Zum Hasen an der Hogleifa


Publiziert von ABoehlen , 4. August 2019 um 18:14.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:30 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1460 m
Abstieg: 1480 m
Strecke:Wiler (Lötschen) – Bätzla – Chastlerbord – Quelle Schrejende Bach – Nähe Pt. 2767 – Gattustafel – Chipelwald – Kippel, 17 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wiler (Lötschen), Talstation
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Kippel, Dorf
Kartennummer:LK1268 Lötschental

Bezogen auf den Wochentag genau ein Jahr nach der Erkundungstour im Opental, geht es heute wieder ins Lötschental. Dies ist zugleich für dieses Jahr meine erste Tour in den Alpen! Das Ziel ist die Zone hinter der Quelle des Schrejenden Bachs, denn dort soll sich irgendwo eine seltsame Felsformation befinden, die wie ein Hase (oder Kaninchen) aussieht und von Domino am 8. August 2015 fotografiert und auf Hikr hochgeladen wurde. Ausserdem interessiert es mich, wie weit ich mit meinen Alpinwander-Fähigkeiten auf dem Nordostgrat der Hogleifa komme.

Die Anreise über Gümligen und Thun verläuft problemlos; um diese frühe Stunde ist der Lötschberger noch nicht übermässig stark ausgelastet. Auch im Postauto ins Lötschental finde ich gut Platz, obwohl der Bus recht gut mit Wanderern besetzt ist. Ich steige dort aus, wo dies auch die meisten anderen tun, an der Haltestelle Wiler (Lötschen), Talstation. Die Uhr zeigt 08:13 und der Himmel ist wie schon im Berner Oberland, bedeckt.

Während nun alle dem Betonbunker der Lauchernalpbahn-Talstation zustreben, spaziere ich gemütlich durchs Dorf und kaufe in einem Lädeli noch Ansichtskarten. Dann steige ich auf einem Strässchen zur Lonzabrücke hinunter (1389 m), wo die Tour eigentlich schon zu Ende sein könnte, denn eine Verbotstafel informiert, dass der Durchgang für Fahrzeuge und Fussgänger gesperrt ist. Grund ist ein neues Wasserkraftwerk, welches gegenüber in Bau ist. Aber dorthin will ich ja gar nicht! Daher quere ich die Brücke trotz Verbot und biege in den Weg ein, der parallel zum Wilerbach bergauf führt. Keiner hindert mich daran!

Gegenüber meiner älteren LK-Ausgabe hat die Wegführung etwas geändert, aber das ist kein Problem. Dort wo es dann definitiv in den Nidre Wald hinaufgeht, steht ein Wegweiser mit folgender Information:

Nidre Wald
Auf höhe Bätzla 1970 m
endet der offizielle Wanderweg


Das klingt doch vielversprechend!
Also los! Wie viele andere Wege in dieser Gegend zickzackt er in gleichmässiger Steigung den Wald hinauf. So kann man ohne viel Energie zu verpuffen, einige hundert Höhenmeter gewinnen. Dort, wo der offizielle Weg endet, verlasse ich den Wald und betrete den Talkessel Bätzla. Und über mir blauer Himmel und Sonnenschein!

Ich folge nun einer wenig ausgeprägten Wegspur hinüber in den Chipelwald und zum bekannten Holzkreuz beim Gattustafel (1950 m). Im Gegensatz zum letzten Jahr finde ich den Einstieg des Weges in den Gattunbrunnä auf Anhieb und ebenso den Übergang zum Weg Richtung Chastlerbord. Wie ich letztes Jahr festgestellt habe, steht beim Einstieg ein rotes Kunststoffrohr, was eine ausgezeichnete Hilfe ist.

Der Hangweg ist weiterhin begehbar, allerdings oft eingewachsen, teilweise abgerutscht und oft liegen Bäume darüber. Zum Glück handelt es sich dabei um Lärchen; deren Nadeln piksen nicht, wenn man sich durchs Geäst zwängt. Nach Pt. 2120 wird das Gelände einfacher und der Weg besser zu erkennen. Schon höre ich den Schrejenden Bach rauschen. Steil hinauf folge ich ihm zur Quelle (2315 m). Bis hierhin habe ich genau 3 Stunden gebraucht.

Zeit für eine Pause. Die Wasserflasche ist leer und kann nun mit 2 Litern frischem Quellwasser gefüllt werden. Und für den kleinen Hunger habe ich diverses Knabberzeugs eingepackt. Oft schon war ich an diesem Platz und immer wieder ist es ein ganz besonderes Erlebnis, fernab der Zivilisation eine solche Naturschönheit geniessen zu können.

Wie geht es hinter der Quelle weiter? Um die Klärung dieser Frage soll es nun gehen. Dazu krabble ich den Steilhang hinauf und komme bald zum Anfang eines riesigen Talkessels, an dessen Ende die Hogleifa (3278 m) aufragt. Hier im unteren Teil befindet sich eine ausgedehnte Schwemmebene, wo sich während der Schneeschmelze wohl grosse Wassermengen ihren Weg Richtung Tal suchen. Jetzt ist alles trocken und es sieht aus wie ein Wadi in der Wüste. Durch dieses Gelände kann ich mich gut fortbewegen und weiter oben, wo es dann sehr steil wird, ist der Boden wieder grasbewachsen und ohne allzu viel Rutschen gewinnen ich Höhenmeter um Höhenmeter.

Eine von unten gut sichtbare, markante Felsbarriere kann ich an einer günstigen Stelle ohne Probleme durchsteigen und gelange auf einen breiten grasigen Grat, der weiter oben wieder felsig wird. Aber auch dieses Hindernis ist linkerhand gut durchsteigbar, worauf wieder grasiges Gelände folgt, teilweise überraschend flach. Und beim Blick zurück sehe ich ihn:

Den Hasen!

Wahrhaftig, das ist eine ganz erstaunliche Felsformation; die Ähnlichkeit ist verblüffend! Von diesem Anblick kann ich mich fast nicht mehr losreissen. Ist das nun das geheimnisvolle Wesen, welches die Jungwacht Wohlen in ihrem Sommerlager 2017 besiegen sollte, und von dem es heisst:

Nun drehte sie [eine grosse, gehörnte Kreatur] sich mir zu. Mit glühend roten Augen fixierte sie mich.
Das Wesen von Hogleifa hatte mich entdeckt.


Hm, wohl eher nicht, denn der steinerne Hase sieht eher lieblich als furchteinflössend aus. Und Hörner hat er auch keine, bloss zwei lange Ohren…

Eine weitere Frage lässt sich leichter beantworten, nämlich, wie weit hinauf ich noch komme. Der Gipfel der Hogleifa liegt klar ausserhalb meiner Reichweite, aber ich schaffe es bis zu der Stelle, wo der bisher breite Rücken zu einem schmalen, felsigen Grat wird. Die Höhe beträgt rund 2720 m; der auf der Karte vermerkte Pt. 2767 liegt noch ca. 100 Meter in südöstlicher Richtung.

Es ist ein bemerkenswerter Aussichtspunkt, denn nun ist der Blick auch nach Norden frei und in der Tiefe sehe ich das Opental, wo ich vor einem Jahr bei allerdings weniger gutem Wetter herumgekraxelt bin. Auch nach Südwesten kann der Blick ungehindet schweifen, über das Rhonetal hinweg, wo der kahle Illgraben besonders hervorsticht.

Nach einer längeren Pause beginne ich ca. um 13:15 Uhr mit dem Abstieg. Obwohl es keinerlei Wegspuren und auch keine Steinmänner gibt, ist die Routenführung eigentlich logisch und ich komme mehr oder weniger an den gleichen Stellen vorbei wie beim Aufstieg. Gegen die Schwemmebene hin laufe ich aber in der direkten Linie bergab und nicht im Zickzack wie beim Aufstieg. Dies wird mir dann in den Folgetagen Muskelkater in den Oberschenkeln bescheren…

Von der Quelle folge ich wiederum dem Hangweg bis Gattunbrunnä, wo ich dann direkt zum Pt. 1927 absteige und den breiten Weg durch den Chipelwald einschlage. Die Beine sind nun doch recht müde und auf dieser breiten Waldstrasse läuft es sich fast von selber.

Bei der Brücke über die Lonza erreiche ich mit 1345 m den tiefsten Punkt, danach folgt noch der Aufstieg nach Kippel, wo ich um 15:25 Uhr die Postautohaltestelle «Dorf» erreiche. Und eine Viertelstunde später kommt der Bus bereits und hat noch viel freien Platz. Dies dank einem kurz zuvor durchgerauschten Direktkurs, welcher die sicherlich zahlreichen Lauchernalpbahn-Benutzer aufgenommen hat. Bestimmt war dort oben und auch auf dem Höhenweg ordentlich Betrieb. Ich bin dagegen – wenig überraschend – den ganzen Tag keiner Menschenseele begegnet! Wieder einmal durfte ich ein faszinierendes Stück Lötschental voller Überraschungen erleben!

Tourengänger: ABoehlen


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