein Schild: Hätte ich anders geplant, wäre es hier schon einmal nicht gegangen wie geplant. Oder hätte ich sagen sollen: Hätte es eine Kletterei gegeben? Passage verboten, da hält der Weise sich tunlichst dran.

Auf der Alp Underi Meiggu treffe ich den Walliser Zusenn mit dem Züritütschen Schwizertütsch. Er redet gerne etwas mit mir und ich geniesse die Rindlein, die sich bei ihm Zärtlichkeiten abholen, und dabei alles, aber auch alles ‚abgrasen‘ wollen. Ihre Zunge leckt auch meine Arme, sie kratzt gehörig. Im Brunnen kühlen die Bier-Flaschen, die wohl nicht für den Wanderer und das Rindvieh bestimmt sind.

Die zweite Alp, die Oberi Meiggu, liegt schon recht im Winterschlaf. Nichts erinnert konkret an den Winter, das niedrige Grünzeug zeigt den Herbst an. Die Lärchen sind noch ganz grün. Die Alp scheint verlassen, denn Kuh und Kalb sind weg. Auch weit und breit kein Schaf. Am Brunnen – Trinkwasser! – raste ich, dann suche ich mir den Weg. Jetzt ist Gelb passé, es wird rot/weiss. Wegspuren sind nur noch wenige oder keine mehr, aber die Markierungen begleiten mich bis ganz hinauf zum Grat, und auch über den ganzen Grat.
Meine Karte hat mir am Ende des ‚Weges‘ ein Einzelgebäude versprochen, dachte ich, aber es handelt sich wohl eher um einen Einzelfelsblock. Den habe ich umrundet und danach geht’s auf den Kamm hinauf. Mein Gefühl will am liebsten ‚linea recta‘, aber wie immer ist um das Hindernis herum doch die bessere Idee. Vom äussersten Emnde des Kamms aus, der hier Stritumgrat heisst, kann man hinabblicken ins Lötschental. Weit imposante ist aber die Nordseite, und später der Kammverlauf Richtung Westen. Stufe um Stufe geht es auf die nächste Spitze, und in der Mulde mit dem Niwenpass steht ein machtvoller Block: das Faldumrothorn. Von allen Seiten beeindruckt es, was macht es da, dass die Sicht auf Balmhorn und Altels weniger gut ist, und gegen Süden alles milchig verschleiert wird.

Die Wanderung ist leicht. Ein einziges Mal braucht es für Sekunden die Hände. Schon bin ich über dem Niwenpass, wo ich zum Pass abschwenken werde. Der Niwen selber, dazu bräuchte ich nur etliche Höhenmeter weiter zu gehen auf dem Grat, aber ich will ihn nicht. Zum Pass hinunter führt eine dünne Wegspur; ganz oben gibt es ein, zwei Markierungen – das ist das Ende des Markierens. Ich steige behändig wie der Steinbock hinab zum Pass und eigentlich erwarte ich dort einen Wanderweg zu finden. Wegspuren nur, Wegspuren bis hinab zur Bachalp.

Wenn man sich nach Westen wendet auf dem Pass so sieht man schon bald zwei Alpen. Sie sind rund 300 Höhenmeter untereinander. Beides sind Auto-Alpen. Hier gibt es vielleicht zur Sommerszeit zwar Kühe, aber die meisten Maiensässen sind Ferienhäuslein, putzig hergerichtet wie Wirtschaften mit Stühlchen und Fähnchen und Wappen und Rasenstücklein – alles zu, nirgends wird einem gastlich aufgewartet. Fake-News, um mit einem Grossen Mann aus Amerika zu sprechen.

Also hinab ins Tal hinab, nach Erschmatt, wo rojosuiza das Postauto nimmt und glücklich zu Tal fährt, wenn da nicht… Er dauert und dauert nämlich, der Abstieg nach Erschmatt. Vom vierten Stock, ganz oben, geht es in den dritten Stock, die Alp, und schliesslich müsste der zweite Stock kommen. Kommt aber nicht. Der Weg ist wundersam schön, aber die Zehennägel protestieren halt mal wieder. Schliesslich kommt der zweieinhalbte Stock – Erschmatt lässt noch immer auf sich warten. Wunderbar asphaltiert ist die Strasse der Automenschen, die rojosuiza Mal für Mal kreuzt, aber ein Postauto bringt sie nicht. Endlich sieht er weit unten Erschmatt doch liegen, Erschmatt, dem er für sich selber einen ganz anderen Namen gegeben hat. Das erste Geräusch an sein Ohr ist ein jammernder Automotor. An ihm vorbei keucht ein Kleinbus. Zörgert der? – Erst als er vorbei ist, realisiert der Weise Wanderer sich, dass LLB ja die Leuk-Leukerbad-Bahn ist – die keine Bahn mehr ist, und die die hier oben den Postautodienst versieht. Der Keuchende Kleinbus ist es, der Postautokurs von 17:08, der letzte Postautokurs ab Erschmatt nach Leuk,

Zum Glück ist die Handlung offen. rojosuiza isst ein heimisches Bergjoghurt aus dem nahen Luzern; er isst eine Orange aus weiterer Ferne. Rasten tut wohl. Es kommt der alte Bergbauer mit seinem Knattergerät, dass gerade durch die engen Gassen passt. Was nun? – Wird man wohl ganz ins Tal absteigen müssen. Das hatte der kluge Wanderer doch sicher so geplant?

500 Höhenmeter sind es zwischen Erschmatt und dem unten vorgelagerten Bahnhof von Turtmann an der Rhone. In einem wilden Ritt geht es steil hinab, über blanke Felsen, geschliffen von der letzten Eisseit, später durch steile Hänge mit wenig Grün und am Schluss durch Weinberge. Mehr Räder als Füsse nehmen diesen Weg, sieht man doch die Schäden, die sie anrichten. Eine Stunde hat man für den Abstieg, dann kommt der Zug.

Die gütigen Leute von der SBB und die Ortsverantwortlichen haben nicht nur eine weit ausholende Brücke über Rhone und Bahnlinie gelegt, sie haben für den müden Wanderer auch eine wendelnde Treppe hinab zum Bahnsteig gemacht, Ihnen sei Dank und das Himmelreich!
rojosuiza schätzt die Abfahrt auf 18:45, aber kommt es wie geplant? – Auf der Abfahrtstafel steht promt 18:33. Rennen, nur noch 3 Minuten. Ich muss noch auf die andere Seite, durch den Tunnel, wenn nur nicht… Da kommt die Ansage: mein Bummel-Express hat Verspätung, 10 Minuten.

Was wird also des Berghelden Abfahrtszeit? – Der Kluge Rechner weiss es schon, 18.45 wird sie, genau wie vom Meister des Fahrplanlesens geplant…

Empfehlenswert? – Ja, in allen Teilen. Sogar der letzte Teil hinunter vom zweiten in den ersten Stock ist empfehlenswert – am meisten dann, wenn man ihn schon im Rücken hat…

Tourengänger: rojosuiza
Communities: Alleingänge/Solo


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