Fadenscheinig - mit zerrissenen Fäden
|
||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Goppenstein - Mittal fällt leicht; immer der Nase nach, immer hinab. Die Wegsuche beginnt in Mittal, eigentlich in Vor-Mittal. Hier beginnt die wirkliche Bergstrecke. Das Finden des Einstieges ist die grösste Hürde. Beim letzten Besuch ist es nicht gelungen, den Zustieg zu finden. Aber wenn es clash www.hikr.org/tour/post111249.html gelingt, die Route in der Gegenrichtung zu machen, muss sie mir im Aufstieg doch auch gelingen.
Am besten findet sich der Weg aus dem Bachbett des Indre Mittalgrabe. Wenn man dort aufsteigt, trifft man auf eine halb weggerissene Beton-Schwelle. Hier queren ans orographisch linke Ufer. Der Weg ist eine feine Linie, aber gut zu erkennen. Markierungen gibt es keine. An drei Orten gibt es Ketten oder Stahlkabel. Ganz am Anfang, am ersten Felsen, hängen die Ketten. Das zeigt, dass der Weg nicht aufgegeben ist. Auch erkennt man gut Wegspuren von der anderen Seite des Grabens. Kurz oberhalb der Kettenpassage geht es durch einen sandigen Trichter. Hier fehlen Sicherungen, obwohl ein Rutscher hier drastische Auswirkungen hätte. Nie Eis hier, bitte!
Der Pfad hangelt sich an einer steilen Waldpartie hoch. Plötzlich kommt eine veritable Treppe! Sie entschärft eine Stelle, die sonst ganz giftig sein könnte, und jetzt folgt eine Dammkonstruktion, die einen äusserst exponierten Trichter hoch über Mittal zu einem unschuldigen Stück Weg macht - man muss sich nur ja nicht vorbeugen und hinabschauen...
Vor Hunderten von Jahren waren Treppe und Damm neu. Herrlich leicht und sicher ging es sich plötzlich, wo es vorher nur schwer und gefährlich gegangen war. Neu waren diese Konstruktionen jetzt, vorher war sie ja 'nicht da'. Daraufhin waren sie eine langen Periode 'schon lange da'. Schliesslich waren sie 'schon immer da'. Heute sind sie zwar 'immer noch da', aber wie lange werden sie noch dableiben? - So lange es noch Wanderer gibt, die sie benützen, bleiben sie da, also kommt alle...
Kennt Ihr die Geschichte aus dem Kathechismus? - Der weite, breite Weg, der ins Verderben führt, und der schmale, gewundene, der zum Paradies geht? - Genau diese Wahl hat sich mir geboten. Und wie die Verführten habe ich den breiten Weg gewählt, obwohl ich vor mir in geringer Entfernung doch alte Weganlagen aus der Zeit der Treppe gesehen habe. Nach etlichen hundert Metern nagt die Reue aber immer heftiger an mir. Resolut geht der Weg nämlich jetzt nordwärts, also taleinwärts, und das ist gar nicht, was ich will. Es folgt die tätige Reue. Alles wieder zurück; ich hasse Rückmärsche. Durchs Dickicht komme ich zu den Anlagen. Nach ihnen ist kein Weg mehr da. Oben ist steiles Waldgelände, unten der Abbruch... rojosuiza dreht erneut um, er spult alles wieder zurück. Ruhig wird's in ihm erst, als der Pfad dann endlich wieder seine Richtung ändert. Der Vikar von damals, er hat unrecht gehabt.
Noch zwei Mal reisst der Faden, in einer Waldlichtung nach Holzschlag, und bei der Imine-Hütte. Aber nach einigem Suchen findet der Weg sich stets wieder, immer ist er über mir. Der Höhepunkt der Wanderung ist das Kleine Paradies. Es ist so lieblich hier und still, es riecht köstlich nach Wallis im Hochsommer. Dies ist der Platz für erquickende Rast.
Wildromantisch geht's danach hinab, nur kurz gestört von der aufgerissenen Fläche einer Forststrasse. Ich darf auf meinem Weg immer wieder ein Stück einer Fahrstrasse abschneiden. Bald darauf habe ich mein Ziel vor Augen, den Bahnhof von Hohtenn, wo mich der Lötschberger wieder abholen soll. Aber ihn sehen und hingelangen sind zwei Paar Stiefel. Warum nur kann ich hier nicht leicht zum Zug kommen? - Das, lieber Leser, ist jetzt Deine Aufgabe:
Wandere die Strecke nur einmal, und schau selber nach...
Tourengänger:
rojosuiza

Communities: Alleingänge/Solo
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (3)