Über Stock (2424 m) und Stein bezw. Risegg (2359 m) im Calfeisental


Publiziert von PStraub , 6. August 2019 um 11:09.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 5 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m

Das Ringelgebirge bietet - vor allem in seiner Nordflanke - jede Menge Ziele, bei denen der in einem aktuellen Thread beklagte Dichtestress so ungefähr die kleinste Sorge ist. Bei meiner Runde über den Augstberg habe ich unterwegs den Älpler mit Bekannten getroffen, auf dieser Tour für über sechseinhalb Stunden überhaupt niemanden.
Dafür Gemsen, Murmeltiere und sogar einen Auerhahn.


Gestartet bin ich in St. Martin (P. 1340) und bin für rund 700 m dem Weg Richtung Schräawislihütte gefolgt. Gemäss Karte gibt es da eine Wegspur nach Parlitros, nur hat eine Lawine den Hang dort grossflächig plattgelegt. Man quert die Lawinenschneise an einer Stelle, wo nicht allzuviel Holz kreuz und quer liegt und sucht die Spur im anschliessenden Wald. Dort stellt sich heraus, dass das ein recht gut unterhaltener Weg ist, der in angenehmer Steigung der Kante zum Parlitobel folgt.

Ab Wetterstofel wird das (teils für Viehwirtschaft extrem steile) Gelände extensiv mit Rindern bewirtschaftet, sodass es zwischen den Erlen Wegspuren hat - man folgt am besten den Weidezäunen.

Bei Schafälpli habe ich den Weg verlassen und bin dem Gefühl nach den Hang hochgestiegen. Das wurde oben immer steiler, schliesslich erreichte ich einen markanten Stein und etwas weiter oben, auf rund 2350 m eine kleine Plattform. Erst hier wurde mir klar, dass ich in den falschen Grat eingestiegen war, denn der Risegggrat müsste steil zum Parlitobel abfallen.

Nun sieht dort oben alles fast gleich aus: endlose Hänge an der Grenze zwischen karger Vegetation und Flyschschiefer. Dazu kam, dass sich - entgegen der Vorhersage (bewölkt, aber trocken) ständig Regenfronten und Aufhellungen abwechselten. Bis weit nach Mittag würde sich dieses hässliche Spiel ständig wiederholen, ich wurde sicher sechsmal abgeschifft - und das erste Opfer waren die ausgedruckten Kartenausschnitte ..

Es brauchte einiges an innerer Überzeugungskraft, den Bettel nicht hinzuschmeissen, aber schliesslich stieg ich soweit ab, um zum Risegggrat queren zu können. Der Aufstieg war etwas einfacher (T5- statt T5+) als vorher.
Gemäss "Tradition" gilt P. 2239 als Kotenpunkt "Risegg" für den Grat. Das macht wenig Sinn, P. 2239 ist im Gelände gar nicht auszumachen. Hingegen bildet P. 2359 ein keckes Spitzchen. Seine Schartenhöhe ist nicht berauschend, aber immerhin setzt er sich aus der Umgebung ab.

Anschliessend bin ich auf ca. 2100 m abgestiegen und den felsigen Aufschwüngen entlang gegangen. Hier zahlt es sich aus, die richtige Passage zu wählen, auf der Karte ist nicht ersichtlich, wie steil die Flanken der vielen Tobel sind, die es hier gibt.

Die Querung des Helltobels war insofern eine Herausforderung, als dieses bis weit hinab mit Schnee gefüllt war. Doch ein Test ergab, dass dieser recht gutgängig war, ich konnte das Tobel ohne zu grossen Höhenverlust queren.

Nach einer längeren Passage durch geröll-durchsetzte Weideflächen steilte der Hang nach Stelliboden auf zum Stock-Grat. Auch das ist unten ein knappes, zwischendurch ein guten T5. Ganz oben ist es Gehgelände.
Und auch hier macht die Kote 2401 m als "Stock" keinen Sinn, der höchste der Gratbuckel ist P. 2423.

Bis Böden stieg ich ungefähr der Aufstiegslinie entlang ab, dann folgte ich knappen Viehspuren zur Furt (ca. 1855 m) über den Helltobelbach. Ich plante, ab P. 1888 den Hang quer hinab zum markierten Weg abzusteigen. Vor Ort stellte sich heraus, dass diese Hänge grossräumig von Tros bewachsen sind, eine Querung braucht einiges an Gespür für Geländevorteile.

Doch schliesslich war ich auf dem Wanderweg und dann bei der Schräawislihütte SAC. Das ist eine Unterkunft im Sinne der Hütten-Romantiker: Es ist eigentlich nur ein Raum im Obergeschoss einer Sennhütte. Als ich eintrat, durchfuhr mich ein Schreck: Getränke ja, aber nur so süsses Zeugs. Erst als ich den Raum verlassen wollte, sah ich den "Bölkstoff" auf dem Sims auf der andern Seite.

In Vättis unten gönnte ich mir (ua.) ein Käsebrot. In einer von Alpwirtschaft geprägten Region hätte ich eigentlich einen lokalen Alpkäse und nicht einen Industrie-Emmentaler erwartet ..
Dann besuchte ich am Dorfausgang noch den Container mit der Ausstellung der ETH über Erdbeben.

Meine Liste der St-Galler-Wegpunkte ohne HIKR-Bericht findet man in diesem Kurzbericht.

Tourengänger: PStraub


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