Noch ein verborgenes Tal: Das Opental


Publiziert von ABoehlen , 5. August 2018 um 11:27.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:31 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1330 m
Abstieg: 1460 m
Strecke:Kippel – Chipelwald – Gattunalp – Discheltschuggen – Opental – Chastlerbord – Chastlerwald – Goppenstein, 17 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Kippel
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Goppenstein
Kartennummer:LK1268 Lötschental

Beim gegenwärtigen Wetter findet sich eine Abkühlung nur in der Höhe. Da aber Ferienzeit ist, gilt es, das Wanderziel sorgfältig auszuwählen, will man sich nicht inmitten anderer Abkühlung Suchender wiederfinden. Ein sicherer Geheimtipp ist da die Lötschental-Schattseite, da es dort keinerlei Zufahrtsstrassen und Aufstiegshilfen gibt und alle Touren zwingend vom Talgrund aus erfolgen müssen. Solch lange Aufstiege sind nicht jedermanns Sache, daher findet man dort in der Höhe seine Ruhe.

Ich reise mit der frühestmöglichen Verbindung an und kann schon um 08:03 Uhr in Kippel starten. Ausser mir steigt niemand aus dem ohnehin noch schwach besetzten Postauto aus. Durch die engen Gässchen steige ich zur Lonzabrücke hinunter (ca. 1345 m), wo der Aufstieg beginnt. Diese Strecke ist mir von der Tour vom 19. Juli (Goppenstein – Gattunalp – Kippel – Goppenstein) noch gut in Erinnerung. Sie verläuft unspektakulär in weiten Kehren durch den Wald aufwärts. Jetzt in den Morgenstunden ist es schattig, kühl und sehr angenehm. Nach 90 Minuten bin ich auf der Gattunalp (1927 m), wo die Sonne hinter den Bergen hervorkommt. Weiter geht es auf dem markierten Weg Richtung Bätzla, wo ich beim Holzkreuz aber rechts abbiege und etwas suchen muss, bis ich die richtige Spur finde, die in den Talkessel von Gattunbrunnä leitet. Dabei komme ich in eine Zone, wo viele Bäume am Boden liegen, die wohl von Lawinen im letzten schneereichen Winter dahingerafft wurden. Irgendwo muss dann der Übergang auf den Weg nach Chastlerbord erfolgen, aber ich finde den Einstieg in diesem unübersichtlichen Gelände nicht mehr. Im Gattunbrunnä fliesst derzeit recht viel Wasser, obwohl diese Zone gemäss Landeskarte eigentlich trocken sein müsste. Nach einigem erfolglosen Rumkraxeln in mühsamem Alpenrosengestrüpp gebe ich das Vorhaben auf und kehre zum Bach zurück. Der ausgewertete GPS-Track wird mir später zeigen, dass ich etwas zu hoch war, mich aber dem gesuchten Weg bis auf rund 30 Meter genähert habe.

Ein Plan B ist rasch konstruiert. Einfach mal diesem Bach folgen, und sehen, wo er herkommt. Auf der Karte sieht zwar das Gelände im Bereich Discheltschuggen recht grimmig aus, aber es sind auch Wegspuren eingezeichnet, sodass vermutlich ein Durchgang existiert. Interessanterweise stosse ich auch im Talgrund bald auf eine teilweise sehr deutliche Spur, der ich aufwärts folge. Zuvor fülle ich die bereits leere 2 Liter-Flasche mit Wasser aus dem Bach, auch wenn man das eigentlich nicht tun sollte. Die Gefahr, sich hier irgend einen Käfer einzufangen, scheint mir aber recht gering zu sein.

Der Aufstieg durch die Steilstufe der Discheltschuggen ist steil und sehr anstrengend. Die Sonne verbirgt sich zwar meist hinter den Wolken, die sich bereits über den Bergen gebildet haben, aber schweisstreibend ist es dennoch. Ich münde dann in die in der Karte als Wegspur verzeichnete Verbindung, die in Wirklichkeit ziemlich deutlich und sogar weiss-blau-weiss markiert ist. Sie schlängelt sich vorbei an zahlreichen Eingängen zu Murmeltierbauen und um Felsbänder herum bis ich mich unvermittelt auf einer grossen Hochebene wiederfinde, die komplett mit Gesteinstrümmern bedeckt ist. Vor meiner Nase ragt das Felsmassiv der Hogleifa in den Himmel und linkerhand öffnet sich ein verborgenes Tal; das Opental.

Die weiterhin markierte Spur führt über den das Tal nordwärts begrenzenden Rücken, aber ich finde es spannender, auf dem Grund zu bleiben und dieses unbekannte Tal zu erforschen. Das Gelände erinnert mich ans Brünnlital und auch hier komme ich auf den groben, verkeilten Blöcken gut voran. Ich passiere Pt. 2367 (nur auf LK25 ), eine kleine Ebene aus Sand und Kieselsteinen, worauf sich das Tal verengt. Ein bescheidener Pflanzenbewuchs deutet darauf hin, dass hin und wieder Wasser durch diesen Graben abfliesst, aber sonst ist das Opental ein reines Trockental. Nach gut 100 Metern Aufstieg erreiche ich den Grat und stosse wieder auf den Alpinwanderweg. Hier bietet sich ein herrlicher Überblick über das Lötschental.

Inzwischen ist es Mittag geworden und Zeit für eine Pause. Die Sonne wird nun völlig durch immer dichter werdende Wolken verdeckt. Eigentlich war doch von Gewittern bei den Wetterfröschen keine Rede, aber ob das stimmt? Besser ist es wohl, allmählich den Rückweg anzutreten. Dazu folge ich dem Weg über den Rücken, dessen nördliche Fortsetzung Bätzlerrigg heisst und steige dann wieder auf demselben Weg ab, auf dem ich hochgekommen bin, bleibe dann aber auf dem markierten Weg, der ziemlich spektakulär durch die zerrissene Nordflanke des Gattunmandli führt. Die auf meiner Kartenausgabe (1993) verzeichnete Spur zu Pt. 2199 kann ich allerdings nicht finden, daher entscheide ich, direkt weglos abzusteigen, was ohne grössere Probleme klappt. Wie erwartet lande ich auf dem Weg, der dann durch das Gebiet Chastlerbord zurück nach Gattunbrunnä führt. Diese von mir in den 90ern und frühen 2000ern gelegentlich begangene Verbindung ist auch nicht mehr in bestem Zustand, aber insgesamt noch passabel zu begehen. Dort wo sie im Gattunbrunnä endet, steht ganz in der Nähe ein rotes Kunststoffrohr. Dieses muss man also suchen, um in der Gegenrichtung den Einstieg zu finden! Zurück bei Pt. 1927 fülle ich die bereits wieder leere Flasche nochmals auf, denn das Wasser scheine ich zu vertragen.

Für den Abstieg benutze ich diesmal den Weg durch den Chastlerwald, der schmaler und etwas kürzer, dafür steiler ist als jener durch den Chipelwald. Er endet in Bifig (1572 m), wo ein Fahrsträsschen hinaufkommt. Das Problem ist nun, dass man dieser Strasse bis Kippel folgen muss, und dann auf dem Talweg alles wieder zurück, um nach Goppenstein zu gelangen. Ein ziemlicher Umweg! Könnte man nicht einfach direkt durch den Wald hinunter? Sieht zwar auf der Karte ordentlich steil aus, könnte aber dennoch klappen, besonders dicht ist der Unterbewuchs in diesen Wäldern ja nicht. Nach dem Motto «Probieren geht über Studieren» steige ich in den unbekannten Wald ab. Naja… Schön ist das nicht, aber es geht. Die Neigung beträgt teilweise gut 100% und das ganze dürfte etwa einem T5 entsprechen. Dafür erreiche ich nach rund 200 Metern Abstieg den Talweg dort, wo er oberhalb des Stausees in den Wald eintaucht. Und von dort ist es gar nicht mehr weit bis nach Goppenstein, wo ich etwa um 15:10 Uhr eintreffe. Nach dem Umziehen im sehr komfortablen WC der BLS genehmige ich mir eine der berühmten Käseschnitten in der gemütlichen Gaststube des Felsheims. Nach dieser ziemlich harten Tour ist das genau das richtige, um wieder zu Kräften zu kommen und den Wandertag in der kühlen Bergwelt ausklingen zu lassen. Ach ja, fast hätte ich es zu erwähnen vergessen, aber wie eingangs erwähnt, ist diese Gegend ein echter Geheimtipp und ich bin auf der ganzen Strecke keiner Menschenseele begegnet!

Tourengänger: ABoehlen


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